Volltext Seite (XML)
Besprechung der Verbände des Schreibwaren handels mit den Schreibwarenfabrikanten in Leipzig am 27. August Die von über 100 Personen besuchte Versammlung fand im großen Saale des kaufmännischen Vereinshauses in Leipzig statt. Sie wurde durch Herrn Lautz vom Arbeitsausschuß des Reichsver bandes für den Papier- und Bürobedarfshandel begrüßt, der mit teilte, daß die Versammlung von allen Verbänden des Schreibwaren handels einberufen wurde. Redner vertrete den Reichsverband für den Papier- und Bürobedarfshandel, Herr Heinrich aus Berlin den Zentralverband der Papier- und Schreibwarenhändler Deutsch lands, Herr Braunwarth denVerband Deutscher Papier- und Schreib warenhändler, Herr Gravenhorst den Deutschen Papier-Verein und Herr Kallmann den Bund Deutscher Buchbinder-Innungen. Auf Anregung des Herrn Lautz wählt die Versammlung Herrn Nicolaus zum Leiter der Versammlung. 1. Aussprache der Händler- Verbände mit den Fabrikanten. Diese soll bei den folgenden Punkten der Tagesordnung statt finden. 2. Besprechung einer Eingabe an das Kriegsamt zur Beseitigung der herrschenden Papiernot. Herr Nicolaus weist darauf hin, daß die Behörden selbst Papier gebrauchen, das nicht herangeschafft werden könne, z. B. Schreib maschinendurchschlagpapier. Herr Heinrich empfiehlt, daß auch Papier für die Herstellung von Stoffwäsche den Fabrikanten solcher Wäsche zur Verfügung gestellt werde. Herr Ferenczi weist auf die Mitteilungen in der Fachpresse über die vor kurzem gegründete Reichskommission für die Sicherstellung des Papierbedarfs hin, deren Vorsitzender Herr Alexander Flinsch von der Firma Ferd. Flinsch G. m. b. H., in Berlin sei. Es empfehle sich, die geplante Eingabe mit dieser Kommission vorher zu besprechen. Große Aus sicht auf Minderung der Papiernot in naher Zukunft bestehe kaum, eher sei weitere Einschränkung der Herstellung bestimmter Papier sorten zu erwarten, da ein Hauptbestandteil besserer Papiere, der Zellstoff, hauptsächlich für Heereszwecke und zum Zwecke der Be kleidung gebraucht wird und infolgedessen für die Papierherstellung weniger zur Verfügung stehen wird. 3. Bezug von Waren in Sammelladungen. Hierzu 'führt Herr Eltzbacher aus, daß seine Firma (F. Soennecken, Bonn) seitens einer Eisenbahndirektion angeregt wurde, für den Schreibwarenhandel Ersparung von Eisenbahnwagen dadurch herbeizuführen, daß Papier und Schreibwaren nach bestimmten Gegenden oder Orten möglichst in Sammelladungen gehen. Inzwischen haben sich aber die Ver hältnisse auf den Eisenbahnen so geändert, daß Sammelladungen nicht überall zugelassen werden, und auch keine raschere Beförderung mit Hilfe der Sammelladungen in Aussicht steht. Deshalb meint Redner, daß zurzeit Schritte nicht notwendig erscheinen, daß jedoch nach dem Kriege diese Frage wieder aufgenommen werden sollte. Die Händler in den größeren Städten sollten dann durch bewährte Speditionshäuser der Hauptplätze ihren Bedarf gemeinsam in Sammel ladungen nach ihrem Orte befördern lassen. Herr Lehmann von der Firma Lehmann & Hildebrandt in Altona teilt mit, daß in Hamburg der Sammelladungsverkehr gut eingeführt sei, mit ihm seien stets gute Erfahrungen gemacht worden, jedoch sei in letzter Zeit dieser Verkehr teilweise unmöglich, da Güter nach Richtungen, wohin auch Schiffe verkehren, nur auf dem Schiffswege befördert werden dürfen. 4. Maßnahmen während desKHeges und bei Uebergang zur Friedens wirtschaft. Herr Lautz spricht über die Preise beim Uebergang in die Friedenswirtschaft und über den Mitbewerb des Hausierhandels, der sieh jetzt schon breit mache. Gegen diesen Hausierhandel müssen wir uns an die Behörden wenden. Der rechtsmäßige Kleinhandel dürfe durch den Hausierhandel nicht geschädigt werden. Herr Nico laus schlägt vor, daß die Verbände, die sich zusammenschließen werden, in dieser Frage schon jetzt in irgend einer Form an die Be hörden herantreten mögen. Diese Anregung wird von der Versamm- lung gebilligt. 5. Einrichtung eins Zentralrates für das ganze Papierfach. Ferenczi meint, daß dieser Punkt eigentlich lauten sollte: „Einrichtung eines Hauptausschusses für den gesamten Schreibwaren-Kleinhandel" denn erst wenn eine solche gemeinsame Vertretung des Schreib warenhandels bestehe, könne diese im Verein mit den andern be stehenden Vertretungen des Papierfaches an die Gründung eines Zentralrates gehen. Herr Nicolaus berichtet nun über das Ergebnis der am gleichen Tage stattgefundenen Beratung der verschiedenen Verbände des Schreibwarenhandels, die dazu geführt habe, daß ein ,,Zentralausschuß für den Papierkleinhandel” gegründet wurde. Die Herren Lautz und Kallmann erhoffen von dieser neuen Gründung gedeihliches Zusammenarbeiten aller Kleinhandels-Verbände. 