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Aus den typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 18. April sprach nach Bekanntgabe der Eingänge und einiger Neuaufnahmen Herr Schmidt über „Die Zukunft der Geschäfts-Akzidenz” unter Be nützung einer Aufsatzreihe des „D. B. u. St.” Redner führte aus, daß bei Annahme der Arbeiten vom Besteller die Wünsche, die bei Fertig stellung der Arbeit in Erfüllung gehen sollen, erfcrscht werden müssen. Der Kunde soll vor allen Dingen gut beraten werden. Je besser man diese Aufgabe löst, desto leichter wird es gelirgen, zu angemessenen Preisen Aufträge zu erhalten. Denn ein Hauptübel unserer Zeit besteht darin, daß oft der kleine Drucker nicht imstande ist, eine Drucksache schön und zweckentsprechend herzustellen und deshalb gezwungen ist, zu Schleuderpreisen zu arbeiten, um überbaupt Aufträge zu erhalten. Da nach dem Kriege mit der Handarbeit recht sparsam umgegangen werden muß, so muß dem Material und der Technik erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Mit dem Mindest maß von Aufwand muß ein Höchstmaß von praktischem Erfclg erreicht werden. Nun sind ja die Meinungen darüber, durch welche Aufmachung von Drucksachen man dem Kunden am meisten nützen kann, geteilt, die teuersten Drucksachen sind nicht immer die nutz bringendsten, und die billigsten haben meist wenig Zweck. Es ergibt sich daraus die Pflicht für den Buchdrucker mit seiner Kundschaft in enge Fühlung zu treten, die von ihm herzustellenden Drucksachen mit eigenem Geiste auszüstatten und ihnen so die Zweckmäßigkeit zu verleihen, die nötig ist um Nutzen für den Besteller zu erzielen. Er muß also Fachkenntnisse sammeln und verwerten, Fachmann der Werbekunst und Kenner der Absatzmethoden sein. Wahrschein lich wird nach dem Kriege die Werbetätigkeit beschränkt sein, da alle Gebraucbsgegenstände sowieso Absatz finden dürften, und für Luxus weniger Geld vorhanden sein wird. Immerhin wird der Buch drucker gut tun, der Werbetätigkeit Aufmerksamkeit zu schenken, da sonst der Künstler auch dieses Gebiet noch mehr als bisher er obern dürfte. —■ Nach einer Aussprache über diesen Vortrag sprach der Vorsitzende, Herr Gedalje, über eine Mappe mit Schüler arbeiten der Fachklasse für Buchdrucker an der Zittauer Städt. Handwerker- und Gewerbeschule und ze Ute dem in diesen Arbeiten gezeigten Arbeitseifer hohe Anerkennung. Da die Schulstunden nur abends stattfinden, und mehrere Lehrer der Fachklasse zu den Fahnen einberufen sind, kann die Zittauer Facbklasse anderen Fachschulen als nachahmenswertes Beispiel dienen. Im Anschluß an die beifällig aufgenommenen Ausführungen wurden verschiedene Mängel des Fortbildungsschulwesens hervorgehoben, auf welche später zurückgegriffen werden soll. Ge. Ex-libris-Gesellschaft zu Leipzig. In der Sitzung vorn 12. April hielt der Büchersammler Herr Walter List einen Vortrag über Bücher, Bücherzeichen und -Besitzer unter Vorlegung von Bänden, die durch ihre Ausstattung oder durch ihren Inhalt als bemerkenswert gelten. Zur Kennzeichnung der Bücher durch Besitzzeichen dienen hand schriftliche Vermerke, Stempel, Siegel und in der Hauptsache Bücher zeichen (Ex-libris). An Hand der ausgelegten Bände zeigte der Vor tragende die Gesichtspunkte für die Bewertung von Büchern. Außer auf den Inhalt kommt es auf die Ausstattung, das Alter, die Vor besitzer der Bücher, sowie