Volltext Seite (XML)
Nr. 2/1914 PAPIER-ZEITUNG 31 Papiermarkt in Rußland St. Petersburg, Dezember 1913 Bevor das alte Jahr zur Neige geht, möchte ich Ihnen nach langer Zeit wieder über die Papierverhältnisse in Rußland be richten. An Stoff mangelt es wahrlich nicht, haben wir -doch so fette Jahre hinter uns, daß sich die bekannten ältesten Leute nicht an solche erinnern. Ob und wie lange diese günstige Marktlage vorhalten wird, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Wie wir das ja hier in Rußland schon immer gewohnt waren, erfolgen die Umschläge von einem Aeußersten ins andere immer ganz plötzlich, fast ohne jeden Uebergang. So war es auch mit der Papierfabrikation. Während noch der Verein der russischen Papierfabrikanten beriet, ob es nicht möglich wäre, durch außerordentliche Maßnahmen die tief gesunkenen Erträgnisse der Fabriken zu heben, stellte sich plötzlich ein derartiger Verbrauch ein, daß alle Fabriken mit Auf trägen überhäuft waren und es den meisten nicht schwer fiel, die Preise so weit zu heben, daß lohnende Ueberschüsse erzielt wurden. Kaum wurde dies aber ruchbar, so waren auch die Banken bei der Hand, um Gründungen vorzunehmen, und auch das private Interesse wandte sich plötzlich der bis dahin so verachteten Papier fabrikation zu. Die erste größere Gründung war die der Paßburg- sehen Papierfabrik in Okulowka durch das Bankhaus Rabuschinski in Moskau, dann folgte die der Osseschen Fabrik in Reval (durch die Asow-Don-Bank) und jetzt ist die Fabrik von W. P. Peschatkins Nachf. hier auf Golodai unter der Firma Russische Papierfabrik in St. Petersburg auch von einer Großbank (der Russisch-Asiatischen Bank) in ein gewaltiges Aktienunternehmen umgewandelt worden. Wie man hört, werden bereits umfangreiche Neubauten ausgeführt und sollen binnen kurzem in Betrieb kommen, darunter eine große Holzschleiferei mit Dampfbetrieb, neue moderne Papiermaschinen usw. Solche Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, die sich da durch bemerkbar machen, daß die Preise für Zeitungsdruck bei Neu Vergebungen schon jetzt im voraus ganz erheblich gedrückt wurden. Hierzu hat auch die im Werden begriffene neue Papier fabrik Dombrowska, die in der Nähe von St. Petersburg von Fin- ländern ins Leben gerufen wird, beigetragen. Dies soll eine Fabrik werden, wie wir sie bisher in Rußland noch nicht gehabt haben, mit den neuesten Einrichtungen für die Massenherstellung von Zeitungsdruck. Sehr erhebliche Erweiterungen in der Erzeugung sind auch in den beiden Fabriken von K. P. Peschatkins Erben in KrasnojeSelo und in Slavänsk durch Aufstellung neuer Maschinen im Werden, so daß die augenblickliche starke Nachfrage wohl sehr bald mehr als genügend gedeckt sein wird. Dazu kommt, daß die finnische Zollfrage immer noch keine Klärung gefunden hat, und mehr und mehr Stimmen laut werden, die eine Zollvereinigung verlangen. Wird diese durchgeführt, so geht die russische Papier fabrikation wieder schweren Zeiten entgegen. Doch freuen wir uns noch vor der Hand des Guten, gewährt es doch sicherlich ein Vergnügen, die Abrechnungen verschiedener Fabriken zu studieren, die unsere Papier-Zeitung regelmäßig bringt und von denen ich einige folgen lasse. Aktiengesellschaft der Papierfabrik Koil hat bei einem Aktien kapital von 411 500 Rbl. einen Rohgewinn von 92 819 Rbl. Gesellschaft der Mahner Papierfabrik bei einem Kapital von 1 Million Rbl. einen Rohgewinn von 307 494,05 Rbl. Die Aktiengesellschaft der Rigaer Papierfabriken weist einen Rohgewinn von 491 712,80 Rbl. aus. Gesellschaft J. G. Lowjanow bei 500 000 Rbl. Kapital einen Rohgewinn von 72 677,32 Rbl. Gesellschaft K. P. Peschatkin Nachf. bei 1 800000 Rbl. Kapital einen Rohgewinn von 256 786,56 Rbl. Baltische Cellulosefabrik in Schlok bei 1 200000 Rbl. Kapital einen Rohgewinn von 247 082,37 Rbl. Es soll mich aufrichtig freuen, wenn es auch in Zukunft möglich sein wird, über solch gute Ergebnisse zu berichten, n. n. Papiermarkt in Britisch-Indien Aus dem Bericht 1912 des österr. -ungar. Konsuls in Kalkutta Papier zahlt 5 v. H. Wertzoll. Die Einfuhr ist gegen das Vor jahr um 22,5 v. H. gestiegen, und zwar von 11,78 auf 14,46 Mill. Rupien. Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Papier ¬ einfuhr in den letzten zwei Jahren: 1911/12 1912/13 Cwts. Cwts. Druckpapier: aus England 151 199 166 310 ,, Deutschland .... 