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DD)APIER-VERARBEITUNG — Buchgewerbes® Papicr-Jndustric-Vercin EV wwwBERLINW9.LINKSTR.22 wawsaa Vor einigen Tagen wurden die Vertraulichen Listen 4924 bis 4952 nebst Listen-Vordrucken und zwei Rundschreiben an die Mitglieder versandt. Die Hohenzollern-Bibliotheken Von Dr. Bogdan Krieger, Berlin, Hausbibliothekar des Deutschen Kaisers Die Königliche Hausbibliothek, die bekanntlich auf der Inter nationalen Buchgewerbeausstellung Leipzig 1914 vertreten sein wird, ist am 20. September 1862 durch einen Erlaß König Wilhelms I. ins Leben gerufen worden. Sie besteht also als solche nur etwas über fünfzig Jahre, wenn auch die einzelnen Sammlungen, aus denen sie sich zusammensetzt, älteren Ursprungs sind. Ihre Grund lage ist die Bibliothek Friedrich Wilhelms IV., dessen Bibliothekar Duvinage die Anregung zu ihrer Begründung gab. Die ungefähr 20 000 Bände umfassende Bücherei dieses Königs sollte durch Ueberweisungen aus den Bibliotheken des regierenden Königs und seiner Gemahlin vermehrt werden. Auf diese Weise erfuhr die Hausbibliothek quantitativ nicht unwesentliche Bereicherung, quali tativ aber konnte sie durch dieses Verfahren nicht auf der Höhe erhalten werden, die die Büchersammlung Friedrich Wilhelms IV. für sich beanspruchen durfte. Denn im großen und ganzen wurden aus den Privatbibliotheken des Herrscherpaares nur solche Bücher abgegeben, die für diese unwertig erschienen oder sie allzusehr be lasteten. Eine ihrem Wesen und der Absicht ihrer Schöpfung ent sprechende Bedeutung konnte die Hausbibliothek erst gewinnen, als besonders infolge des regen Interesses, das der damalige Kron prinz Friedrich Wilhelm dem jungen Institut entgegenbrachte, mehr oder weniger in sich geschlossene Hohenzollernbüchereien mit ihr vereinigt wurden. Den ersten nennenswerten Zuwachs erhielt sie durch die Ueberweisung der wertvollen Musikalien aus dem Besitz Friedrichs des Großen — darunter zwanzig selbst geschriebene Flöten-Sonaten des Königs — und Friedrich Wilhelms II., die später durch bis dahin in verschiedenen Schlössern zerstreut gewesene Einzelstücke ergänzt wurden. Der gedruckte, von Georg Thouret bearbeitete Katalog erschien 1895 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Er wird handschriftlich weiter geführt und umfaßt jetzt etwa 7300 Nummern. Im Jahre 1865 wurde die 1000 Bände zählende Bibliothek der Königin Luise, die bis dahin im Kron prinzenpalais stand, mit der Hausbibliothek vereinigt, während eine kleinere Büchersammlung der Königin im Stadtschloß zu Potsdam in den von ihr bewohnten Räumen verblieb. So unvoll ständig beide infolge des vielfach wechselnden Aufenthaltes der Besitzerin auch heute sind, bieten sie doch noch einen deutlichen Einblick in die geistige Entwicklung und in die immer höhere An forderungen stellende literarische Geschmacksrichtung der Königin. Auch die theologischen und pädagogischen Bücher aus der Bibliothek Friedrich Wilhelms HL wurden vom Kronprinzen der Haus bibliothek geschenkt, während der Hauptbestandteil der Bibliothek des Königs in die kronprinzliche überging, aus der nach und nach der Hausbibliothek in ähnlicher Weise Zuwendungen gemacht wurden, wie aus den Bibliotheken König Wilhelms und der Königin Augusta. Eine aridere, ungefähr 3000 Bände umfassende Bibliothek Friedrich Wilhelms III. steht noch im Charlottenburger Schloß in den von ihm und der Königin Luise bewohnten Parterreräumen des von Friedrich dem Großen erbauten Flügels. Wertvollen Zu wachs erhielt die Hausbibliothek 1869 durch die Uebernahme der mehr als 1400 Werke enthaltenden Berliner Bibliothek Friedrich Wilhelms II. Die Potsdamer Bibliothek dieses Königs hatte ihren Standort zum Teil im Marmorpalais, größtenteils aber in einem im Neuen Garten in gotischem Stile erbauten Bibliotheksgebäude. Sie wurde der Hausbibliothek erst im Jahre 1897 überwiesen. Da zu kam 1899 die Friderizianische Sammlung, d. h. eine über 800 Bände zählende Vereinigung von allen Ausgaben der Gesamt- und Einzel werke Friedrichs des Großen, die auf Veranlassung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm schon über 20 Jahre vorher zustande gebracht worden war und ois dahin im Hohenzollern-Museum gestanden hatte. Ihr Katalog ist gedruckt in dem in der Anlage und Ausführung allerdings unzureichenden und verbesserungsbedürftigen, 1877 er schienenen „Verzeichnis sämtlicher Ausgaben und Uebersetzungen der Werke Friedrichs des Großen, Königs von Preußen". 