auf gewisse Nebenumstände an, z. B. auf Widmungen der Verfasser, handschriftliche Eintragu gen be rühmter Persönlichkeiten u. dgl. m. Während der Kriegszeit habe sich die Bücherliebhaberei erheblich gesteigert, besondere Vorliebe bestehe zurzeit für das Sammeln von Büchern aus dem Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Z Stuttgart. Graphischer Klub. Der Tätigkeitsbericht des Gra phischen Klubs für das Jahr 1916 in der Hauptversammlung am 15. April erwähnte u. a., daß es, wie im vergangenen Jahr, auch voriges Jahr gelungen sei, das Vereinsleben aufrecht zu erhalten, so daß man hoffen kann, auch dieses Jahr auszuhalten. Dank schulde man vor allem den Feldgrauen, unter welchen sich auch 220 Mit glieder befinden, die dafür sorgten, daß der heimatliche Beden von den Kriegsverwüstungen verschont blieb. Auch dieses Jahr wurden jedem eingezogenen Mitglied Liebesgaben gesandt und der Gau- Verwaltung des Verbandes ein Beitrag zur Familienunterstützung überwiesen. Der Klub zählt 205 Mitglieder gegen 420 vor Kriegs ausbruch. Er gehört als Gesamtmitglied zahlreichen gemeinnützigen großen Fachvereinen an. Die Ehrung voi Mitgliedern für 25 jährige Mitgliedschaft wird bis nach Friedensschluß zurückgestellt. Der alte Ausschuß mit dem Vorsitzenden Faktor W. Eschenbacher an der Spitze wurde einstimmig wiedergewählt. An die Verhandlungen reihte sich ein beifällig aufgenommener Vortrag von Faktor Sprössig über „Annahme und Behandlung von Druckaufträgen”. —dl— Zeitschriftenschau Gehilfenmangel und Nachwuchs. In Nr. 25 der „Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker” wird auf den nach dem Kriege ohne Zweifel eintretenden Gehilfenmangel und auf die Notwendigkeit der Heranbildung von Ersatzkräften hingewiesen. Deshalb müsse nicht nur die tarifliche LehrTingsskala voll ausgenützt werden, sondern es seien überdies den kleineren Betrieben, besonders an Provinz orten, mehr Lehrlinge als sie der Tarif vorsehe, zu gestatten. Die kleineren Betriebe können den Lehrling vielseitiger ausbilden als die Großbetriebe mit entwickelter Arbeitsteilung. Z Papier-Spinnerei Verein Deutscher Papiergarnspinnereien. In der Mitglieder versammlung, welche Mitte April m Berlin stattfand, wurde der Vor stand beauftragt, bei den maßgebenden Stellen Aendcrung der Be kanntmachung über Höchstpreise anzuregen. Es haben dieserhalb bereits Verhandlungen mit der Kriegsrohstoff-Abteilung stattge funden, und es steht zu erwarten, daß demnächst eine Aenderung der gedachten Verordnung erfolgen wird, welche wenigstens zum Teil den Wünschen des Vereins Rechnung tragen wird. Der Verein hat seine Satzungen dahin abgeändert, daß jede Firma Mitglied werden kann, welche Papiergarn herstellt. Die Mitgliederzahl des Vereins, wächst stetig. Geschäftsstelle: Dr. Schlesier, Düsseldorf, Paulusstr 1 - Höchstpreise von Spinnpapier In Nr. 33 der Papier-Zeitung schlägt unter obigem Titel ein Einsender -vor, daß die Höchstpreise von Spinnpapier sich nach der Reißlänge staffeln sollen, und zwar von 500 zu 500 oder besser von 1000 zu 1000 m Reißlänge. Meiner Meinung nach würde dies zu außerordentlichen Schwierig keiten und einer Unmenge von Beanstandungen, also zu Unzuträg lichkeiten zwischen Spinner und Fabrikant führen, denn keine Fabrik ist imstande, von vornherein genau auf 500 und selbst auf 1000 m Reißlänge begrenztes Papier anzufertigen. Außerdem über