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818 PAPIER-ZEITUNG Nr. 24/1914 Zigarrenhülsen aus Papier Können Sie mir eine Firma angeben, von der ich Zigarrenhülsen perforiert aneinanderhängend beziehen kann ? Ich habe hier ein Muster vorliegen mit Firma. Gibts hier in Deutschland keine Firma, die selbige anfertigt? Ich habe sämtliche Papier-Zeitungen durch gesehen und keine gefunden. Schreibwarenhändler * * * Wir' gebrauchen 2 ‘Millionen Zigarrenhülsen wie beifolgendes Muster. Die Hülsen werden in langen Enden geliefert und sind, wie das Muster zeigt, nach beiden Seiten hin perforiert. Soviel uns bekannt ist, werden die Hülsen aus Amerika eingeführt. Der Einführer ist uns zwar bekannt, doch liegt uns daran, eine deutsche Fabrik als Lieferantin zu erhalten. Welche deutsche Fabrik fertigt derartige Hülsen an ? Einfuhrhaus Diese Zigarrenhülse ist eine Art Seitenfalzbeutel, der an seinem geschlossenen Ende etwa 15 mm breit ist, in der Länge 120 mm mißt und infolge dreifachen Falzes harmonikaartig auseinander geht. Die aus holzfreiem Papier bestehende Hülse ist mit paraffiniertem Seidenpapier ausgefüttert, und eine Seite ist mit lithographiertem Etikett überklebt. Die Etiketten sind offenbar in ganzen Bogen gedruckt und lassen sich längs Loch reihen abtrennen. Papierwarenfabriken, welche gefütterte Beutel herstellen, dürften sich bei Zusicherung großer Bestellungen gern auf die Herstellung dieser Zigarrenhülsen einrichten, welche übrigens seit einigen Jahren sich auch in Deutschland zum Ersatz der Gelatinehülsen als Gebrauchsware eingebürgert haben. Die Namen der Papierwarenfabriken sind in unserm Papieradreßbuch von Deutschland unter „Erzeugnissen" alpha betisch angegeben. Die Leistungsfähigkeit der Fabriken kann im sogenannten geographischen Teil des Adreßbuches unter „Papier-Verarbeitung” gleichfalls in alphabetischer Reihe nach gesehen werden. Pappdosen an Stelle von Konservenbüchsen? Hierüber berichtet Dr. J. R. Katz in der „Umschau", Wochen schrift über die Fortschritte der Wissenschaft und Technik in Frank furt a. M.: Unsere heutigen fabrikmäßig hergestellten Konserven werden fast ausschließlich in Blechdosen verpackt. Diese Art der Auf bewahrung hat eine Reihe von Nachteilen: die Blechdosen sind ziemlich teuer, sie haben ein hohes Gewicht, wodurch die Kosten ihrer Versendung erhöht werden; sie sind schwer zu öffnen, Ver letzungen dabei häufig; endlich wird durch den Inhalt das Blech manchmal angegriffen und Vergiftungen können die Folge sein. Man hat nun bereits häufig versucht, hermetisch abgeschlossene Papp- oder Papierdosen an Stelle der Blechdosen zu verwenden. Die Pappe läßt sich so präparieren, daß sie die starke Erhitzung und den Wasserdampf erträgt. Es zeigte sich aber, daß diese Dosen bei der Abkühlung regelmäßig zersprangen, indem sich die in ihrem Innern befindliche, meist wasserreiche Masse unter der Hitze wirkung ausdehnt, und wenn beim Herausnehmen aus dem Sterilisator der äußere Druck nachläßt, durch diesen inneren Druck dann zer sprengt werden. Nun hat eine Belgierin, Fräulein M. Rutten aus Lier, ein Verfahren erfunden, durch das die Pappdose gegen diesen Ueberdruck geschützt wird. Sie verwendet Metallhülsen, die genau um die Päppdosen passen und während der Abkühlung den Ueber druck aushalten, so daß die Pappdosen unverletzt daraus ent nommen werden können. Außerdem hat sie die Pappdosen innen mit einer