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DDAPIER-VERARBEITUNG ■s Buch Gewerbe SS Berliner Typographische Gesellschaft Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, I Kassenführer: Gustav Naumann, Arndtstr. 35 | Neukölln, Stuttgarter Str. 53 Postscheck-Konto: Postscheck-Amt Berlin NW 7; Nr. 8700 Die verehrlichen Mitglieder werden hiermit zur Teilnahme an der nächsten Arbeits-Sitzung höflichst eingeladen; dieselbe wird abgehalten am Dienstag, 10. Februar, pünktlich im Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2 III. Tagesordnung : 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Die Weihnachtsnummern der Fachpresse; ihr text licher Inhalt und ihre Druckmuster. Referenten die Herren Werra, Rönnebeck und Erich Baumeister. 4. Besprechung der im Saal ausgestellten amerikanischen, englischen und italienischen Akzidenzen und der Druck sachen von der Bodoni-Feier. 5. Technische Fragen. — Fragekasten. * * * Ausgestellt sind die Wettbewerbs-Entwürfe zur Denkschrift, deren Wertungsergebnis in der Sitzung vielleicht bekannt gegeben werden kann. » * * * Anmeldungen zu der am Sonnabend, 21. Februar 1914, abends 81 Uhr, im Papierhause, Dessauer Str. 2, stattfindenden Heiteren Abendunterhaltung bitten wir baldgefälligst an die Geschäftsstelle, Dessauer Str. 2, zu richten und dabei anzugeben, wieviel Herren und Damen an dem Vergnügen teilnehmen werden. Der Vorstand | Tarifamt für Deutschlands Chemigraphen und Kupferdrucker Dem Geschäftsbericht für das Jahr 1913 entnehmen wir folgendes: Im August 1913 trat der Tarifausschuß in Berlin zur Beratung derjenigen Anträge zusammen, die seitens der Prinzipalität und Gehilfenschaft zwecks Abänderung des Tarifs, der mit dem 31. De zember 1913 seine Gültigkeit verlor, beim Tarifamte eingereicht worden waren. Trotz großer Schwierigkeiten ist nach mehrtägigen Beratungen eine Verständigung zustande gekommen, die den Ab schluß eines veränderten Tarifs auf fünf Jahre zur Folge hatte. Dieser Tarif ist am 1. Januar 1914 in Kraft getreten. Nach demselben gelten als Tarifparteien nicht mehr ausschließlich der Bund der chemigraphischen Anstalten Deutschlands und der Senefelderbund, ' sondern es können alle Prinzipale und Gehilfen, auch wenn sie den vorstehend genannten Organisationen als Mit glieder nicht angehören, Mitglieder der Tarifgemeinschaft sein, sofern sie sich zur Anerkennung und Befolgung der Bestimmungen des Tarifs verpflichten. Die Zahl der Prinzipale und Gehilfen, die zurzeit jenen Organisationen als Mitglieder nicht angehören, ist aber so gering, daß die tatsächlichen Träger der Tarifgemeinschaft doch die in jenen Organisationen vereinigten Prinzipale und Ge hilfen sind. (Der Verfasser des Berichts, Geschäftsführer Paul Schliebs, verbreitet sich hierauf ausführlich über die Vorteile der Tarif gemeinschaften.) Mit dem vorliegenden Geschäftsbericht hat eine zehnjährige Tarifperiode ihr Ende gefunden. Die Anregung zur Vereinbarung eines Lohntarifs und zur Bildung einer Tarifgemeinschaft wurde im Jahre 1903 von der Gehilfenseite gegeben. Die damals noch kleine Zahlvon Gehilfen, etwa 1000 (davon 69,2 v. H. organisiert) in 75 Anstalten, hatte die Wahrnehmung gemacht, daß es mit den ge werblichen Verhältnissen immer mehr bergab gehe, und daß die Gehilfen aus eigener Kraft nicht in der Lage seien, Ordnung in das Gewerbe und in die für sie in erster Linie wichtigen Arbeits bedingungen zu bringen. Die Prinzipalität erklärte sich bereit, helfend einzugreifen, machte die Schaffung eines Lohntarifs aber abhängig von der gleichzeitigen Verpflichtung der Gehilfen auf Durchführung eines Preistarifs. Beide Parteien übernahmen diese gegenseitigen Verpflichtungen, und so kam im September 1903 die Tarifgemeinschaft unter Schaffung eines Lohn- und Preistarifs zustande Die Bestimmungen des Lohntarifs sind in seinem zehnjährigen Bestehen von den Tarifparteien im allgemeinen gewissenhaft be achtet worden. Von der Durchführung des Preistarifs kann zwar nicht das gleiche gesagt werden, denn er konnte nur zum Teil der Preisunterbietung wirksam steuern; im wesentlichen aber hat er doch weiteres Sinken der