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BAP I ER-VER AR B E [ T U N G . Buchgewerbe -- Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung am 4. September, die erste nach den Sommerferien, wurde von dem Vorsitzenden Herrn Könitzer eröffnet mit einer Begrüßung der Erschienenen, besonders der zahlreichen älteren Mitglieder. Er bedauerte es, daß das Ableben des Begründers und Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, des Herrn Hermann Smalian, dessen Bildnis im Versammlungsraum ausgestellt sei und dauernd bleiben solle, den Anlaß dazu gegeben habe. Einen weiteten Verlust habe die Gesellschaft während der Ferien durch den Tod des Herrn Willy Riedger erlitten. Die Anwesenden ehrten das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Der Vorsitzende er innerte daran, daß die Gesellschaft heute zum vierten Male im Winter halbjahr ihre Tätigkeit unter dem Einfluß des Krieges beginne; 120 Mitglieder seien zum Heeresdienst eingezogen woiden. Der Vor stand sei bemüht so weit als möglich durch Uebersendung von Druck sachen und Liebesgaben einen Verkehr mit den im Felde stehenden Mitgliedern zu unterhalten. Die zahlreichen von den Kriegsteil nehmern eingegangenen Postkarten und Briefe seien alphabetisch in Mappen gesammelt worden und ständen den Mitgliedern zur Ein sicht. Weiter berichtete er, bei einer von der Berliner Handelskammer veranlaßten Aussprache über die Zusammenlegung von Betrieben habe sich gezeigt, daß einer solchen Maßnahme im Buchdruck gewerbe schwere Bedenken entgegenstehen und erhebliche Vorteile nicht zu erwarten seien. Eingänge : Vom Verlage Rudolf Mosse Heft 29 der illustrierten Zeitschrift „Der große Krieg in Bildern”; von der Neuen Photo graphischen Gesellschaft Heft 5/6 der Zeitschrift „Das Bild”; von Herrn Heinrich Waldes in Prag Heft 1 der Mitteilungen aus dem Knopfmuseum; von Herrn Holland Exemplare der. Feldzeitung „Der Champagne-Kamerad”; auch eine größere Anzahl von Feld postkarten. Zur Mitgliedschaft angemeldet wurde Herr Carl Bohetschek, Setzerfaktor in der Buchdruckerei der Germania A.-G., N113, Islandstr. 10. Die Gedächtnisfeier für Herrn Hermann Smalian leitete Herr Könitzer durch einen Vortrag über dessen Leben und Wirken ein. Wir beklagen, so führte er u. a. aus, einen Verlust, der nicht nur schwer für die Gesellschaft ist, weil der Mann dahinschied, auf dessen Eingreifen und Anregung hin die Gesellschaft gegründet wurde, sondern der auch für die heutige Generation schmerzlich ist, weil mit Smalian das treueste und immer noch für die Gesellschaft tätige Mitglied dahinschied. Ein Vorbild für alle, die sich einem Kreise von Fachgenossen anschlossen, wie es der unsrige ist. Wir erinnern uns, wie er Anfangs Mai noch unter uns saß und in engerem Kreise die Frage prüfen ließ, ob wir von gemeinsamem Einkauf eine Besse rung gewerblicher Verhältnisse auch hierorts erwarten könnten. Er konnte dabei auf einen Bericht verweisen, den er bereits 1872 verfaßt hatte und den Fachgenossen die gemeinsame Erzeugung anriet als Mittel zur Hebung und Befreiung der Berufsgenossen. Bald darauf, am 8. Juli ist er nach kurzem Leiden dahingeschieden. Er hat auch auf die Ehrungen verzichtet, die wir ihm durch Betei ligung an seinem letzten Gange hätten erweisen können, indem er anordnete, daß die Bekanntgabe seines Ablebens erst acht Tage nach seinem Tode erfolgen solle. Wir achteten seinen letzten Willen, lassen es uns aber nicht nehmen, etwas zur Ausschmückung seiner Grabstätte beizutragen, wie das auch in unserem Beileidsschreiben zum Ausdruck gebracht wurde Mit uns trauert die ganze Gemeinde derer, denen die Pflege des Berufswohles immer am Herzen liegen wird. Auch in der Fachpresse wurden Smalians Verdienste gebührend gewürdigt. Heute aber versammeln sich im Berliner Buchgewerbesaale — auch eine Schöpfung, die Smalian lebhaft befürwortete und verwirklichen half — viele unserer Mitglieder, und unter ihnen auch fast alle noch lebenden Gründer der Gesellschaft, um ein ehrendes Gedenken an unseren Smalian zu bekunden und ihm ihren Dank für sein Wirken und sein Lebenswerk abzustatten. Wir lernen das am besten kennen, wenn wir uns zunächst Smalians Lebensberuf in knappen Umrissen vergegenwärtigen und ferner betrachten, was er der Typographischen Gesellschaft gewesen ist, und wenn wir schließlich an dieser Stelle einmal zusammenfassen, was seine Arbeit im Dienste des Berufes gewesen ist. Der Redner verlas dann Auszüge aus den Smalians Hinscheiden behandelnden Aufsätzen der Fachpresse und aus der von dem Verstorbenen zu seinem 60. Geburtstage verfaßten Broschüre „Mein Berufsleben” und teilte mit, daß Smalian kuiz vor seinem Ableben eine Nieder schrift seines Lebens und Wirkens verfaßt habe. Die Gesellschaft werde diese Aufzeichnungen drucken lassen und an die Mitglieder verteilen, Die Tätigkeit