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D)APIER-VERARBEITUNG ■ Bu CH GE WERBE Papier-ndustric-Verein EV. www BERLIN W9. LI N KSTP.22 waza FTTAm 2. März wurden die Vertraulichen Listen Nrn. 4953 bis 4975 nebst Listen-Vordrucken an die Mitglieder versandt. Das Lichtpausgewerbe Eine vor 20 Jahren kaum gekannte Ware ist heute an vielen Orten bereits in Grund und Boden gewirtschaftet. Wenn auch nicht überall solch traurige Verhältnisse wie in Berlin herrschen, so drängen sie doch an allen größeren Plätzen Deutschlands zur selben Entwicklung. In Berlin hat sich die Zahl der An stalten in den letzten 6 Jahren verdoppelt. Die Jagd nach dem Absatz von Papier verführte die Fabrikanten und Händler leider allzuoft, Anstalten zu gründen oder Anstalten zu stützen, welche schleudern und so unser Gewerbe auf den Hund brachten. Wie gesagt, ist ein Teil dieser Anstalten erst mit reichlicher Unterstützung der Fabrikanten und Händler des Lichtpaus papiers und der elektrischen Lichtpausapparate ins Leben ge rufen worden. Oder ist es keine Unterstützung fauler Gründungen, wenn mittellosen Leuten, von denen manche keine Fachkennt nisse besaßen, elektrische Apparate, die 1200 M. und mehr kosteten, mit einer Anzahlung von 100 oder 200 M. abgegeben wurden? Jeder, der in anderen Tätigkeiten nicht vorwärts gekommen war, fühlte sich berufen, Lichtpauser zu werden. Da aber der neue Geschäftsmann leben will und Miete zahlen soll, muß sehr schnell Arbeit hereinkommen. Dies ist jedoch zu anständigen Preisen erst nach und nach, oft erst nach lang jähriger, eindringlicher Arbeit möglich. Er hilft sich und liefert bedeutend unter Preis. Er kann es auch, denn seine kauf männische Formel ist meist folgende: Lieferpreis = Preis des Papiers, elektrischer Strom, Miets zuschlag. Löhne, Unkosten, Ausfälle und Abschreibungen werden nicht gerechnet, der Ueberschuß ist also Verdienst! Auf diese Weise kommen Angebote bis herab zu 60 Pf. für das qm Lichtpausen zustande, ja oft ist der Preis der Pausen derart, wie ihn die Kundschaft anlegen will. Der große Umsatz soll es bringen. Solange der Fabrikant nicht auf Zahlung drängt, geht es auch; die Schwierigkeiten beginnen erst, wenn gezahlt werden soll oder muß. Zu spät merkt ein solcher Lichtpauser, daß er mit seiner Preisstellung nicht zurecht kommt. Vielleicht versucht er die Preise zu erhöhen, jedoch ist der Preis leicht verdorben, aber ihn wieder hoch zu bringen, ist dem einzelnen nicht möglich. So muß die Gesamtheit einsetzen, wenn Wandel geschaffen werden soll. Gewiß haben viele arg gesündigt, doch hilft es nichts, wenn einer dem anderen seine Sünden vorhält. Ob der neugegründete Münchener Bund das Allheilmittel sein wird, ist gleichgültig. Notwendig ist vor allem das eine: Zusammenschluß aller Firmen an jedem Ort, wo sich mehr als eine Anstalt befindet. Einstweilen lose Vereinbarungen über Preise u. dgl., damit die schlimmsten Auswüchse beseitigt werden. Dann Zusammen schluß zu einem Bunde, in welchem jedoch jeder Verein freie Selbstbestimmung behält. Nun wird es an der Zeit sein, den rücksichtslosesten Kampf gegen diejenigen Firmen, Lichtpauser sowohl wie Fabrikanten, aufzunehmen, welche unseren Be strebungen entgegentreten und weiter schleudern. Von den Fabrikanten, welche auch mal wieder einen Zu sammenschluß versuchen, haben wir kaum Unterstützung zu erwarten. Es geht ihnen allem Anschein nach noch viel zu gut. Es ist eine wenig erhebende Tatsache, daß es nicht gelingt, die paar Fabrikanten unter einen Hut zu bringen. Anscheinbar fehlt hier die richtige Persönlichkeit für die Führung. In Berlin, dem Orte der allerwüstesten Schleuderei, hat unser Verein in der letzten Zeit sehr gute Fortschritte gemacht, bereits mehr als die Hälfte aller Anstalten gehört uns an. Einer unserer bisherigen Hauptpunkte ist die Bekämpfung der sogenannten „nicht empfehlenswerten Geschäftsverbindungen” nach einem äußerst wirksamen System. Viele Zehntausende von Mark sind uns bis jetzt jährlich verloren gegangen, und auch hierin soll und muß Wändel geschaffen werden. Noch andere' Maß nahmen zur