6. Schaffung von Markenartikeln. Mehrere Redner sprechen für möglichst umfangreiche Einführungen von Markenartikeln im Schreib warenhandel. Herr Siebenfreund aus Danzig führt aus, der Vertrieb von Markenartikeln habe für den Schreibwarenhändler den Nachteil, daß der Fabrikant, der für eine Ware im großen Publikum Propa ganda macht, den Händler zwinge, diese Ware auf Lager zu legen, was die Freiheit des Händlers einschränke. Markenartikel sind jedoch infolge des Zusammenschlusses der Fabrikanten so fest eingeführt, und ihre Schaffung liegt so sehr im Zuge der Zeit, daß gegen sie anzu kämpfen nicht angebracht sei. Die Bedingungen, welche der Schreib warenhandel den Markenartikeln auferlegen sollte, seien: 1. Bei den Markenartikeln soll ein angemessener Verdienst bleiben. 2. Solche Waren sollen nur dann an Warenhäuser geliefert werden, wenn diese sich verpflichten, den Verkaufspreis einzuhalten. Herr Nicolaus be tont, daß bei beabsichtigter Aenderung der Preise von Markenartikeln die Fabrikanten-Verbände mit den Händlern gemeinsam eine Be sprechung veranstalten sollten. Herr Henkel aus Stargard bean standet, daß an manchen Markenartikeln nicht genug verdient wird. Der Verdienst sollte bei Markenartikeln nach dem Prozentsatz des Verkaufspreises ebenso groß sein, wie bei anderen Waren. Herr Eltz bacher erwähnt, daß seine Firma die erste war, die feste Verkaufs preise für Schreibwaren einführte und diese auch durchsetzte. Herr Lautz führt aus, daß Briefordner, Bleistifte, Federn und Tinten zu Markenartikeln gestempelt werden müßten. Redner berichtet dann, wie er es auch tags vorher auf der Versammlung des Reichsverbandes getan hat, über die Erfolge der Händler-Verbände in bezug auf feste Ladenpreise bei Verhandlungen mit Briefordner-, Tinten-, Bleistift- und Federfabrikanten. Herr Freier aus Berlin, Vertreter von Heintze & Blanckertz, erklärt die Schwierigkeiten der Festlegung bestimmter Preise für Federn in der Kriegszeit damit, daß die Geschäftsspesen der einzelnen Händler verschieden sind, weshalb das Kriegswucheramt die Fest legung einheitlicher Verkaufspreise kaum billigen würde. Im Frieden werden sich Federn leichter zu Markenartikeln stempeln lassen. Herr Heinrich teilt mit, daß er die Anzeigen der Warenhäuser in den Tages zeitungen genau verfolge. Wenn darin eine Schreibware unter dem festgesetzten Preis angeboten werde, so teile er dies der Fabrik mit, und diese habe es stets verhindert, daß derartige Angebote seitens des Warenhauses wiederholt wurden. Herr Leibnitz aus Leipzig wundert sich, daß Schleuderei bei Markenartikeln überhaupt vor komme. Herr Kolbe aus Gera, Vorsitzender der Tintenkonvention, spricht über die mangelhafte Einhaltung der Preise, welche die Tinten konvention festgelegt hat. Er meint, richtige Markenartikel seien nur solche, die beim Markenschutzverband eingetragen sind. Er bittet die Händlerschaft, für Einhaltung der Ladenpreise zu sorgen, da es den Fabrikanten nicht gut möglich sei, der Preisschleuderei wirksam entgegenzutreten. Mit der Sperre einzelner Händler hätten die Fabrikanten böse Erfahrungen gemacht. Herr Stiebel aus Eise nach sagt, daß die von ihm hergestellten Geldzählkassetten von jeher feste Verkaufspreise gehabt hätten. Herr Leo, Schreibfeder-Fabrikant aus Leipzig, teilt auf Anfrage mit, daß seine Firma bereit sei, mit andern Federnfabrikanten an der Schaffung fester Verkaufspreise für Federn mitzuwirken. Er bittet die Händler, auch nach dem Kriege nur deutsche Federn zu führen. Herrn Weber in der Firma Koch, Weber & Co. in Heidelberg: Die Fabrikanten haben die Macht, die von ihnen festgesetzten Preise einhalten zu lassen. Sie müssen den Schleuderer erst warnen und dann verklagen. Er muß dann zum richtigen Preis verkaufen. Ferner müssen die Fabriken auf ihre Verkaufsbestätigung drucken, daß der Käufer — falls er Großhändler ist, auch für seine Kundschaft — sich verpflichtet, die vom Fabrikanten festgesetzten Verkaufpreise einzuhalten. Herr Henkel meint, neben den festen Ver-