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Nr. 6/1914 PAPIER-ZEITUNG 159 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Hauptversammlung am 5. und 6. Dezember 1913 im Papierhaus zu Berlin Fortsetzung zu Nr. 4 Meine Herren! Wir können nunmehr in die Tagesordnung eintreten. Der erste Punkt ist: „Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäfts jahr.“ Bevor ich Herrn Professor Dr. Schwalbe das Wort erteile, möchte ich Sie daran erinnern, daß das Reden etwas sehr Leichtes ist und daß das Sprechen in Fach Versammlungen meist sogar ein Vergnügen bedeutet, wenn man lauschende Zuhörer um sich weiß. Meine Herren, es ist aber eine Kirnst, sich stets bei so großer Zuhörerschaft verständlich zu machen und eine Kunst scheint es nach Erfahrungen auch zu sein, Zwiegespräche zu vermeiden. Ich bitte die Herren Redner sowohl als die Zuhörer, diese Kunst zu zeigen und zwar auf die ganze Dauer unserer anstrengenden Versammlungen. I. Berichterstatter Geschäftsführer Professor Dr. Carl G. Schwalbe: Im abgelaufenen Geschäftsjahr des Vereins war es möglich, die ,.Schriften des Vereins“, eine Sammlung von für das Fach wichtigen experimentellen und literarischen Arbeiten, um einige wertvolle Nummern zu vermehren. Die im Vorjahre preisgekrönte Untersuchung des Herrn Dr. Christiansen in Kristiania über den Natronzellstoff hat als Nr. 6 Drucklegung erfahren und ist in den letzten Wochen in Ihre Hände gelangt. Gleichfalls fertig gedruckt liegt, wenn auch noch nicht in den Händen der Mitglieder, als Nr. 7 eine Arbeit von Prof. Dr. Heuser über „Das Färben auf der Papier maschine“ vor. Da die Vorgeschichte dieser Arbeit etwas weit zurück liegt, sei darin erinnert, daß Herr Dr. Fues in Hanau 1909 einen Preis für eine Zusammenstellung aller derartiger Färbeverfahren und der Veröffentlichungen über solche Verfahren dem Verein zur Ver fügung stellte. Der Autor hat vor dem Verein 1910 in einer Vor standssitzung seine Ergebnisse in einem Vortrag zusammengefaßt, heute, verzögert durch Stellung- und Berufswechsel, liegt die fertige Arbeit, dank dem Entgegenkommen der großen Farbenfabriken, geschmückt mit schönen Mustern, vollendet vor. Sie wird Ihnen in den nächsten Wochen zugehen. Die eben erwähnten Arbeiten sind ganz oder doch zum Teil auf Kosten des Vereins gedruckt und den Mitgliedern unentgeltlich zugänglich gemacht worden. In Rücksicht auf die Finanzen des Vereins wurde jedoch die Einrichtung getroffen, daß auch Arbeiten, deren Druckkosten der Autor trägt, den Aufdruck „Schriften des Vereins" auf Antrag des Autors erhalten können, wenn ihr Inhalt nach Ansicht des Fachausschusses für die Mitglieder von Interesse ist. Erstmalig ist diese Neuerung bei der Doktor-Dissertation des Herrn Dr. Bernheimer „Beiträge zur Kenntnis des Zellstoff-Koch- prozesses nach System Mitscherlich" durchgeführt worden, die als Nr. 5 der „Schriften" erschienen ist. Es wird die Mitglieder interessieren, an die Titel und Verfasser der früheren Schriften erinnert zu werden: Nr. 1 verfaßt von Herrn Dr. Renker, behandelt die ,,Zellstoffanalyse", Nr. 2 von Herrn Prof. Klason die „Chemie des Fichtenholzes“, Nr. 3 ist eine Sammlung von Fachberichten der Herren Prof. Herzberg, Prof. Dr. Vogel und Dr. Vieweg, in Nr. 4 behandelt Dr. Müller die Sulfitablauge. Von den eben erwähnten Fachberichten wurde seinerzeit er hofft, sie würden sich zu einer ständigen Einrichtung des Vereins gestalten lassen. Wie schon im Vorjahre, muß auch in diesem Jahre berichtet werden, daß es trotz erneuter Werbung nicht gelungen ist, Berichterstatter aus den Kreisen der Mitglieder zu gewinnen. Nur der Bericht des Herrn Prof. Herzberg ist wie alljährlich er schienen. Es steht zu hoffen, daß den Mitgliedern die alljährlich auf der Tagesordnung stehenden Referate oder referierenden Vor träge einen Ersatz schaffen, deren Drucklegung bei Hinzufügung von Literaturstellen den wünschenswerten Anschluß an das Referaten- Unternehmen des Vereins bieten würde. Mit diesen Referaten befindet sich der Verein leider sehr im Rückstand. Vom mechanischen Teil fehlen die Jahrgänge 1911, 1912, 1913; vom chemischen Teil fehlt indes nur Jahrgang 1912; die Jahrgänge 1909—1911 hegen fertig vor, 1913 ist im Abdruck in den Vereinszeitschriften. Der Geschäftsführer, der diese Bericht erstattung als eine seiner wichtigsten Pflichten betrachtet, wird, um die durch seine Schuld entstandene Lücke zu füllen, den Jahr gang 1912 überhaupt nicht mehr in den Vereinszeitschriften er scheinen, sondern nur in der Buchausgabe auf seine Kosten drucken lassen. Durch Einschränkung im Umfang der Literatur-Auszüge durch Verzicht auf die umfangreichen Abteilungen: Wissenschaft liche Zellulosechemie, Textilindustrie und Zelluloseindustrien, soll in Zukunft