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Nr. 89/1917 PAPIER-ZEITUNG 1837 Deutscher Zoll auf Kunstleder aus Papier Amtliche Auskunft 40/17 Die Proben bestehen nach dem Gutachten der Großh. Badischen Chemisch-Technischen /Prüfungs- und Versuchsanstalt in Karlsruhe aus filzähnlichen Lagen, die aus pflanzlichen Fasern hergestellt und •ohne Bindemittel, anscheinend nur im feuchten Zustand durch Trocknen verbunden (gegautscht) sind. Lederabfälle konnten nicht nachgewiesen werden. Die eine Probe ist vermutlich durch Tauchen beiderseits gefärbt, während die andern Proben solchen Waren gleichen, denen die Farbe durch Besprengen aufgebracht ist. Die Proben sind ferner mit Pressungen versehen, wodurch die gefärbte Probe das Aussehen eines geköperten Stoffes, die andern das Aussehen von genarbtem Leder erhalten haben. Die Proben sind als mit Pressungen versehenes Buntpapier nach Tarifnr. 656 mit 10 M., ver tragsmäßig 8 M. für 1 dz zu verzollen. Verwendungszweck: Einbinden von Büchern. Herstellungsland: Schweiz. (Karlsruhe, 29. 1. 17.) Bogenanleger Georg Spieß in Leipzig-Reudnitz erhielt das DRP 298665 vom 24. Februar 1915 ab in Kl. 15 e auf eine Vorrichtung zum Anlegen von Bogen, bei welcher vor der Seitenmarke eine Belastungsplatte so angeordnet wird, daß sie sich auf den einlaufenden Bogen senkt 1 und diesen auf den Tisch drückt. Kommen nunmehr die Ziehmarken ' nur soweit hervor, daß sie den Bogen erfassen können, und ziehen sie den Bogen bis an den festen seitlichen Anschlag zurück, so ist dabei " die von der Belastungsplatte auf den Bogen ausgeübte Druckwirkung zu überwinden. Der Bogen erhält sonach keinen seitlichen Schlag gegen seine Kante, auch finden keine Wellenbildungen infolge der Einwirkung der Ziehmarke statt, er bleibt vielmehr glatt auf dem Tische liegen, so daß die feinsten Papiersorten bei größter Geschwin digkeit der Vorrichtung angelegt werden können. Das Gewicht der Belastungsplattenwird je nach der zu verwendenden Papiersorte verringert oder verstärkt. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Erhöhung der Tapetenpreise. Der Teurungszuschlag auf die Friedenspreise von Tapeten ist auf 90 v. H. erhöht worden. (Berl. Tagebl.) Papierkleider auf dem Theater. Die ersten papierenen Frauen- kkleider werden in diesen Tagen im Kaimund-Theater in Wien ge tragen werden. Sämtliche Mitwirkenden werden in Papierkleidern auf treten. Danach wird die Neuerung im Theater an der Wien erprobt werden. Die Kleider können gereinigt werden, vertragen aber Feuch tigkeit nicht. ■—n. (Ob Kleider aus Papier oder aus Papiergewebe gemeint sind, geht aus vorstehender Wiener Zeitungsnachricht nicht hervor.) Papier-Spinnerei Heeresscheine für Papierbindfaden Nach der „Bekanntmachung Nr. Paga. 1./10. 17. KRA., betref- fend Beschlagnahme von Spinnpapier, Papiergarn, Zellstoffgarn und Papierbindfaden sowie Meldepflicht über Papiergarnerzeugung vom 23. Oktober 1917” dürfen die Erzeuger Papierbindfaden fortan nur gegen Heeresschein liefern. Dadurch geraten diejenigen Verbrau cher, welche nicht für Heereszwecke arbeiten, in einen schweren wirtschaftlichen Notstand, denn ihr Versand und somit ihr Geschäft ■stockt in dem Xugenblick, wo der Papierbindfadenvorrat zu Ende geht. Der Händler ist ja nur so lange in der Lage, ihnen zu liefern, als er noch Lager hat, und das ist bei der regen Nachfrage in den meisten Fällen unbedeutend. Seine Bestände lassen sich künftig auch nur gegen Heeresschein ergänzen, d. h., er kann in Zukunft nur mit Heereslieferanten arbeiten. Wie soll nun dem Notstand abgeholfen werden ? Ich höre, daß Lieferung auch gegen die eides stattliche Versicherung erlaubt ist, daß der Papierbindfaden für ■wichtige volkswirtschaftliche Zwecke benötigt wird. Was versteht man darunter.?. Dennoch würde ein großer Teil der Verbraucher, besonders in den Kreisen der Ladengeschäfte, unversorgt bleiben. Ich befasse mich mit dem Wiederverkauf von Papierbindfaden. Großhändler Wir bitten um Aussprache. Schrijtleitung Vortrag über Papiergewebe Im Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin hielt Prof. Dr. Georg Lehnert am 31. Oktober einen Vortrag über Papiergewebe. Papiergarne und -gewebe sowie die mannigfaltigsten Erzeugnisse daraus waren ausgelegt, ebenso vergrößerte mikroskopische Bilder der verschiedenen Gewebefasern. Der Vortragende erläuterte die Be deutung der Papiergewebe für unsere Kriegswirtschaft und unter schied die Papiergarne in sechs Arten. 1. Die von der Türk G. m. b. H. in Hamburg hergestellten Cellongarne. Der zu ihrer Herstellung benutzte Holzzellstoff wird •über ein Rundsieb geleitet, auf welches hochkant Metallstreifen ge lötet sind. Zwischen diesen Streifen fließt der Papierbrei und wird dadurch in Bahnen von 4, 6 oder 8 mm Breite geteilt. Diese Streifen werden vom Sieb abgenommen, weitergeführt, zwischen Nitschel- walzen und dazwischen ausgespannten Lederbahnen genitscheit und dann weiterversponnen. 