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2130 PAPIER-ZEITUNG Nr. 102/1917 mitunter wirft. Nicht nur durch abreißende Papierbändchen, sondern auch durch nicht ganz zylindrisch laufende Zirkelmesser bilden sich häufig sog. Wickel. Wenn ein Bändchen bricht, wird es entweder in die Nuten der Untermesser hineingezogen, oder es klemmt sich an der Stelle, wo ein schwankendes Obermesser den Zwischenraum mit seinem Nachbarmesser etwas weiter verringert, zwischen diese beiden Zirkelmesser, wird mit hoch genommen und wickelt sich um die Obermesserwelle herum. Setzt die Bedienung die Maschine nicht sofort still, oder gelingt es ihr nicht, mittels eines Schraubenziehers das verwickelte Bändchen herauszustoßen, wobei übrigens sehr häufig starke Messerbeschädigungen auftreten, so wird das Bändchen ent weder die Nut zwischen zwei Untermessern oder den Zwischenraum zwischen zwei Zirkelmessern anfüllen, bis der Riemen der Maschine abgeworfen wird, oder was häufiger vorkommt, die Obermesserwelle wenigstens auf der einen Seite herausspringt. Da die Obermesserwelle nach oben hin nicht federnd gelagert ist, ist es klar, daß in einem solchen Falle die meisten Zirkelmesser, wenigstens diejenigen, welche dann oben auf den Nutzmessern zu laufen kommen, stumpf werden, oder ganz ausgebrochene Schnittkanten bekommen. Beim eigentlichen Jagenberg-Messersatz werden die Messer nicht geschliffen, sondern es werden die Messerwellen in die Drehbank gespannt und die Tellermesser an der kleinen die Dicke des Bleches darstellenden Schnittfläche p (Bild 1) abgedreht, und auf der Unter messerwelle wird dieselbe seitliche Schnittfläche, die bei den Nutmes sern der anderen Systeme geschliffen wird, ebenfalls hohl abgedreht. Diese Arbeit muß natürlicherweise ganz genau vorgenommen werden, weil der umgebördelte, etwas zu weit abgedrehte Rand keine Berüh rung mehr mit der scharfen Kante der unteren Nut finden würde. Viel wichtiger aber ist es noch, die Nuten der Untermesserwelle überall gleich weit abzudrehen, denn sie besteht aus einem Stück, und ein allzu großer Fehler wäre nicht wieder gut zu machen. Etwa j eden Monat einmal bringt man beide Wellen auf die Drehbank. Die Schnittkanten werden deshalb nicht so leicht stumpf, weil die Gußstahlwelle aus viel härterem Material als die Stahlblechscheiben besteht. Bild 11 Das Neueste auf dem Gebiete der Feinschnitt-Zirkelmesser, ein patentiertes Erzeugnis der Fa. Klingelnberg in Remscheid, ist in Bild 11 veranschaulicht. Genau wie beim Zirkelmesser der Rheydt- schen Maschinen- und Apparatebauanstalt (Bild 5) fällt auch bei diesem Messer der zweite Teil des Gestells weg, aber das Zirkelmesser lehnt sich hier nicht an den Rücken der Fassung des vorhergehenden Messers, sondern (wie in Bild 2) an d an. Die Spiralfederschnur ist bei dieser neuesten Messerbauart durch einen elfzackigen Stahlfeder stern ersetzt, dessen leicht abgebogene Zacken q für die Federung des vorausgehenden Zirkelmessers sorgen. Das Messer nimmt den denkbar geringsten Raum ein, Und man kann damit bequem 3 mm breite Papierröllchen schneiden. Das dazu gehörige Untermesser ist genau so gearbeitet, wie die eingangs besprochenen Nutmesser, z. B. das in Bild 3 gezeigte. Ing. M. Die deutsche Faserstoffausstellung, die Anfang Februar 1918 in Berlin eröffnet werden soll, (s. Nr. 97 S. 2018), findet nach den bis jetzt erfolgten Anmeldungen der Aussteller in allen beteiligten Kreisen größte Beachtung. Die Bedeutung, die von Fachleuten und Volks wirtschaftlern einer lückenlosen Vorführung der technischen Er rungenschaften unserer jungen Faserstoffindustrie beigemessen wird, zeigt sich deutlich in dieser Beteiligung. Es kann schon heute als sicher gelten, daß die große Ausstellungshalle am Zoologischen Garten Vollständig belegt sein wird. Ausbau und Spaltung des Juteverbands? Aus Berlin, 14. Dezember, wird der Frankfurter Ztg. geschrieben: „Eine kürzlich durch die Presse gegangene Mitteilung beschäftigt sich mit Schwierigkeiten bei der Verlängerung des Juteverbands und sagt, sie seien durch einen Patentprozeß in Sachen der Textilit- (Jute-Ersatz-) Herstellung