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direkt. Dies ist nur ein Beispiel. Wo sind aber die ostfriesischen Fabriken hiermit geblieben ? Sie arbeiten mit alten Maschinen recht langsam weiter, und der Erfolg ist (wenn Herr Y recht hat), daß von 8 Fabriken 7 Konkurs machten. Dies ist kein Beweis dafür, daß ine neue Fabrik nicht gut geht. Warum nicht ? Wenn sie nur auf der richtigen Stelle liegt für Stroh, Torf, Leute, Verschiffungshafen und Abfluß des Betriebswassers, und vor allem, wenn sie einen tüchtigen Leiter hat, wird es sicher mit gutem Erfolg gehen. Stroh wird heute auch in Ostfriesland billig sein, ebenso wie in Holland, dabei sind hier die Pappenpreise sehr gut. Unsere Leute fangen schon an in Deutschland, z. B. in Emlichheim, zu bauen, nach dem neuesten System, um den Zoll zu umgehen. Heute gilt es für Ostfriesland und vielleicht auch für andere Plätze: Vorwärts schreiten oder Konkurs machen. Ich habe das erste, Herr Y aber nur das letzte gesehen. Joh. Driesens, Papiertechniker in Uebbergen bei Nymegen Wirkungen des neuen amerikanischen Zolltarifes Da man sowohl in Amerika wie in Europa .von dem neuen ame rikanischen Zolltarif ein bedeutendes Anwachsen der Einfuhr er wartete, ist es von Interesse, die ersten amtlichen Ziffern, die seit dem Inkrafttreten des neuen Tarifes herausgegeben wurden, zu studieren. Das Department of Commerce berichtet über die Einfuhr: 1912 1913 Dollar Dollar Juli 148 666 738 139 061 770 August 154 756 770 137 651 553 September 144 819 493 171 084 843 Oktober 177 987 986 132 878 896 Summe der 4 Monate 626 230 987 580 677 062 Es fällt vor allem auf, daß der Monat Oktober, in dem der neue Tarif schon in Kraft war, der schwächste von allen ist; allerdings wurden die ersten drei Tage des Oktobers, in denen noch der alte Tarif galt, dem September zugerechnet; aber die Einfuhr dieser drei Tage betrug 13 665 000 Dollar, so daß diese Tatsache nichts Wesent liches ändert. Jedenfalls beweisen die Ziffern des ersten Monates, daß die Ueberschwemmung des amerikanischen Industrie-Marktes mit billigen europäischen Produkten, von der die Gegner der herr schenden Partei soviel sprachen, vorläufig nicht eingetreten ist. Und diese Feststellung wird noch dadurch bekräftigt, daß eine Anzahl landwirtschaftlicher Erzeugnisse, wie Schlachtvieh, Schafe, frisches Fleisch, Mais, Fische, Milch, Zwiebeln, die jetzt entweder zollfrei oder mit sehr geringem Zolle eingeführt werden können, eine ganz bedeutend gesteigerte Einfuhr — bei einigen Waren bis zu 500 v. H. gesteigert — aufweisen. Berücksichtigt man das in der oben an geführten Zahl für Oktober 1913, so ergibt sich eine ganz wesentliche Abnahme der industriellen Einfuhr, eine Abnahme, die schon im Juli begonnen hat, und an der die geringeren Zölle nichts ändern konnten. Die Erklärung dieser Erscheinung ist sehr einfach: Der Geschäftsgang ist hier sehr schlecht, niemand kauft mehr als unbedingt nötig, und die Unterschiede im Zoll sind viel zu gering, um den Verbrauchern einen Ansporn zu geben, trotz der schlechten Zeiten zu kaufen. Diese Auffassung wird auch durch die amtlichen Ziffern über die Ausfuhr bestätigt, die beträchtliche Steigerung aufweisen: da der einheimische Markt nicht genug aufnahmefähig ist, drängen sich die Erzeuger zur Ausfuhr. Soweit man also jetzt sehen kann, bedeutet der neue Tarif alles eher als eine Umwälzung; es ist