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742 PAPIER-ZEITUNG Nr. 36/1917 Beratung im Buchbinderverband In Berlin fand am 28. April eine Beratung des deutscden Buch- binder-(Gehilfen-)Verbandes statt, in der Vorkommrisse der letzten Zeit, insbesondere die wilden Ausstände, besprochen wurden. Die Aussprache ergab, daß die Unzufriedenheit der Mitglieder haupt sächlich durch die mangelhaften Ernährungsverhältnisse hervor gerufen ist, jedoch müsse jede willkürliche Unterbrechung des Arbeits ganges vermieden werden, denn die Tarifgemeinschaften des Gewerbes erfordern regelmäßige Arbeitsleistungen. Während des' Krieges haben alle Schichten des deutschen Volkes einig zusammengestanden, und so solle es auch weiter bleiben. Die Beratungsteilnehmer seien einig mit allen Arbeiter-Organisationen in dem Verlangen nach freiheit lichem Ausbau der inneren Einrichtungen Deutschlands und seiner Bundesstaaten, in dem Verlangen nach gleichmäßiger Verteilung aller im L nde vorh ndenen Lebensmittel, in der Bekämpfung wuche rischer Ausbeutung des Volkes und in der Forderung von angemessenen Arbeitslöhnen. Anderseits seien die Beratungsteilnehmer auch über zeugt, daß alle Kräfte : ngespannt werden müssen, um den Bedürf nissen des Heeres und der im Lande verbliebenen Volksgenossen Rechnung zu tragen. Eine entsprechende Entschließung, in der sie vor Beteiligung an wilden Ausständen gewarnt werden, wird allen Mitgliedern zur Kenntnis gegeben. Nur der Verband könne die wirt schaftlichen Vorteile der Mitglieder wahrnehmen, er müsse deshalb hochgehalten und alle auf Störung der Einigkeit abzielenden Ver suche zurückgewiesen werden. Klebstoff für Därme In Büchern und Aufsätzen über Klebstoffe findet man Vor schriften zum Kleben von Pergamentpapier, wobei die Klebung wasserfest und widerstandsfähig gegen Kälte und Hitze sei und sogar eine Weile der Einwirkung von warmem Wasser standhalten könne. Indessen sind diese Klebungen, wie sich gezeigt hat, nach dem Trock nen vielfach nicht elastisch, schrumpfen leicht, werden runzelig und vertragen das Kochen in Wasser nicht. Daher mußte der mehrfach gemachte Versuch, solche Klebstoffe auch zur Herstellung von Wursthüllen aus tierischem oder Pflanzenstoff zu verwenden, auf gegeben werden. Auf dem Gebiet der Darmherstellung hat sich seit einigen Jahren ein Industriezweig herausgebildet, welcher engere und kleinere Darmsorten auf weitere und größere umarbeitet, und dieses Geschäft lohnt sich jetzt infolge der für diese Ware sehr gestiegenen Preise, nachdem die Einfuhr von Därmen vom Auslande die jährlich über 32 Millionen ausmachte, gesperrt ist. Zu obigem Zweck werden die zu verarbeitenden Därme in ent sprechende Streifen oder Blätter zerschnitten und diese durch Zu sammennähen in die gewünschte Darm- oder Blasenform gebracht. Die Nähte verraten aber, daß zur Wurst ein Ersatzdarm verwandt wurde. Neuerdings erzeugt das chemische Laboratorium Em. Heck in München, Karlstr. 40, wie die Darmzeitung (Berlin) schreibt, einen Klebstoff, welcher von den Naturdärmen gut angenommen wird und solche Klebkraft besitzt, daß die Verbindungsstellen eines damit zusammengeklebten Darmes jeden Fleischdruck aushalten. Dabei sei dieser Klebstoff kochfest und auch für die Pergamentdarm- Herstellung verwendbar, K. Adreßbücher für den bargeldlosen Verkehr. Die Kölner Handels kammer beschloß zufolge einer Anregung des A. Schaaffhausen’schen Bankvereins die Schaffung eines Adreßbuchs der Bank-, Postscheck- und Sparkassen-Konteninhaber im Bezirk der Kammer nach dem Vorbild des amtlichen Verzeichnisses der Postscheckkonto-Inhaber. Es wurde beschlossen, auch bei den übrigen rheinischen Handels kammern Gleiches anzuregen. Jeder kann in das Adreßbuch aufge nommen werden. Die Kammer wird die Einwohner mit einem Ein kommen über 5000 M. bitten, sich ein Konto anzulegen und in das Buch aufnehmen z u lassen. Die Kammer bewilligte 5000 bis 10 000 M. zur Herstellung des Adreßbuchs. Der Gedanke sollte im ganzen Reiche ausgeführt werden. (A. d. Monatl. Nachr. v. J. C. König & Ebhardt.) Zeitschriftenschau Normalgießzettel. Nr. 27 der ,,Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker” bringt unter der Ueberschrift „Zum besseren Ver ständnis des Normalgießzettels” eine Abhandlung, in der auf Un achtsamkeiten bei der Aufgabe von Nachbestellungen zu gelieferten Brotschriftmengen hingewiesen wird, deren Vermeidung eine wesent liche Ersparnis für den Besteller bedeuten würde. Die Aufgabe der benötigten Buchstabensorten nach Stückzahl wird als die wichtigste bezeichnet, im Gegensätze zu den häufigen Bezeichnungen „ein Fach voll”, ein Kilo, eine Kolumne oder Stück. Schon das verschiedene Dicktenverhältnis der Buchstaben verbiete solche Sammelbegriffe, nicht minder die verschiedene Häufigkeit der Buchstaben. Die vorzeitige