2. Das von Kron, Vater und Sohn, in der Patentpapierfabrik Talheim hergestellte Papiergarn wird in ähnlicher Weise als feuchte schmale Streifen, jedoch nicht auf der Rundsieb- sondern auf der Langsiebmaschine hergestellt. Aus einem Spritzrohr mit vielen feinen Düsen wird die Stoffbahn durch Druckwasserstrahlen in schmale Streifen geteilt. Diese werden entwässert, aufgenommen und ver sponnen. In Gegensatz zu diesen zwei Naßspinnverfahren stehen die übrigen vier Verfahren, bei denen die Spinnstreifen aus dem fertigen Papier gewonnen werden. 3. Xylolin, 1895 für Claviez in Adorf patentiert. Trockenes Papier wird auf einer Messermaschine in Streifen gewünschter Breite geschnitten. Diese Streifen werden angefeuchtet und zu Faden versponnen. 4. Textilin, nach einem Verfahren von Kron in Talheim aus dem trockenen Papier geschnitten, aber nicht gerundet sondern dreimal gefaltet, es ist also ein Flachgarn. Dieses Verfahren ähnelt dem jenigen der Japaner, die schon vor 130 Jahren gefaltete Goldpapier- Streifen zur Herstellung brokatähnlicher Gewebe mitverwandten. Aehnlich wird von den Eingeborenen von Madagaskar der Raffiabast zu Geweben verwandt. „ ■ « 5. Textilose. Dieses Garn besteht aus einem Gemisch von Papier und Textilgut. Es wurde im Jahre 1908 für Claviez patentiert. Auf der Papierbahn wird ein Flor oder Vließ von Baumwollabfall befestigt und das Papier dann geschnitten und so versponnen,' daß die belegte Seite nach außen kommt. Dadurch wird der Faden dem Textilfaden ähnlich. 6. Textilit, wie es u. a. von der Norddeutschen Jutespinnerei und -Weberei im Hamburg hergestellt wird. Die äußere weitere Oeffnung eines Doppeltrichters nimmt den geschnittenen Papier streifen auf, der befeuchtet und zusammengedreht ist. Der innere Trichter nimmt zugeführtes Textilgut (Abfall von Hanf) auf. Durch die von der Spinnmaschine dem Faden verliehene Bewegung kommt beides, Papier und Textilgut, zu einem Spinnfaden zusammen, beide werden zusammengesponnen. Der Vortragende führte eine Reihe von Lichtbildern vor, die in einer Zellstoffabiik aufgenommen waren und die Herstellung des Holzzellstoffs in ihren verschiedenen Vorgängen verdeutlichten. Dann zeigte er an einer Reihe wohlgelungener Filmbilder aus der Spinnerei-Akt.-Ges. Claviez in Aaorf die Herstellung von Textilose und das Verweben von Textilosegarn sowie nach Film-Auf nahmen in einer Chemnitzer Seilerei die Verarbeitung von Papiergarnen zu Seilen, Kordeln, Bindfäden aller Art. Die kinematographischen Auf nahmen erwiesen sich als außerordentlich belehrend, sie ersparen den Besuch der Fabrik, ja sie sind noch lehrreicher, weil bei der Aufnahme alle Vorsicht aufgewendet wurde, um die Vorgänge recht deutlich wiederzugeben, während namentlich bei Massenbesuchen von Gesell schaften in einer Fabrik häufig gerade das Wichtigste nicht gesehen werden kann. — Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Zusammenlegung der Maschinenputztuch- Industrie In der Maschinenputztuch-Industrie ist nunmehr eine Zusam menlegung der Betriebe erfolgt. Die Kriegs-Rohstoff-Abteilung des Königlich Preußischen Kriegsministeriums stellt regelmäßig Kon tingente für die Herstellung waschbarer Maschinenputztücher zur Verfügung. Es sind vier Höchstleistungsbetriebe und zwar die Firmen: Meeh. Weberei-Altstadt G. m. b. H., Altstadt b. Ostritz i. Sa. Weberei Mulda A.-G., Mulda, Pongs Spinnereien und Webereien A.-G., Neuwerk i. Rhld., Klemm & Ex, Hetzdorf i. Sa. bestimmt worden, die die auf die stillgelegten Firmen entfallenden Kontingentanteile aufzuarbeiten haben. Die Zuteilung dieser Kon tingentanteile an die Höchstleistungsbetriebe ist auf Anweisung der Kriegs - Rohstoff - Abteilung von dem Maschinenputztuch-(Weber-) Verband E. V. vorgenommen worden. [Bleichen von Papiergeweben K. Wagner berichtet in der Färber-Ztg. (Lehne) S. 199 von 1917: Ein beinahe reines Weiß liefert folgende Arbeitsweise: Das Gewebe wird am Jigger %2 Stunde abgekocht und durchgenetzt. Hierauf bereitet man ein 90 * C warmes Bad, setzt die bestimmte Menge Natriumhypochlorit zu, welche für eine Lösung von 11° B. nötig ist, und säuert mit konzentrierter Salzsäure an. Die Ware läßt man höchstens 20—25 Minuten laufen, wäscht und trocknet möglichst rasch. Während der Einwirkung ist das Bad auf mindestens 90 • C zu halten. Wegen der lästigen Chlordämpfe ist es nicht gut, die auf 1 % * B. gestellte Lösung erst zu erwärmen, sondern man gießt zum heißen Bade die Hypochloritlösung. Erforderlichenfalls kann die Ware noch mit etwas Alizarinirisol R geblaut werden. (Bericht in der Zeitschrift f. angew. Chemie.)