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DD)APIER=VERARBEITUNG ■ Buchgewerbes!^ Ist ein Vertrag zustande gekommen? Wie aus 3 Einlagen ersichtlich, hat uns eine Druckerei eine größere Partie Ware für Lohnarbeit bestellt resp. avisiert, bis heute aber trotz mehrfachen Anmahnens weder geliefert noch Antwort gegeben, trotz Freikarte. Was ist da zu machen ? Solche Fälle kamen in letzter Zeit wiederholt vor. Wir möchten uns derartiges Benehmen nicht mehr gefallen lassen, sondern energisch und wo- nötig gerichtlich vorgehen. Wie ist Klage anzubringen ? Fast immer sind lange Korrespondenzen, Angebote, Mustersendungen den end lichen Aufträgen vorangegangen, was uns Zeit und Geld kostet. Gummieranstalt Gutachten unseres rechtskundigen Mitarbeiters: Aus den vorliegenden Schriftstücken läßt sich ein Anspruch des Frage stellers auf Erfüllung oder Schadloshaltung nicht herleiten. Das Schreiben vom 18. März 1913 enthielt für sich allein noch kein bindendes Vertragsangebot, da ein solches nur bei hin reichender inhaltlicher Bestimmtheit des Vertragsgegenstandes vorliegt, diese aber erst aus den in dem Schreiben angekündigten, zur Ausführung erforderlichen Unterlagen hätte entnommen werden können. Dadurch, daß der andere Teil die Einsendung dieser Unterlagen unterließ, wurde das inhaltlich unvollständige und deshalb nicht annahmefähige Angebot vom 18. März 1913 hinfällig, und die Rechtslage ist infolgedessen die gleiche, als ob überhaupt kein verbindliches Angebot vorläge. Ein Rechts schutz ist in derartigen Fällen nicht gegeben, da ein solcher erst eintritt, wenn ein bindender Antrag gemacht und ange nommen ist, bis dahin aber die den Vertragsschluß einleitenden Verhandlungen von jedem Teile abgebrochen werden können. Schleuderei mit Drucksachen „Wie es gemacht wird“, ein Illustrationsfall für den Nieder gang im Buchdruckgewerbe! Uns ist zu Ohren gekommen, daß eine Berliner Firma (Gebr. X.) Drucksachen folgendermaßen an ihre Kundschaft zur Ablieferung bringt: Die Firma (Gebr. X) läßt, wahrscheinlich weil sie selbst keinen Kredit bei hiesigen Großhändlern hat, die zu bedruckenden Papiere durch den Drucker, welcher für sie arbeitet, auf dessen Namen kaufen, der Drucker berechnet der Firma (Gebr. X) Papier und seine Druckkosten und liefert die Drucksachen für die Firma (Gebr. X) an deren Kunden gegen Quittung ab. Den dabei bleibenden Verdienst holt die Firma (Gebr. X) vom Drucker ab. Beispiel für vorliegenden Fall: Papier und Druckunkosten 27, — M. Aufschlag (Gebr. X) . . . . 4,50 ,, 31,50 M. Dem Kunden bewilligter Rabatt (5 v. H.) 1,50 ,, 30,— M. Bei einem solchen Nutzen kann allerdings die Firma recht bald auf einen grünen Zweig kommen. Geschäftsbücher-Fabrik Flaggenpostkarten Urteil des Landgerichts Hamburg Der Druckereibesitzer N. und der Lithograph R. hatten sich wegen Uebertretung des Gesetzes betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Kunst zu verantworten. N. stellte vor einiger Zeit auf Bestellung einiger Papierhändler Flaggenkarten her. Vornehmlich ließ er von dem Lithographen R. Entwürfe von Flaggen verschiedener Reedereien und Länder herstellen. Als die Postkarten in den Handel gebracht worden waren, stellte der Litho graph L. bei der Staatsanwaltschaft gegen die beiden vorhin Er wähnten Strafantrag. Er behauptet, daß die Postkarten Nach ahmungen der von ihm in den Handel gebrachten Flaggenkarten seien. Der Angeklagte N. bestreitet vor Gericht, daß seine Post karten Nachahmungen seien. Die L.sehen Karten hätten ihm gar nicht vorgelegen. Als ihm damals von Papierhändlern der Auftrag erteilt worden sei, Flaggenkarten anzufertigen, habe er die Er laubnis der Reedereien eingeholt. Das ganze sei seine Idee gewesen. Da der als Sachverständige vernommene Professor Dr. Lichtwarck auf dem Standpunkt steht, daß die von L. herausgegebenen Post karten wohl ganz hübsche Industrieprodukte, aber keine Kunst produkte seien, beantragte der Staatsanwalt die kostenlose Frei sprechung der Angeklagten. Das Gericht erkannte nach kurzer Beratung dem Anträge entsprechend. (Hamburger Echo) Das Autotypie-Stereo-Verfahren Die Maschinenfabrik Winkler, Fallert & Cie. in Bern tritt nach langjährigen Versuchen mit ihrem Autotypie-Stereo-Verfahren an die Oeffentlichkeit. Das Verfahren ermöglicht, Reproduktionen von Autotypien mit feinstem Raster, Drei- und Vierfarbendrucke auf dem Wege der Stereotypie in solcher Vollkommenheit herzu- stellen, daß die Abdrücke solchen von Originalätzungen oder Galvanos