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Nr. 25/1914 PAPIER-ZEITUNG 853 Röllchen aus gummiertem Papier Zu Nr. 23 S. 790 Die an die Papier-Zeitung gerichteten Fragen beweisen, daß die gummierten Klebestreifenrollen in den Kreisen der Papier händler noch nicht bekannt sind, während andere Berufszweige schon jahrelang solche Rollen verwenden. Gummierte Klebestreifen können von jeder Firma (Geschäft oder Betrieb) verwendet werden, und dürften auch in kurzer Zeit verwendet werden. Folgende Ge schäftszweige verwenden bereits gummierte Papierrollen. Meine Angaben machen aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gummierte Papierrollen werden verwendet: zum Verschließen von Paketen aller Art, von Versandschachteln, Tüten und Beuteln, zum Spannen und Verkleben von Bildern, zum Verstärken des Heftrandes von Briefen und Kopien, zum Zusammenkleben von Furnieren, zum Einfassen von Diapositiven, zum Etikettieren von Büchern, Flaschen usw., zum Verschließen von Lohnbeuteln (s. Nr. 19 S. 652 d. Bl.), zum Ausbessern der Noten und Schriftstücke aller Art (Pergamyn- Papier), zum Fälzeln von Blöcken, zum Einfassen von Zeichenblöcken usw. Abnehmer gummierter Rollen sind: Glaser, Buchbinder, Rahmen fabriken, Photographen, Versandgeschäfte, Warenhäuser, Apotheker und Drogisten, Spiel-, Holz- und Glaswarenhandlungen, Schokoladen- und Zigarrenfabriken und alle Privatleute. Die zweite Frage ist durch vorstehendes bereits mitbeantwortet. Die gummierten Papierrollen sind wesentlich billiger als der bis herige Verpackungsbedarf, da sie nur 1/4 so viel wie Bindfaden, 1/5 wie Gummiband und 1/, soviel wie Siegellack kosten, außerdem wird bei Verwendung der Kleberollen gegen das bisherige Arbeits verfahren eine Ersparnis an Zeit erreicht. Um Klebestreifenrollen ohne Verlust verarbeiten zu können, sind geschützte Apparate im Handel, welche geeignet sind, eine Anleimmaschine zu ersetzen. Ein solcher Apparat besteht aus einem runden, aufrecht stehenden Kasten, in welchen die Rollen gelegt werden. Der Anfang des Streifens wird über eine in Wasser rotierende Filzrolle gezogen, wodurch sofortiges gründliches Durch feuchten des Klebestreifens erfolgt. Der Apparat ist mehrfach geschützt. Es ist von Vorteil, einen Apparat bei der Verarbeitung der gummierten Klebestreifen zu verwenden, da die Befeuchtung mittels Schwamm unhandlich und zeitraubend ist. Außerdem ist bei dieser Handhabung ein Verlust von Papier nicht zu ver meiden. Der gesetzlich geschützte Apparat besitzt eine sägeartige Schneidevorrichtung, wodurch der Streifen sauber (wie perforiert) abgetrennt wird. Der Apparat ist in vielen hundert Exemplaren bereits eingeführt und hat sich bestens bewährt. Gummierte Papierrollen werden nach allen Ländern ausge führt. Großabnehmer sind England und Amerika. In neuerer Zeit haben diese Länder dieser Ware besondere Aufmerksamkeit ge schenkt und stellen in großen Massen gummierte Papierrollen selbst her. Beim Bezug gummierter Klebestreifenrollen ist besonders darauf zu achten, daß tadellose Gummierung der Rollen erfolgt, da vielfach Klagen über schlechte Gummierung laut geworden sind. Gummierte Papierrollen werden in den Breiten von 5 mm aufwärts bis zu 100 mm geliefert. Die Rollen besitzen eine Länge von 100 bis 200 m. Bei Bestellung ist stets genau anzugeben: die Breite in mm, welchen inneren Durchmesser die Rollen erhalten sollen, ob die Rollen auf Papphülse oder ohne Hülse (mit Loch) geliefert werden sollen und welchen äußeren