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DD)APIERVERARBEITUNG ä Buch Gewerbe sä Berliner Typographische Gesellschaft Die schwach besuchte Sitzung vom 15. Mai 1917 wurde vom Vorsitzenden Herrn Könitzer eröffnet mit der Mitteilung, das an die deutschen Schriftgießereien gerichtete Ersuchen um Uebersendung ihrer Neuheitenhefte und loser Anwendungsblätter sei -von allen Eirmen in zustimmendem Sinne beantwortet. Von Genz sch & Heyse Hamburg und Ludwig & Mayer-Frankfurt a. M. seien bereits umfangreiche Sendungen, von H. Berthold-Berlin, Emil Gursch- Berlin, Gebr. Klingspor-Offenbach, D. Stempel A.-G.-Frankfurt und Wilhelm Wöllmer-Berlin einzelne Probenhefte und Anwendungs blätter eingegangen, die Bauer’sche Gießerei in Frankfurt a. M. habe sich bereit erklärt, der Gesellschaft die in deren Bücherei noch nicht vorhandenen Probenhefte, die im übrigen nur käuflich zu haben seien, kostenlos zuzustellen. Weiter seien eingegangen von der Buchdruckerei Rudolf Mosse Heft 26 der illustrierten Zeitschrift „Der große Krieg in Bildern”; von der Neuen Photographischen Gesellschaft Heft 1 ■der Zeitschrift „das Bild”; von der Allgemeinen Elektrizitätsgesell schaft Heft 5 ihrer Mitteilungen; von der Firma Otto Elsner A.-G. ■die Fortsetzungshefte der Zeitschrift „Das Leben im Bild”; von dem Verlage J. F. Lehmann in München fünf Serien Postkarten mit Aus sprüchen der Vorkämpfer des Deutschtums (Bismarck, Moltke, Fichte u. a.), die als Druckerzeugnisse Beachtung verdienen, weil sie zeigen, welche Wirkung der geschickte Setzer unter ausschließlicher Anwendung gut gewählter Schriften zu erzielen vermag. — Der Vorsitzende sprach allen freundlichen Spendern den Dank der Gesell schaft aus. Hierauf begrüßte er das aus dem Eelde auf Urlaub an wesende Vorstandsmitglied Herrn Gottfried Schneider. Als neues Mitglied wurde bekanntgegeben Herr Fritz Kuchen becker, Druckerei-Beamter der Firma Rudolf Mosse, O 112, Frank furter-Allee 278. Hierauf sprach Herr Georg Erler unter Anlehnung an die im Versammlungsräume zur Schau gestellte Ausstellung von Kriegs drucksachen über Das Druckereiwesen im Heeres- und Verwaltungsdienst. Die Herstellung von Kriegsdrucksachen habe, so führte der Red ner u. a. aus, im Laufe der Kriegszeit einen Umfang angenommen, den man kaum für möglich gehalten habe. Die erste Kriegszeitung sei unter dem Titel „Der Landsturm” erschienen und sei, wie damals berichtet wurde, von deutschen Landsturmmännern in einer ver lassenen Druckerei in Feindesland hergestellt worden. Die weitere Entwicklung dieser Kriegsliteratur habe weitere Kreise nicht befrie digt und sei vielfach bekrittelt worden, weil der Zweck der Herausgabe eines solchen Blattes zurückgetreten und die Zeitung an sich Haupt zweck geworden sei. Es sei eine rührige .Propaganda entwickelt und auch auf das Anzeigenwesen Gewicht gelegt worden. Neben der Veröffentlichung der Bekanntmachungen der Heeresverwaltung sei Unterhaltungsstoff für die Soldaten uni in der Folge auch für die Einwohnerschaft des Bezirks geboten worden. So habe z. B. die Zeitung der 10. Armee einen solchen Umfang angenommen, daß der Druckereibetrieb, in dem sie hergestellt wird, mit allen Betriebs mitteln einer großen Druckerei ausgestattet sei. Andere Zeitungen wie der „Belgische Kurier”, das „Bukarester Tageblatt”, die „Gazette des Ardennes" hätten in großer Auflage allgemeine Verbreitung ge funden, die letztgenannte Zeitung, die in französischer Sprache er scheine, sei auch von den Franzosen viel begehrt, weil sie die Namen der gefangenen französischen Soldaten veröffentlicht. Eine besondere Gruppe von Kriegsliteratur bildeten die Heimatsberichte großer Firmen für ihre im Felde stehenden Angestellten, jedoch sei das Interesse dafür zurückgegangen. Wichtige Dienste hätten die Feld druckereien der Heeresverwaltung geleistet durch die Vervielfältigung der Befehle und sonstigen Bekanntmachungen. In einzelnen solcher Betriebe wurden auch kleine Akzidenzen verschiedenster Art für Veranstaltungen der Truppen hergestellt. Mobile Druckereien mit Schnellpressen und allem erforderlichen Material seien zumeist in .Eisenbahnzügen, in der Regel im Umfange von vier Wagen unter gebracht. — Die Herstellung künstlerisch ausgestatteter Kriegs drucksachen sei im Laufe der Zeit recht erheblich zurückgegangen. Schließlich erwähnte der Vortragende noch die Werbearbeiten für ■die Kriegsanleihen, für die Auslieferung des