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876 PAPIER-ZEITUNG Nr. 26/1914 Zum Nachweis des Gesagten liegen Vergleichsfärbungen von Orange II und RO mit deren Abwässern auf. Es wurden leichtere und schwerere Papiere derart gefärbt, um die hervorragende Be festigungsfähigkeit von Orange RO deutlich zu zeigen. Eine in der Praxis häufig gestellte Frage lautet: Wie färbt man am zweckmäßigsten Schwarz ? Steht möglichst billiges Arbeiten ohne Rücksicht auf irgend welche Echtheitseigenschaften im Vordergrund, so verwende man für holzhaltige Papiere Mischungen aus basischen und sauerziehenden Farbstoffen. Die Abwässer sind dabei selbst bei satten Nüancen nur sehr schwach angefärbt. Entsprechende Färbung mit Abwasser liegt hier auf. Werden auf den gleichen Papierstoffen und bei den gleichen Farbstoffen etwas reibechtere Färbungen verlangt, so hat sich z. B. bei Nadelpapieren und billigen Packpapieren eine Mitverwendung von Sumachblätterabkochung vorteilhaft erwiesen. Der Zusatz dieser Gerbstofflösung erfolgt etwa eine Viertelstunde nach dem Einträgen der Farbstoffe und vor dem Leimen. Auf 1 kg basischer Farbstoffe werden etwa 4 kg Blättersumach gerechnet. Eine echte Färbung mit dem zugehörigen Abwasser liegt auf. Für holzfreie reibecht verlangte Packpapiere stehen substantive Schwarzfarbstoffe am vorteilhaftesten ein, man erhält damit noch verhältnismäßig gut lichtechte Nüancen, die Abwässer sind eben falls nur sehr wenig angefärbt. Die basischen Farbstoffe können hierbei zum Nüancieren Verwendung finden, wobei in der Regel völlig farblose Abwässer erhalten werden. Zwei derartige Färbungen mit ihren Abwässern liegen hier auf. Ist die Herstellung hervorragend lichtechter Schwarzfärbungen auf holzfreien Papierstoffen Bedingung, so stehen die Schwefel farbstoffe im Vordergrund, die wie Kryogenschwarz TB auf geleimten und ungeleimten Papieren blumige Nüancen ergeben. Die Verarbeitung dieser Schwefelfarbstoffe wird allerdings durch die zu ihrer Lösung nötige Mitverwendung von Schwefelnatrium etwas beeinträchtigt, da dieses Alkali durch sorgfältiges Aus waschen des gefärbten Papiers wieder entfernt werden muß. Ander seits zeichnen sich aber derart gefärbte Papiere außer durch Licht echtheit durch sehr gute Wasser-, Alkali- und Säureechtheit aus, die Abwässer sind vollständig farblos. Ja wie weit die Lichtechtheit von Schwarzfärbungen durch die Wahl der Farbstoffe bedingt wird, soll Ihnen eine Belichtungs tafel zeigen. Als Grundstoff ist ungebleichte Sulfitzellulose ver wendet worden, die erste Färbung ist mit Schwefelschwarz erzielt und sehr gut lichtecht. Die zweite Färbung ist mit einem sub- stantiven Schwarz hergestellt, steht in Lichtechtheit deutlich zurück. Die dritte und vierte Färbung ist mit basischen und sauerziehenden Farbstoffen gefärbt, bei der dritten wurde Sumach mitverwendet, wodurch die Lichtechtheit etwas günstiger beeinflußt worden ist. Zum Schlüsse meiner Ausführungen möchte ich Ihnen, meine Herren, in Ergänzung eines Vortrages, den Herr Prof. Dr. Heuser in der Vorstandsitzung des Vereins am 1. April 1911 über das Färben von Papier auf der Maschine gehalten hat, einige kurze Mitteilungen über derartige Färbungen nach einem der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik patentierten, eigenartigen Verfahren machen. Der Grundgedanke dieses Verfahrens ist, einer feuchten, bereits den Zug der Trockenzylinder vortragenden Papierbahn durch ge eignete Vorrichtung vorübergehend erhöhte Musterungen zu ver leihen und diese Musterungen im Augenblick der Entstehung durch geeignete Farbüberträger zu färben. Das Verfahren ermöglicht die Herstellung scharf begrenzter Muster in einfacher Weise, wie Ihnen hier aufliegende Färbungen zeigen. Meine Herren! Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, mit der Sie meinen Ausführungen gefolgt sind, und knüpfe daran den Wunsch, daß diese sowohl der Allgemeinheit, wie auch einzelnen unter Ihnen manch neues Wissenswerte und manche Anregungen gebracht haben mögen, die auf zweckmäßige Anwendung der Teer farbstoffe in der Praxis befruchtend einwirken können. (Lebhafter Beifall) Fortsetzung des Hauptversammlungsberichts folgt. Holzentrindungstrommel E. S. Holloway empfiehlt in „Pulp and Paper'Magazine of Canada” die Verwendung von Holzentrindungstrommeln an Stelle von Schälmaschinen, welche nach seiner Angabe 25 bis 30 v. H. Abfall, nach dem Raum des Holzes mit Rinde ge messen, verursachen. Wohl können — wie Verf. ausführt - Schälmaschinen mit mechanischer Drehung der Klötze den Abfall auf 12 bis 15 v. H. ermäßigen, aber nur, wenn sie so sorg fältig behandelt werden, wie es bei Versuchen der Fall zu