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2062 PAPIER-ZEITUNG Nr. 99/1917 sowie die Umsetzung des Sulfates die richtige ist, denn dann hat man es nur mit geringen Mengen von schwefliger Säure — event: auch von Terpentinöldämpfen beim Kochen von Nadelholz — zu tun, welche beide den Lungen sogar zuträglich sind, nicht minder auf Haut- erkrankungen usw. heilend einwirken. Als ich meine ersten Eindampföfen mit Scheibenverdampfern — etwa gleichzeitig, aber auf wesentlich andere Art wie Enderlein -- aüsstattete, machte ich die'Beobachtung, daß sich bei denselben eine Masse ausschied, 'welche wie beste böhmische Braunkohle aussah; es waren nur organische Substanzen mit ganz wenig'beigemengter Soda, welche sich klar in Wasser lösten; ich bin nicht wieder dazu gekommen, diese—• sicher humusartigen — Stoffe genau untersuchen zu können; vielleicht geben sie einen guten Dünger für humus- armn Boden ab. Außerdem, wird in meinen mehrfach verbesserten Eindampföfen die Hauptmenge der aus dem Stroh aufgelösten Kieselsäure fort dauernd selbsttätig und kostenlos ausgeschieden, welche sonst im weiteren Verlaufe der Fabrikation recht schwere Betriebsstörungen und Kosten herbeiführen kann. Zur Frage 10. Reinigung von Sulfat-Terpentinöl. Bei der Belichtung in hellen Glasflaschen wird Ozon gebildet, .welches die übelriechenden Schwefelverbindungen zersetzt. Man kann den Vorgang beschleunigen, wenn man dem Terpentinöl Chlor kalklösung zufügt und beides öfter durchschüttelt. Ich beantworte auch gleich die zur Hauptversammlung am 4. Dezember gestellten Fragen 1 und 3, soweit meine Erfahrungen dazu ausreichen. 1. Wenn man besonders harzhaltigen Sulfitzellstoff bleichen und verarbeiten muß, so hilft das mir patentierte Bleichverfahren ausgezeichnet, indem durch die Zwischenbehandlung des ange bleichten Stoffes Harz und andere störende, gummiartige Stoffe gelöst und entfernt werden, welche sonst das Bleichen erschweren, es geradezu verhindern können. Dabei wird der Stoff beim nach folgenden Fertigbleichen nicht bloß viel reiner weiß, sondern er bleibt es auch; d. h. er gilbt dann weder als solcher, noch im daraus gefer tigten Papiere wieder nach, außerdem spart man mindestens ein Drittel der sonst erforderlichen Menge an Chlorkalk. Man kann mit demselben Nutzen auch alle andern Zell- und Lumpenhalbstoffe nach dem gleichen Verfahren bleichen. 3. Nach meinen Erfahrungen entstehen die üblen Gerüche beim Sulfatverfahren vor allem in denjenigen geschlossenen Apparaten, in denen Schwarzlauge erhitzt wird um so stärker, wenn das Sulfat nicht in reines Schwefelnatrium umgesetzt worden ist, sondern sich dabei alle möglichen Zwischenverbindungen gebildet haben. Dies geschieht, wenn der Sodaofen zu heiß geht. In diesem Falle kann also auch der Scheibenverdampfer von Enderlein bei zu hoher Temperatur arbeiten und dann wohl nicht normale Umsetzung des Sulfates ver ursachen. Der Scheibenverdampfer soll möglichst in noch nicht konzentrierter Ablauge arbeiten und in dieser so tief eintauchen, daß er immer gehörig abgekühlt wird und nicht über die Kochtemperatur der Ab laugen erhitzt werden kann; dann wirkt er um so besser, verdampft also -iel mehr. Zudem arbeiten die Oefen meiner Kon struktion völlig geruchfrei und explosionssicher und nutzen die Heizgase so weit aus, als es irgend nur möglich ist; dadurch unter stützen sie sogar den Zug so bedeutend, daß an die Schornsteine keine sehr hohen Anforderungen mehr gestellt zu werden brauchen. Th. Knösel, Neustadt, Westpr . Nichtiges Sulfitsprit-Patent Das Stockholmer Rathausgericht