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Nr. 8/1914 PAPIER-ZEITUNG 233 Filter und Abwasseranlagen Vorliegende Abhandlung soll darüber Fingerzeige geben, nach welchen Grundsätzen die Wahl einer Stoff-Rückgewinnung statt finden soll. Allgemein sind die Abwasser- und Filteranlagen in den meisten Fabriken zu sehr belastet, d. h. es wird unverhältnismäßig viel Wasser und Stoff durch sie gejagt. Je kleiner die Fabrik, desto schlechter ist meist die Stoffrückgewinnungs-Anlage, obwohl gerade kleine Fabriken mit geringen Kosten Mustergültiges schaffen können. Alle Anlagen, sowohl in Fabriken für feines wie für ge wöhnliches Papier, sollten möglichst viel Abwasser der Papier maschine sofort wieder verwenden und womöglich nur die Spritz wasserrohre des Siebes als Frischwasserzufluß arbeiten lassen. Dies ist für die meisten Papiere möglich. Ich habe bei der Durchführung des eben Gesagten in verschiedenen Fabriken die Erschließung neuer Brunnen vermieden, wo schon seit langer Zeit Wassermangel als unvermeidlich hingenommen und nach neuen Quellen gesucht wurde. Dadurch, daß fast überall zu viel Frisch wasser verwendet wird, muß die Abwasser- und Stoff-Rückgewinnungs- Anlage für Mengen und in Größen gebaut werden, die in keinem Verhältnis zu der Gesamtanlage steht. Bei reichlicher Abwasserwiederverwendung muß die Naß partie entsprechende Fundamente haben, und in vielen Anlagen liegen schon hier die ärgsten Fehler, denn wenn viel Oel und Schmutz mit dem Abwasser fortgenommen wird, so ist dessen Verwendung zu feineren Papieren ausgeschlossen. Vollkommene Trennung des Schiff-, Sauger- und Siebwassers von dem Schmutzwasser ist Be dingung. Man erreicht dies durch schmale, seitliche Langkanäle längs der beiden Fundamentschienen des Siebgestelles. Alles Oel und Wasser, das von den Lagern herunterläuft, sammelt sich in der Rinne und läuft als Schmutzwasser weg. Der Prozentsatz darf nur gering sein. Das übrige Wasser aus den Spritzrohren, vom Sieb, von der Gautsche usf. sammelt sich unter der Maschine, von wo es durch die Siebwasserpumpe in einen Behälter gehoben wird. Falsche Anlage des Siebschiffes führt zu den größten Unzu träglichkeiten und namentlich zu übermäßigen Gewichtsschwankungen. Deshalb sollte die Ausführung dieses Teiles der Maschine nie der liefernden Maschinenfabrik überlassen werden, sondern einem Papier- Fachmann, der mit diesen Fragen vertraut ist. Bei den heutigen knappen Papierpreisen entscheidet die Stoff- Rückgewinnungsanlage oft über die Einträglichkeit eines Werkes. Das Abwasser wird von der Siebwasserpumpe in einen Behälter über dem Sandfang gegossen, von wo es dem Sandfang, dem Zulauf usw. regelbar zufließt. Der Wasserstand in diesem Behälter muß stets gleich sein. Je mehr Wasser man von hier aus der Maschine, den Holländern usf. zuteilen kann, desto mehr steigt der Nutzen der Anlage; Leim, Fasern, Farbe, Erde usf. alles möglichst im Wasser lassen und wieder verwenden. Nur was von hier aus übrig ist, läuft der Stoffrückgewinnungsanlage oder dem Filter zu. Dieser Ueber- schuß darf nicht groß sein. Dann wird die Filteranlage, die in den meisten Fällen klein bemessen ist, das ihr zugeführte, mit Farbe, Leim, Alaun, Fasern und Erde versetzte Abwasser gründlich reinigen und die genannten Bestandteile wiedergewinnen. Allerdings muß auch die Abwasser-Wiederverwendung und Zuteilung für Maschine und Holländer richtig abgemessen und fachmännisch angelegt sein, deshalb soll auch hier der Papierfachmann und nicht die Maschinenfabrik bestimmend sein. Ist dieser Teil der Papiermaschine gut durchdacht, so ist die Abwasserfrage beinahe gelöst, denn das weitere ist für den Ertrag nicht mehr ausschlaggebend. Auf diesem Gebiet ist nur die Frage bestimmend: Was gebe ich in den Holländer, und was bringe ich aus der Papiermaschine heraus ? Den Unter schied dieser beiden Mengen auf das geringste herabzudrücken, ist der Hauptzweck der Anlage. In vielen Fabriken ist das Mißverhältnis zwischen Eintrag im Holländer und Maschinen-Ergebnis geradezu schreiend, und viele Mittel werden angewendet, um Wandel zu schaffen, aber meist ohne Erfolg. Rohrleitung kommt zu Rohrleitung, und nur mit Aufbietung aller Kräfte und mit hohen Löhnen für die sonntäglichen Reinigungsarbeiten ist es möglich, reinere Papiere zu machen. Trotz alledem erscheinen immer wieder plötzlich trostlose Unreinheiten. Toben des Leiters und der Werkführer, mißmutige, überarbeitete Maschinen-Mannschaft ist die Folge. Möglichst große Wiederverwendung an der Maschine selbst ist hier die beste Abhilfe, also eine der vornehmsten und lohnendsten Aufgaben der leitenden Persönlichkeiten. Allerdings, Lehrgeld hier zu zahlen ist bitter, und es ist nicht ratsam, alles mögliche selbst ausprobieren zu wollen, dazu sind die Maschinenstillstände viel zu teuer. Die Vorteile einer