Verbesserung unserer Lage sind in Vorbereitung. ’ - Nun zum Schluß: Schließt Euch zusammen. Ein jeder trete seinem Verein bei, und auch bei uns wird das Wort zur Wahrheit: Einigkeit macht stark. Verein der Lichtpausanstalten von Groß-Berlin Plakat-Rnfertigungen Zu Nr. 13, S. 422 Der Herr Verfasser scheint recht eigenartige Vorstellungen vom Plakatgeschäft, wie es sich in Großverbraucherkreisen West deutschlands abwickelt, zu haben, wenn er behauptet: „Viele Re klame machenden Firmen im Westen Deutschlands decken ihren Bedarf in Brüssel oder London, weil die saubere Ausführung sie hierzu veranlaßt und ferner — es ist traurig, es auszusprechen — weil die Möglichkeit als vorhanden angesehen wird, daß jenseits der Grenzen unseres deutschen Vaterlandes der Grundsatz „Ehrlich im Handel, christlich im Wandel“ bessere Würdigung erfährt als bei uns. Gott sei Dank zählt unser deutsches Druckgewerbe eine sehr stattliche Anzahl Firmen, die auch sauber und sogar so vollendet gut drucken, wie es besser in Brüssel und London nicht möglich ist. Diesen deutschen Firmen ist die Anwendung unlauterer Mittel, wie vertragswidriges Sparen an Stoff und Farbenzahl, völlig fremd und sie halten in echter Würdigung von Treu und Glauben das, wozu sie sich dem Besteller gegenüber verpflichtet haben. Sie ver fügen deshalb auch im Westen Deutschlands über einen sehr bedeu tenden, treuen Kundenstamm. Im Verkehr zwischen anständigen Firmen vollzieht sich der Abschluß eines Plakatgeschäftes in der Regel so, daß der schrift lichen Auftragsbestätigung ein für Papier oder Karton maßgebendes Schnittmuster angefügt wird. Und ich möchte den Plakatdrucker kennen lernen, der, um zu sparen, den Leichtsinn besitzt, auf die Gefahr hin, 20 000 oder mehr Plakate zur Verfügung gestellt zu er- halten, mit Wissen vertragswidrig zu liefern. . Gewiß beherbergt das Druckgewerbe, so gut wie manches andere Gewerbe, unlautere Elemente, auch verlangt leider mancher Plakat besteller Unmögliches vom Drucker, aber zwischen Verlangen und Bewilligen ist doch ein weiter Unterschied. Das Plakatgeschäft (ich spreche hier, worauf ich ausdrücklich aufmerksam mache, von dem Druck der Auflage, der dann einsetzt, nachdem die Entwurffn ge geregelt ist) mit unsern Großreklame machenden Firmen hat sich in den letzten Jahren sehr zum Nachteil unserer kleinen Druckereien dahin entwickelt, daß es nur noch von Großdruckereien mit Druckmaschinen höchster Leistungsfähigkeit erfolgreich ausgeübt werden kann. Die Kleindruckerei, die mit ein oder zwei Schnellpressen im Höchstformate von 87: 115 cm vor einigen Jahren sich noch als leistungsfähig auch für das Plakat geschäft halten durfte, ist das heute nicht mehr, sobald es sich, wie dies bei Großreklame machenden Firmen fast immer der Fall zu sein pflegt, um große Mengen handelt. Die Kleindruckerei muß sich damit abfinden, daß sie mit Großdruckereien, die die größten Flach druckschnellpressen und moderne Rotationsdruckmaschinen be sitzen, ernstlich nicht in Wettbewerb eintreten kann. Statt daß sie sich aber mit dieser Tatsache abfinden, bemühen sich viele Klein druckereien krampfhaft, den Verbrauchern zu beweisen, daß sie mit Rücksicht auf ihre im Vergleich zu den Großdruckereien sehr ge ringen Geschäftsunkosten mindestens so preiswert sein können wie diese. Sie halten sich (in vielen Fällen wahrscheinlich auch, weil sie die Vorteile der Großdruckerei nicht kennen) für berechtigt, mit der Großdruckerei im Preise Schritt zu halten, obschon ihre auf nor. maler Grundlage aufgebaute Preisberechnung ihnen sehr deutlich „es geht wirklich nicht so billig“ entgegenhält. Wieviel nutzlose Aufwendung an Zeit und Geld könnte unserm Druckgewerbe er spart bleiben, wenn diese Kreise zur Einsicht kämen und ehrlich gegen sich selbst würden! Darum fort mit der Selbsttäuschung! Wer ver dienen will, wird sich daran gewöhnen müssen, auf Aufträge, die keinen Nutzen lassen, zu verzichten. Wer so handelt, wird beobachten, daß die Kundschaft immer seltener unerfüllbare Forderungen stellen, ihm vielmehr Vertrauen entgegenbringen wird. Ich bitte diejenigen