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H API ER=VERARBEITUNG ■■ BÜ CH GEWERBE Berliner Typographische Gesellschaft Anmeldungen zu der am Sonnabend, 21. Februar 1914, abends 812 Uhr, im Papierhause, Dessauer Str. 2, stattfindenden Heiteren Abendunterhaltung bitten wir baldgefälligst an die Geschäftsstelle, Dessauer Str. 2, zu richten und dabei anzugeben, wieviel Herren und Damen an dem Vergnügen teilnehmen werden. Der Vorstand Kalenderschau Der Kalender ist eines der ersten Schriftwerke, deren Her stellung die junge Kunst Gutenbergs übernahm, und neben den christlichen Glaubensbüchern und den gebräuchlichsten Lehrbüchern der Lateinschule ist der Kalender unter den Wiegendrucken am häufigsten vertreten. Infolge der gewaltigen Verbreitung kommt dem Kalender auch eine große Bedeutung als Kulturträger zu, da viele Bezirke mit ländlicher Bevölkerung den jährlich erscheinenden Kalender als einziges gedrucktes Buch neben der Bibel kennen. Dieser großen Verbreitung ent spricht die Mannigfaltigkeit der Ausführung und Anordnung, die vom einfachsten Heftchen bis zum prunkvollen Kunst- und Bilddruck schwankt. Als Otto Eckmann sich dem Kunst gewerbe zuwandte, schuf er neben zahlreichen anderen graphi schen Entwürfen auch einen Wandkalender, der im Verlage von Julius Sittenfeld erschien. Dieser Kalender vom Jahre 1897 bedeutete seinerzeit einen gewaltigen Fortschritt für die Ausstattung der Wandkalender in Deutschland, denn das nächste Jahr brachte eine ganze Reihe von künstlerischen Entwürfen für diesen Zweck, und zahlreiche große Druckereien waren be strebt, diese Kalender als Proben guter graphischer Reproduktion eines künstlerischen Originals auszubilden. Die Papier-Zeitung hat über diese Bestrebungen ständig berichtet und zahlreiche Künstlerkalender abgebildet. Leider hat diese Bewegung nicht standgehalten, die Kalender von künstlerischer Einheit und Eigenart werden seltener, und wenn auch hier und da Kunst anstalten ihren Kalender mit einem vielfarbigen Bilde ausstatten, so kann eine solche Arbeit, auch wenn sie noch so gut gelungen ist, doch keinen Vergleich mit der verständnisvollen Arbeit des Künstlers aushalten, der den besonderen Anforderungen der Technik wie auch der Zweckmäßigkeit für den Gebrauch Rechnung trägt. Unter den Wandkalendern des Jahres 1914 ist der der Reichsdruckerei recht würdig und charaktervoll. Der 32x40 cm große glatte Karton trägt auf jeder Seite das Kalendarium von sechs Monaten in schwarzem und rotem Druck auf grauem Ton druck. Ein etwa 5% cm breiter Rand weist die Bilder des Tier kreises in kräftiger Umrißzeichnung und mäßiger Stilisierung auf. Die Farben des Randes sind Schwarz und ein stumpfes Braungelb, das zu dem hellen Karton vorzüglich paßt. Der Entwurf rührt von Muck her. Einen von dem Maler Prof. Alfred Mohrbutter entworfenen großen Wandkalender hat die Firma Julius Sittenfeld in Berlin hergestellt. Das 50x36 cm große Kartonblatt hat hellgrauen Ton mit graubraunem Aufdruck. Die obere Hälfte nimmt ein Bild ein, das auf einer nur ange deuteten hügeligen Landschaft die große Gestalt eines Schäfers zeigt. Diese Gestalt, welche die ganze Höhe des Bildes füllt, ist einfach, ruhig und eindrucksvoll. Hierzu trägt viel b i, daß für diese einfarbige Darstellung ein dunkles Graubraun gewählt wurde. Unter dem Bilde ist das große Kalendarium auf roten Untergrund gedruckt. Auch hier ist die schwarze Druckfarbe vermieden, die Schrift steht braun auf dem gelbroten Grund. Die Jahreszahl über dem Kalendarium wurde in der neuerdings beliebten Art gesperrt, damit sie in Verbindung mit ein paar Schnörkeln die breite Zeile füllt; das Ergebnis ist aber keine auf den ersten Blick lesbare Jahreszahl, sondern verschiedene zusammenhanglose Ziffern, die verloren und zwecklos in der breiten braunen Zeile stehen. Einen Gegensatz dazu bildet die unter dem Kalendarium stehende Firma in drei Zeilen. Auch diese Zeilen sind gesperrt, aber da dies nicht im Uebermaß ge schah, so sind die Worte lesbar geblieben. Die Buch- und Steindruckerei von Wangerin & Co. G. in. b. H. in Berlin SO 16, Neanderstr. 