1900 übernahm die Hausbibliothek ungefähr 2000 Bände der Over- hofmarschallamtsbibliothek und einige Jahre später 5000 Bände aus der inzwischen aufgeteilten Bibliothek Kaiser Friedrichs. Bei einem laufenden jährlichen Neueingang von 1800—2000 Bänden war die Unterbringung aller dieser Bücher schon lange nicht mehr möglich, ohne wesentliche Entlastung durch Aogabe aller Dubletten nicht nur, sondern auch der unvollständigen und in den Rahmen der Hausbibliothek weniger passenden Bücher an andere Bibliotheken und Institute. Aber trotzdem reichten die ihr zur Verfügung stehenden, nach keiner Seite hin ausdehnbaren Räumlichkeiten nicht mehr aus. Seit 1878 befand sie sich, nachdem sie bis dahin in der sehr ungeeigneten früheren Kunstkammer im dritten Stock werk des Schlosses nach dem Lustgarten zu ein recht stiefmütter liches Obdach gehabt hatte, in sehr schönen, nach der Spree zu be- legenen Teilen des Königlichen Schlosses, die zwei verschiedenen Bauperioden angehören. Die älteren sind wahrscheinlich noch Reste des ältesten Burgbaues Friedrichs II, die jüngeren in den letzten Regierungsjahren des Großen Kurfürsten und im Anfang der Regierung Friedrichs I. entstanden. Der außerordentliche und ständige Zu wachs der Bibliothek machte im Jahre 1906 die Verlegung eines Teils der Sammlungen notwendig. Die geschlossenen, historischen Bibliotheken Friedrichs des Großen aus dem Berliner Schloß, die Friedrich Wilhelms II., der Königin Luise und Friedrich Wilhelms IV. wurden in dem von Schinkel für Friedrich Wilhelm HL 1824 im Charlottenburger Schloßpark erbauten Sommerhause untergebracht, während in Berlin alle diejenigen Bücher verblieben, die der Haus bibliothek nach und nach aus den Büchereien der Königin Elisabeth, Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin Augusta, des Kaisers Friedrich und des jetzt regierenden Herrschers zugegangen waren. Auch die seit 1888 angelegten Alben mit Photographien von den Reisen des Kaisers, von Paraden, Manövern und allerlei Festlichkeiten und die Sammlung einzelner Photographien, gegen 5000 Blatt, werden in Charlottenburg aufbewährt. Zwei wertvolle Bestandteile der Königlichen Hausbibliothek, außer den Büchern und Musikalien, sind die Sammlung von Aquarellen und Reproduktionen aller Art und die Uniformwerkei Die Erwerbung der Aquarelle geht auf König Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin zurück. Es befinden sich darunter 53 Blatt von Eduard Hildebrandt, 90 Aquarelle des Architekturmalers Carl Graeb mit Darstellungen der Schlösser von Berlin, Potsdam, Charlottenburg und Stolzenfels, 27 Bilder des bekannten Jugend schriftenillustrators und gemütvollen Humoristen Hosemann, Wiener Architekturen von Jakob, Rudolf und Franz Alt und vieles-andere. Auch Menzel ist mit einer Jugendarbeit „Der König in Thule" und zwei anderen wertvollen Bildern vertreten. An Aquarellen und Hand Zeichnungen besitzt die Hausbibliothek 3600 Blatt, an Re produktionen 5500. Eine wichtige Quelle für die künstlerische und architektonische Betätigung Friedrich Wilhelms IV. bilden seine Zeichnungen und Skizzen, von denen viele hundert Blatt in der Hausbibliothek aufbewahrt werden. Die reichhaltige und wertvolle Sammlung von Uniformwerken geht zum größten Teil auf Friedrich Wilhelm III. zurück, der für diesen Zweig der mili tärischen Forschung ein reges Interesse hatte. Die im Vorstehenden besprochenen Sammlungen bilden die eigentliche Königliche Hausbibliothek. In weiterem Sinne gehören aber auch die Bibliotheken Friedrichs des Großen dazu. Der König besaß drei größere Büchereien im Stadtschloß zu Potsdam, in Sanssouci und im Neuen Palais und drei kleinere im Berliner Schloß, in Charlottenburg und in Breslau. Die Rheinsberger Bibliothek war in die von Sanssouci übergegangen. Auf den Inhalt dieser, die literarischen Neigungen ihres Besitzers charakterisierenden Bibliotheken einzugehen, ist hier nicht der Platz. Fast alle Bände, bis auf die verhältnismäßig wenigen Widmungsexemplare, sind in rotem Ziegenleder gebunden und tragen größtenteils einen ihren Standort bezeichnenden Aufdruck. Ein P weist auf die Bibliothek im Potsdamer Stadtschloß hin, ein V auf Sanssouci, das Schloß auf dem Weinberg (Vigne) — der König nannte sich auch bisweilen „Philosophe de la Vigne" —, ein S auf das Neue Palais, da dieses Schloß von ihm „das Neue Palais von Sanssouci“ genannt wurde, weil es im Bereich des Parkes von Sanssouci lag. Die Bücher der Berliner Bibliothek haben ein geschriebenes B auf dem Vorder- deckel, die aus Breslau zum kleinsten Teil ein gedrucktes B oder Br. die Charlottenburger Bücher sind unsigniert. Das hat seinen Grund darin, daß die Signierung vom König erst eingeführt wurde, als die Bücherei in Charlottenburg durch die Erbauung der Sommer residenz Sanssouci an Bedeutung verloren hatte und zum größten Teile in die dortige Bibliothek übernommen worden war. Wissen schaftlich katalogisiert wurden diese Bibliotheken in den Jahren 1895 bis 1898. Der gedruckte Katalog, mit einer eingehenden Dar-