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lichtet. Wenn man das Gaslichtpapier nun bei gelbem Licht ent wickelt, so erhält man das getreue Negativ mit einer Schrift auf schwarzem Grunde, das in der angegebenen Weise weiter ver arbeitet werden kann. Akzidenzsetzer werden erfreut sein, hier ein Mittel zu finden, das ihren Arbeitskreis erweitert, ihren Fähigkeiten mehr Spiel raum läßt und auch im Akzidenzdruck schöne neue Wirkungen ergibt. Die Art, wie dies geschehen kann, soll in einem anderen Aufsatze dargelegt werden. Bisher war von einfachen Negativblöcken mit glatten oder bewegten Rändern die Rede. Es gibt auch noch andere Arten, durch Weiß auf schwarzem Grunde interessante Wirkungen herbeizuführen, Auf der vorstehenden Seite haben wir eine Anzahl Anzeigen muster mit Negativ-Einsätzen nach Ausschnitten aus verschie denen Zeitungen zusammengestellt. Bilder 6 bis 8. Negativsätze müssen sparsam verwendet werden; sie sollen nicht die Regel bilden. Wenn sie auf einer Anzeigenseite zu häufig auftreten, so verlieren sie an Wirkung. An Zeitungen, in denen sich die sogenannten Künstler- Inserate ein Stelldichein geben, kann man die Erfahrung machen, daß man auch das Eigenartige satt kriegt, wenn man es zu oft und in Massen genießen muß. Als Grundsatz muß angenommen werden, daß die typo graphische Lösung, d. h. der Satz mit vorhandenen Schriften, die Regel bleiben soll. Diese grau wirkenden Anzeigen geben dann den geschlossenen Grundton ab, von dem sich die geschickt eingestreuten Negativmuster günstig abheben. Hier möge ein Wort über die gewerbliche Ausbildung gesagt sein. Die Fortbildungsschulen für Gehilfen, Zeichenkurse usw. beschäftigen sich viel mit Schriftzeichnen, Stillisieren von Pflanzenformen und anderen überflüssigen Sachen. Der Setzer lernt aus einem Eichenblatt ein Ornament machen, und verlernt dabei den vorteilhaften Gebrauch seiner Schriften und der näher liegenden Möglichkeiten, um eine gute Einheit zu erzielen. Ich habe es schon oft erlebt, daß ein solcher Zeichenkünstler, der mit einer Mappe voll schöner Zeichnungen sich vorstellte, nachher am Kasten jämmerlich versagte. Wenn die Schulen sich der hier angeschnittenen Sache an nähmen, wenn sie sich also mit dem Ausbau von Anzeigen und Reklame-Drucksachen, die ja schließlich auf dasselbe hinaus laufen, beschäftigen, so würde dem Fache und dem Einzelnen damit mehr gedient sein, als mit der Erfindung unverwertbarer Schriften oder Ornamente. H. H. Meisterprüfungen für das Buchbinder-Handwerk im Handwerkskammerbezirk Berlin für das Jahr 1913 - Der Andrang zur Meisterprüfung war im Jahre 1913 ganz be sonders stark; namentlich kurz vor dem 1. Oktober, da an diesem Termin die Frist für diejenigen ablief, die keine Gehilfenprüfung nachweisen konnten. Im Jahre 1913 fanden 8 Prüfungen mit 34 Prüflingen statt. 7 Prüflinge erhielten das Prädikat ,,Recht gut“, 19 Prüflinge er hielten das Prädikat „Gut“, 7 Prüflinge erhielten das Prädikat „Ge nügend“, 1 Prüfling mußte wegen ungenügender Arbeiten abge wiesen werden. Für das Jahr 1914 hat die Handwerkskammer bestimmt, daß die Schüler der Berliner Kunstklasse, die 6 Monate in Berlin die Kunstklasse besucht haben, nicht mehr zur Prüfung zugelassen werden dürfen. Die Handwerkskammer verlangt, daß sich die Prüfungs kommission streng nach den Vorschriften des Gesetzes richtet, wel ches fordert, daß der Prüfling den Nachweis erbringt, daß er 6 Monate als Gehilfe in Berlin gearbeitet hat. Der alleinige Bestich der Kunst klasse genügt hierzu nicht. Im großen und ganzen konnte die Kommission mit der Be fähigung der Meisterprüflinge zufrieden sein. Die Prüflinge hielten mit den strengeren Anforderungen der Prüfungskommission Schritt. Es wurden sehr viele gute praktische Arbeiten ausgeführt; ebenfalls gute schriftliche Arbeiten. Eine schwache Seite zeigen die Prüflinge fast durchweg im Kalkulieren. Es wäre daher sehr erwünscht, daß die Berliner Handwerkskammer nicht nur in jedem Sommer den Meisterprüfungskursus stattfinden läßt, sondern auch im Anschluß daran einen Kalkulationskursus, damit sich die Prüfungskommission nur mit der Abnahme der Prüfung beschäftigen könnte und nicht erst noch Unterricht im Kalkulieren erteilen müßte. Sobald die Prüflinge den Meistertitel erworben haben, ist die Prüfungskommission bemüht, die Herren, soweit sie selbständig sind, der Berliner Buchbinder-Innung als Kollegen zuzuführen. Alexander Weber Vorsitzender der Meisterprüfungs-Kommission Passive Resistenz Wie in der ganzen österreichischen Provinz wurde auch von der Druckerei J. Wimmer in Linz, in deren Verlag die „Linzer Tages post“ erscheint, der gesamten Arbeiterschaft wegen des Lohnkampfes am 6. Dezember 1913 vierzehntägig gekündigt. Als die Gehilfen am 15. Dezember derart mit der passiven Resistenz einsetzten, daß das gesamte Personal der Druckerei zur Herstellung der „Tagespost“ verwendet werden mußte, wurden sie auf Grund des § 82 der österr. Gew.