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Nr. 49/1917 PAPIER-ZEITUNG 999 aus der Lauge zu entfernen. Dieses Verfahren ermöglicht u. a. die Verwertung der Ablauge auch kleinerer Sulfitstoffabriken für Sprit herstellung. Bei den jetzigen hohen Brennstoffpreisen werden sich nach Oemans Ansicht durch Anwendung dieses Verfahrens die Her stellungskosten für Spiritus um etwa 40 v. H. verringern. Für das Eindicken der Sulfitablauge durch Gefrieren sollen schwedische Wasserkräfte benutzt werden, nicht, wie bisher, Dampf, den man in der Regel aus eingeführtem Heizstoff erzeugen muß. Ferner gewinnt man nach dem neuen Verfahien die organischen Stoffe dei Äoauge in solcher Form, daß sie zu Farbstoffen, Bindemitteln usw vielseitige Anwendung erlangen können Die schwedische Regierung sucht jetzt die Sulfitspritindustrie in jeder Weise zu fördern und die Sprit erzeugung aus Kartoffeln weiter einzuschränken. Zurzeit ist solche ganz verboten, um alle Kartoffeln den Zwecken der menschlichen und tierischen Ernährung vorzubehalten). Der Volkshaushalt ausschuß bot nach Bewilligung des Reichstags den Brennereien soeben eine bedeutende Unterstützung für Einrichtung von Kai toffeltrockenanlagen an. Auch ist der Branntwein-Absatz des Sprit rings durch die immer schärferen Verkaufs- und Ausschank-Be stimmungen sehr stark zurückgegangen, bg. [Stoff-Färbungen* für Spinnpapiere D'e Farbenfabrik Leopold Cassella & Co. G. m. b. H. in Frank furt a. M. gibt eine Musterkarte mit 28 Färbungen von Spinnpapier heraus. Die verwendeten Farbstoffe besitzen, wie die Fabrik angibt, gute Reib- und Wasserechtheit und geben farblose Abwässer. Das Färben im Stoff ermöglicht einfache und vollständige Durchfärbung, was für Garne, die stärkerer Abnutzung ausgesetzt werden, von Wich tigkeit ist. Auch haftet der Farbstoff beim Färben in der Masse besser, als wenn die fertigen Game oder Gewebe gefärbt werden. Der zu den Mustern verwendete Rohstoff besteht aus 50 v. H. ungebleichtem Natronzellstoff und 50 v. H. ungebleichtem Sulfit zellstoff. Zum Färben dienten Diamin- und Diaminechtfarben in den bei jedem Muster angegebenen Mengen. Die Farben sind: gelb, rot, blau, grau, braun, grün und schwarz in verschiedenen Abstufungen. Die Farbstoffe werden in kochendheißem Wasser, am besten Kon denswasser, gelöst und die verdünnten Lösungen dem Stoffe im Hol länder zugesetzt. Hierauf wird in üblicher Weise geleimt. Bei tiefen Tönen empfiehlt es sich, 8—10 kg denat. Kochsalz oder kalz. Glauber salz oder die doppelte Gewicht smenge krist. Glaubersa’z zuzusetzen, da hierdurch an Farbstoff gespart wird und vollere Töne erzielt werden. Der Salzzusatz ist besonders bei schwacher Leimung sehr vorteilhaft. Die Zeitungspapier-Frage im Verein Deutscher Zeitungsverleger In der ordentlichen Hauptversammlung des Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger am 10. Juni in Berlin berichtete Herr Direktor Mül’er von der „Germania”, Berlin, über die Gestaltung des Preises für Zeitungsdruckpapier vom 1. Juni bis 31. Oktober. Er besprach die Mittel, mit denen die schwierige Lage der Zeitungsdruckpapier- Fabrikation behoben werden kann. Der Vorstand sei bemüht, alle Erschwernisse, die der Herstellung der erforderlichen Mengen Zei tungsdruckpapier entgegenstehen, aus dem Wege zu räumen. Das gleiche erhofft der Redner für die Belieferung mit Druckfarbe, bei der versucht werden solle, die nach manchen übermäßigen Mehr forderungen befürchtete Preiserhöhung möglichst fernzuhalten. Prof. Wollt (Dresden) berichtete über seine mit dem sächsischen Staatsminister Dr. Graf Vitzthum v. Eckstädt geführten Bespre chungen wegen der Papier- und Kohlennöte. Der Minister hat in Wien wegen der Lieferung böhmischer Braunkohle eingehend ver handelt und den Eindruck gewonnen, daß an den österreichischen maßgebenden Regierungsstellen der beste Wille am Werke ist, den Lieferungsschwierigkeiten in Böhmen abzuhelfen, Aenderungen sind bereits erfolgt. Volle Belieferung könne kaum erlangt werden; man dürfe indessen die Sicherung einer Mindestmenge von Braunkoh len erwarten. Graf Vitzthum erklärte ferner die Zustimmung Sachsens zu der neuen Ordnung der Papierlieferung. Als Ergebnis der Beratungen wurden folgende Entschließungen angenommen: 1. Entschließung Dr. Krumbhaar (Liegnitz); Die Verringerung der Erzeugung von Druckpapier, hervorgerufen in erster Reihe durch den immer empfindlicher gewordenen Kohlen mangel und das Fehlen genügender Arbeitskräfte, hat über die bisher schon notwendigen Beschränkungen im Papierverbrauch der Zei tungen mit dem L Juni eine weitere Verbrauchsbeschränkung von 10 v. H. nötig gemacht, so daß bei manchen Zeitungen die Ein schränkung jetzt im ganzen schon 33 v. H. beträgt. Für ihre in der Gegenwart vornehmste Aufgabe, den Sieges willen des deutschen