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PAPIER-ZEITUNG Nr. 75/1917 Betriebsstoffe für die Papierverarbeitung Die Versorgung der Betriebe mit wichtigen Betriebsstoffen ist in der Papierverarbeitung immer schwieriger geworden. Immerhin wird für die Beschaltung des Nötigsten durch behördliche Bewirt schaftung und Einrichtung von Verteilungsstellen gesorgt. Nach stehend sind die wichtigsten Betriebsstoffe sowie die dafür bestehenden Melde- oder Verteilungsstellen aufgezählt. 1. Metall zu Schrift für Buchdruckereien, Schiiftgießereien, Buchbindereien und verwandte Betriebe: Metallvermittlungsstelle für das Graphische Gewerbe, Leipzig, Buchgewerbehaus. 2. Heftdraht: Metall-Vermittlungsstelle für das Graphische Gewerbe, Leipzig, Buchgewerbehaus. (Für Luxusarbeiten kann Heftdraht nicht freigegeben werden.) 3. Heftzwirn: Verband Deutscher Buchbindereibesitzer, Leip zig, Buchgewerbehaus. a) Der vom Kriegsamt überwiesene Leinenheftzwirn ist in erster Linie nur für reine Behördearbeiten zu verwenden und, soweit noch eine verfügbare Menge vorhanden ist, lür kriegswichtige Arbeiten. Für' Privatautträge steht Leinenzwirn nicht zur Verfügung. Allen Anträgen und Anfragen sind 25 Pt. Unkosten gebühr in Marken beizufügen und Auftraggeber sowie Zahl der benutzten Heftmaschinen anzugeben. Auch Schulbücher sind nach Möglichkeit mit Draht zu heften. b) Baumwollzwirn ist nicht beschlagnahmt. Doch soll auf Antrag des Verbandes Deutscher Buchbindereibesitzer im Einver nehmen mit dem Verband der Deutschen Baumwollgarn- Fabrikanten monatlich eine noch zu bestimmende Menge an Ober- und Untergarn besonders für Buchbindereizwecke her gestellt und zurückgestellt werden. c) Schappe-Seide. Eine noch nicht feststehende Menge ist dem Verband Deutscher Buchbindereibesitzer vom September ab zur Verteilung in Aussicht gestellt. Den Anfragen 25 Pf. in Marken beifügen. 4. Leim. Großbuchbindereien und Buchdruckereien melden bei der Leim-Verteilungsstelle für die Papierverarbeitung in Berlin W9, Linkstraße 22; Klein-Buchbindereien bei der Leim-Bezugs vereinigung deutscher Buchbindereien in Berlin, Hedemannstraße 10. 5. Kartoffelmehl (für Betriebszwecke). Verteilungsstellen a) für Buchdruckereien und. diesen angeschlossene Buchbinde reien : Zentralstelle für die Verteilung von Kartoffelmehl an die Papierverarbeitung in Berlin W 9, Linkstraße 22, II. b) für Großbuchbindereien, die im Hauptbetriebe zur Papier verarbeitungs-Berufsgenossenschaft gehören: Verband Deut- ’ scher Buchbindereibesitzer, Leipzig, Buchgewerbehaus. c) für Buchbinderei-Kleinbetriebe: Bund Deutscher Buchbinder- Innungen, Berlin. 6. Petroleum für Betriebszwecke: Zentralstelle für Petroleum- Verteilung, Berlin NW 6, Schiffbauerdamm 15. 7. Benzol für Betriebszwecke: Inspektion des Kraftfahrwesens in Berlin N, Friedrichstraße 100. Beizufügen ist eine Bescheinigung der Gewerbe-Inspektion über den Bedarf der nächsten 8 Wochen. 8. Wischwalzenstoff: Verband Deutscher Steindruckereibesitzer, Leipzig, Buchgewerbehaus. 9. Drucktiicher, Filze, Maschinenbänder. Einrichtung einer Verteilungsstelle bei dem Deutschen Buchdrucker-Verein in Leipzig, Buchgewerbehaus, ist durch das Kriegsamt in Aussicht genommen. 