solchen richtig angelegten Anlage sind viel bedeutender als der weitere Stoffgewinn durch die Filter anlage. Diese dient nur als notwendige Ergänzung. •Wird ein großer Teil des Abwassers wieder verwendet und nur ein geringer Teil für die Filteranlage frei, so bleibt die Frage offen: Welche Filteranlage wähle ich für diesen Teil ? Während das bisher Gesagte für alle Papiermaschinen gilt, richtet sich die Wahl des Filters je nach den örtlichen Verhältnissen. Für mich ist der Stoff, welcher der Filteranlage zuläuft, zwar nicht wertlos, aber im Wert sehr beeinträchtigt. Je bessere Papiere ich mache, desto größer ist die Werteinbuße. Deshalb empfiehlt sich möglichst geringe Belastung und solcher Bau des Filters, daß er möglichst einfach und billig gestellt werden kann. Für eine kleine Fabrik mit ein oder zwei Maschinen genügt selbst den weitestgehenden behördlichen Vorschriften die Aufstellung eines kleinen Trichters für den Ueber- schuß, aus dessen unterer Spitze das eingedickte Stoffwasser einer gewöhnlichen kleinen Pappenmaschine oder einem Füllnerfilter zuläuft. Ist bei stark farbigen Papieren der Behörde auch das Ab wasser etwa nach dieser Reinigung noch zu trüb oder zu gefärbt, so lasse man es durch zwei gemauerte lange Gruben laufen, in welchen sich auch die letzten Teilchen, die meist nur noch aus aufgeschlemmten Tonteilchen bestehen, absetzen. Diese Gruben kann man ab wechselnd, wenn eine genügend gefüllt ist, durch eine Pumpe auf die Pappenmaschine absaugen lassen. So ist vollkommene Rück gewinnung gewährleistet, wie sie vollkommener kaum gedacht werden kann. Selbst für stark gefärbte Stoffe genügt diese Anlage. Je größer der Absitztrichter, desto besser, und bei richtiger Be messung und Bauart können die Gruben wegfallen. Die Größe der Anfertigung ist bei dieser Anlage belanglos, denn der hier ge wonnene Stoff wird nicht zu feineren Papieren verwendet, sondern findet Absatz als Holländer-Eintrag für geringe Papiere oder für Pappen. Das Bestreben, derlei Filterstoff sofort wieder für die gleichen Feinpapiere zu verwenden, ist nicht zu billigen. Die An lage sei wie immer gebaut, bei Erzeugung feinerer verschieden farbiger Papiere, wie sie die meisten Fabriken erzeugen, und bei sofortiger Wiederverwendung des gewonnenen Filterstoffes zu den selben reinen Papieren tritt immer Unreinheit auf, auch wird der Stoffverlust beim Uebergang zu Stoff von anderer Farbe und Be schaffenheit bedeutend. Ferner genügt das Abwasser nach nur einmaligem Durchgang durch den Füllner-Filter den behördlichen Vorschriften nicht immer, und die Verluste sind unverhältnismäßig groß. Wenn mir ein Fachmann eine Fabrikanlage für feinere, farbige Papiere, die den Filterstoff sofort für die gleichen Papiere wieder verwendet, bei Betrieb eines Füllner-Filters und bei einem Faser gehalt von 20 mg im Liter Abwasser, wie ihm die Behörde vorschreibt, angeben kann, so lasse ich mich belehren und sehe mir die Anlage gern an. Bisher fehlen mir diese Beweise. In größeren Anlagen wird man das überschüssige Abwasser der einzelnen Maschinen zusammenlassen und auf die gleiche oben beschriebene Art absetzen, filtern und klären. Hat man hier eine Maschine für ordinäre Papiere oder Pappen, so ist es auch hier vorteilhafter, den Stoff als Pappen und nicht als Schabstoff abzu nehmen, da Schabstoff zu naß und schlecht beförderbar ist, und auch die verschiedenen Farben für sich gehalten werden sollten. Ich kann das Hochpumpen des Stoffes auf den Holländer boden und die Aufstellung der Klärapparate dort nicht gutheißen, weil man an Platz in dem Holländersaal, der sehr rein gehalten sein soll, beschränkt ist und das Hochpumpen Kraft und Geld kostet (25 PS für das Hochpumpen großer Mengen auf große Höhen sind nichts seltenes). Lieber stelle ich die Filteranlage auf ebene Erde neben das Fabrikgebäude in Papiermaschinenhöhe und pumpe das Wasser nur so hoch auf die Behälter oder Trichter, daß es mit eigenem Gefälle auf Sandfang, Filter oder Pappenmaschine läuft. Die feuchten Pappenpäcke gehen auf dem Aufzug in den Holländer saal und stehen hier nach Farben geordnet in Stößen bereit zum Eintrag für entsprechende Papiere. Werden Pappen daraus gemacht, dann erfolgt Abnahme von der Formatwalze, Abpressung in Spindel pressen, Trocknung und Satinierung. Obige Ausführungen sind nicht für die Riesenmaschinen der Druckpapier-Erzeugung und für große laufende Posten maßgebend. Für diese Verhältnisse ist man wohl allgemein zu den in ungeheuren Ausdehnungen ausgeführten Absetztrichtern verschiedener Systeme übergegangen unter Anschluß weiterer großer Rückgewinnungs anlagen, die später Besprechung finden sollen. Auch für diese Ma schinen gilt jedoch die sofortige Wiederverwendung von möglichst viel Abwasser zum Vorteil der Ausbeute und der Papiergüte. Merkur Schiedsprüche siehe Seite 258