Volkes und die Festigkeit zum Durchhalten zu stärken, bedarf die deutsche Presse einer Mindestmenge von Papier, die heute schon vielen Blättern fehlt. Bisher sind die Bezüge anderer. Papierarten gar nicht oder nur in geringem Maße eingeschränkt. Demgegenüber ist es im vater ländischen Interesse unerläßlich, daß, um das Weitererscheinen der deutschen Tageszeitungen zu sichern, eine starke weitere Ver- ‘brauchsbeschränkung aller nicht für den Zeitungsdruck gebrauchten Papierarten herbeigeführt wird. Das ist nur möglich im Wege einer straffen Regelung des gesamten deutschen Papierverbrauches, die gefördert werden muß durch ein rasches und z weckmäßiges Zusammen arbeiten der amtlichen Stellen und durch Verzicht der Behörden auf einen die Notwendigkeit übersteigenden Verbrauch an Papier. Die Versammlung ist davon überzeugt, daß die Reichsregierung die schwere Gefahr, der die deutsche Presse zu erliegen droht, nicht verkennen wird, und erwartet die schleunige Durchführung der nötigen durchgreifenden Maßnahmen. 2. Entschließung des Vereins rheinischer Zeitungs-Verleger: Für den Monat Juni 1917 ist seitens der Kriegswirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe das Verbrauchsrecht für Zeitungs druckpapier weiter erheblich heruntergesetzt worden, so daß die Lage, im besonderen für die kleinen und mittleren Zeitungen, nahezu unerträglich geworden ist. Nach erhaltenen Mitteilungen soll auch vom 1. Juli ab eine Besserung dieser Verhältnisse nicht in Aussicht stehen, sogar für eine weitere Verschlechterung Gefahr vorhanden sein. Um eine Besserung der jetzigen Lage anzubahnen bzw. einer vom Juli ab zu befürchtenden Verschlechterung vorzubeugen, müssen alle Mittel benutzt werden, welche Erfolg versprechen. Als ein solches wird der Kriegswirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungs gewerbe empfohlen, die durch die Anstellung von diesbezüglichen Erhebungen wohl in Aussicht stehende Beschränkung des Rück gaberechtes von Zeitungen und Zeitschriften auf 10 v. H. bald an ordnen zu wollen. 3. Entschließung Krause-Oels: Die Versammlung beschließt, den Vorstand zu ersuchen, bei der Kriegswirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe ange sichts der drohenden großen Papiernot auf eine Einschränkung des Papierverbrauchs für die Feldzeitungen, deren Beilagen und die sonstigen Druckerzeugnisse im Felde hinzuwirken. Die Anträge des vorpömmerschen Kreisvereins auf Einstellung des politischen Informationsdienstes und des mecklenburgischen Kreisvereins auf Einschränkung des Straßenverkaufs von Zeitungen außerhalb ihres Erscheinungsortes sowie Aufhebung der Einrichtung der Bahnhofsbriefe zum Zweck der Zeitungsbeförderung wurden zurückgezogen. (Nach „Zeitungs-Verlag”) \ Rußlands Papierstoff-Erzeugung Die Herstellung von Holzschliff und Zellstoff befindet sich in Rußland noch in den Kinderschuhen. Indes steht ihr, wie die „Torg. Prom. Gaz.” (das Amtsblatt des russischen Ministeriums für Handel und Gewerbe) ausführt, eine glänzende Zukunft bevor infolge des Reichtums an Rohstoffen, die in den gewaltigen Waldungen Ruß lands vorhanden sind, und infolge der starken Nachfrage nach Papier in verschiedenen Ländern, die künftig sowohl in Rußland als auch im Ausland noch stärker werden wird. Nach dem genannten Blatte nimmt der Bedarf an Papier in Rußland beständig zu. Im Jahre 1897 stellte sich der Papierverbrauch Rußlandsauf 3,3 Pfund (1 russi sches Pfund = 409,5 g )auf den Kopf der Bevölkerung, 1908 betrug er schon 5,5 Pfund und 1913 7 Pfund. Das Papier wurde bisher zum überwiegend größten Teil aus Finland eingeführt. Im ganzen wurden in Rußland im Jahre 1913 32 Millionen Pud (1 Pud = 40 russische Pfund = rund 16,4 kg) Papier verbraucht, wovon 23,5 Millionen Pud im Werte von annähernd 65 Millionen Rubel auf die eigene Erzeugung fielen. Dazu wären, wenn die Papiere nur aus Holzstoffen bestanden hätten, mindestens 23 Millionen Pud Holz schliff und Zellstoff nötig gewesen, die Herstellung von Holzschliff und Zellstoff erreichte jedoch im Jahre 1913 in Rußland nur 14 Mil lionen Pud, außerdem wurden 1,5 Millionen Pud aus dem Ausland eingeführt. Die übrige Papiermenge muß also aus Lumpen herge stellt sein. Als der Krieg ausgebrochen war, machte sich der Mangel an Holzstoffen noch fühlbarer. Als alleiniger Lieferant trat Finland auf, das überhaupt vorzugsweise für Rußland arbeitet und 75 v. H. seiner gesamten Erzeugung dorthin ausführte. Eine derartige Lage könne nach dem Kriege nicht bestehen, bleiben: Rußland muß sich selbst mit Holzstoffen versorgen. Mari könne mit Sicherheit annehmen, daß schon in den allernächsten Jahren der Verbrauch von Papier in Rußland auf den Kopf nicht weniger als 10 Pfund betragen wird, so daß bei einer Bevölkerung von 170 Millionen 42,5 Millionen Pud Papier verbraucht werden.