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1946 PAPIER-ZEITUNG Nr. 94/1917 Neue Sulfitstoffabrik an der Weichsel In Ihrer Nr. 90 vom 11. November 1917 lesen wir zu unsere’ großen Ueberraschung die Bemerkungen Ihrer Schriftleitung zu dem Artikel, welcher Ihnen über „Neue Sulfitstoffabrik an der Weichsel” eingesandt wurde. Mit diesem Artikel wird jeder, der über die Lage der Zellstoffindustrie einigermaßen unterrichtet ist, in der Hauptsache einig gehen, abgesehen von einigen Ausführungen, die nicht allgemein zutreffen, und bis auf den fehlenden wichtigen Hinweis, daß infolge der durch die lange Dauer des Krieges ent standenen neuen ausländischen Mitbewerbung nicht allein in der Zellstoff-, sondern auch in der Papier- Industrie große Einschrän kungen im Export eintreten werden. Nachdem die bestehenden deutschen Zellstoffabriken gegenwärtig infolge Mangels an Arbeitern und Rohmaterialien nur rund 50 v. H. ihrer Erzeugungsmöglichkeit erreichen, bedarf es wohl keiner Beweisführung, daß es richtige.' ist, die stilliegenden Zellstoffanlagen in Betrieb zu setzen, als eine neue Zellstoffabrik zu errichten. Entgegen der Ansicht Ihrer Schrift leitung werden die deutschen Zellstofffabriken in der Lage sein, den Zellstoffbedarf in Deutschland nicht nur voll zu decken, sondern es wird sich, sobald die Ausnutzung der stillstehenden Anlagen ermöglicht wird, sogar ein Ueberschuß an Zellstoff gegenüber dem Inlandbedarf ergeben. Infolge der langen Dauer des Krieges wurden die ausländischen Kunden gezwungen, sich Zellstoff anderweitig zu beschaffen. Dadurch sind im Auslande, hauptsächlich in Skan dinavien, in den Vereinigten Staaten, Kanada und in Japan große neue Anlagen für Zellstoff- und Papiererzeugung geschaffen worden. Der deutsche Export an Zellstoff und Papier wird deshalb für längere Zeit die frühere Höhe nicht wieder erreichen. Deutschland wird sogar, besonders durch die Erhöhung der Zellstoff- und Papier erzeugung der nordischen Fabriken, einen größeren Import von dieser Seite zu erwarten haben. Unter diesen Umständen ist trotz der neuen Verwendungs zwecke, die in der Friedenszeit nur zum Teil beibehalten werden, damit zu rechnen, daß die Leistungsfähigkeit der deutschen Zellstoff industrie nicht voll untergebracht werden kann. Es besteht also für absehbare Zeit gar kein Bedürfnis zur Errichtung neuer Zellstoff fabriken. Bei den eingetretenen Verhältnissen ist es das einzig Richtige, die bestehenden Fabriken durch Ueberweisung größerer Anzahl Arbeiter und durch Zuteilung der überall fehlenden Roh materialien, vor allem guter Kohle, schnellstens in den Stand zu setzen, die Erzeugung zu erhöhen und jetzt schon Vorkehrungen zu treffen, damit die Zellstoffabriken gleich nach Friedensschluß mög lichst rasch ihre volle Produktion wieder erreichen. Es widerspräche direkt dem nationalen Interesse, jetzt neu zu bauen, wo die alten Fabriken halb stehen. Zellstoffabrik Unsere Ausführungen bezogen sich auf das Bauen nach dem Friedensschluß (im Kriege ist solcher Bau fast unmöglich). Zeitungspapier in U ngarn! In einem Zeitungsstreit teilt der Leiter der „Ungarischen Zeitungs papierzentrale”, Dr. Ela Agai, u. a. nachstehendes mit: „Nicht die ungarische Regierung, sondern die ungarischen Zeitungsverleger