4, hat einen großen Abreiß kalender hergestellt, dessen Entwurf von Th. Campe stammt. Das 46x35 cm große weiße Kartonblatt trägt in der Mitte den Abreißblock, der auf dem Deckblatt einen kleinen nackten Steindrucker trägt, welcher, in einer Hand den Sektkelch, in der andern die Handwalze, Prosit Neujahr ruft. Ueber und neben dem Block steht ein Bild aus dem Druckereibetriebe. Zwei Ge stalten im Vordergründe prüfen ein eben aus der Schnellpresse gekommenes Blatt, während man im Hintergründe das Personal an der Maschine in Tätigkeit sieht. Die Eigenart der Darstellung liegt in der farbigen Behandlung, es wurden nämlich nur drei Farben verwendet. Der ganze Raum ist mit einer hellen Oker farbe bedeckt, aus dem die Fenster weiß ausgespart wurden. Personal und Maschine erscheinen auf diesem Hintergründe dunkelgrau, während die beiden Gestalten des Vordergrundes und der kleine Gratulant auf dem Deckblatt im Schattenriß tiefschwarz gedruckt wurden. Die Firma unter dem Abreiß block ist in künstlerischer Schrift groß und weithin lesbar an gebracht. Die Firma Jul. Bagel in Mülheim a. d. Ruhr wählte für ihren Abreißkalender das außergewöhnlich große Format von 62x62 cm und der Block ist 32 x 22 cm groß, so daß man die Zahlen bequem lesen kann, wenn der Kalender selbst in einem Saal aufgehängt würde. Der Größe entsprechen auch die farbigen Ornamente der Rückwand und die Firmazeilen; beide ergeben erst aus einer gewissen Entfernung gesehen den Eindruck, den sie hervor rufen sollen. Der Kalender wirkt dann mit den Farben Hell und Dunkelbraun, Schwarz und Lila sehr angenehm und wohl tuend. Einen ebenso großen Abreißblock bietet die Firma C. Schulze & Co. in Gräfenhainichen, der auf einer recht bunt ornamentierten Rückwand befestigt ist. Der Wand- und Abreißkalender von Quack & Fischer G. m. b. H. in Viersen trägt über dem Abreißblock ein recht wirkungsvolles Bild der großen modernen Fabrikanlage dieses Papierverarbeitungswerkes. Die Firma, unter dem Block, ist ebenso wie das Kalendarium mit dem Bild zusammen in vielfarbigem Steindruck hergestellt, so daß die ganze Rückwand einheitlich und geschlossen aussieht. Die Brühlsche Universitäts-Buch- und Steindruckerei in Gießen bringt wie alljährlich einen Künstlerkalender, der in diesem Jahre von Emst Ligbermann entworfen wurde. Ueber dem aus Grotesk-Versalien gesetzten Kalendarium erhebt sich ähnlich wie eine Supraporte ein freundliches Bild mit zwei tanzenden und girlandentragenden Mädchengestalten vor einem heftig fließenden Wasser mit tiefdunklem Wald dahinter. Die ganze Darstellung beschränkt sich auf wenige Farben und starke Umrisse, mit denen sie eigenartig und künstlerisch einfach wirkt. Die Buch- und Kunstdruckerei von Albert Antoni in Berlin SW 68 sandte ihren Geschäftsfreunden einen Merktafel-Kalender, der den Gebraucher auf zweckmäßige Art veranlaßt, täglich einen mit Reklamen der Druckerei bedeckten Zettel abzureißen. Dies ist dadurch erreicht, daß 16 Tageszettel auf je einem großen Blatt vereinigt wurden; an Lochreihen kann man die einzelnen Daten abtrennes. Jedes dieser Halbmonatsblätter ist von einem in gleicher Weise eingeteilten und perforierten farbigen Reklameblatt überdeckt. Die Datumzahlen laufen stets von links nach rechts, beginnend mit der untersten Reihe. Trennt man nun das erste Reklamefeld unten links ab, so erscheint das Datum des ersten Monatstages. Am nächsten Tage trennt man das zweite Reklamefeld ab, dann erscheint das zweite Datum, und außerdem wird der abgelaufene Tageszettel des ersten Tages abgerissen, so daß das darunter liegende Reklame feld sichtbar wird. Es ist also stets nur das Datumblatt des laufenden Tages sichtbar, das sich durch seine weiße Farbe deutlich von der farbigen Reklamefläche abhebt. Da auf jedem Tageszettel großer Schreibraum vorhanden ist, so kann man weit voraus Vermerke anbringen, die trotzdem für jeden Un berufenen von dem darüberliegenden Reklameblatt verdeckt bleiben. Die Ausführung an Papier und Druck ist sorgfältig, und ein an einer Schnur befestigter Bleistift ermöglicht sofortige Benutzung.