gleichkommen und die auf diesem Wege hergestellten Platten noch bei Auflagen von 100 000 Exemplaren sauberen und tadellosen Druck ermöglichen. Nachdem die gründlich gereinigte Form mit eingesetzten Bildern in den Schließrahmen oder das Schließsetzschiff geschlossen ist, wird sie mittels der fahrbaren Schließplatte zu der von der Firma gebauten eigenartigen Matrizen-Präge- und Trockenpresse gefahren. Die für diesen Zweck eigens hergerichtete angefeuchtete Spezial- Mater wird auf die Form gelegt, mit Filztuch und einer entsprechen den Anzahl von Löschblättern bedeckt, unter den Prägekopf ge schoben und die Presse in Gang gesetzt. Der Prägekopf senkt sich genau horizontal auf die Form und schaltet bei Erreichung des gewünschten Druckpunktes selbsttätig aus, so daß die Form unter Druck stehen bleibt. Sowohl die obere als auch die untere Preß platte sind beide oder einzeln mittels Dampfes heizbar, und die Form wird etwa fünf Minuten unter Druck gelassen. Um vollständiges Austrocknen der Mater innerhalb kürzester Frist zu ermöglichen, ist die Presse mit einem patentierten Absaugesystem versehen, das folgendermaßen wirkt: Mit Ingangsetzen der Maschine schaltet eine von einem kleinen Elektromotor angetriebene Vakuumpumpe ein, die durch in großer Zahl im Prägekopf angebrachte Saugstöpsel sämtliche Feuchtigkeit und Dämpfe in kürzester Frist absaugt, wodurch eine gleichmäßige, trockene und sofort gußfertige Mater erreicht wird. Die Maschine wird sodann wieder in Gang gesetzt, bis der Prägekopf seinen ursprünglichen höchsten Stand erreicht hat. Die Matrize, die vollkommen gußfertig ist, wird von der Form sorgfältig abgenommen und kann zum Guß sofort verwendet werden. Ein Talkieren vor dem Gießen darf nicht erfolgen, nur muß die Matrize peinlichst sauber abgebürstet werden. Ebenso ist Auslegen der Matrize nur bei ganz breiten Bunzen erforderlich. Die Matrize hat die sehr wichtige und für Farbplatten unerläßliche Eigenschaft, selbst nach einer größeren Zahl von Güssen ihre Originalgröße bei zubehalten, wodurch scharfes Register gesichert wird. Ist der Guß, gleich ob rund oder flach, nicht mittels des von der Firma her gestellten neuen Rapid-Gießinstrumentes erfolgt, also in einer bereits im Geschäft vorhandenen bisher üblichen Konstruktion, so hat die Platte noch die verschiedenen Arbeitsgänge, wie Sägen, Bestoßen, Fräsen, Ausschaben usw. durchzumachen, worauf sie in das kombinierte Verhärtungsbad gebracht wird. Die ganze Nach bearbeitung der Platten fällt bei Verwendung des Rapid-Gieß- Instrumentes weg, weil dieses die vollständig druckfertige, mit allen 4 Facetten versehene Platte gießt. Je nach der Höhe der Auflage, die von einer Platte gedruckt werden soll, bleibt die Platte im Bade, und zwar im Kupferbade etwa 2 Minuten, im Verhärtungs bade etwa 20—30 Minuten. Nach diesem Verfahren verhärtete Platten sollen Auflagen von über 100 000 Exemplaren aushalten, die in keiner Weise dem Druck von Originalen oder Galvanos nach stehen. Die Vorteile, die dieses Verfahren bietet, zeigen sich vor allem im Preis der Druckplatten. Ein Quadratzentimeter eines Galvanos kostet je nach Größe des Auftrages 1 %—3 Pfennige. Ein Quadratzentimeter Autotypie-Stereo in gleicher Qualität kostet nach den Angaben der Firma 1/4 Pfennig. In dieser Berechnung sind Anschaffungskosten, Betriebsspesen, Unkosten, Löhne, Amorti sation, Kraft, Heizung, kurz, alles inbegriffen. Die Presse wird in zwei verschiedenen Konstruktionen, und zwar eine nur für Warm prägung und eine für Warm- und Kaltprägung gebaut. Erstere kommt nur da in Betracht, wo ausschließlich Bilderformen, Kataloge, illustrierte Zeitschriften gedruckt werden, während letztere für Tageszeitungen mit und ohne Illustrationen, wo es auf die Minute ankommt, in Frage kommt. Bilder feinsten Rasters müssen warm geprägt werden. Zu diesem Zwecke kann die Presse mit Dampf geheizt werden, der in einem patentierte!) Schmelzofen mit ange bautem Dampfentwickler erzeugt wird, so daß keine Mehrausgabe für Heizung entsteht. Will sich der Stereotypeur überzeugen, wie viel Grad Hitze vom Stereotypieofen unverbraucht durch den Kamin entweichen, so wird er bis zu 400 0 feststellen können. Diese bei den gewöhnlichen Schmelzkesseln nachweislich verloren gehenden Heizwerte sind hier nutzbar gemacht, indem auf dem etwas ver längerten Schmelzherd hinter dem Schmelzkessel ein Dampf generator angebaut wurde und die Schmelzherde isoliert sind, so daß hierdurch Wärmeverluste nach Möglichkeit vermieden werden.