Volltext Seite (XML)
«omien werden täglich seltener, diejenigen, welche Mißmuth und verbissenen Ingrimm ausdrückcn, mehren sich dagegen von Stunde zu Stunde. Nicht das Heimweh hat, die ominöse Ver wandlung hervorgebracht, nicht die Sehnsucht nach Rückkehr zum Vaterlande, sondern die Sehnsucht nach dem Besitz von Sebastopol, eine Sehnsucht, welche sich nachgerade bei Solda ten und Offizieren zur Manie zu steigern droht. Offiziere und Soldaten beginnen zu murren, sie wollen den Platz mit stür mender Hand nehmen oder in diesem Sturme untergehen; fieber haft lauschen sie auf das ersehnte Kampfsignal, und — es bleibt aus. — Bisher verrichteten die umwohnenden Tataren bei den gefallenen Pferden das Abdeckerhandwerk, für dessen Ausübung ihnen das Fell des Thiercs zuerkannt wurde. Jetzt thun sie dies auch nicht mehr, denn ihre Vorrathshöhlen und Gruben sind mit Pferdehäuten überfüllt. Geht man durch das englische Lager, so findet man nicht selten Cadaver gefallener Pferde zwischen Baraken und Zelten liegen, denn das Wegbringen und höchst oberflächliche Verscharren dieser Cadaver wird als ernie drigende Arbeit betrachtet und gemeinhin nur von Solchen exe- cutirt, die zu Strafdiensten commandirt sind. Es ist dieser Um stand nicht nur deswegen, weil die Cavaleristen fast immer müssig sind, sondern ganz besonders auch aus Sanitätsgründcn ernstlich zu rügen. Von den Tataren erhalten wir nur dann noch Pferde oder Maulesel, wenn sic ihnen gewaltsam abge kauft werden. Die Leute lieben ihre Thicre viel zu sehr, wie sie sagen, als das sie diese zu Tode martern lassen wollen. Üeberhaupt ist die Freundschaft der tatarischen Bevölkerung zu den Alliirten sehr im Nachlassen begriffen. Balaklava, 3. Jan. Einen Feldgottesdienst schildert der früher erwähnte Berichterstatter aus dem englischen Lager vor Sebastopol in folgender Darstellung: „Am gestrigen Sonntag wurde der gewöhnliche Gang der Dinge durch die eindrucks volle Feierlichkeit einer Kirchenparade unter freiem Himmel unterbrochen. Jede Division verrichtet bei solchen Gelegenheiten ihren Gottesdienst durch ihren eigenen Kaplan. Die unserige hatte sich auf der Anhöhe, gerade vor den Zelten, in einem dichten Quarre aufgestellt. Der Geistliche und die Offiziere be fanden sich in der Mitte. Jeder war bedeckt. Einige von der Mannschaft trugen, aus Mangel an Czakots, Fouragemützen, ie Nir t bishei Ar in m Be N Kriedri »elsge« »cuerding atgesellsck und man sagt, der Verlust jener steifen und häßlichen Sort! von Kopfputz werde von der Linie insgemein mit großer Siv signation hingenommen. Der Kaplan mit seinem schw-rzaj Sammetkäppchen und schwarten Schnurr- und Backenbart a-i innerte mich an einen bekannten Pater in Walter Scott. M hatten unsere Stellung kaum eingenommen, als das laich Zischen eines Rundschusses aus dem nächsten russischen Fer aber- und abermals in unsere Ohren gellte und einige DW! cationen unsers Quarri veranlaßte. ES blieb uns nichtS übriz als uns wegzubegeben. Wir stellten uns daher einige Hund« Schritte weiter unten auf, und hier ward der Gottesdienst,«« gleich ein vließartiges kleines Wölkchen, daß sein Erschein« durch einen Donnerschlag ankündigte, zeigte, daß eine Bowii, nicht sebr weit hinter uns, geplatzt war, zum Schluß geführ? Natürlich ist es Sitte, daß bei solchen Gelegenbeiten Jedermann während der ganzen Feierlichkeit steht. Um die Ermüdung jil vermeiden, werden Litanei und Abendmahl umgangen. Dol Kaplan bielt eine Stegreifprcdigt und that dies mit so auszie! biger Stimme, daß, obgleich der Wind seinen Chorrock hü« und berwehte, keins seiner Worte verloren ging. Ich frm mich über seine britische Kaltblütigkeit. Die Hälfte der um ii> Versammelten findet vielleicht noch vor der nächsten Kirche Parade ihren Tod unter den Mauern von Sebastopol, m Thema, zu dessen Erläuterung die über uns platzenden droh» Na iisher bcs rwähutcn lheilnchm ^er künfti den Wurfgeschosse dem Prediger hinlängliche Gelegenheit m boten hätten; allein er verschmähte solchen Redeschmuck gänM Vielleicht wird es wirklich nicht für wünschenswerth gehalta, derartige Anspielungen zu machen, und gewiß find sie zu aug» fällig, als das man sie besonders hervorzuheben brauchte. Ui keinen Preis nahm der ehrwürdige Herr, weder in seiner zu sunden, praktischen Predigt, noch in seiner eigenen Pers« Notiz von den nm ihn spielenden Feuerkünsten; er stand, m seinem Rücken gegen das donnernde russische Fort gekehrt, ui predigte über irgendwelchen Alltagstext; er änderte nie sei» Stimme, drehte nie seine Hand, um der Bombe oder Kuzc seinen Respekt zu bezeugen." m bisher atteln so Wü !eite her mg bcreä gc Säm, Po Auf Bekanntmachung. Nachdem sich neuerdings auch in Colmnitz ein, nach den Ergebnissen der diesfalls angestellten Erörterungen der Tollwuth dringt verdächtiger Hund gezeigt und Menschen und Thiere gebissen hat, so hat sich das Landgericht veranlaßt gefunden, hiermit Folgendes anp ordnen: I. Das freie Herumlaufen der Hunde ist in den Ortschaften Colmnitz, Sohra und Niederbobritzsch vorläufig auf die Dai« yon 12 Wochen und wenigstens bis mit Ende des Monats April dieses Jahres verboten, und es ist der Feldmeisterei-Jnhaber allhier anm wiesen worden, frei umhcrlaufende Hunde einzufangen und zu tödten. II. Jeder, der mit einem Hunde auf der Straße gehen will, hat solchen entweder an einer Leine zu führen oder mit einem, der Gesun! d-H. Thieres nicht nachtheiligen Maulkorbe zu versehen. Die Nichtbefylguug dieser Anordnung zieht Geld- oder nach Befinden Gefängnißstrafe nach sich, und werden zugleich sämmtliche Pc lizeiorgane hiermit angewiesen, für die Aufrechterhaltung dieser Anordnungen gebührend mitzuwirken, etwaige Contraventiooen aber ungesiu» M Kenntniß der unterzeichneten Behörde zu bringen. , Freiberg, den 23. Januar 1855. Kövigl. Landgericht. Abtheil ung für Berwaltungssachen. Schwedler. L-ijny j unseren »cht nur i tigsbero mtethalten Für Freiberx Berl Auf ige, derer