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866 PAPIER-ZEITUNG Nr. 42/1917 Papier-Spinnerei 10 Ladungen Spinnpapier 1507. Schiedspruch Mit der Papierfabrik X bin ich wegen eines Abschlusses auf 10 Ladungen Papier hinsichtlich der zu liefernden Menge in Meinungs verschiedenheit, was Ihnen mein beigefügter Briefwechsel darlegt. Ich einigte mich mit der Papierfabrik dahin, Ihren Schiedspruch zu erbitten. Zwischen mir und der Papierfabrik kam durch tele graphische und schriftliche Verhandlungen vom 16. bis 21. November 1916 ein Abschluß auf Lieferung von 10 Ladungen Papier zustande, der seine ordnungsgemäße Abwickelung bis auf die 10. Ladung er fahren hat. Die einzelnen Lieferungen, ersehen Sie aus der Anlage 7, desgleichen ersehen Sie aus den einzelnen Mengen jeder Ladung, daß jede Ladung durchschnittlich ein Gewicht von 10 000 bis 11 000 kg ergeben hat. Jede Ladung war eine Sonderanfertigung; es wurden für die einzelnen Ladungen jeweils andere Rollenbreiten und andere Versandverfügungen vorgeschrieben. Die Verkaufsbedingungen des Vereins deutscher Papierfabrikanten liegen unserem Vertrage zu grunde, wonach übliche Abweichungen in der Menge der Anfertigung sowohl nach oben als auch nach unten nicht beanstandet werden können. Die ersten neun Ladungen halten sich in der Menge in jeder Hinsicht an die Veraufsbedingungen des Vereins deutscher Papier fabrikanten, dagegen liefert die Papierfabrik auf die 10. Ladung nur 3305 kg aus und verrechnet die Mehrmengen aus den vorhergehen den neun Ladungen auf die zehnte, was nach meiner Meinung über den Vertrag nicht statthaft ist, weil ich ausdrücklich zehn Ladungen kaufte und bestätigt erhielt, ohne daß die Gewichtsmenge eine Beschränkung nach irgend einer Seite enthielt. Ich bin der Meinung, daß die Fabrik mir auf die zehnte Ladung noch rund 6700 kg zum Abschlußpreise auszuliefem hat, während die Papierfabrik der Meinung ist, daß sie die bei den vorhergehenden Ladungen jeweils mehr als 10 000 kg gelieferten Mengen auf die letzte, zehnte Ladung verrechnen dürfe und nur genau 100 000 kg auszuliefern habe. Ich bitte Sie über diese Meinurgsverschiedenheit in der Vertragsauffassung Ihren Schiedspruch zu fällen und in Ihrer Zeitung zu veröffentlichen. Y, Papierwaren-Fabrik in B. * ♦ ♦ Im Einverständnis mit meinem Abnehmer Y in B bitte ich in nachstehender Angelegenheit um Ihren Schiedspruch. Ich verkaufte der Eirma Y laut meinem Bestätigungsschreiben vom 21. November 1916 ,,10 Ladungen Spinnpapier" also 100 000 kg. Die Ablieferung dieser Menge erfolgte laut einliegender Aufstellung. Mein Abnehmer yrtritt die Ansicht, daß der Abschluß nur durch Lieferung ven IC vollständigen Ladungen, also IG Wasgensendurgen erledigt sein Würde, während ich der Ansicht bin, daß nach erfolgtei Lieferung von 100 000 kg der Abschluß ertüilt ist. Nach allgemein anerkanntem Begriff Sind lÖLadungen gleichbedeutend mit 100000 kg, und es dürfte dabei gleichgültig sein, ob in der einen Ladung etwas mehr und in der anderen etwas weniger geliefert worden ist. Nach der Auffassung meines Abnehmers wäre ich z. B. auch verpflichtet 150 000 kg zu liefern, wenn ich in jeden Wagen 15 Tonnen geladen hätte. Das Verlangen nach Lieferung weiterer etwa 6000 kg als angebliche Restmenge habe ich als unbegründet abgelehnt. Papierfabrik X in A. In der Bestellung und in der