höchstens eine Erleichterung der Einfuhr, aber selbst als solche nicht genügend, in Zeiten des ge schäftlichen Stillstandes diese wesentlich zu beleben. New York, Dezember 1913 Albert Hirsch Englische Wasserzeichen Ich schrieb dieser Tage einer unserer ersten Feinpapierfabriken folgendes: „Ich habe jetzt gesehen, daß Sie feines Postpapier mit dem Wasserzeichen „Extra Strong“ für eine Hamburger Firma liefern. Jeder Bogen deutsches Papier mit englischem Wasserzeichen ist eine Reklame für England! Ich weiß, daß der betreffende Abnehmer viel englisches Papier verkauft, also geht Ihr schönes deutsches Erzeugnis jedenfalls auch als englisches Papier in die Welt und dies ist sehr bedauerlich!" und erhalte darauf folgende Antwort: „Wir teilen durchaus in dieser Beziehung Ihre Ansicht. Leider wird ja dieses Zeichen direkt von der Kundschaft verlangt und vor geschrieben. Diesem Verlangen gegenüber sind wir natürlich macht los, denn wenn wir Postpapiere mit diesem Zeichen nicht herstellen, dann macht es eben eine andere deutsche Fabrik und uns geht nicht nur das Geschäft in diesem Papier, sondern vielleicht auch in anderen Postpapieren bei dem betreffenden Abnehmer verloren.“ So lange die deutschen Fabriken nicht den Mut haben, Aufträge auf Papiere mit ausländischen Wasserzeichen, die nachweislich durch deutsche Händler in der Hauptsache wohl in Deutschland verkauft werden und von jedermann mit Recht für ausländische Papiere angesehen werden, ablehnen, wird es nicht besser werden. Aber auch die Großhändler sollten mehr dazu beitragen, die englischen Wasserzeichen aus deutschen Papieren zu verdrängen. Es erscheint mir nicht so schwer, das umstehend erwähnte Post papier mit einem deutschen Wasserzeichen als Ersatz für das englische unterzubringen. Die in dem Wasserzeichen befindliche Nummer, die ja beibehalten werden kann, ließe doch erkennen, daß Stoffe, Stärke usw. des Papiers dieselben sind. Großhändler Gaben an Hngestellte der Abnehmer Zu Nr. 100 von 1913 S. 3721 Ueber die Fragen: Gebe ich oder gebe ich nicht? halte ich eine Verständigung für sehr wünschenswert. Bettelbriefe an den Lieferanten um bare Beiträge zu Weihnachts- und anderen Festlichkeiten, die hauptsächlich in Süd- und West deutschland im Schwange sind, verstoßen gegen die guten Sitten. Daher sollte der Lieferant jeden Fall seinem Kunden unterpreiten, und dieser wird den Angestellten derartige Handlungen streng untersagen. Wenn außer diesem Verbot ein solches an die Liefe ranten ergeht, worin diesen das Verteilen von Gaben an die An gestellten untersagt wird mit der Drohung, daß sonst die geschäft lichen Beziehungen aufhören werden, so müßte es verwunderlich sein, wenn nicht dadurch dem Unwesen der Bettelbriefe der Boden entzogen würde. Anders ist aber ein freiwilliges Geschenk an den Lagerhalter oder Materialverwalter zu beurteilen. Allegroßen Betriebe (Druckereien) Papierverarbeitungswerke usw.), die das Papier in Ballen oder Rollen von der Fabrik oder (das eingelagerte) vom Spediteur beziehen, haben mit dessen Empfang ihren Lagerhalter beauftragt. Dieser prüft die Anzahl der Ballen, sieht nach, b die Ware in gutem Zu- stand ankommt, quittiert und — muß dem Kutscher beim Abladen des Gutes behilflich sein. Eigentlich müßte er nicht, denn der Lieferer hat die Waren bis vor die Tür zu liefern. Dies kann aber, namentlich bei schweren Ballen, nicht ohne Beschädigung