hat, wie wir vor einiger Zeit meldeten, der Nichtigkeitsklage des schwedischen Brennerei-Vereins stattgegeben und das der Aktiengesellschaft Ethyl gehörige Patent betreffend Sulfitspiritusherstellung für nichtig erklärt. Dieses Patent wurde unter Nr. 26825 an J. H. Wallin mit Wirkung vom 11. März 1907 erteilt. Es lautete Verjähren, Alkohol aus der Ablauge von Sulfitfabriken darzustellen. „Die vorliegende Erfindung bezweckt ein Verfahren, aus der Ablauge von Sulfitfabriken Alkohol darzustellen. Das Verfahren besteht darin, die Lauge ohne vorbereitende Behandlung durch direktes Naturälisieren oder Lüften derselben (oder beide Operationen zu sammen) gärbar zu machen und sie darauf zu vergären. Nach stehendes diene als Beispiel dafür, wie dieses Verfahren praktisch ausgeführt werden kann. Die Lauge wird mit Kalk neutralisiert, wobei ein Ueberschuß an Kalk mit Kohlensäure neutralisiert werden kann, mit geeigneter Hefe versetzt und vergoren, worauf der Alkohol abdestilliert wird. Die Neutralisierung der Lauge kann auch mit kohlensaurem Kalk oder Kreide erfolgen. In geeigneten Momenten dieser Operation kann außerdem eine Filtrierung vorgenommen werden, teils zwecks Nutz barmachung des Niederschlages, teils um eine klare Maische zu erhalten, Ferment (z. B. etwas Malz, das das erforderliche Ferment enthält) zugesetzt werden, um den Zuckergehalt zu erhöhen, Kochung bei hoher Temperatur von Hochmoortorf, Sägespänen oder der gleichen in der Lauge vorgenommen werden, damit diese Stoffe teil weis zersetzt werden und gleichfalls den Zuckergehalt vermehren sollen. Patentansprüche: 1. Verfahren, Alkohol aus der Ablauge von Sulfitfabriken darzustellen, darin bestehend, die Lauge durch direktes Neutralisieren oder Lüften derselben (oder beide Operationen zu sammen) ohne vorbereitende Behandlung gärbar zu machen und sie darauf zu vergären. 2. Bei dem in Patentanspruch 1 angebenen Verfahren die folgenden Verfahren, einzeln für sich oder zusammen in verschiedenen Kombinationen in geeigneten Momenten des Verfahrens nach dem genannten Anspruch vorgenommen, nämlich Filtrierung, Zusatz von Ferment, Kochung bei hoher Temperatur von Hochmoortorf, Säge spänen oder dergleichen in der Lauge.” Das Urteil, mit dem das Patent'vom Rathausgericht, Stock holm, für nichtig erklärt wurde, hat, (wie die Brennerei-Zeitung berichtet), folgenden Wortlaut: „Da durch die von dem Kläger, den! (Schwedischen Brennerei verein ohne persönliche Haftung in der Sache vorgebrachten Ermitte lungen als bewiesen angesehen- werden muß, daß das „Verfahren, Alkohol aus der. Abfallauge von Sulfitfabriken" herzustellen, worauf das König!. Patent- und Registeramt am 26. April 1909 auf Anmeldung des Ingenieurs Johann Hugo Wallin das in Rede stehende, auf die Beklagte, Aktiengesellschaft Ethyl, später 1 ■ übertragene Patent Nr. 26825 bewilligt hat, bereits vor Eingang der erwähnten Anmeldung bei der Patentbehörde so beschrieben worden ist; wie im § 3 der Königl. Verordnung vom 16. Mai 1884, betreffend Patente, gesagt wird, und deshalb das erwähnte Herstellungsverfahren nicht hätte als neue Erfindung angesehen werden müssen, also und da das Patent infolgedessen nicht hätte erteilt werden dürfen, so wird dasselbe gemäß § 18 der vorerwähnten Königl. Verordnung vom Rathausgericht für ungültig erklärt; und soll die Beklagte als Ersatz für Prozeßkosten den als ange messen angesehenen Betrag von zweitausend Kronen sowie die von dem Kläger für Protokollgebühren in der Sache nachweislich aus gelegten Beträge an den Kläger erstatten.” Für jeden Gärungs-Fachmann ist es