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582 PAPIER-ZEITUNG Nr. 28/1917 Ueber den Ursprung des Druckes Von Professor Dr. R. Stiibe In der Geschichte des Buchdrucks muß man zwei Entwick lungszeiten unterscheiden: den Plattendruck und den Typendruck. Für beide ist unsere Kenntnis noch lückenhaft; doch haben uns in neuerer Zeit wichtige Funde und das Bekanntwerden orienta- talischer Quellen wertvolle Aufschlüsse gebracht. Beide Druck formen treten zuerst in China auf und sind von dort nach dem Westen gewandert. Für die Geschichte des älteren Plattendruckes stehen uns bisher nur vereinzelt auftretende Angaben zu Gebote. Wir wissen nicht, wie alt er in China ist. In Europa tritt der Druck zunächst in der Form des Zeugdruckes auf. Die ältesten Stücke, die aus dem 6. und 7. Jahrhundert stammen, sind ägyptischen Ursprungs. Die ältesten abendländischen Stücke gehören wohl der Karolinger zeit an. In den nächsten Kunstepochen, besonders in der ro manischen und gotischen Zeit, ist der Zeugdruck in Europa geübt worden. Eine andere Geschichte hat der Papierdruck. Im Jahre 175 n. Chr. wurden Abzüge von dem in Stein gehauenen Text der altchinesischen Klassiker hergestellt. Der Druck mit Holz platten ist angeblich im 4., sicher im 6. Jahrhundert bezeugt. Ein chinesischer Kaiser verfügte, daß die Texte der Klassiker in Holz geschnitten werden sollten. Diese Technik ist früh nach Japan gelangt, wo noch Stücke des ältesten Papierdruckes aus dem Jahre 770 erhalten sind. Es sind kleine, mit buddhistischen Segens- oder Zaubersprüchen bedruckte Zettel, die die Kaiserin Schotoku in einer Million Stück an die Tempel verteilen ließ. Sie sind wahrscheinlich die ältesten gedruckten Blätter, die noch erhalten sind. Durch Vermittlung der Araber ist der chinesische Blockdruck im 10. Jahrhundert nach Vorderasien und Aegypten und von dort nach Europa gelangt. Die ältesten noch erhaltenen chinesischen Druckplatten — mit erhabenen Schriftzeichen in Metall — stammen aus dem Jahre 816. Während das älteste Papier, das uns überhaupt erhalten ist (in Sven Hedins Funden am Lop-nor) nach der Gestalt der chinesischen Schriftzüge aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt — die ältesten datierten Stücke fallen in die Zeit 265—325 n. Chr. —, sind anscheinend chinesische Drucke erst aus viel späterer Zeit erhalten. Es ist ungewiß und auch sehr schwer zu ermitteln, welches die ältesten erhaltenen Drucke Chinas sind. Ein Blockdruck aus dem Jahre 1054 wurde in China dem Chinaforscher Friedr. Hirth zum Kauf angeboten. Es ist die Sammlung der Gedichte eines Dichters der Sung-Dynastie (960—1280 n. Chr.) mit dessen Bildnis in Holz schnitt. Seit dem 13. Jahrhundert erst ist es möglich, die Ge schichte des chinesischen Buchdrucks im Zusammenhang zu verfolgen. Der Plattendruck beherrschte auch die von Chinas Kultur abhängigen Gebiete Asiens, vor allem die Mongolei, Korea und Tibet.- Der Kirchenstaat Tibet ist ein Land der Bücher, wo viel gedruckt ist. Mindestens 200 Jahre vor den Europäern haben die Tibeter die Druckpresse gekannt. Nach einem tibetischen Ge schichtswerk ist ein tibetischer Priester um 1300 in die Mongolei gewandert und hat von dort alle zum Druck nötigen Geräte ge sandt . Zwischen 1311 und 1319 sind die beiden riesigen Sammel werke des tibetischen Buddhismus, Kandschur und Tandschur, in Tibet gedruckt worden. Im 9. und 10. Jahrhundert n. Chr. tritt der Plattendruck im Westen hervor; aus Aegypten haben wir 30 arabische Platten drucke, die nach Formschnitt und Druckverfahren die chinesische Technik zeigen. Ebenfalls nach chinesischen Mustern hergestellt sind die 1147 in Nordsyrien ausgegebenen Papiergeldnoten zu 1 Dinar und das persische Papiergeld, das 1293 in einer Papier gelddruckerei zu Tebriz hergestellt wurde. Eingehend beschreibt der persische Historiker Raschid-el-din (gest. 1318) das chine sische Druckverfahren. Damals stellte man in China nicht größere Auflagen her, sondern die Platten wurden in Bibliotheken auf bewahrt. Wer ein Buch erwerben wollte, ließ sich dort einen Abzug herstellen. Wie der Uebergang vom Tafeldruck zum Druck mit beweg lichen Typen erfolgt ist, wissen wir bis jetzt nicht. Nur soviel ist sicher, daß der Typendruck eine chinesische Erfindung ist; im Jahre 1041 ist er von dem Schmied Pi Sch eng erfunden worden. Allein er ist in China nicht durchgedrungen, sondern erst in neuerer Zeit mit Hilfe des europäischen Typengusses wieder in China eingeführt worden. Daß diese große Erfindung in China nicht sofort und völlig durchdrang, hat seinen Grund im Charakter der chinesischen Schrift. -Sie ist eine Wortschrift, die für jedes Wort der Sprache ein eignes Schriftzeichen fordert. Es sind also viel Tausend Typen