Smalians als Begründer, Vorstandsmitglied und Berater der Typographischen Gesellschaft würdigte der Schrift führer Baumeister. Er hob hervor, daß der Verstorbene die ihm wieder holt angetragene Uebernahme des Amtes als erster Vorsitzender abgelehnt habe, weil er die Ansicht vertrat, daß die Leitung der Gesellschaft in der Hand eines im praktischen Berufsleben stehenden Buchdruckers ruhen müsse, der zugleich eine Gewähr dafür biete, daß die Gesellschaft auch nach außen Einfluß auf gewerbliche An gelegenheiten gewinne. Er habe sich auch durch Mißerfolge bei der Verfolgung seiner Ziele nicht entmutigen lassen. Mehrmals habe er das Amt des zweiten Vorsitzenden nur übernommen, um die Schwie rigkeiten zu beheben, die sich fast bei jeder Amtsniederlegung eines ersten Vorsitzenden boten. Durch Vorträge, die das einheitliche Schriftsystem und den Verkehr zwischen Buchdruckern und Schrift gießern behandelten, habe er aufklärend gewirkt und hierauf bezüg liche Fragen auf Grund seiner reichen Erfahrungen beantwortet. In den letzten Jahren sei er durch Gesundheitsrücksichten verhindert gewesen, an den Sitzungen regelmäßig teilzunehmen, immer aber sei er zur Stelle gewesen, wenn wichtige Fragen zur Verhandlung standen oder die Gesellschaft besondere Unternehmungen geplant habe. Dabei sei in nahezu 38 jähriger Mitgliedschaft sein Bestreben stets darauf gerichtet gewesen, daß diejenigen Grundsätze Geltung be hielten, die ihn und die übrigen Gründer bei der Begründung der Gesellschaft geleitet hätten. Als ein leuchtendes Vorbild werde der Heimgegangene von allen Berufsgenossen, die ihn kannten, verehrt werden. Herr Georg Erler sprach ausführlich über die Tätigkeit Smalians. als Fachschriftsteller. Er habe sich hierzu ein eigenes Arbeitsfeld ausgesucht, für das ihn seine Ausbildung als Schriftsetzer und seine später in der Schriftgießerei gesammelten Erfahrungen ganz besonders befähigten. Wie ernst er seine Aufgabe nahm, und wie gründlich er sein Thema behandelte, das zeige das von ihm verfaßte praktische Handbuch für den Buchdrucker im Verkehr mit dem Schriftgießer. Seine eingehende Schilderung der Schwierigkeiten des Schriftgusses bei vom Normalen abweichenden Schrittsystemen sollte die Buch drucker von der Notwendigkeit der Einführung einheitlichen Kegels und einheitlicher Schrifthöhe überzeugen. Eine besondere Genug tuung bereitete es ihm, als H. Berthold das Originalmaß geschaffen hatte, das eine absolut genaue Feststellung der Schriftmaße gestattet. Eine seiner letzten Arbeiten wies dem Verein der deutschen Schrift gießereien die Aufgabe zu, jeder Verbreitung unrichtiger Angaben über das Schriftsystem sofort entgegenzutreten, damit nicht — wie es. so oft geschehen —- falsche Angaben von einem Fachblatt unbe anstandet in andere übergehen können. Ein Grundzug im Charakter .Smalians war es, nach Höherem zu streben und im Streite wider strebender Anschauungen vermittelnd zu wirken. Im Anschluß an diese Ausführungen gab einer der anwesenden Mitbegründer der Gesellschaft, Herr Jacob Haas, eine Schilderung der Verhältnisse zurzeit der Gründung; er sprach den Wunsch aus, das Andenken Smalians dadurch zu ehren, daß die Gesellschaft in seinem Sinne weiter arbeite. Herr Hartmann ersuchte die Anwesenden mit gutem Erfolge, vor dem Verlassen des Versammlungsraumes ein Scherflein zum Liebesgabenfonds für die im Felde-stehenden Mitglieder zu opfern. Der Vorsitzende dankte den Rednern des Abends und betonte zum Schluß noch einmal, daß das Andenken Smalians nicht wirksamer geehrt werden könne, als daß die Typographische Gesellschaft auch ferner in seinem Geiste geleitet werde. Deutsches Kriegswirtschaftsmuseum Vertreter aller deutschen Erweibstsände haben sich zur Grün dung eines deutschen Kriegswirtschaftsmuseums zusammengeschlos sen, das die durch den Weltkrieg bewirkte, weitgehende Umbildung der deutschen Volkswirtschaft in eine eigenartige Kriegswirtschaft darstellen, alles darauf bezügliche Material sammeln, verarbeiten und für künftige Zeiten nutzbar machen soll. Die Tätigkeit des Kriegs wirtschaftsmuseums wird sich gliedern: Lin eine Darstellung der bemerkenswerten Formen und Einrichtungen der Kriegswirtschaft, die durch Waren, Modelle, Muster, graphische, figürliche und son stige körperliche Darstellungen der breiten Masse der Bevölkerung wirtschaftliches Verständnis vermitteln wird; 2. in eine Bibliothek der in- und ausländischen Literatur über die deutsche Kriegswirt schaft; 3. in ein Archiv, das den Urkunden der Kriegswirtschaft an Gesetzen, Verordnungen, Bekanntmachungen, Berichten, Sta tistiken, privaten Aufzeichnungen usw. in handschriftlicher und gedruckter Form eine bleibende Stätte bieten soll. Die Durchführung der Arbeiten des Museums wird mit Unterstützung der Behörden, der Kriegsorganisationen, der gesetzlichen Körperschaften, der Bil-