des Papiers von dem Kutscher allein bewerkstelligt werden. Es ist aber selbst bei einer Fuhre Rollen, von denen jede über 10 Ztr. wiegt, und bei deren Abladen wenigstens drei kräftige Leute zu gegen sein müssen, zur Gewohnheit geworden, entweder nur den Kutscher oder höchstens 2 Mann mitzuschicken. Mithin ist es Christenpflicht für den Lagerhalter, daß er hilft. Er tut es auch gerne, denn er weiß, daß dann die Ware sachgemäß abgeladen wird. Diese tagaus, tagein verrichtete Beschäftigung hat unaus bleibliche Folgen. Jeder kleidet sich seinem Berufe gemäß. Während der eine seine Arbeit in Lackschuhen und mit manschettierten Armen verrichtet, tut es z. B. der Kutscher, angetan mit einem derben Arbeitskittel, einer Hose, Marke „Eisenfest“, desgleichen Schuhen oder Stiefeln und einer kräftigen Lederschürze. Der Lagerhalter ist nun ein Mittelding zwischen beiden; er darf weder Lackstiefel noch Manschetten bei der Arbeit tragen, hingegen kann er nicht in dem schweren Fuhrmannsanzug herumhantieren. Die Folge seiner Hilfsbereitschaft ist nun, daß an seinem weniger widerstandsfähigen Anzug bald hier, bald dort allerlei Mängel, vor allem die berüchtigten „Dreiangeln“ sichtbar sind. Das Kleidungs stück wird in seinem Werte beträchtlich gemindert, es muß geflickt werden, und ist, da dieser Fall sich in einer Woche oft mehrere Male ereignet, im Verlaufe eines Viertel- bis halben Jahres un brauchbar. Mithin wird die Kleiderrechnung des Lagerhalters durch das Abladen beträchtlich erhöht. Dazu gesellt sich oft körper licher Schaden, namentlich durch die meistens schlecht gesicherten Bandeisen-Enden oder, was gefährlicher ist, durch jähes Um stürzen der Ballen oder vorzeitiges Abrutschen der Rollen. Diesen Gefahren setzt sich also der Lagerhalter freiwillig aus und darf dafür wohl eine jährliche Entschädigung erwarten. Es erübrigt sich auszurechnen, welche Ersparnis es für den Lieferer ausmacht, wenn er seine Fuhren, anstatt diesen einen oder zwei Bei fahrer mitzugeben, durch den Rosselenker allein bewerkstelligen läßt. Nach meinen jetzigen Ausführungen müßte es also nicht heißen: Gebe ich ? sondern: Wem gebe ich ? Und darauf antworte ich im Sinne der Lieferanten: Denen, die im wahrsten Sinne des Wortes meine „Abnehmer“ sind. Das aber sind die Lager- oder Materialverwalter. Nur mit diesen verkehrt der Lieferant allen falls noch persönlich. Und wenn er sie mit einer alljährlichen Gabe bedenkt, dann ist er gegen Anzapfungen der anderen Angestellten gefeit. Trotzdem halte ich ein Anhalten um eine Liebesgabe für eine Unverfrorenheit. Bekommt hingegen der Lieferant ein in netter Form gehaltenes Glückwunschschreiben zum Jahreswechsel, so sollte er nicht zögern, seine Fähigkeit zum Zwischen-den-Zeilen- lesen durch einen kräftigen Händedruck zu beweisen. Und wenn er bei dieser Gelegenheit einige freundliche Worte an den Empfänger richtet, so kann er versichert sein, daß dieser auch im Verlauf eines weiteren Jahres gern seinen Leuten beispringt. Es sollte mich sehr freuen, wenn beteiligte Kreise ihre An sichten über meinen Vorschlag laut werden ließen. Koehler Trotz dieser netten Ausführungen sind wir der Ansicht, daß die Lagerverwalter wie alle anderen Angestellten nur von ihrem Geschäftsherrn Entlohnung zu erhalten haben. Auch wenn sie den Lieferern Gefälligkeiten erweisen, handeln sie zum Vorteil und im Dienst ihres Geschäftsherrn.