haben mit dem Verband der österreichischen Papier fabrikanten das vertragsmäßige Abkommen getroffen, monatlich 35 Waggon Zellulose in der Preislage von 60 Kr. zu liefern; dies geschah zu einem Zeitpunkte, da der Marktpreis des Zellstoffs 80 Kr. betrug. Von den vereinbarten 210 Waggons haben die Zellstoff fabriken in Brass und Turczszentmton 160 Waggon abgeliefert; die Beschaffung des Restes von 50 Waggons war unmöglich, da die Übrigen ungarischen Zellstoffabriken nicht geneigt waren, zu diesem Preis zu liefern. Heute kostet Zellstoff 105 Kr., die ungarischen Zeitungsverleger werden also die fehlenden 50 Waggon zum Preis von 105 Kr. erstehen, um sie dem Verband der österreichischen Papierfabrikanten zum 60 Kronen-Satze abzugeben. Somit haben die ungarischen Zeitungsverleger für den den Oesterreichern zu liefernden Zellstoff einen Preisunterschied von 545 000 Kr. aus Eigenem vergütet, um überhaupt Papier aus Oesterreich zu erhalten. Den 35 Waggon Zellstoff entsprächen 140 Waggon Rotations papier, demgegenüber hat der österreichische Handelsminister ohne unser Wissen, ohne unsere Einwilligung, ohne uns auch nur zu be fragen, den ungarischen Anteil auf 91 Waggon festgesetzt. In den ersten sechs Monaten haben aber die österreichischen Fabrikanten um 40% Waggon weniger geliefert, als sie im Sinne des Abkommens hätten liefern sollen. Die ungarischen Zeitungen haben es nur so zuwege gebracht, zu erscheinen, daß sie aus Deutschland, für teures Geld, etwa 700 Waggon Papier einführten. Obwohl auch Deutschland keinen Ueber- fluß an Papier hat, haben die Deutschen, wohl wissend, was es für die Kriegführung heißt, wenn in diesen Zeiten die Blätter nicht in entsprechendem Umfange erscheinen, obige Papiermenge angewiesen. Es liegt im Interesse der österreichischen Zeitungsverleger, daß die österreichischsn Fabriken aus Ungarn wohlfeileren Zellstoff be ziehen, denn dank diesem setzt die österreichische Regierung für die österreichischen Zeitungen einen ermäßigten Papierpreis fest.” Weichbleiauskleidungen von Gefässen Friedrich Schüler in Frankfurt a. M. erhielt das DRP 301094 vom 25. November 1916 ab in Kl. 48 d auf ein Verfahren zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit von Weichbleiauskleidungen von Gefäßen gegen mechanische Einflüsse, Zusatz zum DRP 295557 (Vergl. Papier- Zeitung 1917 S. 342). Nach dem Haupt-Patent 295557 soll eine Verhärtung der in den. Gefäßen aufgegossenen Bleischicht dadurch erreicht werden, daß; die Oberfläche mittels Stichflamme erweicht und durch Kneten, Drücken oder Walzen in sich zusammengestaucht wird. Nach vorliegender Erfindung wird die Verhärtung auf maschi nellem Wege hergestellt, zu welchem Zwecke die Bleischicht auf den Blechen oder in den Gefäßen vor dem Stauchen gefräst oder gehobelt wird. Erstrebt wird neben der Verhärtung die Bildung einer gleich mäßig dicken Bleischicht, einer reinen Oberfläche und einer spiegel glatten Wandung der fertigen Gefäße. Der Patent-Anspruch lautet: Verfahren zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Weichbleiauskleidungen von Gefäßen gegen mechanische Einflüsse nach Patent 295557, dadurch gekenn zeichnet, daß die Bleiflächen vor dem Stauchen durch Fräsen oder Hobeln glatt gemacht werden. , Versuchsanstalt für die