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H API ER-VERARBEITU N G M Buch Gewerbe Das Zunfthaus auf der Leipziger Buchgewerbe- Ausstellung In dem mit besonderer Liebe und Sorgfalt ausgestatteten Ver- gnügungs- und Erholungspark der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik 1914 ist auch für die Fachleute, die in großer Zahl aus dem In- und Auslande die Ausstellung besuchen werden, in hervor ragender, Weise gesorgt. Des Treffpunkt für alle im Buchgewerbe und in der Graphik Tätigen, für Arbeitnehmer sowohl als für Arbeit geber wird das große Zunfthaus sein. Das in seiner Eigenart ebenso vornehme wie einledende Gebäude wird nach den Plänen des Leip ziger Architekten Walter Gruner gebaut. Um eine schöne Mittel halle sind drei große Räume gelegt, die nach der Mittelhalle offen sind und durch ihre besonders behagliche und anheimelnde Einrichtung den Besucher zum Verweilen zwingen sollen. Humoristische Szenen aus dem Berufsleben, ausgeführt von dem Leipziger Künstler Erich Gruner, schmücken die Wände, scherzhafte Inschriften in lustigem Fachlatein erinnern den Buchgewerbler daran, daß er hier wie zu Hause ist; auch die sonstige Einrichtung, Stühle, Tische usw. sind ganz der inneren Ausstattung sich anpassend gewählt, ja selbst die Trinkgefäße und Speisekarten in diesem originellen Lokal, das auch eigene Siegelmarken und Postkarten herausgeben wird, sollen in dem Zeichen der „schwarzen Kunst“ stehen. So ist für die vielen Tausende von Fachleuten, die in diesem Jahre zur Buchgewerbe-Ausstellung nach Leipzig kommen, in diesem Zunfthaus ein Heim geschaffen worden, in dem sich manche, die vor Jahrzehnten wohl einmal ge meinsam arbeiteten, gern wieder für ein paar flüchtige, frohe Stunden zusammenfinden werden. Ausstellung amerikanischer Drucksachen. (Siehe Nr. 4.) Im Neben- raum des Lesesaales der Bibliothek des Königl. Kunstgewerbemuseums in Berlin ist zurzeit eine Auswahl moderner amerikanischer Druck sachen zur Schau gestellt. Die eine Wandfläche des Saales zeigt Akzidenzen verschiedener Buchtitel und Umschlagseiten, bei denen mehrfach die ganze Fläche der Kolumne in eigenartiger Weise mit sich wiederholenden Figuren gefüllt wurde, in die die Titelzeilen eingebaut wurden, ferner Adreß- und Einladungskarten, die von der sonst üblichen Ausstattungsweise abweichen. Die Glaskästen sind mit Broschüren und Büchern gefüllt, meist bemerkenswerten Erzeugnissen der Prang Press und der Trontsdall Press in Boston, der University Press und Riverside Press in Cambridge. Durch reiche ornamentale Randleisten zeichnen sich die „Description of the pastoral shaff“ und „The Altar Book“ der Merrymount-Press in Boston aus. Außerdem ist in dem Raume eine Anzahl photo graphischer Abbildungen amerikanischer monumentaler Geschäfts häuser ausgestellt. Die Ausstellung ist wochentäglich von 10 Uhr vormittags bis 10 Uhr abends geöffnet. Erweiterung des Anzeigensatzes Bei dem verschärften Wettbewerb auf allen Gebieten des Handels und der Industrie mußten im Anzeigenwesen neue Reklamemittel gefunden werden. Die altväterliche Art, allein durch dicke und dünne Schriften gewisse Sachen hervorzuheben, genügte nicht mehr. Hier ließen sich die Buchdruckereien ins Hintertreffen drängen, da sie keine Anstalten machten, den Anzeigenden ent gegenzukommen. Da die Druckereien versagten, so wendeten sich große Firmen, die ständig anzeigen an gewisse Spezial druckereien, in denen Anzeigensätze in Lohn ausgeführt und Stereotypplatten für die Zeitungen geliefert werden. Einige Zeitungsdruckereien aller dings haben eine besondere Abteilung für bessere Anzeigen eingerichtet und sogar Zeichner für diesen Zweck an gestellt. Das sind aber Ausnahmen. Schlimmer noch als die Ab wanderung der Anzeigenden zu Platten lieferanten war es, daß sie Zeichnern in die Hände fielen, die den ganzen Entwurf lieferten und die etwa nötigen Textschriften vorschrieben und so eine Menge Geld verdienten, das den Buch druckereien verloren ging. Damit war aber auch ein Verlust an Ansehen gegenüber den anzeigenden Firmen verbunden. Schon früher ist in diesen Blättern verschiedentlich auf diese mißlichen Zustände aufmerksam gemacht worden. Die vielen trefflichen Vorschläge und Musterbeispiele haben zwar nicht sicht lich genutzt, kann man nicht gerade sagen, aber es ist doch nötig, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen, damit doch vielleicht die eine oder andere Druckerei sich auf sich selbst besinnt. Die Wurzel allen Uebels ist die nachlässige Behandlung des Anzeigenteils seitens der Zeitungsbesitzer. Obwohl hier die Haupt-Einnahmequelle der Zeitungsdruckerei steckt, geschieht doch durchschnittlich fast nichts, um eine Verbesserung des Eindrucks der Anzeigenseiten herbeizuführen. Man sollte sich sagen, daß das Vertrauen aller, besonders der großen Anzeigenden, wachsen muß, wenn sie sehen, daß die Druckerei Sorgfalt auch auf die kleinsten Anzeigen verwendet. Wenn aber als Anzeigensetzer Leute eingestellt werden, die zu Akzidenzen nicht zu gebrauchen sind, so kann nichts Gutes entstehen. Anzeigen in der kurzen verfügbaren Zeit gut und geschickt zu setzen, erfordert mehr Witz und Entschlußfähigkeit, als z. B. in viel längerer Zeit eine schöne Adreßkarte im Satze fertigzustellen. Nichts in der Welt ist umsonst. Deshalb ist die Frage be rechtigt, ob der Zeitungsbesitzer die auf bessere Durcharbeitung der Anzeigen verwendeten Mehrkosten besonders berechnen darf. Ich meine: ja! Und ich glaube, daß die Besteller auch kleiner Anzeigen Interesse daran haben, ihre Ankündigung recht ge schickt ausgestattet zu sehen, und daß sie dafür einen ange messenen Zuschlag gern bezahlen werden. Die Zeitungen müßten nur eine geeignete Mitteilung machen, z. B. auf ihren Brief- und Zeitungsköpfen, in Einladungen zum Inserieren, als Anschläge in den Annahmestellen usw., daß An zeigen erster Klasse, und vielleicht noch als weitere Wertstei gerung die der Sonderklasse gewisse Zuschläge bedingen, und daß dafür das und das mehr geleistet werden soll. Für die Sonder klasse kann man unter günstigen Verhältnissen sogar Zeichner beschäftigen, Aetzungen einschalten usw. Es muß natürlich auch