Volltext Seite (XML)
D)APIER=VERARBEITUNG .^Buchgewerbe — Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 26. September 1917 war von Mitgliedern und geladenen Gästen zahlreich besucht. Der Buchgewerbesaal war mit Anwendungsmustern und Sonderdrucken von Ei Zeugnissen der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. geschmückt, die teils an den Wänden, teils in Glaskästen zur Schau gestellt sind. Eingänge : von der Buchdruckerei Rudolf Mosse Heft 30 der Zeitschrift: „Der große Krieg in Bildern”; von Herrn Holland mehrere Nummern der Kriegszeitung „Der Champagne-Kamerad”; von Herrn Korthals mehrere Nummern der „Wacht im Osten”; von Herrn Erich Baumeister Exemplare des Bukarester Tageblattes und der Putna-Zeitung; außerdem noch verschiedene andere Kriegszeitungen. Als neues Mitglied wurde Herr Carl Bohetschek, Setzerfaktor in der Buchdruckerei der,,Germania”, N 113, Islandstr. 10, gemeldet. Der Vorsitzende begrüßte die Anwesenden und wies darauf hin, das Herr Karl Klingspor, der Mitinhaber der Firma Gebr. Klingspor, das Jubiläum einer 25jährigen Tätigkeit als Schriftgießereibesitzer ■ begehen konnte und aus diesem Anlaß die heutige Ausstellung ver anstaltet worden sei. In längerem Vortrag sprach Herr Georg Wagner über die Erzeugnisse der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. Wenn diese Erzeugnisse, so führte der Redner aus, auch nicht das Werk des Herrn Karl Klingspor seien, so komme ihm doch das Ver dienst des geistigen Urhebers zu; wie kein anderer Schriftgießer sei er mit dem besten Erfolge bemüht gewesen, Künstler, die bisher dem graphischen Gewerbe ferngestanden, zur Herstellung neuer Schriften und Zieraten anzuregen und für diese Aufgabe zu begeistern. Der Vortragende schilderte dann, wie zunächst Prof. Eckmann, der vorher hauptsächlich für die Textilindustrie, die Teppiche und die Tapeten fabrikation tätig gewesen, von ihm gewonnen worden sei und wie dessen von allem bisher Dagewesenen völlig abweichende Schrift einen beispiellosen Erfolg gehabt habe; sie sei von so eigenartiger Wirkung gewesen’, daß sie ohne Nachahmung geblieben sei. Besondere Be achtung verdiene hier die zum ersten Male in solcher Vollkommenheit erreichte Uebereinstimmung zwischen Schrift und Ornament, die von da ab allgemein als unerläßliche Forderung angesehen wurde. Als zweiter Künstler sei der durch hervorragende Werke der Archi tektur bekannte Prof. Behrens zu nennen, der bis dahin keine Fühlung mit Graphikern gehabt, und erst von Klingspor zur Mitarbeit an geregt worden sei. Seine mit dem Spatel hergestellten Schriften zeigten eine Fülle von Mark und Kraft, wie man sie an architektonischen Schöpfungen zu linden gewöhnt sei. Der Vortragende erläuterte die Eigenart der verschiedenen Behrens-Schriften und behandelte so dann in gleicher Weise an der Hand der ausgestellten Probenblätter die reichen Schätze der von den Künstlern Hupp, Thiemann und Koch gezeichneten Schriften und Zieraten. Immer habe Klingspor seinen Einfluß auf die schließliche Gestaltung einer neuen Schrift in den verschiedenen .Graden dahingeltend gemacht, daß sie seinen geläuterten Geschmack und den Bedürfnissen der Praxis entsprachen. Dabei sei es ihm auch gelungen, die Schwierigkeiten zu beheben, die sich bei der Herstellung der Stempel durch den Schriftschneider ergeben haben. Es sei ein besonderes Verdienst Klingspors, daß er sich bei den Erzeugnissen seines Hauses nicht von der Absicht leiten ließ etwas Auffallendes zu bieten, sondern daß er immer bestrebt War, möglichst Schönes zu schaffen, und daß er dabei auch größere Opfer nicht gescheut habe. Schließlich machte der Redner noch auf die von Gebr. Klingspor geschaffenen Symbole für eine größere Anzahl von Gewerben aufmerksam, die sich dadurch auszeichnen, daß hier die Werkzeuge erkennbar sind, mit denen der Handwerker seine Arbeit ausführt. Man müsse berücksichtigen, daß der Künstler ohne weiteres Schmuckstücke für besondere Zwecke herzustellen vermöge, daß der Buchdrucker sie aber nur in einer solchen Form brauchen kann, die eine vielfältige Anwendung zuläßt. Herr Wagner beendete seinen Vortrag mit einem Hinweis darauf, daß Herr Karl Klingspor zu denjenigen deutschen Männern zähle, die den Neid und den Haß unserer Feinde auf sich gezogen, weil sie die deutsche Industrie zu achtunggebietender Entfaltung gebracht haben. Herr Hartmann, der Berliner Vertreter der Firma Gebr. Klingspor gab eine Schilderung der Persönlichkeit des Herrn Karl Klingspor, dessen Bestreben stets darauf gerichtet gewesen sei, das Deutschtum hochzuhalten. Das beweise auch die Herausgabe der Klingspor- Karten während des Krieges und zu einer Zeit, wo der Schriftgießerei betrieb mit der Anfertigung von Kriegsbedarf beschäftigt war. Man müsse sich glücklich schätzen mit einem solchen