Goldgeldes an die Reichs bank und andere amtliche Drucksachen, die sich an die breiten Massen des Volkes wenden. Im Anschluß an den Vortrag schilderte Herr Schneider seine im Felde gewonnenen Eindrücke von den Kriegszeitungen, die sich im allgemeinen mit den Ansichten des Herrn Erler deckten. Er bemerkte dazu, daß die Kriegszeitungen in ihren Nachrichten über die Kriegsereignisse nicht aktuell sein könnten, weil die wichtigen Neuigkeiten im militärischen Interesse nicht veröffentlicht werden dürften. Zum Gemeinsamen Einkauf von Bedarfs- und Betriebsmitteln zur Ver besserung der gewerblichen Lage berichtete Herr Könitzer, daß das Thema und die Frage, ob die Typographische Gesellschaft in technischer Hinsicht helfend einzu greifen in der Lage sei, zunächst in einer Vorbesprechung im engeren Kreise über die Verhältnisse unterrichteter Fachleute erörtert worden sei. Der Meinungsaustausch, bei dem auch die vom Verein Berliner Buchdruckereibesitzer und anderen Prinzipalsvereinigungen bereits unternommenen Schritte Erwähnung fanden, führte zu der Ueber- zeugung, daß der gemeinsame Einkauf und andere korporative Maßnahmen für die Provinzdruckereien empfehlenswert seien, in den Großstädten aber nach Lage der Verhältnisse keine Aussicht auf Erfolg versprächen. Einesteils würden die Verwaltungskosten einer für den Zweck geschaffenen Organisation den zu erwartenden Vorteil völlig aufzehren, anderseits aber ständen der Sache auch hinsichtlich der finanziellen Regelung, recht erhebliche Schwierigkeiten gegen über. — Schluß der Sitzung um 10% Uhr. Preiserhöhung für Etuis. Der Verband der Etuisfabrikanten Deutschlands beschloß einen Teuerungsaufschlag von 100 v. H. auf Bestecksachen und v%n 75 v. H. auf Schmuckkasten und Karton nagen. (Frkft, Ztg.) Ersatz für Leinölfirnis. Lösungen von Alkylsäureestern gehen unter dem Einfluß des Sonnenlichtes oder künstlichen ultravioletten Lichtes in eine dickflüssige Form über. Nach dem Deutschen Reichs patent Nr. 205340 vom 5. Juni 1915 von O. Röhm in Darmstadt bilden Lösungen dieser polymeren Alkylsäureester in Azeton u. dgl. einen Ersatz für trocknende Oele als Bindemittel von Farben, als Ersatz für Leinöl, Firnis usw. (Um beurteilen zu können, ob oben angegebener Firnis-Ersatz für das Druckgewerbe praktisch an wendbar ist, müßte man u. a. wissen, ob die als Rohstoff angegebenen Chemikalien heute zu beschaffen sind. Schriftleitung) Farbendrucke auf Glas kleben Welches Verfahren eignet sich am besten um Ansichtskarten an Glas für Briefbeschwerer und an ovalen Glasplatten so anzubringen, daß sie als Reiseandenken verkauft werden können ? J. Wir bitten um Mitteilung von Erfahrungen. Schriftleitung. Zeitschriftenschau Buchdrucker-Invaliden und vaterländischer Hilfsdienst. In Nr. 25 der „Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker” wird dafür eingetreten, daß solchen Arbeitskräften, die vorzeitig aus irgend welchem Grunde in den Invalidenstand zu treten genötigt waren, die Möglichkeit geboten werde, ihre unter Umständen durch eine längere Ruhe wieder gehobene Arbeitsfähigkeit durch halbtägiges oder stundenweises Arbeiten zu verwerten, was in der jetzigen an Vollkräften ohnehin armen Zeit recht nützlich wäre. Dem Vernehmen nach soll solchen Invaliden, die noch unter das Hilfsdienstgesetz fallen, an ihren Invalidenrenten nichts gekürzt werden, und es sei wohl zu erhoffen, daß auch gewerbliche Invalidenkassen diesem Beispiele folgen werden. Z Eingänge Künstlerische Packungen. Ergebnis eines Wettbewerbs der C. Hedrich A.-G. in Hamburg-Altona. Sonderdruck aus dem April- Mai-Heft der „Deutschen Kunst und Dekoration in Darmstadt”. Die durch Preise ausgezeichneten Packungen, welche aus einer Menge von mehr als 2607 Wettbewerbsarbeiten als vom künstlerischen Preisgericht beste bezeichnet wurden, sind in diesem Sonderdruck teils schwarz, teils farbig abgedruckt. Unter den Preisträgern finden sich Adelheid Schimz, Leipzig, Ilse Sommerfeld, Berlin, A. W. R. Weismann, Hamburg, Fräulein Schlegel, Cölna. Rh., Hugo Frank, Stuttgart, Jos. Würth, Darmstadt und viele andere. Der von Prof. Pazaurek-Stuttgart verfaßte Begleittext zu den Bildern hebt hervor, daß ein so reiches und farbenfreudiges Ergebnis dieses Wettbewerbs erst durch die Arbeiten namentlich der Barmer Handwerker- und Gewerbeschule und durch die früheren Reklamearbeiten anderer großer Firmen, z. B. Bahlsen-Hannover, Sarotti u. a. möglich war.