sein pflegt, während im gewöhnlichen Dauerbetrieb der Verlust auch auf diesen Maschinen mindestens 20 v. H. ausmacht. Da gegen soll bei Verwendung von Holzentrindungstrommeln der Schälverlust nur 8 bis 10 v. H. des Rauminhalts betragen. Da die Ansichten über die Brauchbarkeit der Entrindungstrommeln sehr voneinander abweichen, hat der Verfasser in Sulfitstoff fabriken der Vereinigten Staaten und Kanadas die Schäl einrichtungen geprüft und gelangt zu folgenden Ergebnissen: Viele Fabriken kaufen geschältes Holz, um das Bearbeiten in der Trommel zu vermeiden. Verfasser fand jedoch, daß ge sundes Holz, wenn richtig in der Trommel behandelt, genügend rein ist. Eine Anzahl Fabriken verwenden Entrindungstrommeln und arbeiten damit zur Zufriedenheit. Sulfitstoff, hergestellt aus 90 v. H. getrommelten und 10 v. H. geschälten Holzes, kann noch als zweckentsprechend und frei von Flecken angesehen werden. Fabriken, die auf diese Weise arbeiten, erzielen um 20 v. H. mehr Ausbeute aus dem Holz und können Holz von kleinerem Durchmesser verwenden, welches beim Schälen in der Schälmaschine sonst den Arbeiter gefährden würde und außerdem ungemein großen Verlust an Schälspänen bringt. Bei Verarbeitung so dünnen Holzes kann auch das Holz viel billiger eingekauft werden. Frisch geschlagenes Holz schält sich in der Trommel besser als länger gelagertes. Die Balsamföhre entrindet sich in der Trommel am besten von allen Holzarten. Auch wenn das Holz einen langen Wasserweg durchgemacht hat, schält es sich in der Trommel leichter. Wird aber das Holz unterwegs an den Enden beschädigt und zerfasert, so eignet es sich nicht gut zum Trommeln, weil in der Trommel die Rindenteile in die Enden eindringen und den aus solchem Holz hergestellten Stoff be schmutzen. In Amerika sind zwei Arten von Trommeln in Verwendung: ununterbrochen und von Zeit zu Zeit arbeitende. Die ersteren sind an beiden Enden offen und werden beständig mit zwei oder vier Fuß langem Holz gespeist. Das Innere der Trommel ist mit mehreren Flanschen versehen, welche die Holzklötze zurück halten und zwingen, sieh gegen einander und gegen das Innere der Trommel zu reiben. Es ist dafür gesorgt, daß die abgeschabten Rindenteile am Ende der Trommel durch eine Reihe von Rohren abgespült werden. Wasser wird ständig in die Trommel geführt. Eine auf Rollen ruhende 47 Fuß lange Trommel von 8 Fuß Durchmesser, die 8 Umdrehungen in der Minute macht, ver arbeitet 10 Cords = 39 Festmeter Holz stündlich, d. h. soviel werden vollständig geschält, aber gewöhnlich werden außer dem 5 bis 10 v. H. des Holzes nach dem Durchgang durch die Trommel ausgesondert, weil es noch Rinde enthält, und ein zweites Mal durch die Trommel gesandt. Die mit unterbrochenem BetrieD arbeitenden Trommeln sind breiter aber kürzer als die erstbeschriebenen. Sie drehen sich um eine hohle Welle von 300 cm Dm., durch welche Wasser in das Innere der Trommel zugeführt wird. Man beschickt die Trommel durch ein Mannloch mit Holz. Eine Trommel von 14 Fuß Durchmesser und 10 Fuß Länge erfordert zur Füllung 25 fm Holz und verarbeitet diese Füllung in 21 Stunden, Füll- und Leerzeit inbegriffen. Demnach ist die Leistung der Trommel ungefähr 10 fm in der Stunde, und 10 v. H. dieses Holzes müssen noch einmal getrommelt oder von Hand geputzt werden. Man macht dem Trommelbetrieb zwei Hauptvorwürfe, 1. daß die Enden der Klötze oft zerfasert werden, und kleine Rindenstückchen in die zersplitterten Enden eindringen, 2. daß das Holz durch den Aufschlag auf die vorstehenden Flanschen im Innern der Trommel zerfasert wird und dadurch Stückchen Rinde in das Holz dringen. Die ununterbrochen arbeitende Trommel kann die erste dieser Schwierigkeiten vermeiden, wenn man in ihr Oeffnungen der ganzen Länge nach anbringt, durch welche die Rinde sehr schnell entfernt werden kann, ferner indem man reichliche Wassermengen in das Innere der Trommel spritzt, um das Lockerwerden der Rinde zu erleichtern und sie wegzuwaschen. Dann ist es nicht unbedingt nötig, daß im Innern Flanschen vorstehen, und wenn diese entfernt würden, so fiele auch der zweite Vorwurf weg. Man müßte allerdings die Neigung der Trommel verringern, damit das Holz in der Trommel lange genug bleibt, um die Rinde entfernen zu können. Dieser Ge danke wird zum Teil in der Holzschleiferei der Great Northern Papierfabrik in Millinocket durchgeführt, wo die Trommel zwar nicht ununterbrochen arbeitet aber in mehrere Abschnitte, die sich auf derselben Triebwelle befinden, geteilt ist und zwischen jeder Teiltrommel und der nächstfolgenden ein drei Zoll breiter Abstand besteht, welcher gestattet, daß die Rinde rasch und vollständig abgeführt wird.