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810 feinen und feinsten Papiersorten für besondere Zwecke sind die Preise schon seit Jahren ziemlich unverändert. Einseitig glattes satiniertes Zellstoffpapier hat schlechte Preise, obgleich die Verwendung dieser Papiersorte stetig zunimmt. Die Erzeugung dieser Papiere ist nämlich in weit stärkerem Maß größer geworden als der Bedarf. Der Berliner Markt wird neuestens von weitab liegenden Fabriken dieser Papiere aufgesucht. Satinierte Zellstoffpapiere werden immer weniger gekauft und durch einseitig glatte ersetzt. Die Preise sind infolgedessen niedriger geworden. Kraftpapier aus Natronzellstoff wird zurzeit viel durch ähnlich aussehende Papiere aus gefärbtem Sulfitzellstoff ersetzt. Diese nachgeahmten Papiere sind billiger und genügen für manche Zwecke. Infolge dieses Wettbewerbes ist der Bedarf an Natronkraftpapier zurückgegangen. Für imitiert Pergamentpapier besteht eine Konvention eben so wie für fettdichte Papiere. Die Preise dieser Sorten halten sich infolgedessen, aber die Fabriken sind darin nicht gut beschäftigt, weil der Bedarf darin zurückgegangen ist. Die Preiserhöhung hatte nämlich zur Folge, daß billigere, wenn auch weniger schöne Papiere bei den Verbrauchern Eingang gefunden haben. Besonders hat einseitig glattes holzhaltiges Zellstoffpapier das imitierte Pergament papier für manche Zwecke ersetzt. Der Bedarf in fettdichtem Pergamynpapier ist zurückgegangen, weil dieses Papier jetzt schon in vielen Staaten hergestellt wird, also die Ausfuhr abnimmt. Weniger ist dies beim Pergamentersatzpapier fühlbar, welches in den Molkereien einen ständigen guten Abnehmer besitzt. Das An gebot an Packseidenpapier hat im letzten Halbjahr zugenommen, weil einige größere Fabriken sich neu auf die Erzeugung dieser Papiersorte verlegt haben. Die Preise sind gedrückt, weil diese neuen Fabriken ins Geschäft kommen wollen. Braunholzpapier wird in neuester Zeit stellenweise durch braunes, aus Zellstoffabfällen hergestelltes Papier ersetzt, das von Zellstoffabriken sehr billig angeboten wird. Schrenz- und Strohpapier behält seinen seit einer Reihe von Jahren eingenommenen Preisstand. Tapetenpapiere gehen nicht gut,- weil die Tapetenfabrikation wenig beschäftigt ist. Das Angebot in gestrichenen, holzhaltigen Kunstdruckpapieren ist sehr gestiegen. Weit abgelegene Fabriken bearbeiten neuestens den Berliner Markt und bemühen sich, die bisherigen Lieferer zu verdrängen. Infolgedessen sind Unterbietungen an der Tagesordnung, und der Verdienst an dieser Papiersorte ist sehr gering geworden. Aehnliches gilt von Chromopapier und Chromokarton, da die litho graphischen Anstalten und Luxuspapierfabriken infolge von Aende- rungen im Volksgeschmack und von Umwälzungen in den Druck verfahren zurückgehen. Besonders traurig ist die Geschäftslage für Pappen. Braun holzpappe, Holzpappen und Graupappe sind durchweg wenig ge fragt, denn die Kartonnagenfabriken haben wenig zu tun. Pappen fabriken und Händler haben große Läger, und es wird zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Strohpappe bildet eine Ausnahme: ihr Preis hat sich bisher fest gehalten. W. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Hauptversammlung am 5. und 6. Dezember 1913 im Papierbaus tu^Berlin Fortsetzung zu Nr. 23 2. Verhandlungstag Vorsitzender: Zum Worte hat sich zu diesen Ausführungen niemand gemeldet. Wir kommen daher zu dem Referat des Herrn C. A. Braun,’München: Ueber Buchen-Sulfitzellstoff Herr Braun ist bedauerlicherweise behindert worden, heute seine Ausführungen zu machen. Er teilte uns schriftlich mit, daß es ihm nach seinem zum Patent angemeldeten Verfahren gelungen sei, Buchenholz mit der bei dieser Holzart bekannten besonders hohen Gewichtsausbeute nach dem Sulfitverfahren so zu verkochen, daß besonders reiner und sehr leicht bleich barer Stoff erzielt wird. Die Muster dieses Buchen-Sulfitstoffes zeigen in der Tat eine hohe Weiße, und die Faser kann in An betracht der gemachten Mitteilung, daß lediglich Buchenholz und nicht beigemischtes Fichtenholz als Rohstoff benutzt wurde, als sehr schön bezeichnet werden. Ich reiche die Muster herum Nr. 24/1914 und füge hinzu, daß Herr Braun 8 v. H. Chlorkalkverbrauch für den Stoff angegeben