erforderlich. Hingegen hat sich der Typendruck zuerst in einem Lande verbreitet, das eine bequemere Schrift, ein Alphabet, besaß. Das war Korea. Im „Archiv für Buchgewerbe" 1914 habe ich nach damals bekannt gewordenen Koreanischen Annalen die Geschichte des Typendruckes in Korea genau ge schildert. Korea ist kulturell von China und durch die budd histische Mission von Indien abhängig. Dem entspricht es, daß die chinesicshe Schrift und ein indisches Alphabet in Korea an gewandt wurden, ersteres in Werken der höheren Literatur, aus letzterem entstand die bis heute lebende nationale Schrift Koreas, die den Typendruck ermöglichte. In einer koreanischen Ency- klopädie und in den Annalen der letzten koreanischen Kaiser dynastie haben wir eingehende Berichte-über die Erfindung des- Typendrucks, die 1403 erfolgt ist. Ein kaiserlicher Erlaß (Dezember 1403 oder Januar 1404) verfügte die Einführung dieser Kunst, weil die Holzplatten sich rasch abnutzten, und man doch nicht für alle Bücher Holzstücke schneiden könne. „Darum ist unser Wille, daß Lettern aus Kupfer gefertigt werden zum Zusammen setzen’’. Der Kaiserliche Erlaß gibt dann Hinweise auf die Form der Typen, deren Muster ein bestimmtes Buch geben soll, und weist auf die Aufgabe des Buchdruckers hin, die literarische Bildung jedermann zugänglich zu machen. Damit aber dem Volke keine neuen Steuern auferlegt werden, übernimmt der Kaiser die Kosten für die Einrichtung einer Druckerei. Das ist die älteste Urkunde, die wir zur Geschichte des modernen Buchdrucks haben. An der technischen Besserung der Lettern und des Druck verfahrens ist in Korea im 15. Jahrhundert sehr eifrig gearbeitet worden. Soviel wir bisher sehen, hat der chinesische Typendruck auf Gutenbergs Erfindung keinen Einfluß geübt. Auch im näheren Orient ist er erst durch europäischen Einfluß aufgetreten. Nach langem Widerstreben ist z. B. die erste türkische Druckerei erst 1727 in Konstantinopel durch Erlaß des Sultans Ahmed III. geschaffen worden. Aus Ostasien aber sind mehrere sehr alte Typendrucke er halten. Aus China haben wir solche aus den Jahren 1317 und 1324. und einen koreanischen Druck besitzen wir aus dem Jahre 1409. der aus der Presse stammt, über deren Entstehung wir oben, berichtet haben. In China bestehen noch heute Plattendruck und Typendruck nebeneinander; letzterer ist besonders mit der Entwicklung des Zeitungswesens stärker durchgedrungen. Daß Gutenbergs Erfindung mancherlei Vorläufer und Ansätze in älterer Zeit gehabt hat, ist bekannt. Sie liegen aber alle innerhalb der europäischen Kulturentwicklung; ein Einfluß Ostasiens auf Gutenberg ist nicht erweisbar und auch nicht wahrscheinlich. Wir haben bisher keinen Anhalt, daß der ostasiatische Typen druck nach Westen gewandert wäre. Herstellung von Kartothek-Karton Werden für die Herstellung von Kartothek -und Register- Karten, die in den mannigfaltigsten Formen mit Lochungen und Stanzungen versehen sind, besondere Maschinen gebaut ? Sind über zweckmäßige Herstellung großer Auflagen von Kartothek karten nach einliegenden Mustern in Ihrem geschätzten Blatte Aufsätze erschienen ? A. K. Zur Herstellung von Kartothek- und Registerkarten werden besondere Maschinen gebaut, mittel.-, welchen man die verschieden artigen Leitkartenvorspringe stanzen kann. Die beste Betriebs weise ist die, daß man die Karten im ersten Arbeitsgang schneidet, im zweiten die Vorspringe stanzt und im dritten die Karten locht. Die eingesandten Karten sind zwei verschiedene Fabrikate: Karte A ist in zwei Arbeitsgängen hergestellt, sie wurde mit einer Form beim ersten Arbeitsgang gestanzt und nachher gelocht. Die Karte B wurde geschnitten, dann die Vorspringe gestanzt und im dritten Arbeitsgang gelocht. Zum Schneiden der Karten benutzt man vorzugsweise sogenannte Rollscheren(Maschinen mit Kreismessern), mit denen gratloser Schnitt erzielt wird. Die Bearbeitung geschieht in ganzen Bogen, welche einzeln durch die Maschine gehen. (Ueber das Arbeiten mit Rollschere steht ein Aufsatz in Nr. 74 der Papier-Zeitung von 1914 Seite 2285.) Das Zuschneiden kann, wenn man keinen Wert auf sehr sauberen Ausfall legt, auch auf einer Schneidemaschine vorgenommen werden. Die Stanz- und Lochschnitte bestehen aus Ober- und Unter schnitt, die, wie die Rollschere, scherenartig arbeiten, so daß die Schneidekanten der fertigen Karten keinerlei Grat aufweisen. Gratlose Karten haben den Vorzug, daß sie unterein ander haargenau gleich sind, also eine die andere nicht überragt, was das Aufsuchen einer bestimmten Karte erleichtert. Fenier lassen sich in einem Sammelkasten gratlose Karten in größerer Zahl unterbringen als solche, welche einen Stanzgrat aufweisen. Der Aufdruck der Fahnen kann auf jeder Tiegeldruck- oder