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848 PAPIER-ZEITUNG Nr. 25/1914 seits mit Indanthren-Farbstoffen hergestellt sind. Beide Färbungen stehen demnach bezüglich Lichtechtheit auf gleicher Stufe. Eine andere Tafel enthält zwei Weißfärbungen, bei deren Herstellung mit Alaunüberschuß und überhitzten Trockenzylindern gearbeitet wurde: Bei der Ultramarinfärbung ist die Nüance wesentlich zurück gegangen, während die Indanthrenfärbung sich dabei nicht im geringsten geändert hat. Alle vier Färbungen auf den Tafeln sind jeweils mit den gleichen Prozentsätzen nüanciert. Das Berliner Blau hat infolge seiner sehr schlechten Alkali echtheit zu ähnlichen Beanstandungen wie Ultramarin Veranlassung gegeben. Ich verweise in dieser Beziehung z. B. auf damit gefärbtes Tapetenpapier, das entweder durch alkalischen Kleister oder durch den Kalkgehalt der Wand mehr oder weniger stark verändert wird. Oder es werden lichtecht gefärbte blaue Packpapiere zum Ver packen alkalisch wirkender Stoffe, z. B. vom Tabak, verlangt. Auch in diesem Falle wird das Berliner Blau den Anforderungen nicht entsprechen können. Die Badische Anilin- und Sodä-Fabrik bringt auch hierfür unter der Bezeichnung ,,Papierechtblau'' Ersatz-Farbstoffe in den Handel, welche bei hervorragender Alkaliechtheit dem Berliner Blau auch in Lichtechtheit praktisch nicht nachstehen, wenn der damit gefärbte Papierstoff im Holländer mit Kupfervitriol ent sprechend nachbehandelt wird. Es sind drei Papierechtblau-Marken im Handel, eine grün" stichige und eine rotstichige unter der Bezeichnung Papierechtblau 4G extra und R extra, welche für holzfreie Papiere, und Papier echtblau 2G extra, die für holzhaltige Papiere in Frage kommen. Die beiden ersten Marken liefern bei Nachbehandlung mit gleichen Mengen Kupfervitriol lichtechte Färbungen, bei der letzteren Marke ist derartige Nachbehandlung nicht angebracht, da die Erzielung lichtechter Färbungen auf holzhaltigen Stoffen aus früher erwähnten Gründen nicht erreichbar ist. Diese Marke färbt aber holzhaltigen Papierstoff gleichmäßig an. Ich zeige Ihnen vergleichende Färbungen von Berliner Blau und Papierechtblau 4G extra und R extra, die nachträglich mit einer 10 prozentigen Lösung kalzinierter Soda behandelt wurden. Der Unterschied zu Gunsten von Papierechtblau ist dabei klar er sichtlich. (Fortsetzung des Vortrages folgt.) Bleichungsgrad von Papierstoff Die Chemiker Baker und Jennison der Wall Paper Manu- facturers Co., Papierfabrik in Greenhithe, Kent, England, hielten vor kurzem einen Vortrag im Londoner Bezirksverein der Society of Chemical Industry darüber, wie man den Bleichungs grad von Papierstoff messen sollte. Sie bezogen sich auf die bisher hierüber gemachten Vorschläge, besonders auch auf den Vorschlag von Sindall, zu dieser Messung eine Farbenskala „Tintometer” zu benützen, und erwähnten, daß in Papier fabriken diejenigen Halbstoffe als leicht bleichfähig bezeichnet werden, die mit weniger als 12 v. H. Chlorkalk gebleicht werden können, während diejenigen Sorten, die mehr Chlorkalk als 12 v. H. des Stoff-Trockengewichts erfordern, als schwer bleich fähig bezeichnet werden können. Diese Unterscheidung genüge aber nicht. Die Vortragenden prüften, ob die Angabe, wieviel Chlor der wässerige Auszug des zu bleichenden Stoffes unter gewissen Umständen verbraucht, zur Feststellung des Bleichungs-, grades verwendet werden könnte. Sie fanden aber, daß dies nicht der Fall ist, denn die Wasserauszüge verbrauchten weniger als 2 v. H. Chlorkalk. Die Verfasser prüften ferner den Einfluß des Wassergehalts des Stoffes im Bleichholländer auf die Wirksamkeit der Chlorkalklösung und fanden, daß, je dicker der Stoff im Bleichholländer läuft, der Chlorkalk umso besser ausgenützt wird. Sie erklären dies damit, daß bei dickerem Stoff die Chlorkalklösung weniger verdünnt ist und die Faser besser angreift. Die Verfasser fanden zwar die mit Sindalls Tintometer erhaltenen Angaben brauchbar, empfehlen aber, den Bleichungsgrad des Stoffes nach Porzellanplatten von fest stehender Weiße anzugeben, da die Angaben des Tintometers den Zellstoffkäufern keine greifbare Grundlage für die. Weiße des zu liefernden gebleichten Stoffes geben. Die Verfasser schlagen vor, eine Reihe von Porzellanplatten von bestimmten Abtönungen herstellen zu lassen, welche der Weiße der ver schiedenen Stoffe entsprechen. Man könnte dann den Käufern von Zellstoff eine Porzellanplatte als