Auftragsbestätigung wurde schriftlich sowie telegraphisch von „10 Ladungen” gesprochen, nur einmal im Laufe der Vorverhandlungen schrieb die Papier fabrik, daß sie 100 000 kg liefern wolle. Bei Abschluß des Ver trages hatten also beide abschließenden Teile offenbar die Ansicht, daß das Geschäft für 10 Ladungen gilt. Unter einer Ladung oder Wagenladung in dem hier yorliegenden Sinne versteht man aber im Handel mit Spinnpapier eine Papiermenge von ungefähr 10 000 kg. Die ersten 9 Ladungen enthielten durchweg etwas mehr gl. ‘ ,n 000 kg und machten zusammen rund 96 e E!5 je iv. ö , , - •90 kg aus. Jede Laduhg war für sich besteht uh" enthielt Papier von. be- sonders angegebenen Maßen, war also eine Einheit für sich. Der Käufer handelte im Sinne der von ihm bestätigten Ver kaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, als er die unbedeutenden Mehrlieferungen der einzelnen Ladungen nicht beanstandete. Es geht demnach nicht an, daß der Ver käufer an Stelle der 10. Ladung den Rest von 3305 kg zur Auf füllung von 100 000 kg liefert. Vielmehr muß er auch die bestellte 10 OOO-kg-Ladung in deh dafür angegebenen Schweren und Rollenbreiten ungefähr im Gewicht Von 10 000 kg, also etwa zwischen 9500 bis 10 500 schwankend, zur Erfüllung des Abschlus ses zum Abschlußpreis liefern. Wir entscheiden deshalb, daß die Papierfabrik auf den. Abschluß von 10 Ladungen noch ungefähr 6700 kg zum alten Abschlußpreis nächliefem muß. Eine Tarifgemeinschaft in der deutschen Papiergarnweberei? Auf eine Eingabe des Vereins „Christlicher Textilarbeiter” wegen angeblich unzureichender Entlohnung der Papiergarnweber haben die Vereinigten Textilwerke dem Verein mitgeteilt, daß die Gesell schaft die Absicht habe, gemeinsam mit' deh Vertretern der Textil arbeiter-Organisationen über Mittel und Wege zu beraten, um die Lohnfrage durch eine Tarifgemeinschaft zu regeln. (Zeitschr. f. d. ges. Text.-Ind.) Reißlänge von Papiergarn Herr R. E. kritisiert in Nr. 39 auf Seite 807 meine Ausführungen! mit der Begründung, daß Garn aus Sulfitpapier demjenigen aus Sulfatpapier überlegen sei. Mit dieser Ansicht, die von erfahrenen. Papierspinnern und -Webern kaum geteilt wird, steht Herr R. E. wohl ganz vereinzelt da. Meine Angaben werden dadurch bewiesen, daß Sandsackstoffe aus Sulfitpapier nie die Reißkraft, welche das Ingenieur-Komitee vorschrieb, erreicht haben, weder im trockenen, noch weniger im gewässerten und am wenigsten im wiedergetrockneten Zustandl Es blieb nichts anderes übrig, als die Stoffe nach kostspieligen Ver fahren zu tränken, um sie einigermaßen abnahmefähig zu machen. Diesen Umstand haben viele bei dem Sandsackgeschäft nicht sorg fältig vorher geprüft und entsprechend in Rechnung gestellt. Sand sackstoffe aus Natronpapier haben dagegen ohne weiteres die Be- dingungen zuverlässig erfüllt. Ich habe mit Sulfitpapieren schon sehr zahlreiche und umfang- reiche Versuche gemacht. Wohl ist mir das Spinnen gut gelungen, jedoch konnte ich nie einen Faden erzielen, der für bessere undl schwerere Gewebe getaugt hätte. Sulfitspinnpapier, welches einen, dem Natronpapier überlegenen Faden ergibt, ist mir noch nicht vorge- kommen. Dabei bin ich naturgemäß bestrebt, vom Natronpapien loszukommen. Das Spinnpapier soll unter keinen Umständen mehr Befeuchtung erhalten, als zu inniger Verdrehung des Fadens erforderlich