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Nr. 19/1914 PAPIER-ZEITUNG 643 durch das Sieb läuft, vorzugsweise durch die große Oeffnung der Scheidekammer abfließt, aber sobald die Geschwindigkeit geringer wird, nur durch die kleine abtropft. In dieser Weise schafft der Apparat selbsttätig eine zwar will kürliche, aber für die verschiedenen Zustände der Fasern charakte ristische Trennung des schnell und langsam abfließenden Wassers. Außer dem eigentlichen Apparat sind zur Ausführung der Versuche folgende Gerätschaften nötig: 1. 1 Satz Gefäße zum Schöpfen des Stoffes aus dem Holländer. Die Größe der einzelnen Gefäße ist so bemessen, daß sie für einen bestimmten Holländereintrag die Entnahme von 2 g trocken ge dachten Stoff gestatten. 2. Zwei Mischtöpfe von je etwa 1 % Liter Inhalt. 3. Ein Glaszylinder von 1 Liter und zwei Meßzylinder aus Glas zum Auffangen des ausfließenden Wassers. Die Ausführung des Versuches geschieht in folgender Weise: Mit dem für die jeweilige Stoffdichte vorgesehenen Schöpfgefäß wird eine Probe des Faserbreies entnommen, in den Vorbereitungs zylinder gebracht und dieser auf 1 Liter mit Wasser aufgefüllt. Der so verdünnte Stoffbrei wird in einen der beiden Mischtöpfe getan und zwischen den Töpfen so lange hin und her gegossen, bis die Fasern sich gleichmäßig verteilt haben. Dann wird der Stoff in die Füllkammer gegossen, und nachdem die zum Auffangen des Wassers dienenden Zylinder unter die Ausflußöffnungen des Apparates gestellt worden sind, der Dichtungskegel herausgehoben. Das Wasser dringt nun durch das Sieb in die Scheidekammer und von dort zunächst durch beide Oeffnungen, später nur durch die tiefer ge legene, enge Oeffnung in die Auffanggefäße. Wieviel Wasser durch die eine oder andere Oeffnung abfließt, hängt von der Art und dem Mahlungszustand des Stoffes ab *). Um zu zeigen, wie schnell und *) Streng genommen müßte der am Anfang des Versuches durch die enge Oeffnung gegangene Teil des Wassers zu dem schnell durchgelaufenen Wasser gezählt werden. Dieser Teil läßt sich ohne Schwierigkeit berücksichtigen, indem man entweder die Menge in dem Zylinder rechts abliest in dem Augenblick, wo das Wasser einfach die Ausführung des Versuches und wie groß der Unterschied der Ergebnisse beim Prüfen desselben Stoffes in verschiedenen Mahlungszuständen ist, erlaube ich mir 2 Versuche auszuführen: Ich habe einen Sulfitzellstoff gewählt, von dem ein Teil un gemahlen, der zweite Teil 8 Stunden gemahlen ist. (Bemerkt wird, daß das Mahlen in einem kleinen Versuchsholländer erfolgte, wes halb die Mahldauer nicht ohne weiteres auf die Verhältnisse in der Praxis übertragen werden kann, wo man dieselbe Mahlwirkung in etwa zwei Stunden Streichen dürfte.) Bei dem ungemahlenen Stoff sehen wir, daß das Wasser sehr schnell abfließt, so daß bereits etwa 10 Sekunden nach Anfang des Versuches in dem Zylinder für das schnell durchgegangene Wasser nichts mehr hineinfließt; er enthält nun 870 ccm, der Rest = 130 ccm = 13 v. H. des Ge samtwassers (das Volumen der 2 g Zellstoff = 1 % ccm kann vernach lässigt werden) befindet sich im zweiten Zylinder oder noch im Stoff auf dem Sieb und tropft von diesem langsam ab. Bei dem 8 Stunden gemahlenen Stoff fließt das Wasser erheblich langsamer durch das Sieb, so daß erst nach etwa einer halben Minute das Tropfen in den Zylinder für das schnell abfließende Wasser aufhört und wir lesen jetzt in diesem Zylinder 120 ccnr ab, der Rest = 880 ccm = 88 v. H. des Gesamtwassers ist noch auf dem Siebe, in der Scheidekammer oder in dem zweiten Zylinder. Wollte man nun, was besonders bei wissenschaftlichen Arbeiten zwecks Bestimmung der Menge des nach dem Abtropfen vom Stoff zurückgehaltenen Wassers oft von großem Interesse sein würde, abwarten/ bis die letzten Tropfen des langsam abfließenden Wassers gefallen sind, so müßte man unter Umständen Stunden und Tage warten; dies ist jedoch für die Zwecke der Praxis nicht nötig. Für diese genügt die Ermittlung des schnell durchgegangenen Wassers und diese kann, wie wir gesehen haben, innerhalb weniger Minuten erfolgen. (Mit Abmessen und Mischen des Stoffes etwa 5 Minuten.) Nehmen wir als äußerste Grenzfälle an, daß ein vollkommen durchlässiger, also sehr röscher Stoff alles Wasser schnell durchläßt, und daß ein möglichst undurchlässiger also im höchsten Grade schmierig ge mahlener Stoff kein Wasser schnell durchläßt, und bezeichnen wir ferner den Mahlungszustand des ersteren Stoffes mit 0 und den des zweiten mit 100, so läßt sich der Mahlungsgrad jedes beliebigen Stoffes durch eine zwischen 0 und 100 hegende Zahl ausdrücken. Diese Zahl wird erhalten, wenn man die Anzahl ccm des schnell durchgegangenen Wassers von 1000 abzieht und den Rest durch 10 teilt. Um diese Rechnung zu ersparen, ist der Zylinder mit einer besonderen Teilung versehen, die das direkte Ablesen der Mahlungs zahl gestattet. Für die beiden eben geprüften Stoffe erhalten wir demnach die Mahlungszahlen 13 und 88. Wie wir gesehen haben, ist die Unterscheidungsmöglichkeit genügend groß und die Aus führung der Versuche bequem und schnell zum Ziele führend. Die Uebereinstimmung der Ergebnisse bei Wiederholung der Versuche mit demselben Stoff ist gut; die Abweichungen betragen nach den bisher ausgeführten Versuchen etwa = 2 Einheiten vom Mittelwert. Die Temperatur des Stoffbreies muß bei den Versuchen einigermaßen gleich gehalten werden. Daß man jedoch hierbei nicht besonders ängstlich zu sein braucht, geht aus den nachstehenden Versuchs ergebnissen hervor. Einfluß der Temperatur: Die Temperatur wurde gemessen vor dem Einfüllen des Stoff- wassergemisches (1000 ccm) in den Apparat und in dem Gefäß für Stoff Mahlungszahlen ermittelt bei einer Temperatur von 10° C 20° C 30° C I. rösch .... 38 37 32 II. schmierig . . 91 90 87 durch die weite Oeffnung zu fließen aufhört, oder durch Anbringen eines Ventiles oder Kipptroges im Apparat, die, sobald das durch das Sieb dringende Wasser auf eine bestimmte Geschwindigkeit herab gesunken ist, selbsttätig umschaltet. Die angestellten Vergleichs versuche haben jedoch ergeben, daß dies keine Vorteile bietet. Man erhält etwas andere, aber keine besseren oder mehr unter scheidenden Werte für die Mahlungszahlen. Da diese Werte sowieso willkürlich sind, so liegt kein Grund vor, diesen Umstand zu berück sichtigen oder den Apparat durch Anbringen eines besonderen Um schalters verwickelter und kostspieliger zu machen. Gerade in der Einfachheit liegt ein großer Teil seines Wertes.