dünnen Aluminiumschicht ausgekleidet, wodurch die Hülle für Wasserdampf undurchdringlich gemacht und die sterilisierte Ware verhindert wird, Geruch oder Geschmack der Umhüllung anzunehmen. Diese Dosen gewähren guten luftdichten Verschluß, können mit Messer oder Schere leicht geöffnet werden; die leeren Dosen können durchVerbrennen vernichtet werden, und der Preis ist bedeutend niedriger als der von Blechdosen. Man hat bereits viele Versuche mit den Papp- und Papierdosen gemacht. Danach eignen sich die Dosen zum Verpacken trockener Lebensmittel, wie Mehl, Brot, Kaffee, besonders gut. Dies ist von großer Wichtig keit für den Schiffsverkehr, indem beispielsweise Mehl und Kaffee vor dem Muffigwerden, Brot vor dem Verschimmeln geschützt wird. Die Schiffe müssen in ihren Rettungsbooten einen gewissen Mundvorrat an Brot halten, und dieses Brot mußte bisher nach jeder Reise ersetzt werden, was ziemlich hohen Verlust brachte. Wird das Brot künftig in solchen Dosen aufbewahrt, so wird der Zutritt der Feuchtigkeit und der Schimmelkeime verhindert und das Brot so jahrelang frisch erhalten. Ebenso lassen sich Fleisch- und Fisch waren in diesen Dosen recht gut aufbewahren. Für flüssige Nahrungs mittel sind die Versuche noch nicht abgeschlossen, aber man hofft auch damit befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Ha. Berliner Buchdrucker-Fachschule. Vor nahezu vier Jahrzehnten im Jahre 1875, wurde die Berliner Buchdrucker-Fachschule auf Anregung des verstorbenen Prof. G. Langenscheidt von der Berliner Prinzipalität ins Leben gerufen; am 1. April 1914 wird sie ihre bis herige Selbständigkeit aufgeben und in die Verwaltung der ,Stadt Berlin übergehen. Nach der Einführung des Pflichtfortbildungs- schulunterrichts in Berlin stellte die Aufsichtsbehörde die Forderung, die Stundenzahl von wöchentlich vier auf sechs zu erhöhen. Die von dem Verein der Berliner Buchdruckereibesitzer hiergegen er- •hobenen Einwendungen, daß nur Knaben in die Lehre genommen würden, die ein Jahr lang die erste Klasse einer Berliner Gemeinde schule besucht und durch eine Prüfung ihre Befähigung nach gewiesen hätten, daß der fremdsprachliche Unterricht und der Beruf selbst die Weiterbildung auch in der deutschen Sprache fördere usw., ließ die Aufsichtsbehörde nicht gelten, Da die verlangte Vermehrung der Unterrichtsstunden Mehrkosten in Höhe von etwa 12 000 M. jährlich verursachen würde, erklärte sich der Verein bereit, einen Teil dieser Summe zu tragen, die Uebernahme des ganzen Betrages aber sah er sich genötigt abzulehnen. Infolgedessen zer schlugen sich die weiteren Verhandlungen, und die Schule geht am 1. April in die Verwaltung des Magistrats über, der die Schule in der Gemeindeschule in der Gräfestraße, im äußersten Süden der Stadt, als Pflichtfortbildungsschule unterbringen wird, so daß die große Mehrzahl der Schüler sowohl von der Arbeitsstätte wie von der Wohnung einen Weg von einer Stunde zurückzulegen haben wird. Wie weit die bisherigen Lehrer mit übernommen werden, steht noch nicht fest. Am 13. März fand in der Aula des bisherigen Schulgebäudes, Kleine Frankfurter Str. 6, die Entlassungsfeier der der Schule ent wachsenen Schüler statt. Zunächst hielt Herr Sanitätsrat Dr. Holl stein einen der sexuellen Aufklärung der jungen Leute dienenden Vortrag. Dann hielt Herr Buchdruckereibesitzer C. Behrens, der ehrenamtliche Leiter der Schule, eine Ansprache an