-O. sofort entlassen. Sechs der entlassenen Gehilfen klagten gegen die Druckerei auf Zahlung des Lohnes für die restliche Kün digungsfrist, wurden jedoch vom Richter kostenpflichtig abge wiesen, da die passive Resistenz eine beharrliche Pflichtverletzung sei, die zur sofortigen Entlassung ohne Kündigung berechtigt. K- • Neue Festsetzung der Ortslöhne. Auf Grund der Bestim mungen der Reichsversicherungsordnung haben sämtliche Ober- Versicherungsämter mit der Wirkung vom 1. Januar 1914 ab die Ortslöhne (früher als ortsüblicher Tagesentgelt gewöhnlicher Tage arbeiter bezeichnet) neu festzusetzen. Diese Lohnsätze werden bei der reichsgesetzlichen Unfallversicherung der Rentenberechnung üverall da zu Grunde gelegt, wo der eigene Arbeitsverdienst diese Beträge nicht erreicht, z. B. bei Lehrlingen, Laufburschen, Lehr mädchen, Zeitungsträgerinnen usw.) auch werden für unständig Be schäftigte und Hausgewerbetreibende bei der Krankenversicherung Beiträge und Leistungen nach diesen Lohnsätzen festgestellt. In Berlin, Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz und Weißen- see z. B. wurde der Ortslohn für erwachsene (über 21 Jahre alte) männliche Personen von 3 M. auf 4 M., für weibliche Personen von 2 M. 20 Pf. auf 3 M. erhöht. In gleicher Weise werden diese Lohn sätze im allgemeinen den Zeitverhältnissen entsprechend eine Er höhung erfahren haben. Die besonderen Ortslöhne für männliche und weibliche jugendliche Personen haben bei der Unfallversicherung keine Anwendung zu finden, sondern stets die für Erwachsene fest gestellten. Eine rückwirkende Kraft hinsichtlich bereits festgesetzter Renten und solcher, die für vor dem 1. Januar 1914 eingetretene Unfälle noch festgesetzt werden, besitzen diese neuen Bestimmungen der Ober-Versicherungsämter nicht. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bcherei des Papierhauses, Dessauer Straße 2. eingereiht, welche wie der Lesesa 1 wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht Weltarchiv. Halbmonatsschrift. Verlag „Weltarchiv“ in Mün chen-Pasing. Jährlicher Bezugspreis 4 M. Die Reklamemarken-Bewegung in aller Welt ist in Wort und Bild von namhaften Fachschriftstellern ausführlich und anregend dargestellt in der soeben zur Ausgabe gelangten, 80 Seiten um fassenden Propagandanummer obiger Halbmonatsschrift. Der reiche Inhalt mit 46 eingehefteten künstlerischen, z. T. amtlichen Marken unterrichtet in zuverlässiger Weise über Zweck, Wert und ungeahnte Ausdehnung dieses neuen Sammelsportes. Preis dieser Sondernummer mit allen Markenbeilagen 50 Pf. Das „Weltarchiv" ist auch amt liches Organ der „Internationalen Propagandamarken-Union", die in vielen Ländern Mitglieder und Ortsgruppen besitzt. Die „I. P. U" liefert ihren Mitgliedern gegen 6 M. Jahresbeitrag die Zeitschrift „Weltarchiv"; außerdem vermittelt sie Kauf und Tausch von Mar ken für Sammler. Auch die Marken-Erzeuger und -Händler finden darin manches, was für sie wissenswert ist. Ausführliches über die I. P. U. ist in einer Beilage der Werbenummer angegeben. Innen-Dekoration. Die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort. Herausgeber Hofrat Alexander Koch in Darmstadt. Januar- Heft 1914. Jubiläums-Jahrgang, Preis dieses Heftes 3 M. Fünfundzwanzig Jahre sind seit der Begründung der „Innen- Dekoration", die nachhaltig für die deutsche Wohnkultur gewirkt hat, ins Land gegangen. Als Hofrat Alexander Koch in Darmstadt vor einem Vierteljahrhundert die „Innen-Dekoration“ ins Leben rief, lag das Kunstgewerbe Deutschlands noch sehr darnieder, heute aber marschiert Deutschland an der Spitze der Bestrebungen, die auf eine neue Wohnkultur gerichtet sind. An diesem Ergebnis hat Alexander Kochs „Innen-Dekoration" fühlbaren Anteil. Der Inhalt des den Jubeljahrgarg einleitenden Januar-Heftes ist besonders reichhaltig. Die Beschreibung des Landhauses Bauer in Feldafing (Architekten I. A. Campbell und Richard Drach) er öffnet das Heft; Daran schließen sich Abbildungen vom Innen ausbau des Münchner Hotels Continental, (Architekt Ferdinand Götz) Es folgen bürgerliche Kleinhäuser von Heinrich Straumer in Berlin und das Herrenhaus Auermühle von Karl Siebrecht in Hannover. Eine gelungene farbige Abbildung gibt einen guten Begriff von Karl Pullichs Wohnhalle, die Georg Schöttle ausgeführt hat. Den Schluß machen eine Reihe Beleuchtungskörper und vornehmer, kunst gewerblicher Einzelgegenstände der Firma R. C. F. Schulz in Berlin, ferner Stickereien von Melitta Löffler und reizvolle gedeckte Tische von Julius Klinger und Ernst Friedmann in Berlin.