Ergänzung noch nicht in Gebrauch genommener Schrift lieferungen wird ebenfalls als unzweckmäßig bezeichnet; ferner wird sachgemäßes Verteilen der Gesamtmenge der Schrift in die verfügbaren Kästen befürwortet und das oft beliebte Einschichten der Buchstaben in die Fächer getadelt. Z Papier-Spinnerei Reißlänge von Papiergarn Die gesetzlich vorgeschriebene Reißlänge für Papiergarn soll, wie uns mitgeteilt wird, 4500 m betragen. Welche Reißlänge des Spinnpapieres ist erforderlich, um auf diese 4500 m Reißlänge Gam zu kommen? Wir schneiden Spinnpapier in großen Mengen und möchten mit Beantwortung vorgenannter Frage einem unserer Geschäftsfreunde gefällig sein. Papierrollen-Fabrik Es ist nicht angängig nach bestimmten Regeln von der Reißlänge des Spinnpapieres auf die Reißfestigkeit oder Reiß länge des Garnes zu schließen, denn die Spinnpapiere verhalten sich in dieser Beziehung je nach Art des Spinnverfahrens und nach Art der Stoffzusammensetzung, Leimung und Ausarbeitung des Spinnpapiers sehr verschieden. So habe ich mit einem Spinn papier, welches aus reinem Sulfatzellstoff gearbeitet ist und in der Längsrichtung eine Reißlänge von etwa 8500 m auf weist, einen Faden von erheblich höherer Reißlänge erzeugt als bei Verwendung von Sulfitpapier, das eine Längsreißlänge von 12 000 Meter aufwies. Seitdem man durch die gesetzliche Verfügung darauf beschränkt ist, für bessere Gespinste Spinnpapier zu ver wenden, welches zur Hälfte aus Sulfatzellstoff und zur Hälfte aus. Sulfitzellstoff gefertigt ist, habe ich im Laufe der Monate fest gestellt, daß es vielen Papiermachern gelungen ist, Spinnpapier dieser Stoffzusammensetzung herauszubringen, welches ein Ge spinst erzeugen läßt, das dem Garn aus reinem Sulfatzelstoff- papier nahezu gleichkommt. Bei Beurteilung eines Spinnpapieres darf man eben nicht: lediglich von der Reißlänge des Fertigpapieres aüsgehen, wesent lich für die Festigkeit des Fadens ist vielmehr, wie sich das Spinn papier bei der zum Verspinnen erforderlichen Befeuchtung ver hält, und wie die Festigkeit des Papiers durch Befeuchtung uncT. Verspinnen verändert wird. Fest steht, daß aus Spinnpapier, welches ganz oder vorwiegend aus Sulfatzellstoff gefertigt ist, erheblich festerer und weitaus wasserbeständigerer Faden erzeugt wird als aus Papier, das nur oder überwiegend aus Sulfitzellstoffen besteht. Maßgebend für die Festigkeit des Papiergarnes ist aber auch die Leimung des Spinnpapieres, welche auf die bestmögliche- Weise vorgenommen werden sollte. Bei Verwendung von vielfach angepriesenen Ersatzlcimen sollte der Papiermacher mit größter Vorsicht zu Werke gehen und nur Schritt um Schritt auf Grund der Ergebnisse, die sich bei größeren Spinnversuchen ergehen, vorri cken. Wer schon längere Zeit und große Mengen Papier versponnen hat, weiß zu bewerten, wie segensreich sich beim Verarbeiten in Spinnerei und Schneiderei ein gut gearbeitetes und insbesondere gut geleimtes Spinnpapier erweist und wie sehr ein minderwertiges Spinnpapier den ganzen Betrieb aus der Reihe bringen und Ver druß bereiten kann, der in der Schneiderei anfängt und sich in folge mangelhaft erzeugten Garnes auch in allen Fabrikations phasen der Weberei bemerkbar macht. Sehr wesentlich für die Reißfestigkeit des Papiergarnes ist. auch, wie beim Verspinnen zu Werke gegangen wird. Bei der heute zugelassenen Stoffzusammensetzung der Spinnpapiere sollte beim Verspinnen so wenig Wasser wie möglich zugegeben wer den. Da in den meisten Fällen ein anschließendes Verweben oder sonstiges Umarbeiten des Papiersgepinnstes in der gleichen Fabrik oder am gleichen Orte nicht möglich ist und in der Regel damit, gerechnet werden muß, daß es 4 Wochen und noch länger an stehen kann, bis das Gam in Angriff genommen wird, (Ansammeln zu Ladungen, Beförderung, kleinere Lagerhaltung am Weiter- verarbeitungsort machen diese Zeit erfahrungsgemäß erforderlich), so ist zu bedenken, daß zu feuchtes Gam bei längerem Lagern das Bestreben hat, zu verteigen und auf zu weichen, was die Festig keit von Garn und Gewebe erheblich beeinträchtigt. Das Verspinnen des Papieres auf Tellermaschinen nach Patent Claviez erzielt deshalb den in der Festigkeit überlegenen Faden, weil hierbei so wenig als möglich gefeuchtet wird, die Papierstreifen vor dem Drehen gefaltet und dann unter verhältnis mäßig starker Spannung gedreht werden. Auch das Falten der Papierbänder beim Spinnen ist für die Festigkeit des Games von großer Bedeutung, denn bei einem gefalteten Papierstreifen wird viel innigere Drehung des Fadens ohne nachteilige Beanspruchung der Ränder der Streifen, die gerne einreißen und ausgezogen werden, erzilt. Auch beim Verspinnen von Papierstreifen auf vorhandenen Ring- und Flügel-Zwim- und Spinnmaschinen gehe man bei: Wahl des Spinnverfahrens sehr vorsichtig zu Werke. Bei An-