vermehrt worden. Das ist nach Erkun digung nicht zutreffend. Der Rechtsstreit, den eine bekannte Spin nerei angestrengt hat und jetzt in zweiter Instanz verfolgt, bezweckt anscheinend nur die Klarstellung darüber, ob die fabrikatorische Verwertung der von dieser Firma benützten Lizenz auf ein englisches Textilit-Vci fahren Kollisionen bringt mit dem österreichischen Ver fahren von Steinbrecher, nach dem etwa 20 deutsche Spinnereien, die in der Textilit G. m. b. H. vereinigt sind, arbeiten. Diese 20 Spinner stellen nur einen Teil der im Juteverband zusammengeschlossenen 36 Firmen dar, und der Patentstreit berührt den Verband als solchen nicht. Was im Juteverband vorliegt, ist folgendes: Der Verband lief jeweils bis zum 31. Dezember, pflegte von seinen Mitgliedern jeweils gekündigt und nach Revision der Verträge durch Rücknahme der Kündigungen erneuert zu werden. Dieser Erneuerung haben sich auch jetzt die meisten Firmen angeschlossen. Fünf aber stehen aus, haben die Kündigung nicht zurückgezogen und werden es voraussichtlich auch bis Ende Dezember kaum sämtlich nachholen; sie können angeblich auch nachher noch zu gleichen Bedingungen eintreten. Diese fünf Firmen sind: Deutsche Jute spinnerei A.-G. in Meißen, Bremer Jutespinnerei A.-G., Hanseatische A.-G. Delmenhorst, Jutespinnerei Hamburg-Harburg A.-G. und Max Bahr in Landsberg. Der Widerspruch richtet sich gegen eine Neuerung von grundsätzlicher Bedeutung. Die Mehrheit des Ver bandeshat den Ausbau des losen Zusammenschlusses zu einem festeren Verbände mit Syndizierung des Einkaufs der Rohjute und des Ver- kaufs sowohl der Ersatz- wie der Juteprodukte im Auge. Die Satzun gen des am 1. Januar 1918 beginnenden neuen Verbandes sehen diese Ausgestaltung bindend für alle Mitglieder vor, wenngleich der Ein- und Verkauf von Jute jetzt noch nicht praktisch wird, sondern erst wieder, wenn die indischen Rohmärkte für uns offen und die Valuta beschränkungen gemildert sind. Der neue Syndikatsvertrag läuft nur auf zwei Jahre, wird also zunächst im wesentlichen nur auf die Ersatzstoffe Einfluß gewinnen. Doch erhoffen die Beteiligten seine spätere Verlängerung, da er erst dann seine eigentlichen Aufgaben, die in rationellster Eindeckungs-, Herstellungs- und Verkaufswirt schaft bestehen sollen, im Rahmen des eigentlichen Jute-Geschäfts erfüllen könnte; heute sind die deutschen Jutefabriken tatsächlich Papier-Verarbeiter, weil die Textilite zu 60 bis 70 v. H. aus gedrehtem (gesponnenem) Papier und zum Rest aus Flachs-Rückständen usw. bestehen. Der ausgebaute Verband soll aber in erster Linie die Wieder kehr früher kampfähnlicher, vorübergehend auch verdicntsloser Zustände im Jute-Geschäft verhindern, d. h. die jetzt im Kriegs- und Ersatzfach gewonnene gute Verdicnstbasis aufrecht erhalten. Gleich den Kriegssyndikaten anderer Geschäftszweige soll er den Wettlauf um Rohware in der Uebergangszeit verhindern; er würde auch den Betrieb unter die engere Kontrolle der Fabrikanten stellen. Deshalb ist geplant, sowohl mit der Vereinigung der Jutehändler (Hamburg) wie mit derjenigen der Sackhändler, die hiernach also nicht ausgeschaltet werden sollen, wie ferner mit bestimmten Ab nehmer-Syndikaten (Thomasmehl-Gruppe z. B.) zu bestimmten Ver trägen zu kommen, auch mit dem Emsdettener Verband reiner Weber. Diesen weittragenden Neuerungen, die das künftige Jutekartell organisatorisch in eine Reihe stellen würden mit den weitschichtigen Syndizierungen großer durchorganisierter Fach Industrien, scheinen die fünf Außenseiter, soweit sie nicht noch beitreten, zu wider streben. Kämpfe zwischen Verband und künftigen Außenseitern erscheinen daher jetzt oder später, wo die halbbehördlichen Zentral stellen fortfallen, nicht ausgeschlossen; sie würden zuerst wohl in Jute-Ersatzgewcben zu spüren sein.” Als Band 8 des Schriften des Vereins der Zellstoff- u. Papierchemiker erschien in unserem Verlage Herstellung der Sulfitlauge von Dr. Hans Remmler ==== Preis gebunden 5 Mark (Teuerungazuschlag 10 v. H.) - Diese Schrift hat einen Umfang von 61 Seiten mit 14 Abbildungen Verlag der Papier-Zeitung, Berlin SW 11