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1002 PAPIER-ZEITUNG Nr. 49/1917 LEDER Holländer laufende Kamelhaarriemen wurde heruntergenommen und, da durchaus brauchbar, aufbewahrt. Zur Verwendung gelangte ein nur aus Papiergarn gewebter Riemen von 200 mm Breite und etwa 18 mm Dicke, welcher, aus einer breiten Gewebebahn bestehend, durch Zu sammenlegen hergestellt und nur in der Längsrichtung zusammengenäht war. Er wies 20 Längsnähte auf, also kam auf jeden Zentimeter Riemenbreite eine Naht. Genäht war mit einem Textilfaden von der Stärke des verwendeten Papiergarns. Der Riemen war weder gefärbt noch imprägniert. Die Verbindung wurde hergestellt war weder gefärbt noch imprägniert. Die Verbindung der beiden Riemenenden wurde hergestellt durch vierfaches Lochen und eiserne Laschen unter Verwendung einer abgerundeten Lederunterlage und gewöhnlicher Kopfschrauben nach vorstehender Skizze. Die erste und größte Schwierigkeit bei Inbetriebnahme war, wie meist bei Neuerungen, der Widerstand der Arbeiter. Dieser zeigte sich schon beim Zusammenschrauben der Enden, das bei der verhältnismäßig großen Dicke des Riemens mehr Schwierigkeiten machte als bei dem vorher benutzten Kamelhaarriemen. Nach etwa einstündigem Laufen des Riemens traf der Betriebsleiter die Hol ländermannschaft dabei an, daß sie den Riemen auseinanderschraub ten, um ihn gegen den abgenommenen Kamelhaarriemen umzu tauschen. Sie begründeten dies mit dem fortwährenden Abfallen des Riemens. Nun wurde der Riemen sofort wieder aufgelegt und unter Aufsicht des Betriebsleiters in Betrieb genommen. Er fiel beim Anlassen des Elektromotors 2 bis 3 mal herunter, wurde nach gespannt und die Motor-Achse genau parallel mit der Hollärder welle gelegt. Von da an lief der Riemen anstandslos. In den ersten Tagen werärmte er sich schon etwas, weil er zeitweilig glitt, was durch Nachspannen behoben wurde. Die Erwärmung hörte nach einigen Tagen auf. Adhäsionsmittel irgendwelcher Art wurden nicht ver wendet. Der Riemen bewährte sich recht gut, trotz seiner schwankenden Beanspruchung (abwechselnd Leerlauf urd Mahlarbeit!) und trotz der stoßweisen Beanspruchung beim Einträgen trockenen, harten Zellstoffs. Ein besonderer Vorzug des Papiergarn-Treibriemens bestand in der fast vollkommenen Geräuschlosigkeit, mit welcher die Verbindungswelle über die schnell laufende Motorscheibe v on geringem Durchmesser lief. Das Motor- Lager war nicht überangestrengt: es erwärmte sich zu keiner Zeit über das übliche Maß hinaus. Bei diesem ersten scharfen Versuch ist der Riemen 3 Monate auf der Maschine gewesen, infolge wiederholter Stillstände hatte er jedoch nur eine Laufdauer -von 60 Tagen = 1440 Arbeitsstunden. Nach Ablauf dieser Zeit wollte der Riemen nicht weiter, weil die Nähfäden, welche die einzelnen Lagen zusammenhielten, -vollkommen durch gescheuert waren. Per Riemen mußte heruntergenommen werden und wurde durch einen neuen gleichartigen ersetzt, welcher sich heute noch in Betrieb befindet. Der schadhaft gewordene Riemen wird jetzt durch erneutes Nähen brauchbar gemacht und dann wieder in Betrieb genommen. Es ist anzunehmen, daß bei Transmissionsantrieb, d. h. bei grö ßerem Durchmesser der antreibenden Scheibe, die Lebendsaucr solcher Papiergarn-Treibriemen noch günstiger sein wird. Papier-Spinnerei Versuche mit Papiergarn-Treibriemen Veranlaßt durch den Mangel, die Beschlagnahme, und die Ver teuerung aller Riemen als Kraftübertrager, soweit sie aus Leder, Kamelhaar, Baumwolle oder anderen Textilstoffen bestehen, wurden in einer Spinnpapierfabrik bald nach dem Auftreten der Papiergarn- Treibriemen eingehendeVersuche damit angestellt. Um diesen Riemen gleich eine ergiebige Leistung aufzubürden, sollten damit eine Anzahl Holländer mit unmittelbarem Elektromotoren-Antrieb angetrieben werden. Hierzu waren Riemen von 200 mm Breite und entsprechender Stärke nötig, aber damals noch nicht zu haben, da die meisten Fabri kanten derartige Riemen höchstens 150 mm breit herstellten. Eine Firma erbot sich jedoch, einen 200 mm breiten Riemen anzufertigen. Dieser wurde sofort ausprobiert zum Antreiben eines offenen Hol- länders von 150 kg Eintrag mit Dreh ström-Motor von 45 PS Scheiben breite 200 mm, Scheibendurchmesser 300 und 2000 mm, die Umdre hungszahl des Motors 1000, die der Holländerwelle etwa 180. Die beiden gußeisernen schwachballigen, ungeteilten Riemenscheiben hatten 1300 und 1700 mm Durchmesser. Der Trieb war offen und wagerecht, ohne Riemengabel, ohne Leerscheibe, ohne Ausrück- vorrichtung, beide Scheiben fliegend, der Raum feucht. Der auf dem Weitere Erfahrungen, auch mit schmaleren Riemen, werden- zurzeit gesammelt und zu gegebener Zeit an dieser Stelle veröffent licht werden. Der zu