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PAPIER-ZEITUNG Nr. 74/1917 Rakelfarbwerk Rudolf Maul gen. Marschner in Neukölln erhielt das DRP 297445 vom 1. Juli 1916 ab in Kl. 15 d auf ein Rakelfarbwerk mit doppeltem oberhalb des Rakelmessers stattfindendem Farbauftrag. Das Rakelfarbwerk ist auf dem Träger k befestigt. Durch die Zahnräder ! und 12, welche in die Zahnstangen m1 und m2 eingreifen, kann das Farbwerk vor- und rückwärts sowie auf- und abwärts be wegt werden, um sich verschiedenen Größen des Tiefdruckform zylinders anzupassen. Der Farbkasten o ruht auf dem abgeschrägten Träger p, welcher an seinem unteren Ende q verstärkt und durch brochen ist, um der Führungsschiene r als Lager zu dienen. Die Führungsschiene r ist im Querschnitt halbkreisförmig und trägt auf der flachen Seite die mit s bezeichnete Rakel. Die Verlängerung des Rakelhalters, welche bei y in einem Haken endet, half ein Draht seil, welches am unteren Ende z mit einem Gewicht belastet werden kann, um die Rakel dauernd und gleichmäßig gegen den Tiefdruck formzylinder zu drücken. Der Farbkasten o ist fast vollständig ge- schlossen, um die Farbe gegen Verdunstung' und Staub zu schützen. Zur Farbgebung dienen die mit v und w bezeichneten Walzen, welche die Farbe aus dem Farbkasten o auf den Formzylinder x über tragen. L Sie können teilbar sein, um sich etwaigen Querteilungen des Farbkastens o anzupassen, wenn mehrere Farben gleichzeitig nebeneinander gedruckt werden sollen. An dem Farbkasten o, dem Formzylinder x zugewandt, befindet sich die ein oder mehrteilige Schließwand t, den etwaigen Querteilen des Farbkastens entsprechend eingesetzt, welche nach Bedarf im ganzen oder in Teilen gehoben werden kann, um Farbausfluß über die schräg nach unten gerichtete Fläche u zu ermöglichen, welche unmittelbar über der Rakel s endet. Durch die Schrägstellung der Rakel hat die Farbe das Bestreben, nach der Druckform hinzulaufen. Um Ineinanderlaufen verschiedener Farben beim Drucken zu verhüten, werden in den Teilräumen der Farbwalze w die üblichen auswechselbaren Filzwischer eingeschaltet. Der Farbkasten p wird im ganzen oder in Teilen, welche durch die Querteilungen gebildet sind, mit Farbe gefüllt. Sodann legt man die in ganzer Breite oder in Teilen auf einer gemeinsamen Spindel befestigte Farbwalze v ein. Das Farbwerk o wird, nachdem die Rakel s mit der scharfen Seite nach oben aufgelegt ist, durch die Zahn stangentriebe f 1 , P in die richtige Stellung zur Tiefdruckform gebracht. J etzt wird die zweite Farbwalze w eingelegt. Diese füllt den Raum zwischen der im Farbkasten liegenden Farbwalze v und dem Formzy linder x aus. Wird jetzt die Maschine in Gang gesetzt, so übertragen die Walzen V, w die Druckfarbe auf den Formzylinder, der sich, wie üblich, gegen die Rakelschneide dreht. Die Rakel streicht hierbei die Farbe in die Tiefdiuckform ein. Je nach dem Charakter der Diuckform können beide Farbengebungen gleichzeitig angewandt werden. Der Patent-Ahspruch lautet: Rakelfarbwerk für Tiefdruck rotationsmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß’der Farbkasten oberhalb eines abwärts geneigten Rakelmessers liegt und auch über dieses Farbe an die Form abgeben kann. Papier-Spinnerei Geschäftsgang in den niederrheinischen Spinnereien Der Leipziger Monatsschrift f. Textilind. wird aus M.-Gladbach unterm 8. September berichtet En- —e —texabe Am Baumwollgarnmarkt hat sich das Geschäft in den letzten. Wochen etwas lebhafter gestaltet. Die Nachfrage nach allen gemischtem Gespinsten war äußerst rege, und es kam nach längerer Zeit wieder zu umfangreichen Abschlüssen. Infolge größerer Eingänge von Auf trägen auf Ersatzstoffe mußten viele Webereien zu größeren Ein deckungen schreiten. Auch in freien Garnarten wurden etwas größere Mengen umgesetzt, trotz der hohen Forderungen werden diese- Gespinste aber glatt untergebracht. Der Handel in Papiergarnen ist andauernd lebhaft, in den letzten Wochen stiegen die Umsätze. Meistens waren es die feineren Papier garne, die in größeren Mengen verlangt wurden, und es kamen darin auch recht bedeutende Abschlüsse zustande. Auch in den gröberen. Nummern macht sich etwas stärkerer Bedarf bemerkbar. Der Ver brauch aller Papiergespinste