ist. Zwischen feucht und überfeucht ist ein großer Unterschied. Wohl setzt das Ringspinnverfahren Jagenbergs überstarke Befeuchtung voraus, aber dieses Verfahren mit der ziemlich teuren Einrichtung ist nicht der einzige Weg, gutes Garn zu erzeugen. Auch ist das teure Nachtrocknen der übernassen Garne bei der heutigen Kohlennot: wenig verlockend. Auf das Verfahren von Erne & Fatzer und auf die Faltvorrich tung von Alfred Baumann in Stuttgart habe ich an dieser Stelle schon hingewiesen. Wohl muß das Garn zum Verweben eine gewisse Feuchtigkeit haben, welche ihm die zum Verweben nötige Elastizität verleiht. Dafür soll aber nicht der Spinner sorgen, vielmehr das Garn so trocken wie möglich abliefern, denn der Weber kann mit Leichtigkeit das Kettgarn auf die erforderliche Webfeuchtigkeit bringen, falls; die Spinnfeuchtigkeit des Garnes nicht ausreicht. Zu trocken ab- geliefertes Garn ist viel besser als überfeuchtes, das verteigt, ver schimmelt und vermodert. Wer einige Dutzend Tonnen solcher Garne yerarbeiten muß, weiß, welche Gefahr in der Ablieferung überfeuchten Garhes liegt, Bel Anwendung von guten Faltvorrichtungen ist es nicht not- wendig, übermäßig zu drehen ,um gute Festigkeit zu erzelen. Das gleiche oder noch besseres wird mit geringerer Feuchtigkeit bei größerer Erzeugung erzielt. Ich bin nicht davon überzeugt, daß die Ueber- drehung bessere Wasserbeständigkeit zur Folge hat. Der Papierstoff ist im Papier wie im Faden sehr hygroskopisch, und das mehr oder weniger rasche Eintreten der schädlichen Wirkung des Wassers hängt in hohem. Grade von der Stoffzusammensetzung und Leimung des Papieres ab. Papiergarn während des Spinnens zweimal zu befeuchten, wie es-bei dem Patentverfahren von Claviez geschieht, ist zweifellos von großem Einfluß -auf die Gleichmäßigkeit des Fadens, ist aber um ständlicher ale das Falten der Streifen, womit noch Besseres erreicht wird. R. Papiergarn-Markt Nach Berichten der Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie Elberfeld, 19. Mai 1917 Die Beschäftigung der Wuppertaler Textilindustrie ist ziemlich’ überall recht befriedigend. Fast überall werden Papiergarne ver arbeitet, und bei dem großen Verbrauch an diesem neuen Stoff sind! manche Webereien dazu übergegangen, selbst Betriebe zum Schneiden ‘ und Zwirnen von Papiergarnen einzurichten. Auf Sackstoffe aus ■ Papiergarn liegen noch auf Monate hinaus gute Aufträge vor, und auch 1 zur Herstellung von Verbandstoffen werden Papiergarn? mit gutem! Erfolge verarbeitet. Der Bedarf in Papiergarnen, sowohl gröbere -wie auch feinere Gee- spinste, ist in fortwährendem Zunehmen begriffen. Frotzdemwasen die Umsätze in der Berichtszeit nicht sehr bedeutend, da viele Spin nereien schon bis zum Herbst ausverkauft sind. Viele Verbraucher wären zu kurzfristigen Abschlüssen übergegangen, konnten aber bei den meisten Spinnereien nicht mehr ankommen. Für das letzte Vierteljahr 1917 wurde wieder einiges gekauft. Der Verein deutscher Papiergarn-Spinnereien hat Schritte in die Wege geleitet, um für alte Abschlüsse eine Hinausschiebung der Verordnung über Höchst preise herbeizuführen. In den Kammgarnspinnereien des hiesigen und,weitern .Bezirks haben viele Betriebe die Herstellung von Feinpapier-Garnen auf genommen. Die Aufträge auf diese Garn sind, bedeutend und auch die Preise ziemlich auskömmlich.