Herstellungspreise unter den gewerbs üblichen Stand verhindert. Die erste Statistik des Tarifamtes im Jahre 1903 konnte nur über 75 vorhandene Anstalten nebst 1006 tätigen Gehilfen be richten, während die Statistik von 1913 über 178 Anstalten und 2750 Gehilfen Angaben enthielt. Von den Anstalten sind zurzeit organisiert 157 von 178 — 88,2 v. H.; von den Gehilfen 2614 von 2750 = 95,1 v. H. (1903: 54 von 75 Anstalten = 72 v. H., 696 von 1006 Gehilfen = 69,2 v. H.). Das Prozentverhältnis der Lehrlinge zu den Gehilfen betrug 1903: 31,6 v. H., 1913: 20,7 v. H. Die Arbeitszeit betrug 1903 bei 44,5 v. H. der Gehilfen 48 Stunden und darunter, 1913: bei 89,7 v. H. 48 Stunden und darunter. 1903 wurden 12,7 v. H. der Gehilfen tarifwidrig entlohnt, 4,9 v. H. zum Minimum, die anderen darüber; 1913: 3,8 v. H. unter dem tariflichen Lohn, 1,8 v. H. zum Minimum und die anderen höher. Durch die Tarifgemeinschaft ist also dem Gewerbe und seinen Angehörigen ein schätzenswerter Dienst geleistet worden. Mit Beginn der neuen Tarifzeit beendete der bisherige Prinzipal- Vorsitzende der Tarifgemeinschaft und ihr Gründer, Herr Geheimer Kommerzienrat Büxenstein in Berlin, seine Tätigkeit im Tarifamt. Im Dank für seine erfolgreiche Arbeit sind beide Tarifparteien einig. Auch der Geschäftsführer des Tarifamtes, Herr Paul Schliebs, scheidet aus dieser Stellung, die er mit voller Hingabe ausgefüllt hat. Die Zahl der arbeitslosen Gehilfen war im Durchschnitt etwas geringer als im Vorjahr, und die Zahl der durch die Arbeitsvermittlung besetzten offenen Stellen ist wesentlich gestiegen. Der Bericht führt das Verzeichnis der tariftreuen Firmen auf. Diese verteilen sich auf 5 Kreise: 1. Norddeutschland, 2. Mittel deutschland, 3. Bayern ohne die Pfalz, 4. Südwestdeutschland, 5. Rheinland-Westfalen. Geschäftsführer des Tarifamts und Tarif ausschusses ist Herr Richard Köhler, Berlin SW 48, Friedrich straße 239. Prinzipal-Vorsitzender ist Herr Albert Frisch, i. Fa. Albert Frisch, Berlin W 35, Lützowstr. 66, und Gehilfen-Vor- sitzender Herr Arthur Gerhardt in Berlin-Neukölln, Münchener Straße 50. Der Bericht führt ferner auf: die Vertreter der Kreise im Tarif ausschuß, die Mitglieder des Tarifamts, des Zentral-Beschwerde- amts, der Beschwerdeämter und Schiedsgerichte in den 5 Kreisen und gibt die Verwalter der Arbeitsnachweise in den Kreisen an. Einigung im österreichischen Buchdrucker- Husstand S. Nr. 11 S. 364 Die Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit nehmern unter Vorsitz des Sektionschefs Mataja vom österreichischen Handelsministerium und unter Mitwirkung des Tarifamts der Deutschen Buchdrucker wurden am 31. Januar zu einem glück lichen Ende geführt, indem in den Hauptfragen zwischen den Parteien Einigung mit Stimmeneinhelligkeit erzielt wurde. Das Wesentliche der erzielten Vereinbarungen ist folgendes: 1. Ver kürzung der Arbeitszeit um wöchentlich eine halbe Stunde. 2. Er höhung des Mindest-Wochenlohnes um 3 Kronen, für Wien um 4 Kronen. 3. Einfügung einer Altersklasse bis zu 23 Jahren, für welche die bisherigen Löhne bleiben. 4. Erhöhung des Tausend preises im Berechnen um 4 Heller. 5. Die Setzmaschinenaufschläge sind auf 30 oder 35 v. H., je nach Arbeitszeit, festgesetzt und damit gegen früher wesentlich erniedrigt. Die Mindestleistung wurde gemäß den Sätzen im deutschen Tarif erhöht. Zum Gelingen der Verständigung trug wesentlich die Ver mittlungstätigkeit bei, welche die Vertreter des Deutschen Tarif amtes entfaltet haben. Ueber eine Reihe von Nebenfragen werden im Laufe der kommenden Woche weitere Verhandlungen vor der Großen österreichischen Tarifkommission stattfinden; etwa hierbei auftretende Schwierigkeiten sind aber im vorhinein dadurch be seitigt, daß Fragen, über welche die Parteien sich nicht einigen sollten, durch einen Schiedspruch des Sektionschefs Mataja, dem sich auch hierfür Vertreter des Deutschen Tarifamtes zur Ver fügung gestellt haben, geschlichtet werden sollen. Wahrscheinlich werden diese Verhandlungen so rechtzeitig beendet, daß in der darauffolgenden Woche die Arbeit in den Druckereien wieder auf genommen werden kann. (Ztschr. f. Deutschl. Buchdr.)