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310 PAPIER-ZEITUNG Nr. 10/1914 Die lithographische Kunstanstalt von Kornsand & Co. in Frankfurt a. M. /stattete ihren Abreißkalender mit der farbigen Wiedergabe eines Gemäldes von Prof. Christiansen aus. Die Rückwand hat stumpfe graue Farbe, von der sich die starken Farben des Bildes, hauptsächlich Rot und Goldgelb, leuchtend abheben. Der Firmaaufdruck und eine einfache Umrahmung des Bildes wurden in Bronze ausgeführt, so daß der Kalender nicht nur guten Bilddruck, sondern auch guten Geschmack aufweist. Die Buch- und Akzidenzdruckerei von C. L. Krüger G. m. b. H. in Dortmund sandte uns einen Abreiß- und einen Wand kalender, die beide vollständig in eigener Anstalt hergestellt wurden. Für die Rückwand des Abreißkalenders hat der Küpstier Carl Bschorr ein figürliches Motiv aus der letzten Zeit des großen Friedrich gewählt, das durch eigenartige Farben zusammenstellung ein zartes, ruhiges und vornehmes Bild er gibt. Diese Wirkung wurde mit vier Farbenplatten erreicht, die durchaus flächig gehalten sind. Bei dem Wandkalender für die ,, Dortmunder Zeitung" mußte der Zeichner darauf bedacht sein, viel Text unterzu bringen. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte bei aller Lebendig keit doch ein harmonischer Gesamteindruck erreicht werden. Dazu hat die Zurückhaltung in der Farbengebung viel beigetragen. Die Firma Keuter & Siecke in Berlin W 8 versendet einen von Hertwig entworfenen Abreißkalender in recht lebhaften Farben Die in dem Firmenaufdruck verwendeten Schriften sind sämt lich breit und kräftig gezeichnet und heben sich gut vom gelben Hintergründe ab. Rechts und links vom Abreißblock erscheint auf schwarzem Grunde je ein Füllhorn, das Blüten, Früchte und die Zeichen des Tierkreises ausstreut, während unter dem Block das Ebarthaus, der Sitz der Firma in schwarzen Linien auf grauem Grund dargestellt ist. Dieses Bild, das etwas matt erscheint, weil ihm jede Andeutung eines Schattens fehlt, würde sehr an Eindruck gewinnen, wenn die schwarzen Striche auch durch einige schwarze Flächen belebt würden. Druck und Aus führung des Kalenders sind vorzüglich. Die graphische Anstalt Anton Bertinetti in Berlin N 54, Brunnenstr. 188-90, hat ihrem Abreißkalender durch viel farbigen Buntdruck und Prägung die Bedeutung einer guten Arbeitsprobe gegeben, die auf die Leistungsfähigkeit und den Geschmack der Anstalt schließen läßt. Die Rückseite zeigt einen in vollen Farben dargestellten Elefanten mit brauner Führerin, der auf seinem Rücken den Abreißblock zu tragen scheint. Die an indische Ornamente mahnende Einfassung paßt gut zu diesem Bilde. Der Abreißblock ist so eingerichtet, daß täglich Raum für Notizen bleibt, und dementsprechend wurde auch das Papier gewählt. Der Abreißkalender von Heedt & Ganss G. m. b. H. in Darmstadt ist ein schönes Beispiel für sinngemäßen Schmuck von Druckarbeiten. Auf dem 45x28 cm großen Kartonblatt ist oben eine Leiste für die Firma abgeteilt, die grau auf schwarzem Grunde in modernen Antiqua-Versalien recht vornehm und unaufdringlich wirkt, ohne daß man sie deswegen übersehen könnte. Darunter ist das größte Feld der Fläche für den Schmuck freigelassen. Es trägt auf weißem Grunde einen flächig stilisierten Blumenstrauß. Der verbleibende Raum trägt in der Mitte den Abreißblock, während die sich rechts und links davon ergebenden Felder mit Flachornamenten in Schwarz, Grau, Lila und Weiß verziert sind. Der Kalender wurde von Marcel W. Richter ent worfen und verdient sowohl wegen seines künstlerischen Wertes wie auch wegen der trefflichen technischen Ausführung be sondere Beachtung. Der Abreißkalender von Richard Zeeck in Berlin W 9 ist eine vornehm wirkende Arbeit in den Farben Schwarz, Gold und Weiß, während die Buchbinderei Hübel & Denck in Leipzig eine sehr hübsch entworfene und in Farbendruck und Prägung sorgfältig ausgeführte Rückwand zu ihrem Abreißkalender lieferte. Das dargestellte Bild zeigt ein Fenster mit dem Aus blick auf eine winterliche Gebirgslandschaft, während auf dem Fensterbrett einige Bücher lehnen. Der in vollen Farben aus geführte Druck wurde anscheinend zum überwiegenden Teil mittels Farbfolien ausgeführt, während die Prägung soweit erforderlich den plastischen Eindruck verstärkt. Die Arbeit ist geschmackvoll und technisch vorzüglich gelungen. Die Groß buchbinderei von Lüderitz & Bauer in Berlin zeigt in ihrem Abreißkalender eine schöne Probe von Farbendruck. Auf weißem, stark gekörntem Karton ist eine Zusammenstellung von Flächen, Ornamenten und Schrift in den Farben Grau, Hellgrün, Gold und Schwarz geprägt. Die Anordnung