Muster für die Weiße des zu liefernden Stoffes übergeben, und zwar eine Platte von be stimmter Weiße für den ungebleichten Stoff und eine Platte von anderer, höherer Weiße für den gebleichten Stoff. Die in der erwähnten Sitzung der Society of Chemical Industry zahlreich anwesenden Papier-Chemiker und Papier fachleute waren einstimmig der Ansicht, daß dieser Vorschlag sehr zweckmäßig sei und sich gut durchfuhren lasse. (Sindall in „Paper Makers’ Monthly”) Marktlage in Argentinien Buenos Aires, 30. Januar 1914 Hier und in ganz Argentinien gehen die Geschäfte von Tag zu Tag zurück. Es ist eine so starke Krise vorhanden, daß sogar große Einfuhrhäuser ihre Zahlungen einstellen müssen und in Konkurs geraten, darunter Firmen, die einen jährlichen Handels verkehr von Millionen Pesos Gold hatten. Ueber die Ursachen der Krise sind die Meinungen geteilt; einige führen sie auf die Störung des Geschäfts in Europa infolge der Balkankriege zurück, andere, wahrscheinlich besser unterrichtete, geben aber der hiesigen Regierung Schuld, die unfähig sei und die wirtschaftlichen Interessen vernachlässige. Die Zahl der Arbeitslosen geht hier in die Aber tausende; die meisten Fabriken haben keine Arbeit, und vor jeder Fabrik prangt die Tafel mit der Aufschrift: „Personal wird nicht benötigt”. In letzter Zeit ist hier die Einwanderung aus der Türkei, Arabien, Rußland, Japan und Griechenland sehr groß. Diese Arbeiter fordern nur 1/3 des Lohnes, den andere Arbeiter erhalten. Allerdings leisten sie auch nur 1 / 3 und sind nur für die gewöhnlichen Erdarbeiten verwendbar, da ihnen jede Bildung abgeht. Trotzdem tragen sie sehr dazu bei, daß die Löhne in letzter Zeit gedrückt wurden. F. G. Fortlassung von Höflichkeitswendungen in Briefen Ich habe in letzter Zeit an dieser Stelle verschiedene Ansichten für und wider das Weglassen der Höflichkeitswendungen in Briefen gelesen. Von den Gegnern dieser begrüßenswerten Bewegung wird aber nicht beachtet, daß nur die „sachlich unnützen und über flüssigen Höflichkeitswendungen“ fallen gelassen werden sollen. Hiermit ist keineswegs gesagt, daß dadurch in den Briefen die Höf lichkeit ganz außer acht gesetzt und die Zuschriften nicht in freund licher und verbindlicher Form abgefaßt sein können. Man kann , auch ohne den Schwulst und die Weitschweifigkeit, die leider den sogenannten recht höflichen Briefen eigen sind, freundlich und verbindlich sein, da uns in der deutschen Sprache ein großer Schatz an Worten und Wendungen zur Verfügung steht. Ich finde es sogar als starke Zumutung, wenn ich langatmige Briefe lesen soll, die mit vielen Drum und Dran sagen, was mit einigen klaren, verständlichen Sätzen mitgeteilt werden könnte. Auch zeugt es nicht von besonders gutem Geschmack, in meinen Briefen meine eigene Höflichkeit durch Wendungen, wie „ich teile Ihnen höflich mit ..." herauszustreichen. Derjenige, der den Brief bekommt, wird auch ohne dies finden, ob er in höflicher Form ab gefaßt ist. Wir Kaufleute sollten unseren Briefen überhaupt etwas mehr Sorgfalt angedeihen lassen, da sie die Vertreter unseres Hauses sind, und man nach ihnen das Ansehen eines Hauses beurteilen wird. Nessalk Papierstoffmarkt Göteborg, 18. März 1914 Holzschliff. Der schwedische Markt bleibt fortgesetzt lustlos und, soweit bekannt, ohne Umsatz. Aus Norwegen werden einige Verkäufe von feuchtem Schliff mit kleinem Preisnachlaß gemeldet. Zellstoff. Immer noch sind Amerikas Vereinigte Staaten am meisten im Markte; Anfragen von dort laufen ziemlich reichlich sowohl nach gebleichtem und ungebleichtem Sulfitstoff wie auch nach Kraftstoff ein, und die Verkäufe, welche zustande kamen, wurden zu vollen Preisen abgeschlossen. Der europäische Markt ist dagegen ziemlich still und die englischen und französischen Papier hersteller dürften wohl erst nach Ostern mehr auf den Markt kommen. („,Affärsvärlden.") bg. Kristiania, 21. März 1914 Holzschliff. Der Holzschliffmarkt ist gedrückt, und die Preise stehen nur auf dem Papier. Der Zellstoffm&rtsX ist ruhig. London, 20. März 1914 Holzzellstoff. Es wird so wenig Umsatz auf dem Markte erzielt, daß es schwer fällt, über die Marktstimmung zu berichten. Die Geschäftslage ist flau. Die Käufer halten zurück, und die Verkäufer wollen vom Preise nicht nachlassen. Holzschliff. Der Markt bleibt untätig und gedrückt. Die Preise sind unverändert. Esparto. Der Markt bleibt fest, obwohl das Geschäft infolge der herrschenden hohen Preise stockt.