Manne zusammen zu arbeiten. Herr Professor Loubier konnte aus seinem persönlichen Verkehr mit Herrn Klingspor hervorheben, mit welcher peinlichen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit er bei der Herstellung neuer Schriften zu Werke gegangen sei, wie er Künstler, die vordem nur auf anderen Gebieten tätig gewesen, zu sich geladen habe, um sie mit der Technik der Schriftgießerei vertraut zu machen und für die Schöpfung einer neuen Schrift zu begeistern. Mehrere Jahre habe es gedauert, bevor er eine Neuheit auf den Markt gebracht habe, weil er immer noch hier und da Verbesserungen für erforderlich gehalten habe. Er sei auch der erste gewesen, der die einfachen Schriftproben durch sorg fältig ausgestattete Anwendungsblätter so wertvoll für den Buch drucker gestaltet habe. Nicht nur Künstler, sondern auch literarisch gebildete Mitarbeiter habe er sich gesucht, um ohne Rücksicht auf die erwachsenden Kosten möglichst Vollkommenes zu schaffen. Daß nicht der Gelderfolg für ihn ausschlaggebend sei, habe sich auch bei der Herausgabe derKlingspor-Karten gezeigt, bei denen Klingspor sich lediglich von seiner Begeisterung für das Deutschtum habe leiten lassen. Es sei zu wünschen, daß ihm diese Begeisterung noch recht lange erhalten bleibe. Nachdem noch Herr Henning darauf hingewiesen, daß Klingspor wesentlichen Anteil daran habe, daß die deutsche Schriftgießerei sich einen Weltrut erworben, dankte der Vorsitzende namens des Vorstandes den Rednern, die zur Ehrung des Herrn Klingspor beigetragen haben. Er erinnerte daran, daß die Anregung zu dem Zusammenwirken der Künstler mit der Industrie und zu einer künstlerischen Anforderung entsprechenden handwerklichen Tätigkeit vom Königlichen Kunst gewerbemuseum ausgegangen sei und durch die Vorträge des Herrn Geheimrat Jessen, der am persönlichen Erscheinen in der heutigen Versammlung verhindert war, in weitere Kreise getragen worden sei. Es sei zu bedauern, daß seine Anregungen nur in Offenbach und nicht auch in Berlin eine so nachhaltige Wirkung ausgelöst hätten. — Schließlich machte er auf eine im Monat Oktober in der Königlichen Bibliothek stattfindende Ausstellung von I.utherdrucken aufmerksam. S chluß der Sitzung 11 Uhr Süddeutsche Dienststelle der Kriegswirtschaftsstelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe Die Kriegswirtschaftsstelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe in Berlin wird in München eine Dienststelle errichten, deren Aufgabe es in erster Linie sein wird, den Verkehr mit den süddeutschen, ins besondere bayerischen Verlegern von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen übrigen Papierverbrauchern, die nach der Bekannt machung über Papier, Karton und Pappe vom 20. September 1917 meldepflichtig sind, zu vereinfachen und zu erleichtern. Die Leitung der Kriegswirtschaftsstelle ist den Herren Löffler und Heinenberg übertragen worden. Die Geschäftsräume befinden sich Karlstraße 50. Die Dienststunden sind im Hinblick auf die Ersparnis an Beleuchtung und Heizung auf die Zeit von 9 bis 4 Uhr festgesetzt. Die Stelle nimmt ihre Tätigkeit am 4. Oktober 1917 auf. Deutsche Wörter Vorschlag: Statt Kuvert (s. Nr. 77 S. 1561): Briefschutz. Statt Offset (s. Nr. 66 S. 1329): Gummidruck oder zum Unter schied von Tiefdruck: Weichdruck. E. Uebergewicht bei Schreibpapier Ich kaufte bei einer Papierfabrik u. a. nach ihrem Angebot 40 000 Bogen engl. gerippt 44/56 cm 16 kg die 1000 Bogen zu ... M. die 100 kg, 50 000 Bogen Schreibmaschinenpost 46/59 cm die 1000 Bogen . . . M. die 100 kg. Die Fabrik hat mir dann eine Menge Ueber gewicht in Rechnung gestellt; so berechnet sie 4000 Bogen engl. gerippt, netto 76 kg, statt wie angeboten 64 kg. Es handelte sich bei diesem Kauf um Lagerware, und alle Kiese sind mit dem Sollgewicht seitens der Fabrik ausgezeichnet. Auf meine Weigerung, das Ueber gewicht zu bezahlen, teilt mir die Fabrik mit, daß die Bedingungen des Vereins Deutscher Papierfabriken vorschreiben, das wirkliche Gewicht und nicht das Sollgewicht zu berechnen. Dies kann ich nicht glauben, denn keine andere Fabrik hat mir bis jetzt in gleichen Fällen Uebergewicht berechnet. Druckerei Da die Ware nach dem Kilo-Preis berechnet wurde, so kommt § 12 der Geschäftsbedingungen für Papier des Vereins Deutscher Papierfabrikanten zur Anwendung. Danach muß bei Lagersorten von Schreibpapier ein Ueber- oder Untergewicht von 4 v. H. genehmigt werden. Die 16 kg schwer bestellten Riese durften demnach 16,6 bis 15,4 kg schwer geliefert und mußten nach dem wirklichen Reinge wicht bezahlt werden. Fragesteller braucht also das zu schwer ge lieferte Papier, wenn er es übernimmt, nur so zu bezahlen, wie wenn die Riese der einen Sorte 16,6 kg schwer und die der anderen Sorte nur um 4 v. H. schwerer als bestellt wären.