Volltext Seite (XML)
414 PAPIER-ZEITUNG Nr. 13/1914 Sulfitzellulose verlas Direktor Diamant für den behinderten Verfasser. Die Versammlung ersuchte den Vorsitzenden, Herrn Dr. Klein den Dank auszusprechen. Den Schlußvortrag hielt der Vorsitzende des Vereins, Emanuel Spiro, über , .Mechanische Reinigung der Abwässer in der Papier-, Zellulose-, Pappen- und • Holzstoffindustrie” und gab aus seinem reichen Erfahrungsschatz ein anschauliches Bild von den Einrichtungen und der Wirkungsweise der ver schiedenen neueren mechanischen Reinigungsverfahren, aber auch von den Schwierigkeiten, welche mit der technischen Lösung der Abwasserfrage in vielen Fällen verbunden bleiben. Die Versammlung dankte dem Vortragenden aufs lebhafteste für seine lichtvollen Ausführungen. Schluß 2 Uhr. * * * Am Vorabend hatten sich die Teilnehmer mit ihren Damen im Opernrestaurant zusammengefunden. Nach der Haupt versammlung wurde in den schönen Räumen des Ingenieur vereins ein Frühstück eingenommen, und dann fuhren die Teil nehmer gemeinsam nach Schönbrunn zur Besichtigung des Technischen Museums. Ein Festmahl im Hotel Imperial führte die Vereins mitglieder mit ihren Damen abends wieder zusammen. Im An schluß daran wurde das Kränzchen der Beamten des Vereins österreichisch-ungarischer Papierfabriken im Kursalon der Stadt Wien besucht. Die Mehrzahl der Teilnehmer blieb dann noch weiter zusammen, um den schönen Verlauf der vortrefflichen Veranstaltungen bis zur Abfahrt der Morgenzüge in freund schaftlichem Gedankenaustausch fortzusetzen. Brennstoff aus Sulfitablauge Wir veröffentlichten in Nr. 86 von 1913 S. 3196 die Patentschrift des schwedischen Ingenieurs R. W. Strehlenert, wonach er aus der Sulfitablauge durch Fällung einen Brennstoff in wirtschaft lich verwendbarer Weise gewinnen will. Auch meldeten wir die Gründung einer schwedischen Gesellschaft für die Ver- Wendung dieses Patentes. Jetzt beschreibt R. W. Strehlenert in „Pulp and Paper Magazine of Canada” die Art, wie sich nach verschiedenen Versuchen sein Verfahren am zweckmäßigsten ausführen läßt. Danach wird die heiße Ablauge, wie sie aus dem Sulfitkocher kommt, mit Natrium-Bisulfat (saurem schwefel saurem Natron) gefällt. Man läßt den ausfallenden Gips sich setzen und leitet die klare Lösung in einen Druckkessel. Den Gips wäscht man in einer Zentrifuge und verkauft ihn nach dem Trocknen. Der zu 6/10 mit der klar abgezogenen Lauge gefüllte Druckkessel wird geschlossen und auf 100° C erhitzt. Dann preßt man Luft von 285 Pfund Pressung hinein. Die dabei vor sich gehende Oxydation erhöht die Temperatur des Kessel inhaltes um 20 ° C. Dann führt man weitere Wärme zu bis auf 160 0 C; dann ist die SO, vollständig oxydiert. Zwischen 160 und 170 ° C beginnt das in der Ablauge befindliche Lignin sich zu zersetzen. Nun steigt die Erhitzung rasch, denn auch hier erhöht sich durch die vor sich gehende chemische Umsetzung die Temperatur des Kocherinhalts um weitere 20 °. Die Kochung ist beendigt, wenn der Kocherinhalt eine Temperatur von 200 ° C erreicht, und dies ist bei guter Führung der Kochung in 40 oder 60 Minuten nach der Zeit der Fall, in welcher der Druckkessel 100° C Wärme hatte. Bei der Temperatur von 160 bis 170 ° erhöht sich der Druck im Kessel so rasch, daß ein daran befind liches Abblaseventil geöffnet werden muß. Dabei geht die meiste freie SO, fort und kann gesammelt und wieder verwendet werden. Die Hitze des Kesselinhaltes kann dazu benutzt werden, um einen anderen Kessel vorzuwärmen. Gegen Ende der Kochung wird ein schwacher Luftstrom in die Flüssigkeit geblasen; dann bekommt man einen leicht behandelbaren Niederschlag, denn dieser würde zu klebrig, wenn zu wenig Luft eingeblasen würde. Wenn man aber zu viel Luft einbläst, so wird er zu stark oxydiert. Man findet nach einiger Uebung den richtigen Mittelweg. Man leitet die überschüssige Luft aus dem ersten Kocher in den zweiten und nützt auf diese Weise die Wärme aus. Man öffnet den Deckel des ersten Kochers und entleert die Masse, wenn die Temperatur in ihm auf 100 0 gesunken ist und infolgedessen kein Druck mehr darin herrscht. Man erhält einen sandigen Niederschlag, der durch Zentrifugieren vom Wasserüberschuß leicht befreit werden kann und in wenigen Minuten auf 50 v. H. Trockengehalt kommt. Man kann dann diesen Niederschlag auf beliebigem Wege weiter trocknen, er muß aber mindestens 30 v. H. Wasser behalten, weil er sonst zu rasch verbrennt und zu viel Staub nach dem Verbrennen als Asche hinterläßt. Der richtig getrocknete