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Nr. 9/1914 PAPIER-ZEITUNG 273 Dies veranlaßte mich, in . dieser Hinsicht weiter fortzuschreiten und nunmehr Pauspapier lediglich aus Zellstoff Löhnberger Hütte herzustellen. Doch, wie dies bei der Ausführung neuer Gedanken fast stets der Fall ist, fiel eine Anfertigung gut, die andere nicht so gut aus. Eines Tages war infolge Stillstandes der Papiermaschine der Stoff zu lange im Holländer geblieben, und beim Verarbeiten zu Papier erhielt ich ein durch und durch pergamentiertes, aller dings ziemlich sprödes Papier und hatte nicht wenig Mühe, diesen Stoff an der Gautschpresse abnehmen zu können. Ich wußte mit diesem neuen Stoff nicht hin und her und entschloß mich, ihn schön zu glätten und dann als Packpapier zu Kiesumschlägen zu ver wenden. Wie erstaunt war ich, nicht allein ein schön geglättetes, sondern auch hochgradig durchsichtiges Papier zu erhalten! Ich fand bald, daß beide Papiere gleich dem echten Pergamentpapier einen ganz besonderen Widerstand dem Wasser entgegensetzten. Mit der ersteren Sorte wandte ich mich zunächst an die Firma Schönwasser in Düsseldorf, die sich besonders mit dem Vertrieb von echtem Pergamentpapier befaßte. Hier fand ich auch gleich großes Interesse für das Papier, doch bewegten sich die Abnahme- Mengen in sehr bescheidenem Kähmen. Während ich nun diesem Papier als einem Ersatz für echtes Pergamentpapier den Namen ,,Pergament-Ersatz" gab, nannte ich das hochdurchsichtige, hoch geglättete Papier als eine Abart von Pergament „Pergamyn". Ausgerüstet mit den beiden Mustern versuchte ich, diesen neuen Papieren ein Absatzgebiet bei den Papiergroßhändlern zu verschaffen, stieß jedoch auf Schwierigkeiten. Wenn man auch den beiden Papieren ein Interesse nicht versagte, so konnte man sich doch zu größeren Aufträgen nicht verstehen, bis ich meine Muster einer großen Papierwarenfabrik im Osten zur Begutachtung vorlegte; hier hatte ich endlich den richtigen Boden gefunden, und die erste Bestellung lautete gleich auf 50 Zentner, allerdings in allen möglichen Formaten. So kam das Jahr 1882, wo viele Papierwarenfabriken, angeregt durch die schönen Muster erstgenannter Papierwaren fabrik, die neuen Papiere aufnahmen und Beutel daraus herstellten. Gewiß blieb an diesen Beuteln, namentlich was Festigkeit an belangte, noch manches zu wünschen übrig, aber ihr schmuckes Aussehen und ihre Fettdichtigkeit halfen bald über den Berg, und und die Abrufe auf diese Papiere wuchsen von Tag zu Tag, so daß ich ihnen mit meinen damaligen Einrichtungen nicht nachzukommen wußte. Nur um in den Besitz der Papiere zu kommen, ließen sich weitab liegende Abnehmer 10, 20, ja bis zu 50 Zentner davon in Poststücken kommen, so daß ich häufig hunderte von Poststücken an einem Tage versenden mußte. Damals aber wurde fast nur das hochdurchscheinende, hochgeglättete ,,Pergamyn" gefragt, während dem Pergament-Ersatz noch wenig Interesse entgegengebracht wurde. Hierfür mußte ein ganz anderes Absatzgebiet gesucht werden, und es gelang auch in wenigen Jahren, den Papierhandel hierfür zu interessieren, welcher dann dieses Papier an Stelle von echtem Pergamentpapier in den Handel brachte. So hat sich allmählich ein gewaltiges Absatzgebiet für diese Papiere erobern lassen, doch nahmen sehr bald auch andere Fabriken die Herstellung dieser Papiere auf, und durch den Wettbewerb fielen allmählich deren Preise so tief, daß selbst den besteinge richteten Papierfabriken kein Verdienst mehr blieb. Neben dem heimischen Boden errangen sich diese beiden Papiere bald auch auf dem Weltmärkte ein großes Absatzgebiet, doch wurde hier bald das Absatzgebiet den deutschen Fabriken, wenn auch mit geringwertiger Ware, durch skandinavischen Wettbewerb abgerungen. Diese skandinavischen Fabriken, unterstützt durch billiges Holz, große Wasserkräfte, niedrige Arbeitslöhne, durch keine oder sehr geringe sozialpolitische Abgaben, warfen die Preise nicht nur auf dem Weltmarkt sondern auch hier auf deutschem Boden so sehr, daß dabei nur mit Verlust abgesetzt werden konnte. Be rücksichtigt man nun all die Papiermaschinen, die auf diese Papiere aufgestellt oder umgeändert wurden, so war es natürlich, daß der Bedarf der gewaltig vergrößerten Erzeugung nicht mehr