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PAPIER-ZEITUNG Nr 55/1912 Fände man daher in einem Papier Tannen- oder Fichtenholz- fasern, so können beide Kochprozesse in Frage kommen, bei Kiefernholzfasern aber nur das Natronverfahren. Mit dieser Schlußfolgerung geht Briggs zu weit, denn es steht fest, daß es Fabriken gibt, die Kiefernholz nach dem Sulfit verfahren aufschließen. Kirchner berichtet hierüber in seinem bekannten trefflichen Werk „Das Papier” III. B. und C., Seite 153 wie folgt: „Auch das Kiefernholz soll nach Mitteilung einiger Fabri kanten zur Sulfitzellstoffabrikation tauglich sein. Ein nord deutscher Zellstoffabrikant verwendet vorwiegend jüngeres Kie fernholz, am liebsten wenn es gespalten und Monate oder über ein Jahr lang luftig gelagert i t. Ein anderer norddeutscher Fabrikant verwendet nur 20 bis 40 Jahre altes Kiefernholz, welches mindestens 2/3 vom Durchmesser aus Splint besteht, oder von älterem Kiefernholz nur die Schalen oder Schwarten aus Holzsägereien,die von Borke, Aesten und Kern befreit werden. Das Splintholz des Kiefernstammes ist, wie in der Rohstoff lehre hervorgehoben wurde, sehr faserreich; man gewinnt nach mehrfachen Feststellungen im großen Betriebe vom lufttrockenen Splintholzgewicht der Kiefernstämme 50 bis 55 v. H. Sulfitzellstoff lufttrocken. Das Kiefernholz ist wegen der größeren Widerstandsfähigkeit des Kernes gegen die Sulfitkochlaugen, was auf den Harzreichtum desselben zurückzuführen ist, für Sulfitzellstoff-Herstellung wenig beliebt, doch haben, wie gesagt, einige Fabrikanten brauchbare Methoden gefunden, auch Kiefernholz in Sulf tzellstoff um zuwandeln.“ Das Materialprüfungsamt ist im Besitz von Zellstoffproben dieser Art, die von den Fabriken selbst unter Angabe des Koch verfahrens überwiesen worden sind, und mir ist eine Fabrik bekannt, die jetzt erst wieder auf Anfrage bestätigt hat, daß sie seit langer Zeit Kiefernholz nach dem Sulfitverfahren ver arbeitet. Die Art des Holzes, aus dem die Zellstoffasern in Papier stammen, läßt somit wohl, weil die erwähnten Fälle immerhin Ausnahmen darstellen, einen Wahrscheinlichkeitsschluß über das angewendete Kochverfahren zu, nicht aber ein sicheres Urteil. Vergilbung von Sulfitzellstoff Vergilben von Sulfitzellstoffen kann nach Dr. Matheus') eintreten, wenn der Stoff noch viel Harz enthält (Dr. M. fand wiederholt 1 v. H. in lufttrockenem Stoff). Leicht erkennen kann man derartige Stoffe nach seinen Erfahrungen bei Behandlung mit 5 prozentiger Aetznatronlösung (starke Gelbfärbung) oder beim Erhitzen im Luftbade bei 100—105° (rasche Bräunung). Sulfitstoff, der nicht vergilbt, bleibt hierbei unverändert. Vorbereitung von Pergamentpapier für die mikroskopische Prüfung Pergamentpapier kann bekanntlich für die mikroskopische Prüfung nicht in der für andere Papiere üblichen Weise (Kochen in verdünnter Natronlauge) aufgeschlossen werden, da es sich hierbei nicht in Brei verwandeln läßt. Man mußte daher bisher von den weichgekochten Stücken die obere Schicht durch Schaben entfernen und dann durch weiteres Schaben Fasermaterial aus dem Innern des Blattes entnehmen. 1 2 ) Der Vorschlag von Vidal 3 4 5 ) (Lösen der hornartigen Außen schichten des Pergamentpapiers durch Behandeln mit Kupfer oxydammoniak) ergibt umständlicheres und zeitraubendes Ar beiten und kein so geeignetes Fasermaterial.’) Dr. Bartsch 3 ) hat nun ein neues Verfahren vorgeschlagen, mit Hilfe dessen man Pergamentpapier auch in Brei um andeln kann. Man verdünnt konzentrierte Schwefelsäure (vom spezi fischen Gewicht 1,84 g) mit dem gleichen Volumen Wasser, indem man die Schwefelsäure vorsichtig in dünnem Strahle in das Wasser einlaufen läßt. Von der erhaltenen verdünnten Schwefelsäure gießt man 50 ccm in ein etwa 150 ccm fassendes Becherglas und erwärmt auf 50—60° C. Hierauf bringt man das zu untersuchende Pergamentpapier — am zweckmäßigsten zwei Stücke in Größe von 2 x 5 cm — in die erwärmte Schwefel säure und rührt, sobald das Papier schwammig wird und Neigung zum Zerfallen zeigt, mit Glasstäben kräftig um. Sowie die Trenn- nung der Fasern genügend erscheint, filtriert man sofort durch 1) Ueber die Dauerhaftigkeit des Sulfitzellstoffes P.F. 11, S. 1375 2) Herzberg, Papierprüfung HI. Aufl. S. 87. 3) Un Procl de D^fibrage pour 1 tude microscopique des papiers sulfuriss. Moniteur de la papterie Franaise 1909, S. 347. (P.Z. 11, S. 866, W. B. 11, S. 1811). 4) Jahresübersicht 1910. 