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Bei der Herstellung kleiner Auflagen, welche zu jedem Ar beitsgange keinen vollen Tag in Anspruch nehmen, kann am zweiten Tage das erste Gelatinieren und hinterher noch die zweite Lackierung erfolgen, so daß beiVerwendung eines geeigneten Lackes eine solche Auflage innerhalb 3 Tagen fertig gestellt werden kann. Allerdings empfiehlt es sich, die Plakate nach der zweiten Gela tinierung 24 Stunden auf den Hürden oder Aufhängestäben nachtrocknen zu lassen. Wie oben erwähnt, tritt beim Lackieren der bedruckten Seite der Transparentplakate manchmal das sehr unangenehme sog. Kriechen des Lackes auf: Der Lack bleibt nicht glatt auf der lackierten Fläche liegen, sondern zeigt vielmehr das Bestreben, stellenweise zurückzufließen, und es bilden sich dann auf der lackierten Fläche leere, fettaugenartige, vom Lack nicht be deckte Flecke. Diese Erscheinung hat ihre Ursache entweder darin, daß die zu lackierenden Drucke und der zur Verwendung kommende Lack zu kalt sind, und auch der Lackierraum nicht genügend durchwärmt ist, oder der Grund liegt in der Beschaffenheit der Druckfarben. Im ersten Fall ist dem Uebelstand leicht dadurch abzuhelfen, daß die für die Temperatur des Lackierraumes usw. gegebenen Vorschriften beachtet und angewandt werden. Ist die Druckfarbe schuld an der Erscheinung, so kann mitunter dem Uebelstand dadurch abgeholfen werden, daß man die bedruckten Flächen vor dem Lackieren mit Talkum (Specksteinpulver) abreibt, am besten mit einem zum Ballen geformten Stück Leder (Fensterleder) unter ziemlich kräftigem Aufdrücken, und ohne daß Talkum sichtbar auf dem Druck liegen bleibt. Lassen sich solche Drucke nicht auf diese Weise für die Lackierung brauchbar machen, so ist die gedruckte Auflage unverwendbar, da die lack freien Stellen auf dem Druck nicht allein das Aussehen der Ware sehr verschlechtern, sondern auch glattes, blasenfreies Auf kleben der Transparentplakate auf Glas unmöglich machen. IV. Das Gelatinieren Zweiseitiges Gelatinieren der Transparentplakate ist eine unbedingte Notwendigkeit, wenn sich der Hersteller vor Verlust durch Zusammenkleben und sonstiges Verderben der Ware schützen will. Der Gelatine-Ueberzug erleichtert nicht allein das Aufkleben der Transparentplakate auf Glas, sondern bildet auch den einzig wirksamen Schutz gegen das Zusammenkleben der Plakate während des Lagerns. Es kann gar nicht genug davor gewarnt werden, ungelati nierte Transparentplakate aufgeschichtet zu lagern, denn es ist dann mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß solche Plakate bei längerem Lagern in sich selbst, oder mit dem Zwischenlagepapier zusammenkleben und dadurch unbrauchbar werden. Aber auch zum sicheren Aufkleben auf Glas ist die vorherige Gelatinierung der Plakate notwendig. Zwar können frisch lackierte und noch sehr geschmeidige Transparentplakate auch ohne Anwendung eines Klebstoffes haltbar auf Glas geklebt werden, indem man Glas und Plakat mit Wasser oder Spiritus leicht anfeuchtet, das Plakat auf die Scheibe legt und durch Reiben mit einem Tuch von der Mitte nach den Seiten zu alle Luftblasen und alle Feuchtigkeit zwischen Plakat und Glasscheibe entfernt. Durch das Verstreichen von innen nach außen zwischen Plakat und Glasscheibe wird die Luft herausgestrichen und das Plakat durch den Druck der Außenluft gegen die Scheibe gepreßt, was genügend festes Anhaften zur Folge hat. Auch ist frischer Lack bis zum vollkommenen Austrocknen immer etwas klebrig auf der Ober fläche, wodurch das Anhaften des Plakates auf Glas be günstigt wird. Sobald aber der Lack ausgetrocknet ist und dadurch an Geschmeidigkeit verloren hat, ist es nicht mehr möglich, das Plakat ohne Anwendung von Klebmitteln fest mit dem Glas zu verbinden. Oellacke und andere Gemische von Harz, Leinöl und Ter pentinöl sowie deren Ersatzstoffe werden erst dann wirklich trocken, wenn die Oxydation der im Lack enthaltenen Oele oder Firnisse vollständig beendet ist. Dann hat aber der Lack einen Teil seiner Elastizität eingebüßt, er wird spröde und brüchig. Da die Oxydation der im Lack enthaltenen Oele unter Zutritt von Luft schneller von statten geht, so wird derjenige Lack am längsten geschmeidig bleiben, bei welchem sich diese Oxydation am langsamsten vollzieht. Zu