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P A P I E R - Z E I TUN G Nr. 55/1912 Abweichungen in der Falzzahl bei Versuchs streifen aus demselben Bogen Von Prof. W. Herzberg In Nr. 50 der Papier-Zeitung von 1912 S. 1823 weist ein Mitarbeiter „Z” darauf hin, daß die beim Prüfen von Papier ermittelten Einzelwerte für Bruchlast (bzw. Reißlänge) und Dehnung untereinander bei weitem nicht so große Unterschiede zeigen wie die Einzelwerte für die Falzzahl (Anzahl der Doppel falzungen). Das ist eine bekannte Erscheinung und durch die verschieden artige Beanspruchung der Versuchsstreifen bedingt. Beim Falzen wird nur ein ganz kleiner Teil des Streifens, nämlich die schmale vom Schieberblech gefaßte Stelle, stark beansprucht, und an dieser Stelle muß der Bruch erfolgen. Je nachdem nun zufällig eine schwache oder eine starke Stelle des Streifens gefaßt wird, können sich ziemlich weit auseinanderliegende Werte ergeben, und wenn gar einige Faserbündel quer zum Blech liegen, so er höhen diese den Falzwiderstand an der betreffenden Stelle be- trächtlich und es kann dann Werte geben, die um mehrere 100 Prozent emporschnellen. Bei der Bestimmung der Bruchlast und Bruchdehnung tritt diese Erscheinung nicht auf; hier wird der ganze Streifen beansprucht, und der Bruch tritt immer an der schwächsten Stelle ein. Stärkere Stellen oder solche, an denen Faserbündel abgelagert sind, sind also auf das Versuchsergebnis ohne Einfluß. Zu der von Z. gestellten Frage, ob im Materialprüfungs amt auch beim Falzen von Streifen aus demselben Bogen große Unterschiede gefunden wurden, ist bereits in den „Mitteilungen aus dem Königlichen Materialprüfungsamt” 1905 S. 83—87 ein Beitrag geliefert worden. 1 ) Dort wurde über die Prüfung von 7 Schreibpapieren (je eins der Verwendungsklassen 1, 2a, 2b, 3a, 3b, 4a und 4b) auf Widerstand gegen Falzen berichtet. Von jeder Sorte wurden 5 Bogen ausgewählt und jeder Bogen wurde für sich geprüft; aus jedem Bogen wurden 10 Längs und Querstreifen, je unmittelbar nebeneinander entnommen; jeder Streifen wurde nochmals geteilt und reichte so aus für zwei Versuche. Für jeden Bogen ergaben sich somit 40 Einzel werte, für jedes Papier deren 200. Sämtliche Einzelwerte sind an der erwähnten Stelle niedergelegt. Die Mindest- und Höchst werte für jeden Bogen sind in nebenstehender Tabelle gegen übergestellt. Bei drei kürzlich geprüften Normalpapieren (2a, 3a, 4a), bei denen je 10 Streifen längs und quer unmittelbar nebeneinander entnommen wurden, ergaben sich in der Reihenfolge der Ent nahme der Streifen folgende Einzelwerte. Normal 2a, längs :487, 642, 228, 367, 234, 439, 400, 442, 323, 352. Normal 2 a, quer: 300, 272, 219, 278, 417, 384, 267, 268, 354, 313. Normal 3a, längs: 165, 244, 256, 232, 123, 185, 252, 132, 90, 152. Normal 3a, quer: 107, 94 93 215, 166, 110, 157, 143, 162, 124. Normal 4a, längs: 97, 124, 88, 92, 108, 81, 72, 127, 185, 202. Normal 4a, quer: 36, 32, 33, 39, 42, 40, 51, 60, 43, 46. Also auch bei Streifen, die unmittelbar nebeneinander entnommen sind, kommen ganz erhebliche Unterschiede in den Falzwerten vor, allerdings nicht so hohe wie bei Streifen aus ver schiedenen Bogen. Der Falzer bringt eben die Ungleichmäßig keiten des Papiers in einer Weise zum Ausdruck wie kein zweiter Apparat. Man könnte ihm vielleicht daraus einen Vorwurf machen und im Hinblick auf den Zweck, den er erfüllen soll, zu große Empfindlichkeit