Niederschlag gibt eine Wärmewirkung von 7000 Kalorien, berechnet auf trockene und aschenfreie Masse. Lehren aus der Statistik der deutschen Papier- Erzeugung Mit großem Interesse wird wohl jeder die von dem Geschäfts- führer des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, Herrn Ditges, zusammengestellte Statistik über die Erzeugung von Papier in Deutschland gelesen haben, s. Nr. 9 dieses Blattes S. 273. Mit Freude würde man die steigende Erzeugung begrüßen, die von 416 Millionen M. in 1910 auf 460 Millionen M. im Jahre 1912 gestiegen ist, wenn nicht leider festgestellt wäre, daß der Durch schnittspreis in demselben kurzen Zeiträume von 28,98 auf 28,61 Pf. das Kilo fiel. Dies ist umso auffallender, weil gerade 1911 und 1912 die Papierfabriken sehr gut beschäftigt waren. Der Preisrückgang dürfte daher kommen, daß die Mehrerzeugung sich hauptsächlich auf minderwertige Papiere erstreckte, während die Erzeugung besserer Papiere keine wesentliche Vermehrung erfuhr. In denselben Jahren wurden die Rohstoffe und besonders Kohlen immer teurer, Arbeitslöhne, die sozialen Lasten, kurz, alle Regiekosten, erhöhten sich derart, daß kein Nutzen mehr erzielt werden konnte. Die Fabrikanten hätten sich deshalb die Hand reichen müssen, um entsprechende Verkaufspreise durchzusetzen. Leider geschah dies nicht, wie die Zahlen der Jahre 1910, 1911 und 1912 zeigen. Nur bei der Pappenfabrikation finden wir, daß sich trotz des Steigens der Erzeugung von rund 354 000 Tonnen in 1910 auf rund 370 000 Tonnen in 1912 der Durchschnittspreis von 15,82 Pf. in 1910 auf 16,25 Pf. in 1912 erhöhte. Diese Preissteigerung der Pappen dürfte zunächst dem unge wöhnlichen Jahre 1911 zuzuschreiben, sein, wo infolge der lang andauernden Trockenheit die Wasserkräfte derart versiegten, daß die Erzeugung bei weitem nicht dem Bedarf folgen konnte, was eine Preissteigerung zur Folge hatte, die auch 1912 anhielt. Leider ist zu befürchten, daß die durch höhere Gewalt verursachte Preis steigerung infolge der Ende 1913 eingetretenen ruhigeren Geschäfts lage verloren geht, wenn sie nicht durch gegenseitigen engeren Zu sammenschluß aufrechterhalten wird. In der genannten Erzeugungsstatistik ist auch festgestellt, daß mit der größeren Erzeugung auch der Verbrauch an Papier gestiegen ist: Während er im Jahre 1910 auf den Kopf der Be völkerung berechnet nur 24,8 kg beträgt, steigt er in einem Zeit räume von zwei Jahren auf 27,33 kg. Zieht man die fortwährende Vermehrung der Bevölkerung in Betracht, so dürfte die berechnete Mehrerzeugung an Papier auch in Zeiten niedergehender Markt stimmung Aufnahme finden. Die Steigerung des Papierverbrauchs wird in erster Linie durch die fortschreitende Kultur bewirkt sein, da der Verbrauch von Papier der Maßstab für die Kultur eines Volkes ist. Die hygienische Für sorge wird dazu wesentlich beitragen. Während früher alte Druck sachen, sogar aus Krankenhäusern, aufgekauft wurden und oft zum Einpacken von Lebensmitteln wieder Verwendung fanden, hat man jetzt in allen Geschäften hübsche, geschmackvolle Papiere zum Einwickeln der Waren. Mit Entrüstung würden heute die Käufer Lebensmittel zurückweisen, die in gebrauchte Zeitungen oder ähnliche Papiere gewickelt wären. Hoffen wir, daß Aufklärung und Kultur der Papierindustrie weiter helfen und die dringend nötige Besserung bringen werden. R. E. Im Dezember und Januar wird nicht bezahlt! Der Buchdruckerei C. Sch. in N. an der Nordsee lieferte ich Waren im Betrage von 4 M. 25 Pf. Ueber diesen Betrag zeigte ich ihr nach Fälligkeit eine Postnachnahme an und erhielt darauf folgende gedruckte Karte als Antwort: N , Datum des Poststempels Wenn Sie glauben, daß wir in den Monaten Dezember • und Januar Zeit haben, unsere Kontos zu begleichen, sind Sie im Irrtum, denn: 1. Haben wir im Dezember 300—400 Handwerksmeister zu besuchen, um deren Neujahrs-Bestellungen aufzuholen, die dann alle gedruckt, verpackt und befördert werden müssen; 2. haben wir in den Monaten Dezember und Januar auch kein Geld, da unsere Kundschaft erst Ende Januar anfängt zu bezahlen. 3. Machen Sie auf unsere Bestellkarte aufmerksam, wonach Postaufträge usw. ohne unsere vorherige Genehmigung nicht- angenommen werden. Hochachtend für C. Sch..... Buchdruckerei Auf meine Aufforderung, mir den Betrag binnen 3 Tagen ein zuschicken, da ich sonst klagen würde, ging der Betrag dann ur- verzüglich ein. Es wäre mir angenehm, wenn dieses Vorgehen der Buchdruckerei in der Papier-Zeitung veröffentlicht würde. Papier-Großhandlung