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PAPIER-ZEITUNG Nr. 101/1017 Bild 2 aus den nachfolgenden Jahrhunderten. Eine X Bild 2 zeigt ein Hauboldsches Messerpaar und Bild 3 ein Goebel- sches Untermesser (in Ansicht und Schnitt, natürl. Größe). Das Obermesser besteht aus dem kranzförmigen Zirkelmesser a, das in der Nut der zweiteiligen, verschraubbaren Fassung b sitzt und von der Spiralfeder c an den Teil d der Fassung gepreßt wird. Die Fassung sitzt mittels einer Keilnut, der eine Keilbahn entspricht, fest auf der Achse, und damit sich deren Drehung auch auf das lose zwischen den beiden Teilen der Verschraubung liegende Zirkelmesser überträgt, besitzt es einen kleinen Einschnitt für den Mitnehmerstift f. Fortsetzung folgt. Aus den Typographischen Gesellschaften Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Die im stadtgeschicht lichen Museum der Stadt veranstaltete Lutherausstellung, die Bibel- ausstellung in der Gutenberghalle sowie die Lutherausstellung in Erfurt gaben dem Vorsitzenden den Stoff zu einem Bericht über das, was die genannten Ausstellungen aüfweisen. In der erstgenannten Ausstellung ist der gesamte Lutherbesitz Leip zigs gezeigt, darunter die zahlreichen Leipziger und Wittenberger Reformationsdrucke. Die ' Erfurter Ausstellung ist im ganzen übersichtlicher und mehr nach historischen Grundsätzen ange ordnet. Die Bibelausstellung, die vom Mu seumsdirektor Professor Dr. Schramm veran staltet wurde, darf aber wohl als bedeutendste Darbietung und Huldigung zum Reformations jubiläum angesehen werden; sie vereinigt eine Fülle von Blättern und Bänden aus der vor- gutenbergischen Zeit, aus Gutenbergs Zeit und siehe Bild 1. Immer greifen die Obermesser (bei Goebel und Haubold sog. Zirkel-, bei Jagenberg Teller-Messer) in die Nut der Untermesser- welle ein. Die für Goebel und Hauboldsche Maschinen Verwendung findenden Messer unterscheiden sich nur durch verschiedene Größe voneinander. Während das Hauboldsche Obermesser nur wenige Millimeter größer ist, als das Goebelsche, hat das Untermesser einen beinahe doppelt so großen Umfang. Einzelbesprechung zahlreicher Stücke folgte dann, u. a. wurden die ausgestellten etwa hundert verschiedenen fremdsprachlichen Bibel drucke der Missionsgesellschaften gewürdigt, ebenso die hauptsächlich wissenschaftlichen Zwecken dienenden Bibeldrucke der Offizin W. Drugulin in Leipzig, ferner die ausgestellten Prachtbibeln aus_älterer und neuerer Zeit. Am 7. Novmber wurde die auf Grund der Bibelausstellung in der Gutenberghalle aufge worfene Frage erörtert, ob die alten Drucker bei der Herstellung ihrer Druckwerke auch Künstler als Mitarbeiter herangezogen haben oder nicht. Der Vorsitzende gab eine Uebersicht über das, was die Geschichtswerke über den Buchdruck des 15. Jahrhunderts berichten. Danach bleibt es fraglich, ob Künstler die Vorarbeit zu den Werken übertragen erhielten. Die Handschriften maler (Ministoren) dürften ihre Arbeiten bis auf bildliche Darstellungen allein vollendet haben, Gutenberg und Schöffer haben vermutlich ihre in typographischer Hinsicht einfachen Werke auch selbständig angeordnet, dagegen ist wohl anzunehmen, daß zur Festlegung der Ausstattung späterer Druckwerke mit reicherem Zierat Künstler herangezogen wurden. Die Malerschulen haben sich wohl-ausschließlich mit dem Entwurf der Titel, Initialen und Leisten befaßt. Hier und da ist auch vermerkt, daß die Druckwerke unter den Augen des Verfassers entstanden sind, nirgends wird aber die Mitarbeit der Künstler erwähnt. Die in der Bibelausstellung ausliegen den zahlreichen Druckwerke lassen die Tätigkeit der heutigen Druckerrecht begrenzt erscheinen, denn es kommt wohl kaum vor, daß heute eine Druckerei die vollständige Anordnung etwa einer Prachtbibel, wie sie das 15. und 16. Jahrhundert in großer Zahl aufweist, über nimmt und durchführt. — Am 28. November wurde die Ausstellung moderner Bibeln und Gesangbücher eingehender besprochen und dabei darauf hingewiesen, daß die sogenannten neudeutschen Schriften lediglich in dekorativer Hinsicht für die Herstellung solcher Druck werke geeignet erscheinen, nicht aber im praktischen Sinne, denn das Kirchenbuch im allgemeinen sollte in der Schrift das höchste Maß von Lesbarkeit aufweisen.