10. Treibriemen: Riemenfreigabestelle, Berlin W 35, Pots damer Straße 122a/b. Für die Betriebe des Königreichs Sachsen: Beratungsstelle XI für Riemenfreigabe, (Verband Sächsischer In dustrieller), Dresden-A., Christianstraße 1/3. Ausfuhr von Wellpappe Ich erhielt am 6. September von der Zentralstelle für Ausfuhr bewilligungen der Papierindustrie, Berlin, die bereits am 12. Juni und 13. Juli 1917 eingesandten Anträge zur Ausfuhr von Wellpappe nach der Schweiz mit dem Bemerken zurück, daß diese dem Herrn Reichskommissar zur Entscheidung nicht vorgelegt werden könnten, zufolge der am 25. August erfolgten Bestimmungen. Die Ware ist bereits bezahlt und angefertigt, und die Angelegenheit hätte vor dem 25. August seitens der Zentralstelle Erledigung finden können. Welche Schlitte kann ich in dieser Angelegenheit unternehmen, um doch noch die Genehmigung zu erhalten. X. Von unterrichteter Seite erfahren wir hierzu: „Wellpappe ist ausfuhrfrei, so daß keine Ausfuhrbewilligung notwendig ist. Nur Wellpappe-Faltschachteln bedürfen einer Ausfuhrgenehmigung, die aber nicht an die Bestimmungen vom 25. August gebunden ist." Humor am unrechten Ort. Wie „Berl. Tagebl.” berichtet, hat die Stadt Niederlahnstein auf ihren Notgeldscheinen einen Schinken, eine Rübe und andere leckere Sachen aufdrucken lassen und das Ganze mit dem Spruch „So leben wir alle Tage” umrahmen lassen. Nun ist der Stadt der Vertrieb dieser Notgeldscheine untersagt worden, weil mit Notgeld kein Geschäft gemacht werden solle, vielmehr habe es einzig und allein dem Zweck zu dienen, den Kleingeldmangel zu beheben. Das Berl. Tageblatt fügt hinzu: Ob die Fünfpfennigscheine des Bezirksamtes Wasserburg in Bayern vom selben Geschick ereilt werden? Sie tragen den Spruch: „Aus-, Durch- und Maulhalten”. Papier-Spinnerei Papiergewebe-Ausstellung in Breslau Die Leipziger „Mustermesse”, das amtliche Blatt des-Leipziger Meßamtes, beschäftigt sich mit der von uns beschlossenen Ausstellung, von Papiergewebeerzeugnissen und meint, es habe mit Recht Ver wunderung erregt, daß das Reich die Abhaltung dieser messeartigen, Ausstellung an „einem Orte wie Breslau” unterstützen wolle. Dem gegenüber sei festgestellt, daß von seifen der Breslauer Messe-Gesell schaft nie und nirgends behauptet worden ist „das Reich unterstütze seine Veranstaltung”. Wir würden diese Unterstützung freudig; begrüßen, kommen aber auch ohne sie aus, und erbeten ist sie von uns niemals worden. Das Leipziger Meßamt veröffentlieht im Anschluß hieran ein Schreiben des Reichsbekleidungsamtes, in welchem dieses ausdrücklich erklärt, daß es der Breslauer Veranstaltung „großes Interesse” entgegenbringt und ferner seinen Plan bekannt gibt, selbst eine Wanderausstellung zu veranstalten, die zunächst in Berlin., dann in Düsseldorf, in München und schließlich in Sachsen (Dresden oder Leipzig), in Breslau und Hamburg gezeigt werden soll. Die: „Leipziger Mustermesse” bemerkt dazu, daß für eine Ausstellung von Mustern der Papiergarnindustrie in allererster Linie, wenn nicht einzig, Leipzig in Frage kommt. Das Reichsbekleidungsamt teilt diese sonderbare Auffassung offenbar nicht, denn es will seine Aus stellung zunächst in Berlin und erst an 4. Stelle in Sachsen zeigen, und läßt es dabei noch dahingestellt sein, ob Leipzig überhaupt in. Frage kommt. Worauf gründet denn auch das Leipziger Meßamt seinen Anspiuch ? Auf die Tatsache, daß es von der Zuwendung von, Reichsmitteln lebt ? Diese Mittel (700 000 Mark) hat es bewilligt erhalten, um das deutsche Wirtschaftsleben zu fördern, nicht