obigem Versuch benutzte Riemen war ein Textor-Riemen, dessen Alleinvertrieb an die deutsche Papier- und Pappenindustrie Herrn P. Sarfert in Bockwa-Cainsdorf bei Zwickau i. Sa. übertragen ist. F. M. * * * Ueber den gleichen Gegenstand berichtete Direktor G. Huhn, von Ludwig Loewe & Co. im Berliner Bezirksverein Deutscher Ingenieure am 20. Dezember 1916. Ueber seinen Bericht und die daran sich anknüpfende Aussprache entnehmen wir der Nr. 1 der Monatsblätter genannten Vereins, Jg. 1917: 1. Papierriemen, die auf der Lauf Seite nicht getränkt (imprägniert) waren. Während bei Lederriemen die Höchstleistung mit der Geschwin digkeit wächst, fiel sie beim Ersatzriemen bei erhöhter Geschwindig keit. Bei dem Papierriemen (kein Textor-Riemen), der aus 2 Lager»: gewebten Materials zusammengenäht war, scheuerten sich zunächst die Fäden, die zum Nähen verwandt waren durch und der Riemer», wurde in zwei Zeile zerlegt. Durch Gleiten brach der Riemen. Ein 9 m langer Riemen, der nicht wie der erste aus 2 Lagen zu sammengenäht war, sondern aus einem Band besteht, das mehrfach zusammengefaltet war, streckte sich nach kurzer Zeit um etwa 75 cm. Bei Verwendung auf einer Drehbank wurde der Riemen nach 100 mm Vorschub so gestreckt, daß er nachgespannt werden mußte. Dieses Strecken wiederholte sich regelmäßig neunmal, so daß der Versuch aufgegeben werden mußte, da nicht vorauszusehen war, daß die Streckung aufhören würde; 12. Versuche mit auf der Laufseite getränkten (imprägnierten) Papier-- garn-Riemen. Diese Riemen waren offenbar durch 2 Walzen gelaufen, so daß sie ziemlich -glatte Oberfläche bekommen haben. Auf diese Weise ist die Adhäsionsfläche vergrößert und die Durchzugsfähigkeit bedeutend erhöht worden. Ihre Durchzugsfähigkteit war fast die gleiche wie bei Lederriemen und nahm nicht, wie bei dem erster» Riemen, bei erhöhter Geschwindigkeit ab F eB. Hm2t B Man hat bei Papierriemen auf folgendes zu achten: Es ist’nicht ratsam, mehrere lose übereinanderr liegende Lagen, zusammenzu nähen, weil die Nähte nicht genügend widerstandsfähig ind gegen», die Reibung und die Erwärmung, die durch den Schlupf auf den Riemenscheiben stattfinden müssen. Es ist ferner nicht angängig, daß der Riemen ohne irgendwelche Imprägnierung läuft, weil dann., die Witterungseinflüsse stärker einwirken und' weil das Material selbst nicht genügend widerstandsfähig ist. Auch muß eine gute- Verbindung der beiden Stoßstellen gefunden werden. Für den Ver brauch von Riemen bei Werkzeugmaschinen wird mit größter Vorsicht vorzugehen sein in all den Fällen, in denen Gabeln und Stufenscheiben:, vorhanden sind; in manchen Fällen werden diese dazu führen, künst liche Riemen auszuschalten. Wenn jedoch mit genügender Vorsicht gearbeitet wird, dürfte bei nicht zu großer Beanspruchung auch der künstliche Riemen benutzt werden können. Je größer die Beanspru- - chung wird, um so mehr liegt Gefahr vor, daß bei Gabeln und bei. Stufenscheiben Beschädigungen vorkommen, besonders wo bei den., Gabeln rauhe Stellen vorhanden sind. Bei Papierriemen sind verschiedene Arten des Zusammenlegens, angewendet worden. Riemen, die man zu 4 bis 6 Lagen zusammen faltete, haben sich besser bewährt als durchschnittene Riemen. Feuchtigkeit spielt bei getränkten Papierriemen keine große Rolle. Die Riemen wurden in Wasser, Petroleum und Oel gelegt und be sonders ungünstige Einflüsse dabei nicht gefunden. Die Impräg nierungen nehmen kein Wasser an. Man hat Versuche gemacht,, imprägnierte Papierriemen durch Beregnung zu befeuchten und sie 50 Stunden laufen lassen. Es hat sich dabei gezeigt, daß die Riemen sich etwas gedehnt haben, das Wasser aber den Riemen nicht ge- schadet hat. Der größte Fehler ist der, daß man die Ersatz-Riemen : genau so anstrengt wie Lederriemen. Das geht auf Kosten der Lebens dauer der Riemen. Wenn man durch Verbreiterung der Scheiben auch die Riemen verbreitern und dadurch ihre Belastung verringern > kann, so wird man in entsprechendem Maße auch die Lebensdauer des» Riemens -verlängern. Wanderausstellung „Papier als Stoffersatz" In Lemberg, Troppau und Brünn finden im Juni und im Juli < Ausstellungen von Papier als Stoffersatz statt, nach Muster der im Jahre 1916 in Wien und jüngst in Belgrad mit Erfolg stattgefundenen. In erster Reihe sollen aufgestellt werden: Papierbindfaden, Papier schnüre, Papierpackstricke, Papiergewebe, Papierschuhbänder, Pa- • pierseile, Treibriemen aus Papiergewebe, Teppiche und . Wandbe kleidungen aus Papiergewebe, Garbenbänder. Ausstellungsleiter' ist Herr Max Schurchny in Wien VI, Gumpendorferstraße 3. Der' Ausstellungsraum wird kostenlos zur Verfügung gestellt, die Aus- steiler jedoch haben einen Spesenbeitrag zu leisten. (Papier- u. Schreibwarcn-Ztg.. Wien):