65 948 61 026 ,, Oesterreich-Ungarn . 39 658 38 698 ,, anderen Ländern . . 55 251 70 905 Zusammen .... 312 056 336 939 im Werte von . . 1911/12 Rupien 3 887 789 1912/13 Rupien 4 337 973 Schreibpapier: aus England 1 892 151 2 224 231 ,, Deutschland .... 274 779 266 976 ,, Oesterreich-Ungarn . 340 465 463 474 ,, anderen Ländern . . 329 096 412 185 Zusammen .... 2 836 491 3 366 866 Andere Papierwaren . . . 4 386 882 6 087 380 Cwts. Cwts. Pappen 76 226 79 311 Rupien Rupien im Werte von . . 664 489 667 282 Papier- und Papierstoffmarkt in Skandinavien Nach dem Jahresbericht des „Farmand" hat das Papiergeschäft seit Beginn des Jahres 1913 stetig abgeflaut, außer in Papieren, die für Ost-Asien bestimmt sind; diese hatten während des ganzen Jahres zunehmenden Absatz, wodurch die Preise der dort gebräuch lichen Papiersorten anzogen. Der Holzschliffpreis fiel von 36—37 Kr. netto fob die Tonne feucht im Dezember 1912 auf 35—36 Kr. im Dezember 1913. Es gelang den Holzschleifereibesitzern, den Holzpreis trotz der Forderungen der Waldbesitzer auf bisheriger Höhe zu halten. Die Erzeugungsmenge von Sulfitstoff in Norwegen und Schweden betrug im Jahre 1912 etwa 905 000 Tonnen, und die Er zeugung von 1913 wird auf 951 000 Tonnen geschätzt. Hierzu kommen in 1913 rund 205 000 Tonnen Sulfatzellstoff. Die Preise waren Ende 1913 wie folgt: Bleichfähiger Sulfitstoff . . . 155 bis 160 Kr. d. T. netto fob Starkfaseriger Sulfitstoff . . 150 Kr. d. T. netto fob Gebleichter Sulfitstoff . . . 200 bis 210 Kr. d. T. netto fob Im Laufe des Jahres haben die Preise von Sulfitstoff um durch schnittlich 10 Kr. die Tonne nachgegeben. Bester, starkfaseriger Kraft-Sulfatstoff wird mit 145 Kr. die Tonne netto fob bezahlt wie zu Anfang des Jahres. Genauere Anfragen! Seit einer Reihe von Jahren mit der Erledigung der umfang reichen brieflichen Eingänge bei der Verkaufsabteilung einer be deutenden Papierfabrik betraut, mache ich fast täglich die Beob achtung, daß Anfragen nach Papiervorräten nicht allein seitens der Buchdruckereien, sondern auch von Papierhändlern unvoll ständig gehalten sind und wichtige Angaben vermissen lassen, welche zur Aufmachung eines entsprechenden Angebotes unbedingt er forderlich sind. Bei Nachfrage nach einem Vorrat sind Mitteilungen über Bogenzahl, Bogengröße, Gewicht für eine bestimmte Anzah' von Bogen oder für das Quadratmeter, Färbung und Verwendungs zweck für die Abgabe eines entsprechenden Angebots dringend erwünscht. Fehlt nur einer dieser Punkte, dann muß entweder Rückfrage gehalten werden, wodurch sich in eiligen Fällen die Er ledigung unliebsam verzögert, oder das Angebot muß umfangreicher aufgemacht werden, ohne größere Gewähr dafür zu bieten, daß der Anfragende in der reichhaltigeren Auswahl das Gefragte findet. Man mag vielleicht einwenden, daß den Anfragenden solche Unter lagen nicht immer zur Verfügung stehen. Dies mag in seltenen Fällen zutreffen, die eingehende Beantwortung der Rückfragen beweist aber, daß nie Kundschaft bei einiger Ueberlegung sehr wohl den vorliegenden Bedarf genauer festlegen kann und sich dadurch selbst am besten dient, denn auf eine Anfrage, die An spruch auf Genauigkeit und Vollständigkeit hat, kann auch mit größter Wahrscheinlichkeit der Einlauf eines entsprechenden An gebotes erwartet werden. L. Minderlieferung Zu „Mehrlieferung“ in Nr. 102 von 1913, s. auch Nr. 1 S. 2 Ich finde die Antwort den Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten entsprechend, nur bin ich darüber erstaunt, daß Sie den Fragesteller dazu veranlassen, die fehlenden 93 kg von seiner Fabrik nachzufordern. Ich als Vertreter erster Papierfabriken habe ähnliche Fälle schon wiederholt gehabt, jedoch ist es mir immer geglückt, meinen Kunden zu überzeugen, daß es technisch unmöglich ist, eine kleine Menge nachzuliefern. Eine Fabrik, welche mit halbwegs breiten Maschinenausgestattet ist, müßte mindestens 800 bis 1000kg an fertigen, um diesem Verlangen nachzukommen. Obwohl nach den Verkaufsbedingungen der Käufer berechtigt wäre, Ersatz für eine Minderlieferung zu verlangen, so hielt ich es doch für das richtigste, an dieser Stelle die technische Unmöglichkeit zu erklären, denn der Käufer ist nicht immer vollkommener Fachmann, um sich ein Bild davon zu machen, welche Schwierigkeiten durch die Nachlieferung so kleiner Mengen hervorgerufen werden. Außerdem könnte Ihre