dieser Verzögerung der Oxydation trägt aber der durch die Gelatinierung erzeugte, luftabschließende Ueberzug wesentlich bei. Auch aus diesem Grunde erscheint die doppelseitige Gelatinierung der Transparentplakate notwendig. Jede Oxydation ist mit Wärmeentwickelung verbunden, und darauf ist auch die schon öfters beobachtete Selbstentzündung lackierter Papierwaren, besonders in Stapeln aufgeschichteter Plakate, zurückzuführen, wodurch schon manches Schaden feuer entstanden ist. Die durch das Gelatinieren verlangsamte Oxydation des Lackes beugt auch dieser Gefahr vor. Eine zur Gelatinierung von Transparentplakaten sehr vorteil hafte Gelatinelösung stellt man sich nach folgender Vorschrift her: Ein Gewichtsteil weißer Gelatine wird in 5 Gewichts teilen kalten Wassers aufgequollen. Nach völligem Auf quellen werden weitere zehn Gewichtsteile heißen Wassers zugegeben, wodurch eine dünnflüssige Gelatinelösung entsteht. Dieser wird zur Verhütung des Schäumens etwas rohe Milch zugesetzt (auf 1 Kilo trockner Gelatine 1 Liter Milch) und dann das Ganze -durch ein Haarsieb gegossen. Diese Gelatinelösung läßt man erkalten, bis sie eine runde Gallertmasse bildet, welche durch scharfes Umrühren leicht dick flüssig erhalten werden kann. In diesem Zustande wird die Masse mit der Lackiermaschine oder — bei Handauftrag — mit einem breiten Pinsel auf die lackierte Fläche aufgetragen. Beim Aufträgen mit Pinsel muß die Masse kräftig ausgestri chen werden. Bei Verwendung mit Lackiermachinen mit Leim massewalzen muß für den Zweck des Gelatinierens die Massewalze durch eine Weichgummiwalze ersetzt werden, da die Massewalze durch die wässerige Gelatinelösung verderben würde. Das Aufträgen der kalten Gelatinegallerte hat die Vorteile, daß erstens der Auftrag bei geringerem Gelatineverbrauch doch genügend kräftig wird und daß zweitens die aufgetragene Masse nicht, wie dies beim Auftrag warmer und flüssiger Gelatinelösung leicht vorkommt, von der lackierten Fläche, welche feuchtigkeits abstoßend wirkt, stellenweise zurückläuft. Das Verhältnis von Wasser zu Gelatine ist kein ganz be stimmtes; je nach Güte und Ergiebigkeit der Gelatine muß der Wasserzusatz verändert werden, was durch Versuche festgestellt werden muß. An warmen Sommertagen muß die Gelatinelösung durch Einsetzen des Gefäßes in kaltes Wasser oder etwas Eis zur Erstarrung gebracht werden; am besten wird die Lösung am Tag vor dem Gebrauch zubereitet, damit sie über Nacht erstarren kann. Es soll nur soviel Gelatinelösung hergestellt werden, als für zweimaliges Gelatinieren einer Auflage gebraucht wird. Zusatz von einigen Tropfen Karbolsäure oder Salycilsäure erhält die Lö sung für längere Zeit frisch. Wo besondere Umstände es nicht angezeigt erscheinen lassen, sich der geronnenen Gelatinemasse zu bedienen, kann auch mit Vorteil eine flüssige Gelatinelösung verwandt werden, welche man sich nach folgender Vorschrift bereitet. Ein Gewichtsteil Gelatine wird in 5 Teilen guten Essigs aufgequollen und durch Zusatz von fünf Gewichts teilen heißen Wassers verflüssigt. Auch auf diese Lesung ist zur Verhinderung des Schäumens dieselbe Menge roher Milch zuzusetzen, sowie auf 10 Kilo fertiger Lösung etwa 200 Gramm Ochsen galle, welche das Zurücklaufen der Lesung von der lackier ten Fläche verhindert. Um den üblen Geruch der Ochsengalle zu beseitigen, wird diese vorher mit einigen Tropfen Karbol- oder Salycil säure sterilisiert. Diese Lesung muß bei der Verarbeitung stets etwas warm erhalten werden, was am besten im warmen Wasserbade geschieht. Der Auftrag kann mit der Lackiermaschine oder mit dem Pinsel erfolgen. V. Fertigmachen. Die fertigen Transparentplakate werden mit dünnem Seiden papier durchschossen und danach auf genaues Format geschnitten, wobei der Preßbalken der Schneidmaschine nur leicht aufgesetzt werden darf. Das Zwischenlagepapier, welches gleichzeitig eine auf gedruckte Gebrauchsanweisung für das Aufkleben tragen kann, wird vorteilhaft mit einer leichten Rippung durch Gaufrage ver sehen, weil glattes Zwischenlagepapier leicht an der glatten Fläche des Transparentplakates haften bleibt. Sollen Transparentplakate längere Zeit gelagert werden, so empfiehlt es sich, sie etwa zu 100 Blatt zwischen Pappe zu ver packen und aufrechtstehend aufzubewahren. V. W.