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1698 PAPIER-ZEITUNG Nr. 83/1917 Farbwerk für Buchdruck-Schnellpressen Winkler, Fallert & Cie., Maschinenfabrik in Bern, Schweiz, erhielt das DRP 297446 vom 6. November 1915 ab in Kl. 15 d auf ein Farbwerk für Buchdruckschnellpressen. Bei den zurzeit an Buchdruckschnellpressen üblichen Farb werken führen die mit den Auftrag-Walzen in Berührung stehen den Reibwalzen wechselweise seitliche Bewegungen aus, um den vom Farbkasten mittels der Heberwalze abgegebenen Farbstreifen möglichst schnell und ausgiebig zu verreiben. Dies hat den Nachte; daß die Auftragwalzen, soweit es das Spiel in den Walzenlagern zuläßt, mit hin und her gezogen werden, worunter die Walzenmasse leidet. Nach vorliegender Erfindung weisen die mit den Auftrag walzen in Verbindung stehenden Reib walzen f und g diese seitliche Verschiebung nicht mehr auf, die Auftragwalzen bewegen sich infolge dessen nur in ihrer Umfangsrichtung, und jedes seitliche Verschieben und Zwängen fällt weg. Um gleichwohl ausgiebige Farbverreibung und gleichmäßiges Einfärben der Form herbeizuführen, sind die Auftragwalzen nicht berührende Verreiber a, b, c und d mittels Steuervorrichtung e seitlich verschiebbar angeordnet. Der Patent-Anspruch lautet: Farbwerk für Buchdruckschnell pressen, dadurch gekennzeichnet, daß die mit den Auftragwalzen in Verbindung stehenden Reibwalzen (/, g) sich stets nur in ihrer Umfangsrichtung bewegen, also keine seitliche Verreibung ausführen, während zur Erzielung einer ausgiebigen Farbverreibung und eines gleichmäßigen Einfärbens der Form die Auftragwalzen nicht be rührende Verreiber (a, b, c, d) seitlich verschiebbar angeordnet sind. Letterngießmaschine Otto George Schmitt und Charles Robert Murray in Chicago, V. St. A., erhielten das DRP 296143 vom 11. Dezember 1913 ab in Kl. 15 a auf eine Letterngießmaschine mit zwei Formschlitzen, welche obgleich bei jedem Arbeitsgang der Maschine zwei Lettern gegossen werden sollen, nur eine einzige Matrize besitzt, die abwech selnd jedem der beiden Schlitze gegenüber zu liegen kommt. Auf diese Weise kann man von einer einzigen Matrize die doppelte Anzahl von Lettern gießen, als bisher möglich war. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Papier-Spinnerei Mangel an Spinnpapier Seit Kriegsbeginn hat sich die Papiergarn-Industrie erst langsam, dann immer schneller entwickelt. Bis Ausgang 1915 waren immer noch Wolle, Baumwolle, wenn auch in steigender Begrenzung, da, dann aber mußte die Heeresverwaltung in weitgehendstem Maße zur Verwendung der Papiergarne übergehen. Die Nachfrage überstieg die Erzeugung so gewaltig, daß die Preise rasch stiegen. Es war daher ein durch die Verhältnisse gebotener Schritt der Heeresverwaltung, durch das Kriegs-Rohstoff-Amt im Februar 1917 einen Teil des er zeugten Spinnpapiers und Papiergarnes mit Beschlag zu belegen und für Spinnpapiere sowie für Papiergarne Höchstpreise festzusetzen. Diese Höchstpreise wurden nach den damals, also im Februar 1917, geltenden Herstellungskosten berechnet. Seitdem bat sich aber die Lage auf dem Papiermarkt wesentlich geändert; Zellstoff ist immer knapper und teurer geworden; Kohlen uad Chemikalien wurden knapper und teurer; die Arbeitslöhne sind gestiegen. Dies allein würde entsprechende Erhöhung der Preise für Spinnpapiere erfordern. Es gibt aber eine Reihe anderer Papiere und papierartiger Zell stofferzeugnisse, welche nicht unter Höchstpreis stehen und bedeutend höheren Nutzen abwerfen als die Spinnpapiere zu den nicht mehr zeitgemäßen Höchstpreisen. Deshalb wenden sich die Papierfabriken den besser bezahlten Sorten zu, und die Papierspinnerei kann ihren Bedarf an Spinnpapicr nicht decken. Statt also ihre Erzeugung zu steigern, wird sie zurückgehen müssen. Nicht nur die Deckung des Heeresbedarfes, sondern auch die Privatindustrie, die immer mehr auf Papiergarn angewiesen ist, wird auf diese Weise gefährdet. Hier gibt es nur ein Mittel: Die Höchstpreise für Spinnpapiere und folgerichtig auch die Preise der daraus gesponnenen Garne ent sprechend zu erhöhen. Zugleich aber müßten auch für die anderen Papiersorten Höchstpreise festgesetzt werden, damit nicht durch immer höhere Preisangebote in diesen Sorten der Schwerpunkt der Erzeugung sich aut diese Seite neige. Wenn hier nicht unverzüglich tatkräftig eingegriffen wird, droht der