die Schüler, in der er sie zum eigenen Weiterarbeiten an ihrer Ausbildung und zur Sparsamkeit ermahnte, und ihnen empfahl, sich nicht mit dem zu begnügen, was die große Masse erreichen kann, sondern sich auf sich selbst zu verlassen und ihre Persönlichkeit nicht preiszu geben. Denn vorwärtskommen im Leben könne ein jeder nur durch eigene Tüchtigkeit. Herr Rektor Krüger, der pädagogische Leiter der Schule, verteilte die Entlassungszeugnisse und konnte an sechs der besten Schüler wertvolle Bücher als Prämien verteilen, die der Verein der Berliner Buchdruckereibesitzer zur Verfügung gestellt hatte. Ein weiterer Schüler erhielt das von Herrn Behrens gestiftete Sparkassenbuch. Herr Rektor Krüger ergriff hierauf namens des Lehrer-Kollegiums das Wort, um die Tätigkeit des Herrn Behrens als Leiter der Schule zu würdigen; 25 Jahre habe derselbe dem Fachschulkuratorium angehört und 15 Jahre hindurch an der Spitze der Schule gestanden, deren Förderung er sich zur Lebensaufgabe gemacht habe und für die er in selbstloser, opferwilliger Weise ge wirkt habe; sein allezeit froher Optimismus habe über manche Schwierigkeit hinweggeholfen und Freude und Befriedigung auch in das Lehrer-Kollegium getragen. Herr Buchdruckereibesitzer Forsberg schloß sich dem Redner als Vertreter des Fachschul kuratoriums und des Vereins der Berliner Buchdruckereibesitzer an. Ein von Herrn Krüger ausgebrachtes Hoch auf Herrn Behrens fand bei den Anwesenden lebhaften Widerhall. Herr Behrens dankte in bewegten Worten und wünschte der Schule auch in der neuen Form eine segensreiche Wirksamkeit zum Segen des Buchdruck gewerbes. Eine mit der Feier verbundene Ausstellung von Schüler arbeiten der oberen Setzer- und Druckerklassen zeigte schöne Leistungen und fand gebührende Beachtung. Es wäre wünschens wert wenn sie auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht würde. Die Buchdruckerei F. E. Haag in Melle i. H. versendet an ihre Geschäftsfreunde ein umfangreiches Heft in Querfolioformat, welches sich als eine geschickte Empfehlung an die Auftrag geber darstellt. Eine Beschreibung der handwerklichen Arbeit des Buchdruckers soll dem Leser diese Tätigkeit bekannt machen. Dazu dienen neben der Beschreibung Abbildungen der Geräte und Werkzeuge, eine Korrekturtabelle und ein Zeilenzähler, sowie eine kurze Beschreibung der Typograph-Setzmaschine und einiger moderner Druckpressen. Eine lange Reihe vor züglicher Bilder schildert alle Einrichtungen des Betriebes besser als eine große Beschreibung, und außerdem bezeugen Vierfarbendrucke die Leistungsfähigkeit der Buchdruckerei. Büchertisch Wie erlangt man eine gute Anstellung? Von Direktor E. Müller. Verlag von IV. Stamp/li in Thun. Preis 1 M. 50 Pf. Diese etwa 80 Seiten starke Schrift gibt praktische Ratschläge für die mündliche und schriftliche Stellenbewerbung, dann wird die empfehlenswerteste Form des Stellengesuchs in der Zeitung untersucht und die Vorzüge und Nachteile der öffentlichen und privaten Stellenvermittlung erörtert. Der letzte Abschnitt be handelt die Anstellung durch Freunde oder Gönner, und ein Anhang bringt die Stellenvermittlergesetze Deutschlands, Oesterreichs und Frankreichs. Dieser Anhang dürfte für die Stellesuchenden von geringem Wert sein, wichtiger wären die gesetzlichen Bestimmungen über Rechte und Pflichten der kaufmännischen Angestellten. Das Buch ist einfach aber zweckentsprechend ausgestattet.