5) Vorbereitung von Pergamentpapier für die mikroskopische U’ntersychung Mitt. 11, S. 61 mit 2 Abbild. ein Sieb ab und wäscht mit Wasser gut nach. Besonders ist darauf zu achten, daß die Vorbereitung wegen der starken Einwirkung der Schwefelsäure auf den Zellstoff in möglichst kurzer Zeit ausgeführt wird. In‘der Regel ist, je nach dem Grade der Per- gamentierung, eine Einwirkungsdauer von 2—5 Minuten er forderlich. Ist der Zellstoff, unter dem Mikroskop betrachtet, stark angegriffen und nicht deutlich erkennbar, so hat die Ein wirkung der Schwefelsäure zu lange gedauert. Man wiederholt dann die Vorbereitung, wobei man die Vorbereitungsdauer ab- kürzt. Besteht das Pergamentpapier nur aus Lumpen, so ist die Gefahr zu langer Einwirkung der Schwefelsäure nicht so groß, da sich die Lumpenfasern gegen die Schwefelsäure weit wider standsfähiger zeigen als der Zellstoff, der in Pergamentpapieren besonders brüchig und gegen Schwefelsäure wenig widerstands fähig zu sein scheint. Aus diesem Grunde ist es auch nicht an gängig, den ausgewaschenen Brei wie sonst üblich in einer Schüttelflasche mit Granaten durchzuschütteln, zumal, da schon während der Vorbereitung beim Umrühren mit den Glasstäben eine genügende Trennung der Fasern erreicht wird. Versuche haben gezeigt, daß so behandeltes Pergamentpapier einen Faser brei liefert, der ebenso klare Bilder gibt wie gewöhnliches mit Lauge aufgeschlossenes Papier. Zwei der Arbeit beigefügte Abbildungen zeigen den großen Unterschied im Zustand der Fasern früher und jetzt. Mikroskopischer Nachweis von Harz in Zellstoff Auch der reinste Zellstoff enthält bekanntlich immer noch etwas Harz (Sulfitzellstoffe annähernd 0,5 v. H., Natronzellstoffe rund 0,05 v. H.), dessen Menge man durch Ausziehen mit alkohol freiem Aether bestimmen kann; da man unter Umständen 5 Stun den und mehr ausziehen muß, so ist der Versuch ziemlich zeit raubend. Hierauf weist Klemm') hin und schlägt vor, die Frage ob viel oder wenig Harz vorhanden ist, durch mikroskopische Prüfung zu beantworten. Schon in Jod-Jodkalium- und Chlor zinkjodlösung machen sich Harzteilchen unter dem Mikroskop durch deutlich braune Färbung bemerkbar, noch besser bei Behandlung der Fasern mit dem Farbstoff Sudan III, der Harz färbt, nicht aber die Zellwand. In üblicher Weise hergestellter Faserbrei wird von dem mechanisch anhaftenden Wasser durch Absaugen befreit und auf dem Objektglas oder im Uhrglas mit einer konzentrierten Auflösung des Farbstoffes in einem Gemisch von 3 Teilen Alkohol und 1 Teil Wasser gefärbt. Nach wenigen Minuten saugt man die Farblösung mit Löschpapier so gründlich wie möglich wieder ab und betrachtet die Fasern unter dem Mi kroskop in Wasser. Das Harz erscheint dann rot auf farbloser Faserwand; es sitzt bei harzreichen Sulfitzellstoffen teilweise in den Markstrahlzellen in Form von roten Kügelchen und Klümp chen, teilweise hängt es äußerlich an den Fasern; die Klümpchen haben unregelmäßige Form und sind oft von Bläschen durchsetzt. Harzarme Sulfitzellstoffe zeigen ungebleicht stets, gebleicht oft, rote Harzkügelchen in den Markstrahlzellen, äußerlich an den Fasern haftende aber nicht mehr. Natronzellstoffe, besonders gebleichte, sind meist ganz frei von Harzteilchen, auch in den Markstrahlzellen. Klemm weist in seiner Abhandlung auch darauf hin, daß die Harzanhäufungen, die sich in der Papierfabrikation oft so un angenehm bemerkbar machen, von den äußerlich den Fasern anhaftenden Harzteilchen, die sich beim Kollern, Mahlen, Zer fasern usw. zusammenballen, herrühren. Kaseinindustrie in Schweden Noch vor 2—3 Jahren wurde alles Kasein, das man in Schweden verbrauchte, eingeführt, hauptsächlich aus Argentinien. Plötzlich sind aber eine solche Anzahl schwedischer Kaseinfabriken entstanden, daß sie sogar Ausfuhr versuchen müssen. Gleichwohl hat die Einfuhr Schwedens noch keineswegs aufgehört: sie betrug 1911: 138 t, 1910: 168 t; die Ausfuhr 1911: 617 t, 1910: 69 t. Im Jahre 1911 kamen in Betrieb Oestergötlands Kaseinfabrik in Mjölby und Skaraborgs Kaseinfabrik in Skara. Beide, auf An regung des Meiereivorstehers S. P. Christensen in Mjölby entstanden, sollen ausschließlich Milchsäure-Kasein von guter Beschaffenheit herstellen. („Svensk Papperstidning.“) bg. Zusammenschluß der Waldbesitzer Norwegens. „Norsk Sko- geierforening" wurde Ende Juni auf der Börse in Kristiania durch Einsetzung eines gemeinsamen Ausschusses der schon bestehenden Waldbesitzervereine gegründet. Die neue Vereinigung will alle Wald besitzer zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Güter sammeln, einen kaufmännischen Berater anstellen und für rich tigen Waldbau wirken. Im Oktober soll die erste Landesversammlung stattfinden und die Satzung endgültig angenommen werden, bg. 1) Mikroskopische Zellstoffprüfung auf Harz. W. B 1.1, S. 967 mit 1 Abb. harziger Zellstoffasern.