nimmt zurzeit selten eine Fabrik eine Verpflichtung füt den Ausfall einer bestimmten Reißlänge. Die Frage regelt sich aber von selbst, denn eine Fabrik, die nicht Spinnpapiere mit guter Reißfestigkeit herstellen kann, wird weniger Aufträge bekommen als die anderen, die Papiere mit hoher Reißfestigkeit liefern können, und sie wird dadurch gezwungen, ihr Papier immer mehr zu verbessern. C. K- Papiergarn- und Spinnpapierprüfungen. Im städtischen öffent lichen Warenprüfungsamt für das Webstoffgewerbe zu Reichenbach i. V. wurden im März 1917 u. a. auf Feuchtigkeit geprüft 739 Wagen ladungen Papiergarn, auf Festigkeit und Dehnung 1382 Muster von Papiergarn und Papiergeweben. Ferner wurden 16 qm-Gewichts bestimmungen, 30 Bestimmungen der Reißlänge und des qm-Gewichts von Spinnpapier vorgenommen, desgl. • 8 mikro-chemische Unter suchungen von Papiergarn und Papierstoff. Spinnpapier-Lieferung Ein Kunde hatte eine Restlieferung von 15 000 kg von einer Bestellung vom Januar noch zu erhalten. Meine Fabrikberechnete mir unterm 19. 3. 10 000 kg und unterm 20. 3. weitere 5000 kg. Meinem Kunden berechnete ich die 10 000 kg am 21. 3., die er auch anstandsle s annahm, während ich die 5000 kg-Rechnurg am 23. 3. übersandte, mit Ausstellung vom 21.3. Die letzteren 5000 kg wollte mein Kunde nunmehr nur zum jetzigen Höchstpreise übernehmen. Ich habe die Sendung bis heute zurückgehalte, da mein Abnehmer auf keinen Fall den alten Schlußpreis anerkennen will. Er stützt sich darauf, daß die alten Schlüsse bis zum 20. 3. berechnet sein mußten, während dies für mich für die letzten 5000 kg unmöglich war, da ich erst am 21. 3. abends bzw. 22. 3. früh, im Besitze der Fabrik-Rechnung war. Ich berechnete die 10 000 kg auch erst am 21. 3., diese wurden jedoch von meinem Kunden anerkannt. Wie könnte ich mich meinen Kunden sowohl als auch meinem Fabri kanten gegenüber verhalten ? Könnte eine Klage auf Abnahme zum alten Schlußpreise für mich von Erfolg sein. Papier-Großhandlung Nach der in Nr. 11 der Papier-Zeitung auf Seite 219 abge druckten Verordnung über die Beschlagnahme von Spinnpapier dürfen Lieferungen von Spinnpapier innerhalb eines Monates nach Inkrafttreten von Höchstpreisen auch zu höheren Preisen erfolgen, wenn die Lieferungsverträge vor Inkrafttreten der Höchstpreise abgeschlossen wurden. Die in Nr. 16 der Papier-Zeitung auf Seiten 326 und 327 abgedruckte Ver ordnung über Höchstpreise für Spinnpapier ist am 20. Februar in Kraft getreten. Demnach durfte Fragesteller das zu höherem Preise abgeschlossene Spinnpapier nur bis zum Abend des 20. März zum Abschlußpreis liefern, und die Weigerung des Kunden, den Abschlußpreis für die später berechnete Lieferung zu bezahlen, erscheint berechtigt. Fragesteller kann höchstens auf Grand des § 5 der Verordnung über Beschlagnahme von Spinnpapier um Bewilligung einer Ausnahme bei der Kriegsrohstoff-Abteilung. Sektion W 3, einkommen. Der Umstand, daß der Kunde eine am 21. 3. berechnete Lieferung zum Abschlußpreis bezahlte, hindert nicht, daß er eine andere Lieferung aus dem erwähnten Grund, der ihm vielleicht erst später bekannt wurde, beanstandet. Marktbericht aus M.-Gladbach, 27. April. Auf dem Garnmarkt sind die Preise durch Höchstpreise geregelt, die allerdings die Spinner vielfach für unzureichend ansehen. Nach Papiergarnen besteht bereits rege Nachfrage für Herbstlieferung. (Berl. Tagebl.)