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2 PAPIER-ZEITUNG Nr. 1/1914 Brief einer deutschen Papierfabrik an ihre Vertreter zu Ende des Jahres 1913 Sie sind über die Lage der Papiererzeugung unterrichtet und wissen sicherlich, daß die Holzpreise, mit denen wir, wie alle Fabriken, im nächsten Jahre zu rechnen haben, wenngleich im Augenblick infolge Zurückhaltens der Käufer die Marktlage eine Kleinigkeit vorübergehend im Weichen begriffen ist, viel höher sind als die Preise desjenigen Holzes, das wir bisher verarbeitet haben. Das Holz, das sich jetzt auf den Plätzen der Zellstoff- und Papier fabriken befindet, sowie dasjenige, welches im Jahre 1914 und An fang 1915 auf Grund der in der Hochkonjunktur getätigten Schlüsse angeliefert wird, ist mehrere Mark für den Festmeter teurer als die Hölzer, die im Jahre 1913 in der Papier- und Zellstofferzeugung verarbeitet wurden. Auch Kohle ist zumeist noch in die Höhe ge gangen, trotz der augenblicklichen Abschwächung, die bisher ledig lich das rheinisch-westfälische Gebiet betraf, da die im Jahre 1913 verarbeitete Kohle ebenfalls aus früheren billigeren Schlüssen stammt und die während der Hochkonjunktur usw. getätigten Schlüsse sich zum großen Teile erst in 1914 geltend machen. Daß die Löhne niemals zu einem Stillstand kommen, da man fort dauernd bei der allgemeinen Teuerung die Lage der Angestellten verbessern muß, ist Ihnen ebenfalls zur Genüge bekannt. Wir nehmen an, daß Sie alle diese Gesichtspunkte bei münd lichem und schriftlichem Verkehr mit der Kundschaft in gebührender Weise zur Geltung bringen werden. Der Einwurf, daß die Selbst kosten nicht maßgebend sind und nur Angebot und Nachfrage entscheidet, ist im vorliegenden Falle einer Steigerung der Papier- Verkaufspreise nicht entgegen, denn tatsächlich ist es doch gelungen, auch im Jahre 1913 trotz der großen Depression und der Ent mutigung durch Kriegsgefahr und Geldteuerung, die ganz bedeutend gesteigerte Erzeugung abzusetzen. Die Stillstände, von denen vielfach die Rede war, sind doch nur sehr geringen Umfanges ge wesen und vielfach gar nicht vorgenommen worden. Am Ende dieses Jahres betragen sogar unsere _ Gesamt-Lagervorräte ' noch etwas weniger als Ende 1912. KE ga Daß im Jahre'1914, und zwar von Anfang an, weitere Steigerung des Bedarfs ein treten wird, ist zweifellos. Welche Wirkung die jetzigen Papierpreise auf die Fabrikanten ausgeübt haben, ersehen Sie ferner daraus, daß von den zahlreichen Fabriken der Zellstoff papierindustrie nur noch zwei Fabriken Dividende verteilen. Wir nehmen dabei die großen, vorwiegend für den Verkauf arbeitenden Zellstoffabriken, die nebenbei Papier in verhältnismäßig geringem Umfange machen, und bei denen man niemals wissen kann, ob und wieviel sie am Papier zusetzen, aus und haben nur alle diejenigen Werke im Auge, die derartige Papiere in der Hauptsache fertigen. Von den zwei Gesellschaften, die noch Dividende geben, ist die eine in den letzten Jahren bereits bedeutend zurückgegangen und hat einen weiteren Rückgang für ^dieses Jahr schon angekündiot. Auch die Privatfabriken, die fettdichte Papiere als sonder- elhvugnis machen, sind sämtlich mit Ausnahme von einer oder zweien zusammengebrochen und mußten wohl oder übel von ihren Zellstoffgläubigern aufgenommen werden. Wenn es so weiter geht, würde so manche Fabrik tatsächlich zum Erliegen kommen, und die Folge wäre in Zukunft eine unzureichende Versorgung der Ver braucher. Ha j *1 Wenn Großhändler und Verbraucher es nicht zu derartigen unhaltbaren Zuständen bringen wollen, so wird ihnen nichts übrig bleiben, als den gesteigerten Selbstkosten in ausgiebigem Maße Rechnung zu tragen, und dazu ist eine Erhöhung aller Preise um mehrere Mark notwendig. r "" Hierauf wollen Sie schon jetzt Ihre Abnehmer aufmerksam machen und vom 1. Januar 1914 an mit einer Erhöhung sämtlicher Preise vorläufig um 1 M. beginnen. Daß diese eine Mark auf die Dauer nicht genügen wird, werden Sie sich nach Lage der Verhält nisse selbst sagen können. X Minderlieferung Zu Mehrlieferung in Nr. 102 von 1913 S. 3780 Ich kann in diesem Falle Ihren Ausführungen nicht beipflichten. Bestellt jemand „nicht mehr“ und nimmt man das an, so ist die naturgemäße Auffassung doch die, daß