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)APIER=VERARBEITUNG i Buch g ewerbe Efg Internationale Schriftausstellung in Dresden 1912 Die am 25. August geschlossene /. internationale Schrift- Ausstellung, welche anläßlich des IV. internationalen Kongresses für Kunstunterricht, Zeichen- und angewandte Kunst in Dresden veranstaltet war, hat sich als ganz besonderer Anziehungspunkt erwiesen. Während der Kongreßsitzungen wurde die „Schrift frage” entsprechend ihrem besonderen Interesse von sechs Rednern behandelt, unter denen die Begründer der Bewegung, Regierungsrat Rudolf von Larisch, Wien, und Edward Johnston, London, die bekanntesten waren. Die Schriftausstellung sollte die Ziele dieser Bewegung darlegen, ihre bisherigen Ergebnisse vorführen und die Möglichkeiten veranschaulichen, die sich ihrer praktischen Anwendung eröffnen. Vielen Besuchern der Ausstellung dürfte beim Betrachten dieser Arbeiten erst das Verständnis für künstlerische Schrift aufgegangen sein, denn aus vielen Fragen war zu hören, daß man von einer modernen Schreibkunst so gut wie nichts wußte. Eine lange Reihe der besten Schriftkünstler des In- und Aus landes war mit schönen Arbeiten vertreten und es war leicht, den Unterschied der beiden Richtungen, die von R. von Larisch oder Edward Johnston ausgehen, zu erkennen. Die Ideen des Erstgenannten, die auf eine Weiterentwicklung unserer alten Schriftformen auf der Basis allgemein gültiger Gesetze des Rythmus und der Proportion hinzielen, sind bei fast allen deut schen, österreichischen und ungarischen Arbeiten wiederzu erkennen, wogegen die englischen Kalligraphen ganz der von Johnston gepredigten historischen Richtung angehören. In den deutschen Sälen fanden sich besonders Beispiele aus den verschiedensten Anwendungsgebieten für Schrift. Prof. Ehmcke, Düsseldorf, Heinz König, Lüneburg, Ludwig Sütterlin und Heinr. Wieynk, Berlin, Lucian Bernhard, Berlin, Spitzenpfeil, Kulmbach, Carl Matthies, Neukölln, und Oswald Weise, Leipzig, zeigten an Druckproben ihre für das Druckgewerbe geschaffenen Schriften und außerdem Beispiele geschriebener Titelseiten, Umschläge und Plakate. Professor Czeschka, Anna Simons und Helmut Behrens, Hamburg, Grimm, Sachsenberg, und Erich Gruner, Leipzig, Paul Hampel, Breslau, Steiner, Xanten, hatten eigenartige Schriftentwürfe, Adressen, Bucheinbände und auf kostbarem Material geschriebene Sprüche ausgestellt. Heinz Keune, Han nover, zeigte sich als ein geschmackvoller Künstler für allerlei Reklame. Belling, Berlin, Gollrad, Aachen, 0. H. W. Hadank, Jacoby-Boy, Heinrich Laudahn, Schulpig und Michel aus Berlin und der Verfasser dieses Aufsatzes führten ihre für die Großindustrie geschaffenen Entwürfe vor. Dr. Junk, Wien, hatte seine für die österreichische Staatslotterie geschaffenen 4 Quadratmeter großen Riesenplakate und unter anderm eine herrliche in mattem und poliertem Gold strotzende Adresse gesandt; Hofer, Wien, geschriebene Bücher und reich orna mentierte Broschürenumschläge. Ebenso waren geschriebene Seiten und Bücher des verschiedensten Formats ausgestellt von Johann Holtz, Berlin, Hoyer, Neubabelsberg, Else Penzig, Berlin, Marie Schmid, Wien, Elisabeth Weinberger, Berlin, und Annelise Wildemann, Bonn. Gengnagel und Enders, Darm stadt, waren vertreten mit schönen und reich geschmückten Einzelblättem. Woenne, Solingen, hatte neben zahlreichen Blättern ein mit Schriftbändern verziertes