aber,, um einseitige Kirchturmspolitik zu treiben und berechtigte Bestre bungen anderer Städte zu bekämpfen. Ueber diese Dinge wird jeden falls im Reichstage eine Aussprache herbeigeführt werden, unter deren Einfluß die Bewilligungsfreudigkeit unter Umständen - doch. erhebliche Einbuße erleiden könnte. Es handelt sich hierbei nicht allein um den Gegensatz Breslau-Leipzig; auch andere Städte werden, kaum geneigt sein, Leipzig ohne weiteres ein Monopol zuzuerkennen,, auf das es keinen Anspruch hat. „Ein Ort wie Breslau” hat nicht die kühne Absicht, in die Gebiete einzugreifen, auf denen Leipzig eine- gewisse Vorherrschaft ausübt, aber wir sind auch keinesfalls gewillt,. Leipzig alle neuen Gebiete ohne weiteres zu überlassen. In Breslau hat es schon zur Zeit Friedrichs des Gioßen Messen gegeben; sein internationaler, alljährlich stattfindender Maschinenmarkt erfreut sich des größten Ansehens in aller Welt. Ihn weiter auszubauen in Richtungen, wie wir sie für geeignet halten, wird eine der wichtigsten Aufgaben der Breslauer Messe-Gesellschaft sein, deren erster Schritt, in die Oeffentlichkeit die Veranstaltung der in der Zeit vom 29. Sep tember bis 14. Oktober im Friebeberg stattfindenden „messeartigen” Papiergewebe-Ausstellung ist. Die Anmeldungen von Spinnern, Webern und Kleiderfabrikanten, auch von Einkäufern, ist sehr groß und läßt die Beteiligung dieser Kreise auf der letzten Leipziger Messe weit hinter sich, ein Beweis für die wirtschaftliche Notwendigkeit der Veranstaltung. Hochangesehene Maschinenfabriken werden ihre Spinn- und Webemaschinen in Betrieb vorführen, andere werden, mit Plänen, Entwürfen, Modellen vertreten sein. Die Papiergewebe- Ausstellung ist eine Tat, gleich bedeutungsvoll für die deutsche Industrie und den deutschen Handel wie für die Bevölkerung, die aus einem Besuche derselben die Ueberzeugung schöpfen wird, daß Deutschland trotz aller feindlichen Absperrung keine „Blöße” zu zeigen braucht und je länger je mehr auf englisch-indische Jute und amerikanische Baumwolle wird verzichten können. Breslauer Messe-Gesellschaft * * * Wie wir erfahren, übersteigt die Beteiligung von Ausstellerm schon jetzt bei weitem die Erwartungen der Veranstalter. Den Hauptreiz auf die große Masse der Besucher wird die Vor führung fertiger Bekleidung ausüben. Auf diesem Gebiete haben Bres lauer Firmen das Uebergewicht. Unter anderm wird ein Rastatter Haus eine Sammlung Uniformen zeigen. Ungemein reich wird die Wäscheherstellung vertreten sein. Teppiche und Läufer unter Mitverwendung von Papiergewebe hat man auch schon auf früheren Ausstellungen gesehen. Inzwischen ist die Herstellung ständig fortgeschritten. Sie wird den Beifall jedes Fachmanns finden, und mehrere Aussteller werden ein ausdrucks volles Bild dieser Fabrikation bieten. Auch Wirkwaren werden zu sehen sein. Fetner sind u. a. gemeldet: Kravatten, Handschuhe, Wickelgamaschen, Taschen für die verschiedensten Zwecke, Ruck säcke, Hosenträger, Mützen, Gardinen, Zubehör für Handarbeiten, Mieder, Tornister, Spitzen, Schuhe, Schirme. Von hervorragender Bedeutung sind folgende Gruppen der angemeldeten Erzeugnisse: Anzug-Tuche, Kleiderstoffe, Segeltuche, Ersatzsohlen, Gurte und Kot dein, Bindfaden, Säcke, Treibriemen. Hier werden die namhaftesten Häuser dieses großen Gebietes ver treten sein. Mehrere Häuser bringen gestrickte und gewirkte Waren zur