hat seit einiger Zeit stärker eingesetzt. Fast alle Kammgarnspinnereien, welche den Betrieb wieder aufgenommen und sich auf die Herstellung von Ersatzgarnen ein gerichtet haben, sind jetzt wieder besser beschäftigt; denn fast alle diese Garne hatten gute Erfolge aufzuweisen. Auch die Herstellung von feineren Papiergarnen macht in diesen Werken immer mehr Fortschritte, in diesen Papiergespinsten werden fortdauernd große Aufträge erteilt. Treibriemen aus Papiergarn Dr. Ing. Bock, Leiter der Materialprüfungsanstalt der Tech nischen Staatslehranstalten in Chemnitz, berichtet in Nr. 35 der Zeit schrift für die gesamte Textilindustrie über daselbst im letzten Halb jahr vorgenommene Prüfungen von Papiergarn-Treibriemen ver schiedener Art. Wir entnehmen daraus: 1. Treibriemen aus Papiergarngewebe. Sie bestehen aus einem zusammengefalteten Gewebstreifen oder aus einzelnen schlauch artigen Lagen. Die Schichten sind zusammengenäht oder aufeinander geleimt oder teils genäht, teils geleimt. Sie bewähren sich, trotzdem sie bei 5 bis 6 mm Stärke die verhältnismäßig hohe Zerreißfestigkeit von rund 100 bis 125 kg aut 1 cm Riemenbreite besitzen, bei kleinem Scheibendurchmessern nicht, weil beim Laufen über die Riemen- scheiben die inneren Lagen gestaucht, die äußeren gereckt werden. Sobald der Riemen die Scheibe verläßt, werden die vorhin gestauchten Schichten gereckt, die gedehnten gestaucht. Infolgedessen lockern, sich die Schichten der geleimten Riemen, weil der Leim den wechselnden. Beanspruchungen nicht standhält, und bei den genähten zerschneiden die Nähfäden das Papiergarn oder scheuern sich selbst durch. Die Riemen verlieren dann ihren Halt und lösen sich in einzelne Teile auf. Bei größeren Scheibendurchmessern und wenig wechselnden Be lastungen hat der Verfasser günstige Ergebnisse erzielt. 2. Im ganzen gewebte Riemen. In der Regel bestehen die Kett fäden aus stärkerem, die Schußfäden aus schwächerem Papiergarn Bei den dickeren Riemen ist statt einfachen Papiergarns mehrfacher Zwirn verwebt, dessen Kernfäden aus glatt durchgehendem 6 bis 9 fachem Zwirn bestehen, um die sich schwächere, z. B. dreifache Schußfäden herumlegen, die durch die äußeren, abwechselnd von oben, nach unten verlaufenden Kettfäden miteinander verbunden werden Krattübertragend wirken nur die glatt durchgehenden Kettfäden. Diese gewebten Riemen sind biegsam und bewähren sich, obwohl sie weit geringere Zerreißfestigkeit haben als die unter 1 angeführten Die Zerreißfestigkeit eines aus mehrfachem Zwirn hergestellten 7 mm dicken Riemens betrug 55 bis 60 kg für 1 cm Riemenbreite. Die Dehn barkeit ist etwas größer als die der Riemen aus Papiergarngewebe. 3. Gestrickte Papiergarnriemen. Diese waren durchweg in „Kreuz bindung” je nach der Dicke aus 3 bis 10 Fäden für jede Masche ge strickt. Ihre Festigkeit nimmt nicht im Verhältnis der Zahl der Fäden,, sondern in geringerem Maße zu, es ist daher zweckmäßig, wenige aber stärkere Fäden zur Maschenbildung zu verwenden. Diese Riemen« sind sehr schmiegsam und deswegen für die kleinsten Seheiben durchmesser brauchbar. Ein Nachteil ist die übergroße Dehnbarkeit: Die Bruchdehnung eines Stückes von 300 mm Länge betrug über 30 v. H. Sie werden zur Kraftübertragung erst gut brauchbar, nach dem sie um etwa 13. v. H. ihrer ursprünglichen Länge vorgereckt sind, wobei sie erheblich schmäler werden. Man muß sie anfangs; sehr straff mittels Riemenspanners auflegen, beim Auflegen von Hand kann man den Riemen leicht an den Kanten zerschneiden. Das anfangs notwendige Kürzen des Riemens wird durch die leichte Ver- bindungsmöglichkeitderRiemenendenerleichtert: Diesewerdenstumpf gegeneinander gelegt und, nachdem die Endmaschen freigelegt sind,, mittels Bindfaden und Packnadel verbunden. Die Verbindung ver ursacht im Betriebe keinerlei Stoß und Schlag, weshalb sich der Riemen besonders für große Geschwindigkeit, z. B. als Dynamo- liemen eignet. Die Zerreißfestigkeit betrug bei einem Riemen vom 7 mm Dicke aus achtfachem Papiergarn 45 bis 50 kg auf 1 cm Riemen breite. Ein dem Riemen nach einiger Betriebszeit entnommenes Stück: zeigte eine Zerreißfestigkeit von 66 kg/cm. Die Steigerung der Festig keit ist darauf zurückzuführen, daß die Riemen im Anlieferungs-