Durchmesser die Rollen haben dürfen. Ferner ist anzugeben, ob die Gummierung nach innen oder außen gewickelt werden soll. Da eine Papiersorte nicht immer gleichmäßig stark von der Papiermaschine fällt (Abweichungen in den üblichen Grenzen), werden gummierte Papierrollen nicht immer bei gleicher Länge denselben Durchmesser haben. Es wird deshalb mit Unrecht an genommen, daß die Rollen nicht gleichmäßig lang sind. Der äußere Durchmesser der Rollen ist niemals für die Länge maßgebend, denn die Stärke des Papiers, Dicke der Leimung haben großen Einfluß auf den Durchmesser der Rollen. Herr, Düsseldorf ♦ * * Solche Röllchen werden von Fabriken, welche Maschinen zum Drucken der Preiszettel zum Warenauszeichnen herstellen, in größeren Mengen gebraucht. Ferner ist unter dem Namen „Banknoten-Klebepapier" gum miertes Pauspapier in 18 und 36 mm breiten Röllchen mit Ab schneidevorrichtung im Handel; jede Schreibwarenhandlung führt diese Ware, und deshalb werden die Großhändler darin wesentlichen Bedarf haben. Diese Ware wird größtenteils aus Paris eingeführt. Die Röllchen enthalten einen etwa 3 m langen Papierstreifen auf Holzkern von 20 mm Durchmesser. Z. Die Lohntarifverträge der österreichischen Buchdruckerei-Hilfs arbeiter. Neben den Verhandlungen über den Abschluß des Buch- durckertarifes fanden gesonderte Verhandlungen mit Vertretern der Hilfsarbeiterschaft statt, die zur Schaffung eines neuen Tarif verhältnisses für die österreichischen Hilfsarbeiter und damit zur Wiederaufnahme der Arbeit führten. Der wichtigste Vertrag ist der für Niederösterreich, der bezüglich der Arbeitszeit, der Bezahlung der Feiertagsarbeit und der Giltig keitsdauer die gleichen Bestimmungen wie der der Gehilfen enthält. Die Mindestwochenlöhne für Hilfsarbeiter steigen von 17 Kr. im ersten Jahr auf 20 Kr., nach dem ersten Jahre auf 21, 22, 23 und 24 Kr., je nach der Beschäftigung. Für Hilfsarbeiterinnen erhöht sich der Mindestwochenlohn von 7 Kr. für Anfängerinnen im ersten Halbjahr auf 10 Kr. im zweiten Halbjahr und dann auf 15 und 17 Kr., 13, 14 und 18 Kr., je nach der Beschäftigung. Für ungelernte Hilfs arbeiterinnen beträgt der Mindestwochenlohn nach dem ersten Jahre 11 Kr. Die sonstigen Bestimmungen des Vertrages regeln die Er höhung der Löhne jener Arbeiter und Arbeiterinnen, die bereits über das Mindestmaß entlohnt werden, die Bezahlung der Ueberstunden, Nacht- und Sonntagsarbeit, die Kündigungsfristen, die Schlichtung von Vertragsstreitigkeiten u. dgl. m. Dieser Vertrag wurde nicht, wie bisher, durch den Gehilfenausschuß, sondern durch die Orga nisation der Hilfsarbeiter abgeschlossen. Neben diesem niederösterreichischen Vertrag wurden Verträge mit wenig abweichenden Bestimmungen für Graz, Linz, Brünn und Triest abgeschlossen. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschaft. Als Ergänzung des vor kurzem erstatteten Referats des Herrn Giebel, Berlin, über Tief druck sprach am 4. März Herr Müller über „den jetzigen Stand des Rotations-Tiefdrucks“. Seinen Ausführungen diente ein sehr umfangreiches Ausstellungsmaterial und eine große Zahl Licht bilder. Nachdem der Vortragende die hohe küpstierische Bedeutung des Rotations-Tiefdruckes kurz erwähnt hatte, machte er nochmals besonders darauf aufmerksam, daß Dr. Mertens die ersten Ver suche auf diesem Gebiete gemacht hat. Seine Studien hängen mit dem Tapeten- und Leinendruck eng zusammen. Sie sind natur gemäß weiter ausgebaut worden, so daß heute ein wesentlich anderes Arbeiten