schwedische Papierstoff- t I Industrie Am 12. November wurde in Stockholm die lange geplante Ver suchsanstalt der Papierstoffindustrie als Verein mit dem Namen „Pappersmassekontoret” gegründet und als Vorstand, zu dem der Schwedische Zellstoffverein 3, der Holzschliffverein 1 und der Verein schwedischer Papier- und Zellstoffingenieure 1 Mitglied vorschlagen, Dir. Chr Storjohann (von Billeruds A -B in Säffle), der die Anregung gegeben hat, E. Lundbäck, A. Stahlnacke, E. Biesert und B. Smärt auf 3 Jahre gewählt. Die Mitglieder haben als Beitrag, zunächst 5 Jahre lang, für jede im Vorjahre hergestellte Tonne trocken ge dachten Zellstoffs 10 und trocken gedachten Holzschliffs 5 Oere zu zahlen. Bisher sind 788 100 t Zellstoff und 173 300 t Holzschliff, zusammen 87 475 Kr. jährlich, gezeichnet. Vorläufig errichtet der Verein ein Versuchslaboratorium mit Kontor in Stockholm und sucht einen Leiter dafür. Als Vorbild dient das alte, für die Entwicklung der schwedischen Eisenindustrie von größter Bedeutung gewesene ,, Järnkontoret". Aufgaben der Anstalt sind Prüfung von neuen Maschinen für die Papierstoffindustrie, Verbesserung älterer und Ausarbeitung neuer Verfahren für Verwertung der Nebenerzeugnisse, Ausnutzung minderwertigen Holzes, Verkauf von Patenten und Erfindungen (aus Ausland jedoch nur, wenn der Verein dies mit min destens drei Vierteln seiner Gesamtstimmenzahl beschließt) u. dergl. Die Anstalt soll die Erfinder unterstützen, damit sie in Ruhe arbeiten und ihre Erfindungen nicht unfertig auf den Markt werfen. (Nach „Svensk Papperstidn.") bg. Papiermarkt in Schweden Stockholm, 15. November Einschlagpapier. Für Papier-Ausfuhrbewilligung nach Frankreich ist nunmehr auch die Unterstützung der französischen Gesandtschaft in Stockholm, der zugleich der Name des französischen Einfuhr- hauses anzugeben ist, erforderlich. — Die Preise sind fest. Für reinas Natron M. G.-Papier von 30 g werden 1,30 Kr. das Kilo netto ab Fabrik bezahlt. Zeitungspapier. Die schwedischen Zeitungspapierfabriken sind zurzeit in übler Lage. Ihre Haupt-Ausfuhrmärkte, die Entente- und Ueberseeländer, sind durch die U-Boot-Sperre verschlossen, voller Betrieb daher schwer aufrecht zu erhalten. Die Preise, die sie auf dem schwedischen Markt erreichen, etwa 0,50 Kr. für 1 kg, decken nicht die Selbstkosten, die täglich steigen. Einen Preisausgleich durch Ausfuhr ist es unmöglich zu erlangen, denn teils sind die Mengen, die sich für Ausfuhr verkaufen und verschiffen lassen, sehr klein, teils, machen die Valutaverhältnisse und der Wettbewerb Kanadas und der Vereinigten Staaten die Erzielung der nötigen Preise unmöglich. („Svensk Papperstidning.") bg. Papierstoffmarkt Kristiania, 17. November. Der Holzzellstof /markt zeigt etwas mehr Leben. Einige Ver käufe kamen zu etwas erhöhten Preisen zustande. Der Holzsthliff- markt bleibt ruhig. London, 9. November Holzzellstoff. Das in der letzten Woche erfolgte starke Fallen des Sterling-Kurses, das mehr als 50 v. H. ausmachte, hat dem Ge schäft den Boden ausgeschlagen. Nur wenige Unterhandlungen werden fortgesetzt. Seitdem hat sich der Sterling-Kurs wieder etwas gebessert. Holzschliff. Für den Markt gelten dieselben Umstände wie für den Holzstoffzellmarkt, deshalb werden wenig Geschäfte gemacht.