hat. Das Wort hat hierzu Herr Sembritzki. Direktor Walter Sembritzki: Alle Fragen, die sich auf die Verwendbarkeit anderer Hölzer zu Zellstoff beziehen, müssen uns auf das lebhafteste interessieren. Ich habe in einem Artikel der Papier-Zeitung November 1911 darauf hingewiesen, in welcher Welse hier die Buche der Fabrikation dienlich gemacht werden könne, aber die Bestrebungen sind so ziemlich umsonst gewesen. Es mag sein, daß sie einmal lebhafter betrieben werden, wenn die Holzpreise noch höher werden, und wenn der Bezug von Fichte noch .schwieriger wird; jedenfalls ist es gelungen, schon vor 20 Jahren Buche nach dem Sulfitverfahren aufzu schließen — aber die Gründe sind nicht recht bekanntgegeben worden, warum man damit wieder aufgehört hat. Ich selbst habe mich schon vor 13 Jahren mit dieser Frage beschäftigt, Buchenstoff im Großbetriebe herzustellen und habe auch ver schiedene Papierfabriken zur Zufriedenheit versorgt. Durch die letzten Arbeiten des Herrn Professor Dr. Heuser sowie auch dadurch, daß wir große Waldankäufe machen mußten und infolgedessen nicht recht wußten, was wir mit der Buche machen sollen, bin ich neuerdings dazu angeregt worden, Buche als Sulfitstoff besser zu verwerten. Die Versuche habe ich mit Erfolg aufgenommen, und ich kann sagen, daß sich dieser Zell stoff für die Fabrikation von Lösch- und Druckpapieren recht gut eignet. Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch darauf hinweisen, daß das Referat, das Braun im vorigen Jahre gehalten hat — leider war ich persönlich nicht zugegen — verschiedene Be richtigungen notwendig macht. Er hat gesagt, daß die Buche nach dem Natronverfahren sowie nach dem Sulfitverfahren wenig günstige Resultate liefert — die Ausbeute sei zu gering, die Bleichbarkeit mit zu hohen Kosten verbunden und die so genannten Spiegel machten den Stoff minderwertig, degradieren die Qualität. Nach meinen eigenen Erfahrungen gibt die Buche eine sehr gute Ausbeute und vorzüglichen Stoff, der sich sehr leicht bleichen läßt und der für gute Löschpapiere und hoch- ••wertige Druckpapiere beste Verwendung findet. Schade, daß Buche so wenig Anerkennung findet. Ueber den Kochprozeß, über die Art wie man Buchensulfitstoff herstellt, möchte ich nichts sagen. Ich bitte, nachdem es Mühe und Arbeit ge kostet hat, die Kochmethode auszuarbeiten, davon abzusehen, hierüber Fragen zu stellen. Ich erlaube mir den Herren Buchen sulfitstoffmuster vorzulegen, die mit 50 v. H. Fichte gearbeitet wurden. Vorsitzender: Sie können uns vielleicht wenigstens sagen, ob Sie auch mit 8—9 v. H. bleichen? Direktor Walter Sembritzki: Nein, das kann ich nicht sagen. Hier ist ein zweites Muster dieses Sulfitzellstoffs — ich glaube, jeder wird finden, daß es eine tadellose Ib Ware ist. Vorsitzender: Ist der Stoff auch mit Fichtenstoff gemischt? Direktor Walter Sembritzkij Ja. [Fortsetzung folgt. Papierstoff- und Papiermarkt in Japan Da die Einkaufszeit, für Papierstoff noch nicht angefangen hat, schreibt ,,Japan Chronicle" am 13. Januar, ist der Markt still. Der Balkankrieg steigerte die Preise für eingeführte Rohstoffe zur Herstellung von Zeitungs- und billigem Druckpapier. Auf die Druck papier-Preise trat jetzt ein Rückschlag ein, gewöhnliche Sorten fielen um 5 v. H., bessere um 2 v. H., doch steigt die Nachfrage, und da die Lager klein sind, ist weiterer Preisfall nicht wahrscheinlich, eher Steigerung. Der Papiermarkt ist indes leblos und es gibt an gehäufte Lager inländischer Erzeugung, da einige Fabriken ihre Herstellung im ersten Halbjahr 1913 um die hohen Preise auszu nutzen, ungehemmt vermehrten. Die Preise sind unverändert, aber die Verkäufer verlieren Zinsen und Lagerkosten. Die Papier: Stoffhändler in Osaka waren vorsichtig, spekulierten nicht und sind von dem Rückschlag unberührt. DiePapierfabrik auf Formosa, welche die MitsuBishi-Firma anlegte, um das große Bambusrohr-Vorkommen dort zu verwerten, hatte wegen außerordentlich hoher Herstellungskosten ein sehr ungünstiges Ergebnis. Hinzu kamen Stürme und Ueberschwem mungen, so daß der Verlust 400 000 Yen beträgt. Die Papierfabrik ist darum seit Neujahr geschlossen und ihre Arbeiter sind an die Papierfabrik bei Tagasagoversetzt worden, bg. (Nachp,,Affärsvärlden") PAPIER-Z EI TUN G