nötig ist. Wir unterscheiden jetzt den Tiefdruck in Ver bindung mit der Buchdruckrotationspresse und den reinen Rotations- Tiefdruck. Bei beiden ist auf die Anfertigung der Druckzylinder große Sorgfalt zu legen. Zunächst muß von dem Original ein Negativ und davon ein Positiv angefertigt werden, wobei die Retusche die größte Aufmerksamkeit erfordert. Sie kann am Original oder am Positiv erfolgen, beim ersteren ist sie vorteilhafter, denn je besser und durchgearbeiteter dieses ist, umso günstigere Ergebnisse sind beim Druck zu erzielen. Wenn dann auf das Positiv noch ein Raster kopiert worden ist, kann die Uebertragung mittels Pigmentverfahrens auf den Druckzylinder erfolgen. Die anderen Verfahren haben beim Gebrauch mancherlei Nachteile gezeitigt. Nachdem das Pigment papier in Chromlösung gebadet, also lichtempfindlich gemacht ist, wird es in einem Trockenschrank möglichst schnell (in etwa 1 %—2 Stunden) getrocknet und dann zum Uebertragen benutzt. Vorher ist der Druckzylinder, der in der Regel aus Bronze mit einem Kupferüberzug besteht, in einer besonderen Schleifmaschine pein lich genau geschliffen. In vier Bädern erfolgt der Aetzprozeß, wobei die Aetzflüssigkeit mit der Hand geschöpft und der Druckzylinder ständig gedreht wird. Gerade dadurch soll eine bessere Bearbeitung möglich sein. Mit einer gründlichen Spülung wird der Aetzprozeß beendet und der Druck kann beginnen. Der Vortragende erblickt nun in der einfachen Bedienung der Maschine, in dem Druck ohne Zu richtung usw. ebenso große Vorzüge wie in der Tätigkeit des Rakel messers, das ständig mit einem leicht regelbaren Druck die über flüssige Farbe abstreift, so daß nur die unbedingt zum Druck nötige auf der Walze haften bleibt. Dann wurden noch die verschiedenen Druckleistungen erwähnt, die nach der Güte der Arbeit auch sehr verschieden sind. In Zeitungsdruckereien rechnet man mit etwa 16—18 000, bei besseren Arbeiten vielleicht 1800—2000 Drucken. An diese beifällig aufgenommenen Ausführungen schließt sich eine lebhafte Aussprache, in der zunächst Herr Giebel, Berlin, als Vertreter des Flachtiefdruckes für den letzteren spricht und die weit geringeren Anschaffungskosten dieser Einrichtung hervorhebt. Seiner Meinung nach lasse sich auch eine plane Druckplatte im Aetzbad besser behandeln als ein Zylinder, was aber durch den Vortragenden widerlegt wird. Auch der Farbverbrauch sei beim flachen Druck vorteilhafter. Der Beweis für seine Angaben wäre in den fort währenden Aufstellungen neuer Maschinen erbracht, denn in Berlin arbeiten bereits 16 Firmen mit Flach-Tiefdruckmaschinen. Leider hat aber der Wettbewerb die Preise für den Tiefdruck schon außer ordentlich gedrückt, so daß sie in keinem Verhältnis zu den hohen Anschaffungskosten und den vielen Versuchen stehen, die eine neue Erfindung immer mit sich bringt. Außer den Lichtbildern, mit denen die verschiedenen Arbeits gänge, Teile der Maschinen usw. gezeigt wurden, wurde eine um fangreiche Ausstellung von Druckproben geboten. Neben großen Illustrationsbeilagen in Schön- und Widerdruck, waren Postkarten formen, Porträts und auch farbige Arbeiten zur Stelle, die trotz ihrer schwierigen Herstellung als mustergültig bezeichnet werden mußten. Fast alle waren Qualitätsarbeiten, die nicht mit Zeitungs beilagen verwechselt werden dürfen. Zum Schluß dankte der Vorsitzende dem Redner für die sach gemäße Behandlung des Themas sowie für die Beschaffung der Lichtbilder und schloß dann die stark besuchte Sitzung, dt.