von Firma und Adresse, über und unter dem Mittelteil ist zweck mäßig und gefällig in der Form, wahrend das Mittelfeld auf glänzend schwarzem Grund die Jahreszahl in hellgrauer Farbe zeigt. Im Kreis um diese Zahl sind drei wappenähnliche Formen mit goldenem Grund in grauem Rand ausgespart, in denen Buchbinderwerkzeuge, Heftlade und Farbwalze, sowie gebundene Bücher dargestellt sind. Die sorgfältige Ausführung des Kalenders in allen Teilen gibt eine Vorstellung von den in der Firma her gestellten Arbeiten. Die Buchdruckerei Erich Spandel in Nürnberg hat einen Wandkalender von 30x22 cm Größe gefertigt. Er trägt auf einer Seite das vollständige Kalendarium in dreifarbigem Druck und auf der anderen Seite einen die Druckerei empfehlenden Text, der als Mittelstück eine verkleinerte Abbildung aus dem Goldenen Buch des Rathauskellers bietet. Dies Bild ist trotz der geringen Größe von etwa 14x9 cm hervorragend ausgeführt und wohl geeignet, die Leistungsfähigkeit der Druckerei im Farbendruck zu erweisen. M. Du Mont-Schauberg in Köln a. Rh. ist mit einem großen Wandkalender vertreten, der in monumentaler Schwarzweiß- Darstellung biblische Stoffe behandelt. Die Art der Behandlung in kräftiger Strichmanier auf gelb getöntem Karton gibt dem 48 x 40 cm großen Kalender einen strengen, feierlich ernsten Charakter, der gut zu der Aufgabe der Zeitangabe paßt. Die Firma Gebr. Jänecke, Buch- und Steindruckerei in Hannover, hat ihren Wandkalender auf sieben, durch eine Schnur ver bundene Kartonblätter verteilt. Auf dem ersten Blatt steht die Firma sowie die Jahreszahl neben einem wirkungsvollen Bild der neuen Stadthalle in Hannover. Auf den folgenden Blättern sind je zwei Monatskalendarien abgedruckt, zwischen denen sich je ein Bild aus Celle, Hameln, Göttingen, Hildes heim, Lüneburg und Osnabrück befindet. Alle diese Bilder sind von dem Maler E. W. Baule entworfen und stellen charakte ristische altertümliche Gebäude aus den genannten Städten dar. Der Künstler hat es verstanden, mit einem hellen und einem dunklen Grau, Schwarz und Ziegelrot, also vier Farben, prächtige anziehende Bilder zu schaffen, die den Beschauer für die Städte, denen sie entstammen, einnehmen. Die Fremden blatt-Druckerei Broschek & Co. in Hamburg sandte ihren Geschäfts freunden einen zweiseitigen Wandkalender in Tiefdruck, der außer dem Kalendarium auf jeder Seite zwei Ansichten aus Hamburgs Umgebung trägt. Das Kalendarium enthält außer den gewöhn lichen Angaben noch die täglichen Flut- und Ebbezeiten Hamburgs, außerdem sind nicht bloß die hohen Kirchenfeste vermerkt, sondern auch alle Pferderennen und Regatten der näheren und weiteren Umgebung bis zur Kieler Woche. Der Druck auf kräftigem Karton ist gleichmäßig und zeigt die charakteristischen Vorzüge des Tiefdrucks, klare Lichter bei samtartigen Tiefen. Der Wochenabreißkalender der Kunstdruckerei Gebr. Feyt in Berlin SW 48 zeigt über dem großen Block die Nachbildung eines klassischen Gemäldes in Autotypiedruck mit Doppelton farben. Die Umrahmung dieses Bildes sowie die Räume rechts und links vom Block sind mit Ornamenten geziert, die aber durch die vorsichtig und mit Geschmack gewählten Farben dem Bilde als Hauptschmuck keinen Abbruch tun. Mit seinen braunen Farben, die nur sehr wenig durch Rot und Gelb belebt werden, macht der Kalender einen vornehmen einheitlichen Eindruck. Recht lebhaft in den Farben ist der Abreißkalender der Druckerei S. Malz in Berlin SW, welche sich selbst auf dem Kalender als Kunstheim bezeichnet. Klassische Ziermotive sind flächig nebeneinander gesetzt, und der Eindruck des Ganzen ist infolge der kräftigen Farben recht lebhaft und ansprechend. Im Mittelstück ist auch das Monogramm der Firma S. M. an gewandt, das aber leider eine etwas unglückliche Form bekommen hat. Druck und Entwurf empfehlen die Hersteller. Fortsetzung folgt, Provision des Reisenden Entscheidung des Kaufmannsgerichts zu Stuttgart Ein gegen Provision arbeitender Reisender hatte mit seiner Firma vereinbart, daß ihm nach Einlauf der Bestellungen die Provision ausbezahlt werden sollte. Für eine.unsichere Bestellung,, die der Kunde der Firma nicht vertrauenswürdig genug erschien,, wurde dem Reisenden die Provision nicht ganz ausbezahlt: 23 M. 60 Pf. wurden innebehalten, jedoch wollte die Firma auf Vorhalt 10 M. nachzahlen. Der Reisende klagte aber, da er mit der Zahlung von 10 M. nicht einverstanden war, die ganze Summe ein, und die Firma wurde zur Zahlung verurteilt, da sie durch die Teilzahlung der Provision und nachträgliche Bereitwilligkeit zur Zahlung der 10 M. die Berechtigung zur Forderung der Provision zugegeben, habe. — s —