Papierspinnerei eine ernste Gefahr, die die Versorgung des Heeres wie des Volkes mit den not wendigsten Ausrüstungs- und Bekleidüngsgegenständen unmöglich machen kann. C. T. 1. Die in Aussicht gestellte baldigste Schaffung einer Zellstoff- Zuteilungsstelle dürfte bewirken, daß Zellstoff den Papierfabriken in dem Verhältnis zugeteilt wird, in welchem ihr Erzeugnis der Kriegs- und Volkswirtschaft wichtig ist. Dann dürfte sich die Beschlagnahme weiterer Papiersorten und die Einführung von Höchstpreisen dafür vermeiden lassen. Baumwoll-Ersatz An der Hand einer reichhaltigen Ausstellung von Nessel-, Typha- und Papiergarn-Erzeugnissen behandelte Kommerzienrat Emil Claviez, Vorstand der Textilosewerke- und Kunstweberei Claviez Akt.-Ges. in Adorf i. V:, in einem im Kaufmännischen Verein zu Plauen abgehaltenen Vortrag die Frage des Baumwollersatzes durch die Brennesselfaser, die Kolbenschilffaser oder Typha und das Papiergarn, von denen neben dem Papiergarn besonders die Typhafaser große Zukunft habe. Die Ausstellung zeigte aus dem Bereich der Nesselverwertung wunderbar feine Garne, bunte und weiße Nesselstoffe und Trikothemden von besonderer Weichheit; die Typhaverwertung wartete mit Seilerwaren, Filzen und Militärmäntel- stoffen auf, und die Papiergarnweberei mit schön gemusterten Tep pichen, Militärkleidungsstücken, mit Lederersatz und fertigen Damen stiefeln. Während die Nesselfaser nur eine Ausbeute bis zu 6 v. H. gestatte, lasse sich die Typhafaser bis zu 35 v. H. verspinnen. Die Nesselsammlungen im Jahre 1916 ergaben im deutschen Reich un gefähr zwei Millionen Kilogramm roher Brennessein, aus denen man nur 16 000 kg Nesselfaser gewann. An Kolbenschilf (Typha) wurden in 1917 mit 600 Erntearbeitern 30 Mill, kg geerntet. Da die Typha in Mitteleuropa an Flüssen, Seen und Teichen in großen Mengen wächst, scheine Mangel an Typharohstoff ausgeschlossen. Man könnte in den verbündeten Mitteleuropäischen Staaten jährlich 100 Mill, kg Typhafaser gewinnen. Die Herstellung von Papiergarn und Textilose beschäftige in Adorf 25—30 000 Spindeln und liefere täglich 60—80 000 kg Garn mittlerer Stärke. Bei Zusammenwirken aller einschlägigen Gewerbe könnten in Deutschland jährlich 200Milli- onen Kilogramm Papiergarn hergestellt werden. Was die Aussichten der drei Ersatzstoffe anbetrifft, so werde die Nessel- wie die Leinenverarbeitung sich zwar in bescheidenen Grenzen entfalten, aber gewiß reiche Blüten treiben. Die Verspinnung von Typha und Papier aber dürfte, wenn sie sich erst einen bestimm ten Bereich gesichert habe, miteinander im Gleichschritt gegen die ausländischen Fasern Sturm laufen und vielleicht die Baumwolle überwinden, pk. Feuchtigkeit im Papiergarn Gerichfl. Gutachten der Berliner Handelskammer Nach den im Handel mit Papiergarn bestehenden Gewohnheiten und Gebräuchen durfte im Frühjahr 1916 der Feuchtigkeitsgehalt von Papiergarn Nr. 3 mittlerer Art und Güte im Zeitpunkte der Absendung von der Fabrik mehr als 15 v. H. betragen, und zwar bis zu 20—25 v. H., ausnahmsweise sogar bis zu 30 v. H. Die Gründe dafür, daß die Käufer Lieferungen von Papiergarn mit derartig hohem Feuchtigkeitsgehalt allgemein annahmen, ohne sie zu beanstanden, waren insbesondere die zu Beginn des Jahres 1916 einsetzende große Nachfrage nach Papiergarn, ferner die Unkenntnis der Eigenart des Papiergarns. 44971/17. Büchertisch Das Spinnpapier. Seine Rohstoffe, Herstellung[und Prüfung- Von Dr.-Ing. Wilh. Heinke. Selbstverlag, Dresden- A. 1. 96 Oktav- Seiten. Preis geheftet 3 M. In diesem Heft hat Verfasser den ersten Teil seines kürzlich er schienenen und hier besprochenen Handbuches der Papiergarnspinne- rei und -Weberei ausgearbeitet und erweitert herausgegeben. Die ersten 46 Seiten behandeln die Herstellung des Zellstoffpapiers im allgemeinen von der Behandlung des Holzes bis zum Umrollen des maschinenfertigen Papiers unter Beigabe von 14 Abbildungen. Zwei Seiten sind den Sonderheiten bei Herstellung von Spinnpapier ge widmet. 26 Seiten behandeln die Prüfung von Papier unter Beigabe von Abbildungen, die überwiegend aus Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation übernommen sind. Die Geschäftsbedingungen des Vereins deutscher Papierfabrikanten sowie die Vorschriften für die Ermittlung der Feuchtigkeit und Nummer von Papierrundgarnen ergänzen das Büchlein, dem auch ein Anzeigen-Anhang beigegebn ist.