der Besteller kein Kilo mehr geliefert haben will und daß, wenn die Fabrik dies eingeht, sie die ganze Schwankung, die ihr zusteht, nach unten nimmt. Diese beträgt 10 v. H. nach oben und 10 v. H. nach unten, also 20 v. H. nach unten. Die Fabrik ist also berechtigt, 2000 kg weniger 20 v. H. = 1600 kg zu liefern. In Ihre zweite Entscheidung in der gleichen Sache kann ich mich gar nicht recht hineindenken, denn eine Mindestmenge ist in dem richtigen Sinne wohl gar nicht an gegeben. Es ist vielmehr von „nicht mehr“ die Rede. Meine Auf fassung konnte sich Jahrzehnte hindurch ohne Anstand Geltung verschaffen. Papierfabrik Hshcroft’s Zähigkeitsprüfer und Dickenmesser Die Firma Otto Urban, Dept. Gruner, in Hamburg bringt den obengenannten, in den Vereinigten Staaten und in England ge bräuchlichen Prüfer der Zähigkeit von Papieren mit metrischer Skala auf den deutschen Markt. Der von der Ashcroft Manufacturing Co. in New York gebaute Prüfer stellt zahlenmäßig fest, wieviel Druck eine Papierfläche von 1 qcm aushält, das heißt, welches Gewicht (in Kilogrammen) eine Papierfläche von 1 qcm zu tragen imstande ist. Der Prüfer gibt also keine Reißlängen an, aber seine Angaben sind ein richtiges Maß für die Zähigkeit von Papier, er dient deshalb vornehmlich zur Ver gleichung der Zähigkeiten oder Festigkeiten verschiedener Stoffe und ersetzt die oft mangelhafte Feststellung der Festigkeit eines Papiers durch Reißen mit der Hand. Der Prüfer, der bequem in der Tasche getragen werden kann, ist 10 cm hoch und hat 11x4 cm Grundfläche, er wiegt nur 870 g. Seine Handhabung ist die folgende: Das zu prüfende Papier wird durch Drehung der auf Bild 1 veranschaulichten vorderen Schraube zwischen zwei Metall-Platten festgeklemmt. Man benötigt zur Prüfung nur einen kleinen Abschnitt des zu prüfenden Papiers, der nur 2 qcm groß zu sein braucht, man kann also kleinste Muster, wie solche bei Anfragen oft an die Briefköpfe geheftet werden, auf Festigkeit untersuchen und braucht weder mehrere Streifen zu schneiden noch Umrechnungen vorzunehmen. Durch Drehung der Kurbel des Prüfers wird ein Stift auf die zwischen den Metallplatten gespannte Papierfläche gedrückt, bis diese zerreißt. Der Druck, den dieser Stift im Augenblick vor dem Zerreißen des Papiers aus geübt hat, wird auf der Skala des Prüfers genau verzeichnet, und die Zahl zeigt die Zahl von Kilogrammen und Grammen an, deren Druck von 1 qcm des geprüften Papiers ausgehalten wird. Der Prüfer ist aufs gediegenste gearbeitet, und seine Genauigkeit wird von der Fabrik gewährleistet. Er ist stets gebrauchsfähig und ohne Vorbereitung anwendbar. Er besteht ganz und gar aus Metall, enthält also weder einen Bestandteil aus Kautschuk noch irgend welche Flüssigkeit. Deshalb arbeitet er immer genau und erleidet keine nennenswerte Abnützung. Er wird geliefert: 1. für Drücke bis 10 kg, was Papieren gewöhnlicher Dicke und auch dünnerem Karton entspricht, und 2. für Drücke bis 1 % kg für Zigaretten- und Seiden-Papiere. Es wäre zu begrüßen, wenn sich dieser Prüfer einführte, da er auch dem kleineren Papiermann eine Handhabe gibt, die Festigkeit seiner Papiere genau zu prüfen. Weiter bringt die genannte Firma einen äußerst praktischen Dickenmesser auf den Markt, -siehe Bild 2. Dieser ist sehr handlich, hat die Größe einer Taschenuhr und wiegt nur 75 g. Er zeigt mit voll endetster Schärfe die Dicke eines Papiers oder Kartons an, und das Ergebnis ist klar unf sofort vom Emaille-Zifferblatt abzulesen, wel ches äußerst scharf eingeteilt ist. Der Dickenmesser arbeitet so, daß er jederzeit einen gleichmäßigen Druck auf die zu prüfende Papierfläche ausübt. Auch dieser Prüfer wird in verschiedenen Ausführungen geliefert, hauptsächlich mit Einteilung in Zehntel oder Hundertstel Millimeter, Zur Prüfung der Dicke eines Papiers wird der auf dem Bilde veran schaulichte obere Knopf niedergedrückt, das Papier in den oberen Schnabel geschoben, der Knopf losgelassen und im selben Augen blick zeigt der Zeiger das genaue Maß auf der Skala an. G. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitgliederverzeichnis Siehe Nr. 103, Seite 3810 Als Mitglied hat sich gemeldet: Herr H. Achenbach, Hausen a. Andelsbach, Hohenzollern, Mitgliederzahl: 466.