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26 PAPIER-ZEITUNG Nr.2/1917 Kriegsbriefmarken Warum haben wir in Deutschland keine Kriegsbriefmarken ? Wir haben doch Papier dazu, auch Farben sowie Gummi, und wenn man auch nicht behaupten kann, daß die bisherigen Ausgaben der Briefmarken der Deutschen Reichspost sich vor anderen Ländern durch besondere künstlerische Schönheit auszeichnen, so werden sich doch Künstler finden, die für den vorliegenden Zweck geeignete, gefällige, hübsche Zeichnungen und Entwürfe schaffen können. Fast alle anderen am Weltkriege beteiligten Staaten, ebenso verschiedene neutrale Länder haben Kriegsbriefmarken heraus gegeben, weil man sehr wohl weiß, welch nette Sondereinnahmen dadurch erzielt werden. Aus demselben finanziellen Grunde sollte Deutschland da nicht zurückstehen. Es soll in Deutschland über fünf Millionen Brief markensammler geben. Wenn sich davon nur ein kleinerer Teil deutsche Kriegsbriefmarken der Werte zu 2%, 3, 5, 7%, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 80 Pfennig, 1, 2, 3 und 5 Mark käuflich anschafft, so kommt schon eine beträchtliche Summe zusammen. Auch in Oesterreich-Ungarn ist der Briefmarken-Sammelsport außerordentlich verbreitet. Ferner darf nicht übersehen werden, daß nach dem Kriege viele Briefmarkensammler der Mittelmächte für ihre Sammlung Kriegsbriefmarken der jetzt feindlichen Staaten erwerben werden. Wenn dann zur Friedenszeit Deutschland’ den ausländischen Brief- marken-Liebhabern nichts Gleiches zu bieten hat, befindet es sich finanziell im Nachteil. St. Papiersäcke Ist irgend einer Firma das Ueberkleben der Rückennaht an Papiersäcken mit einem schmalen Papierstreifen gesetzlich geschützt, oder darf diese Ueberklebung ohne weiteres angewendet werden ? Papierwaren-Fabrik Sachliche Angaben hierzu sind erbeten. Schrijtleitung Schellack-Ersatz Können Sie mir ein Bindemittel (Schellack-Ersatz) angeben, welches sich in Spiritus auflöst? Fabrik für Trauerpapier. Da die natürlichen Harze, von denen in Weichelts „Bunt papierfabrikation” die Rede ist, gegenwärtig nicht als Ersatz für Schellack dienen können, weil sie nicht zu haben sind, so empfiehlt sich ein Versuch mit Cumaronharz, welcher Stoff als Nebenerzeugnis bei der Destillation von Steinkohle gewonnen und in großen Mengen als Ersatz für Harz verwendet wird. Wir bitten um Mitteilung von Erfahrungen. Deutschfreundliche Norweger In der Zeit der politischen Unstimmigkeiten mit Norwegen hatte ich Geschäfte dahin auszuführen, die sich aus diesem Grunde infolge meiner Vorsicht verzögerten. Wie wenig diese politischen Ansichten von der Geschäftswelt daselbst geteilt werden, dürfte folgender Fall zeigen: Einer Papiergroßhandlung hatte ich von dem Grunde der Verzögerung meiner Lieferung Kenntnis gegeben. Sie sand te daraufhin meiner Anregung zufolge den Betrag im voraus ein und noch dazu einen Ueberschuß zur Verteilung an die tapferen Truppen aus meinem Bundesstaat. Briefumschlagfabrik Wie aus dem mitgesandten Dankschreiben eines Ersatz bataillons hervorgeht, hat die Fabrik die Spende des norwegischen Geschäftsfreundes aus eigenem verdoppelt. Isolierkraft von Papier Es ist in England üblich, den elektrischen Widerstand von Isoliermitteln in „Durchbruch-Volt” auf 1 Tausendstel englisch. Zoll Dicke zu berechnen. Die für Isolierzwecke benützten Papiere haben nach englischen Versuchen durchschnittlich folgende Widerstandskraft: Echtes Pergament ¬ papier 230 Durchbruch-Volt auf 1/1000 engl. Zoll Urkundenpapier ... 190 „ „ „ ,, ,, „ Tauenpapier .... 190 „ „ ,, ,, ,, ,, Preßspan 120 „ „ „ ,, „ , Um die Isolierkraft zu erhöhen, wurden einige dieser Papiere unter sehr hohen Kosten mit Benzol getränkt und mit Fettstoff bestrichen. Nach solcher Behandlung konnten sie durchschnitt lich 440 Durchbruch-Volt Widerstand leisten. Jedoch haben -so behandelte Papiere manche Nachteile, so nehmen sie leicht Feuchtigkeit an, und ihr Gefüge ist durch die Wirkung des Oels gelockert. Ungebleichtes Waxinepapier soll 400 Durchbruch- Volt Widerstand leisten. (J. Marx & Co. in Paper Trade Review) lieber die Wahl des Schriftsetzerberufs. Um dem Buchgewerbe besonders geeignete Kräfte als Nachwuchs zuzuführen, veranstaltete der Verein Leipziger Buchdruckereibesitzer am 20. Dezember in der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses einen Vortrag über die Wahl des Schriftsetzerberufs mit praktischer Vorführung. Den Vortrag hielt Herr H. Friedemann, Direktor der Buchdrucker- Lehranstalt; er wandte sich mit seinen kurz gefaßten Ausführungen an die als Zuhörer erschienenen etwa 60 Schüler Leipziger Schulen sowie an die Eltern der jungen Leute, die erschienen waren. Der Vortragsstoff gliederte sich in die Hauptfragen a) „Was fordeit der Schriftsetzerberuf von Euch” und b) „Was dürft Ihr vom Setzer berufe erwarten ?”