rasches Erscheinen erleichtert werden. Die genannten Abschnitte sind ohnehin schon seit Jahren nicht in den Vereins zeitschriften zum Abdruck gelangt; sie sollen nunmehr auch in der Sonderausgabe wegbleiben, und an ihre Stelle sollen gelegentliche, nicht alljährlich zusammenfassende Referate treten, durch welche die Vereinsmitglieder über das Wichtigste aus .diesen Gebieten unterrichtet werden. Als Ergänzung der Referate wird die Sonder ausgabe alljährlich ein Verzeichnis der einschlägigen Bücher und Broschüren enthalten. Für die Literaturauszüge werden 27 Zeit schriften durchgesehen, von denen der Verein 7 im Abonnement hält, 6 gehen dem Verein im Austausch als Geschenke zu, nämlich die „Mitteilungen des Kgl. Materialprüfungsamtes“, „Papier fabrikant“, „Papier-Zeitung“, „Holzstoff-Zeitung“, „Le papier“, „Paper“, ein weiterer Teil ist Eigentum des Referenten, den Rest stellt die Redaktion der „Papier-Zeitung“ zur Verfügung. Der Fachausschuß ist im Berichtsjahre etwas öfter als in vorhergehenden Jahren in Anspruch genommen worden. Die folgenden Stichworte der verlangten Auskünfte zeigen, welche verschiedenartige Gebiete der Fachwissenschaft das Interesse der Mitglieder erweckt haben: Die Natronzellstoff-Fabrikation betreffen Fragen nach der Reglung des Schwefelnatriumgehaltes der Laugen, des Loewigschen Regenerationsverfahrens, der Verwendung von Bisulfat und der Beseitigung der Gerüche von Strohablaugen, Textilose. Die Sulfitzellstoff-Fabrikation betreffen: Wärmeökonomie beim Zellstoffkochen, Schwefelöfen, Unterscheidung von Sulfit zellstoffen, Wegebefestigung mit Ablauge, Herstellung von Halb zellstoffen. Auf Leimung beziehen sich: Verwendung, Aufbewahrung und Nachweis der Viskose, Herstellung wasserdichter' Papiere. Zu erwähnen sind noch Fragen nach den Methoden der Lignin bestimmung, Apparatur der Trockenbestimmung, Abwässer-Ent färbung, Beziehungen zwischen Ausdehnung von Papieren und der Lu f tfeuchtigkeit. Experimentalarbeiten sind im vergangenen Jahre insofern in Auftrag gegeben, als eine umfassende, vom Verein Deutscher Papier fabrikanten subventionierte Prüfung der Harzleimersatzprodukte in die Wege geleitet wurde, über deren bisherige Ergebnisse Herr Dr. v. Possanner Ihnen noch heute zu berichten haben wird. Die zahlreichen Vorschläge, die vom Verein aus für Arbeiten aus dem Gebiete der Zellstoff- und Papier-Chemie gemacht worden sind, haben — abgesehen von den Preisarbeiten — nicht zur Ein lieferung von' Untersuchungsergebnissen an den Verein geführt. Um eine leicht zugängliche Uebersicht über die sämtlichen vor geschlagenen Aufgaben zu schaffen, sind im Jahresbericht für 1912 alle vom Verein vorgeschlagenen Probleme nochmals zusammen gestellt. In den ersten Jahren seines Bestehens, bis 1909, hat der Verein sich lebhaft bemüht, für Ausführung solcher, eben erwähnter Experimentalarbeiten eine Arbeitsstätte, ein Sonderlaboratorium, womöglich ein Vereinslaboratorium zu schaffen. Dessen Errichtung ist jedoch an finanziellen Schwierigkeiten gescheitert. Aber ein Sonderlaboratorium gedachter Art ist inzwischen doch in Erscheinung getreten, indem der preußische Landwirtschaftsminister die Ein richtung eines Laboratoriums für Zellstoff- und Holz-Chemie in Ebers walde im Anschluß an das preußische forstliche Versuchswesen verfügt hat. In den letzten Jahren sind übrigens ähnliche Sonder- Laboratorien, die allerdings zum Teil nur Studien über die Hölzer betreiben, verschiedene gegründet worden, so in Madison in den Ver einigten Staaten und in Ottawa in Kanada. Vorträge im Anschluß an die Vorstandssitzungen konnten im vergangenen Jahre nur einmal in Dresden bei der „Sommer versammlung“ geboten werden. Die für Breslau im Anschluß an die Tagung des Vereins deutscher Chemiker geplante Sitzung hat aus Mangel an Beteiligung ausfallen müssen. Bei der erwähnten Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker war unser Verein durch den Geschäftsführer, den ohnehin Vortragspflichten nach Breslau riefen, vertreten. Bei der Gründung des österreichischen Zweigvereins war unser Herr Vorsitzender der Vertreter. Vorsilzender: Ich danke Herrn Professor Schwalbe für seine Ausführungen. Ich frage, ob das Wort gewünscht wird. Das ist nicht der Fall. Dann erteile ich das Wort Herrn Ferenczi. II. Bericht des Schriftführers S. Ferenczi: Ich bin in der erfreulichen Lage, Ihnen ein weiteres gedeihliches Fort schreiten unseres Vereins in bezug auf Mitgliederzahl und Aus dehnung bekannt zu geben. Wir haben 456 Mitglieder, nach Abzug aller der Mitglieder, die inzwischen durch den Tod oder durch Austritt aus dem Verein ausgeschieden sind. Im vorigen Jahr war die Zahl zur Zeit der Hauptversammlung 398, so daß wir im abgelaufenen Jahr um 58 Mitglieder zugenommen haben.