vorwerfen. Diese Empfindlichkeit gibt indessen zu Beunruhigungen keinen Anlaß, da einmal die Grenzen der Falzklassen weit auseinander hegen und ferner die großen Unterschiede in den Einzelwerten, die bei der Art der Beanspruchung des Versuchsstreifens von vornherein zu er warten waren, sich, wie zahlreiche Kontrollversuche, über die in den Mitteilungen 2 ) berichtet worden ist, ergaben, bei Ausführung von 10 Versuchen in der Längs- und Querrichtung ausgleichen. Man lasse sich also durch die Abweichungen nicht beirren und rechne nur mit dem Gesamtmittel, d. h. mit der Falzklasse. Ueber den Einfluß der Dicke auf die Falzzahl, den Z. am Schluß seiner Ausführungen auch berührt, sind im Material- 1) Herzberg. Erfahrungen mit dem SchopperschenJFalzer. 2) Mitt. 1905, S. 71, 1907, S. 28, 1908 S. 181. Normal papier Bogen Längsrichtung * Querrichtung Mindestwert 1 Höchstwert Mindestwert Höchstwert 1 213 686 98 170 2 209 630 93 199 1 3 220 615 103 202 4 317 621 98 198 5 202 502 98 173 1 91 220 96 218 2 182 296 104 253 2a 3 84 174 71 192 4 75 161 96 211 5 118 265 120 260 1 102 212 70 128 2 109 232 78 126 2b 3 109 220 71 122 4 119 252 72 139 5 109 230 82 121 1 26 79 32 103 2 14 122 47 100 3 a 3 35 72 62 121 4 77 145 47 142 5 52 119 33 74 1 34 84 55 115 2 33 82 35 97 3b 3 29 96 47 99 4 36 147 35 86 5 42 142 45 132 1 16 40 22 56 2 14 30 16 ' 42 4 a 3 16 37 20 45 4 20 41 20 57 5 19 43 24 47 1 86 280 39 96 2 76 278 71 175 4b 3 98 287 39 148 4 95 366 36 141 5 73 200 50 146 prüfungsamt zahlreiche Versuche mit selbst hergestellten Papieren ausgeführt worden; das Ergebnis wird im Laufe des Jahres in den „Mitteilungen” veröffentlicht werden.® Hier sei nur kurz bemerkt, daß, wie zu erwarten war, der Falzwiderstand mit zunehmender Dicke des Papiers bis zu einem bestimmten aber für jedes Papier verschiedenen Höchstwert wächst und dann bei weiter zunehmender Dicke wieder abnimmt. Ueber den Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf den Falzwider stand, den Z. ebenfalls erwähnt, sind in den „Mitteilungen” 1901 S. 22 einige Versuchswerte mitgeteilt worden. 12 Papier sorten wurden bei 50 v. H., 65 v. H. und 80 v. H. Luftfeuchtig keit gefalzt und ergaben im Mittel aus allen Versuchen mit allen Papieren für 50 v. H. Luftfeuchtigkeit die Falzzahl 50 65 „ , „ „ 68 80 „ „ „ „ 87 Man hüte sich aber, diese Werte etwa zur Umrechnung von Falzwerten, die bei einem bestimmten Luftfeuchtigkeits gehalt ermittelt wurden, auf einen anderen Feuchtigkeitsgehalt zu benützen; hierfür sind sie nicht geeignet; sie sollen nur zeigen, daß man auf Innehaltung von 65 v. H. Luftfeuchtigkeit auch bei Ausführung von Falzversuchen streng zu achten hat, wenn man brauchbare und vergleichbare Werte erzielen will. Verein schwedischer Papier- und Zellstoff-, Ingenieure Svenska Pappers- och Cellulosaingeniörsföreningen wird seine Sommerversammlung am 8. und 9. August in Hernösand abhalten. Nachtquartier in Solleftea. („Svensk Papperstidning. 1 ') bg. Japans Einfuhr von Papier aus Schweden hatte, nach einem schwedischen Konsulatsbericht aus Tokio, 1911 einen Wert von 741 284 Yen, gegen 793 528 Yen,im Jahre 1910. Auch die Einfuhr aus allen anderen Ländern zeigt Abnahme, was auf der Zollerhöhung beruhen kann. Diese hat aber bisher nicht die beabsichtigte Wirkung gehabt, und man hat in Japan gewisse Papiersorten in der gewünschten Güte noch nicht herstellen können. („Svensk Papperstidning“) bg.