. Nach einer Erklärung der Bedeutung der Berufs wahl wurde die Arbeit des Setzers erläutert und dessen Tätigkeit am Setzkasten gezeigt; auf die notwendigsten Eigenschaften des Geistes und des Körpers wurde hingewiesen. Angaben über die Dauer der Lehrzeit sowie der Arbeitszeit, der Ausbildung, den Einfluß des Berufs auf die Gesundheit, die Lohnverhältnisse, den Tarif, die Arbeitsgelegenheit, die Fortbildung schlossen sich an. Die einzu schlagenden Wege zur Erlangung einer Lehrstelle wurden auch an gedeutet. Der Vortrag selbst war in Form eines Merkblattes gedruckt und wurde den Erschienenen, unter denen sich auch Vertreter des Schulausschusses sowie des Vereins Leipziger Buchdruckergehilfen befanden, ausgehändigt. Z. Zeitschriftenschau Otto Greiner von Dr. Julius Zeitler. Archiv für Buchgewerbe. Heft 9,10, 1916. Dem zu früh verstorbenen, aus Leipzig gebürtigen Maler-Lithographen ist an dieser Stelle eine wohlverdiente Würdi gung zuteil geworden. Otto Greiner wurde in Leipzig 1869 geboren und hatte eine harte Kindheit. Bei Julius Klinkhardt erwarb er als Lithographenlehrling die handwerklichen Kenntnisse des Stein zeichnen, und schon in dieser Zeit verschaffte ihm sein bedeutendes Zeichentalent ein Reisestipendium, das ihm ermöglichte, die Akademie in München zu besuchen. Die handwerkliche Tätigkeit und der mit ihr verbundene Zwang, viel sogenanntes „süßes Zeug” zu arbeiten waren dem jungen Greiner oft sehr bitter, und er äußerte sich darüber in einem Briefe an den Altmeister Adolf Menzel, dem er seine Arbeiten mit der Bitte um ein Urte ilvorlegte. Der Brief, in dem Menzel darauf antwortet, ist in dem Aufsatz wörtlich wiedergegeben und es ist sehr schön zu lesen, wie der junge Künstler darüber ge tröstet wird, daß er vieles arbeiten muß, was ihm nicht behagt. Menzel schreibt u. a.: „Man weiß von Leuten, und zwar die ziemlich heute was gelten, an die in ihren hilflosen Jugendtagen noch ganz andere Ansinnen gestellt wurden. Und müßte dies alles als Ge legenheit zum Ueben und Lernen mit benützt werden. Es ist da kein anderer Weg, als der da heißt, sich aus allem eine künstlerische Auf gäbe machen, — sofort hält man nichts mehr für seiner unwürdig auch „süßes Zeug” wird interessant, lehrreich und sogar schwer. — Das Leben hat für verneinende Gesinnungstüchtigkeit der Jugend wenig übrig nach solcher Seite hin. — Unverdrossene Leistung ist wertvoller, früher oder später auch fördernder.” Greiner ist als Graphiker, abgesehen von seinen Gemälden, während seiner ganzen Künstlerlaufbahn Lithograph geblieben und hat auf dem Stein so feine Stricharbeit geleistet, daß sogar Kenner die Drucke für Ra dierungen gehalten haben. Er war ein Meister der handwerklichen Technik, den es reizte, aus dem Stein immer neue Wirkungen heraus zuholen. Als Künstler beschäftigte er sich durchweg nur mit der Form der Dinge, ohne auf einen tieferen Sinn grüblerisch einzugehen wie cs z. B. Max Klinger tut. Für Greiner als Künstler und Bildner war die äußere Erscheinung der Dinge auch der erschöpfende Wesensinhalt. Ebenso wie Klinger erkannte er in der menschlichen Gestalt den Kern- und Angelpunkt aller darstellenden Kunst, er verwandte demgemäß auf das Aktstudium ununterbrochen die größte Liebe und Sorgfalt und ließ es sich nicht verdrießen, eine ganze Reihe von Studien und Skizzen herzustellen, um bei der end- giltigen Anwendung wiederum zu ändern. Seine graphischen Ar beiten zeichnen sich durch männliche Erfindungskraft, Rücksichts losigkeit und feinen Geschmack aus, und die Sorgfalt der Arbeit macht z. B. die zahlreichen Exlibris von seiner Hand zu erlesenen Schmückstücken. Sein Tod am 24. September 1916 hat unter anderen begonnenen größeren Arbeiten auch die Ausschmückung des Lese- saals der Deutschen Bücherei unvollendet gelassen. Wie groß aber der Verlust dieses Künstlers für Deutschland ist, mag man aus seinem Urteil über künstlerische Tätigkeit entnehmen, das zugleich als Richtschnur für das eigene Schaffen galt. Er forderte eine männ liche, starke Kunst, keine harmlose, süßliche Familienblattkunst, und äußerte einmal: „Die meisten verlangen vom Kunstwerk Gefühle ähnlich denen, die man hat, wenn man sich ins Bett legt und aus dem Nebenzimmer leise Klaviertöne klingen oder die Aepfel am Ofen singen. Ein Gefühl soll die Kunst geben: sein zu wollen, wie der eisengepanzerte Krieger, der hingeht über glutbesonnte Kalkgebirge, das Ziel im Auge, und selbst er, in seinem Gange, für die kommenden ein Ziel”. PEK.