folgen konnte. So stehen wir heute vor der nicht wegzuleugnenden, be drückenden Tatsache, daß die Erzeugung nicht mehr untergebracht werden kann und einsichtsvolle Fabriken bereits dazu übergehen, die Herstellung dieser Papiere aufzugeben und sich lohnenderen Fabrikationszweigen zuzuwenden. Wie unlohnend die Fabrikation dieser Papiere in so kurzer Zeit geworden istzeigt uns die Tatsache, daß viele Fabriken im In- und Auslande über dieser Fabrikation zusammengebrochen sind oder keinen Verdienst mehr aufweisen können, wenn sie nicht die Fabrikation eingeschränkt haben und nur noch zu auskömm lichen Preisen verkaufen oder zur Fabrikation anderer Papiere übergegangen sind. Robert Emmel. Deutschlands Papier-Erzeugung Geschäftsführer Ditges veröffentlicht im Wochenblatt für Papierfabrikation die Produktionsstatistik des Vereins Deutscher Papierfabrikanten für die Jahre 1911 und 1912, der wir folgendes entnehmen. (Bei etwa 100 Firmen, die keine Angaben machten, mußten Erzeugung und Erzeugungswert eingeschätzt werden.) Papier und Pappe zusammen; Menge in kg Wert in M. 1912 . . . 1 980 753 993 520 551 944 1911 . . 1910 . . 1909 . . . 1843 813 328 . 1 790 784 804 . 1509 170 344 483 761 533 472 568 821 414 734 923 Zunahme 1910: 1909 1911: 1910 1912: 1911 Menge + 18,7 v. H. + 3,1 „ + 7,4 „ Wert + 14 v. H. + 0,2 „ + 7,6 „ Papier: 1912 . . 1911 . . 1910 . . Menge in kg . 1 611 241 332 1 500 445 407 1 436 509 034 Wert in M. 460 383 920 429 273 334 416 358 305 Zunahme 1911:1910 1912: 1911 Menge + 4,4 v. H. + 7,4 v. H. Wert + 3,1 v. H. 4- 7,2 v. H. Pappe: 1912 . . 1911 . . 1910 . . Menge in kg 369 512 661 343 367 921 354 275 770 Wert in M. 60 168 024 54 488 190 56 210516 1911: 1910 1912: 1911 1912: 1910 Zu- oder Abnahme Menge — 3,1 v. H. + 7,6 „ + 4,3 „ Wert 3,3 v. H. + 10,4 „ + 7,0 „ Verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung nach Einrechnung der Einfuhr und Abzug der Ausfuhr: 1909 23,58 kg 6,48 M. 1910 24,77 kg 6,44 „ 1911 ...... 25,11 kg 6,58 „ 1912 27,33 kg 7,19 „ Von der Gesamterzeugung an Papier und Pappe wurden aus geführt : 1912 .... 11,1 v. H. 1911 ... . 12,0 „ 1910 .... 11,8 „ 1909 .... 11,9 „ Fortlassung der Höflichkeitswendungen in Briefen Zu Nr. 3 S. 62 und Nr. 6 S. 158 Dem in der Nr. 3 Gesagten pflichte ich bei. In den letzten Jahrzehnten ist im allgemeinen Verkehr, und nicht zuletzt im ge schäftlichen, eine gewisse Gesundung eingetreten. Man benennt heute in den meisten Fällen eine Ware nicht mehr mit Namen, die einer Vorspielung falscher Tatsachen gleichkommen; man ver meidet dies vielfach selbst dann, wenn man auch nicht durch das Gesetz dazu verpflichtet ist. Ebenso wie dies eingetreten ist, sollte man auch die überflüssigen Höflichkeitswendungen beseitigen. Wer glaubt heute noch daran, daß die Ausdrücke „Mit vorzüg licher Hochachtung", „Hochachtungsvollst" usw. auch nur in einigen von hundert Fällen ernstlich gemeint sind ? Auf die Zuschrift aus Oesterreich möchte ich erwidern, daß die Höflichkeitsformeln mit dem Inhalt und Ton eines Briefes nichts zu tun haben. Man kann selbst in der Presse offene Briefe von hervorragenden Persönlichkeiten, und an solche gerichtet,' lesen, die schon an der Grenze des parlamentarischen Anstandes stehen und schließlich doch das „Hochachtungsvoll“ oder „Mit besonderer Hochachtung" aufweisen, mit andern Worten, der Ton eines Briefes wird durch die Höflichkeitsformeln nicht geändert. Im übrigen ist das Weglassen der Höflichkeitswendungen von Seiten der Be hörden schon seit längerem eingeführt und kein Mensch wird be haupten wollen, daß die Mitteilungen von Behörden deshalb un höflich geworden wären. Daß eine Anzahl bedeutender wirtschaft licher Standesvertretungen dem Beispiele der Behörden gefolgt ist, spricht doch auch für die Sache. Hier kann von persönlichen Ansichten, worunter man doch immer die Meinungen einzelner versteht, nicht mehr die Rede sein. Die Behörden vermeiden, wie gesagt, alle Höflichkeitsausdrücke am Schlüsse eines Briefes, dagegen kann man in der Presse sehr oft Briefe und Eingaben lesen, die an Minister, Ministerien oder andere Behörden gerichtet sind und am Schlüsse sogar mehrere Höflichkeitsformeln aufweisen. Ich meine, das was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Fabrikant