kaum verwunderlich, daß die Aufhebung des Patentes nunmehr erfolgte, kaum begreiflich aber bleibt es, daß dieses Patent seinerzeit überhaupt erteilt werden konnte. Papierholz in Kanada Die ständig fortschreitende Entwickelung der Papierstoff- und Papiererzeugung in Kanada hielt auch im Jahre 1916 an. Im Betrieb waren 49 Fabriken gegen 50 im Jahre 1915; der Gesamtverbrauch an Papier holz sowie der Gesamtwert des verarbeiteten Holzes über- traf dagegen den des Vorjahres. Im Jahre 1916 bezifferte sich der Gesamtverbrauch auf 1 764 912 Cords (zu 128 Kubikfuß) im Werte von 13 104 458 Dollar gegen 1 405 836 Cords im Werte von 9 426 217 Doll ir im Jahre 1915. Unter Hinzurechnung der Ausfuhr mit 1 068 207 Cords im Werte von 6 866 669 Dollar ergab sich mithin eine Gesamt- erzeugung an Papierholz von 2 833 119 Cords im Werte von 19 971 127 Dollar. Dies bedeutet eine Steigerung um 25,5 v. H. der Menge und um 28,1 v. H. dem Gesamtwert nach gegenüber dem Jahre 1915. Von den 5 an dieser Industrie beteiligten Provinzen steigerten Quebec, Ontario und Britisch Columbien ihre Erzeugung erheblich, dagegen blieben Neu Braunschweig und Neu Schottland hinter dem Vorjahr zurück. Der Durchschnittswert des Papierholzes am Fabrik ort stieg um 71 Cent für 1 Cord über den des Jahres 1915. Durch die drei chemischen Verfahren wurde früher in Kanada mehr Holz verbraucht als auf dem mechanischen Wege: bei den chemischen Verfahren wurden verbraucht 937 654 Cords und bei dem mechanischen 827 258 Cords. Bei deth Sodaverfahren zeigte sich eine leichte Zunahme, sie war beträchtlich bei dem Sulfat verfahren und ganz bedeutend bei dem Sulfitverfahren, die sich von 470 949 Cords im Jahre 1915 auf 727 945 Cords im Berichtsjahr stellte. Die Menge des zu Papierstoff verarbeiteten Holzes gegenüber dem in unverarbeitetem Zustand ausgeführten ist ständig gestiegen. Im Jahre 1901 wurden in Kanada 482 777 Cords zu Papierstoff verarbeitet und 794 896 Cords unverarbeitet ausgeführt; im Jahre 1912 betrugen die entsprechenden Mengen 866 042 und 980 868. Im Jahre 1913 wurde schon mehr Papierholz verarbeitet als ausge- führt, und von da ab übertraf die Verarbeitung des Holzes im Lande dauernd die Ausfuhr. Im Jahre 1916 betrug die Verarbeitung 1 764 912 Cords, die Ausfuhr dagegen nur 1 068 207 Cords. (Nach The Board of Trade Journal.) Frankreichs Papier-Erzeugung im Krieg Die norwegische Tageszeitung Verdens Gang vom 11. November 1917 berichtet: Die französischen Papierfabriken haben ihren Betrieb wegen Arbeitermangels stark einschränken müssen. Schon in der ersten Zeit des Krieges wurde Zeitungspapier knapp, deshalb wurde der Zoll um 60 v. H. herabgesetzt. Im August 1915 wurde der Zoll auf Druckpapier und Holzzellstoff auf 5 v. H. des ursprünglichen herab gesetzt; er betrug damit für Druckpapier nur noch 50 Cts. statt 10 Frs., für Zellstoff 10 Cts. statt 2 Frs., für Holzschliff 5 Cts. statt 1 Fr. für 1 dz. Die Folge davon war, daß starke Einfuhr aus Holland, Schweden und Norwegen einsetzte, zum Schaden der französischen Papiererzeugung. Da der Zellstoff, der nicht zur Herstellung von Zeitungspapier diente, zu den alten Sätzen verzollt werden mußte, erhöhten die ausländischen Stoffhändler die Preise für Papierstoff und ließen selbst Papier herstellen, wodurch die französischen Papier fabriken, die ausländischen Zellstoff verarbeiteten, in sehr schwierige Lage gerieten. Wahrscheinlich haben nur die großen Verfrachtungs schwierigkeiten verhindert, daß der Markt vollständig vom auslän dischen Papier beherrscht wurde. Mitte 1916 hatten sich die große*