Petschaft und eine schön geätzte Logenschwertklinge beigesteuert; Clara Menzel, Düsseldorf, je einen in Silber getriebenen Flaschenhalter, Serviettenring und Becher. Wilm,München, war durch Exlibris vertreten, von denen durch die originelle Schrift das für Roda-Roda geschaffene Blatt auffiel. Von Professor Heroux, Leipzig, war eine schöne Original- Lithographie und von Professor Löffler, Wien, ein wirkungs volles Plakat zu sehen. Professor Schufinsky, Znaim, bot einen sehr originellen Buchkalender und Seifert, Zürich, aparte Reklame-D rucksachen. Alles in allem zeigten diese deutschen Säle eine Fülle von phantasiereichen Arbeiten, die durchgehend eine hohe Stufe technischen Könnens offenbarten. Die ungarischen Schriftkünstler, technisch nicht immer auf der gleichen Höhe stehend, verrieten doch ernstes Wollen und wie in allen anderen Zweigen der Kunst und des Kunst gewerbes das Bestreben, zu einem eigenen nationalen Stil zu gelangen. Geschriebene Bücher, deren Text sehr gut mit den Illustrationen harmonierte, waren zu sehen, ebenso geschmack volle und eigenartige Geschäftsdrucksachen. Von den Künstlern sind hervorzuheben Ferdinand Bäräny, Adalbert und Geza Fekete, Emerich Järö, Alexander Muhits und Adalbert Szekeres. In dem für die englischen Künstler reservierten Raume glaubte man sich in ein Museum mittelalterlicher Buchkunst versetzt. Ueberall sahen wir die strengen Formen der Antiqua, der Unziale und das farbenfrohe Schmuckwerk der Gotik. Hand werklich war alles vollkommen und die herrlichen Vergoldungen erregten verdiente Bewunderung. ■ Eine Fülle von auf kostbarem Pergament geschriebenen Einzelblättern und Büchern waren oft, ganz nach der Art der alten Meister, mit Miniaturmalereien und farbigen Initialen verziert. Steintafeln mit Sprüchen, Gips platten mit geschnittenen Alphabeten, Buchhändlerplakate und Geschäftsdrucksachen ergaben ein abgeschlossenes Bild von der modernen englischen Schriftkunst. Es darf nicht verhehlt werden, so ernst und feierlich auch alle diese Arbeiten aussahen, ein Bemühen, der Schrift neue Formen zu geben, für verschiedene Aufgaben neue Ausdrucks möglichkeiten zu suchen, war kaum bei einer zu finden. Wird auch in Deutschland das Studium historischer Schriften, wie viele Arbeiten zeigten, mit Gründlichkeit betrieben, so ist es aber hier meist nur Mittel zum Zweck. Als bedeutende Künstler sollen neben Edward Johnston, von dem ein kleines aber wundervoll geschriebenes Pergament blatt zu sehen war, genannt sein: Allan F. Vigers, Frederic Stuttig, Percy J. Smith, Philip Mortimer, May Morris, Graily Hewith, die beiden Gill, F. Ellwood und H. L. Christie. Alles in allem dürfte die erste Schriftausstellung ihre Auf gabe, Verständnis für diese alte und nun wieder junge Kunst zu erwecken, reichlich erfüllt haben, und man darf hoffen, einen großen Teil dieser Sammlung in Berlin zu zeigen. In einem besonderen Raume hatte der Verband der Deut schen Typographischen Gesellschaften Unterrichtsergebnisse seiner in den verschiedensten Orten stattfindenden Kunst schrift- und Skizzierkurse ausgestellt, die ein beredtes Zeugnis von dem Geschick und dem Fleiß der auf ihre fachliche Fort bildung bedachten Typographen ablegten. Georg Wagner Die Tarifgemeinschaft der deutschen Chemigraphen und Kupfer drucker im Jahre 1911. Naci, dem Geschäftsbericht schloß das Jahr 1911 mit einem Bestand von 154 tariftreuen Firmen. Während des Geschäftsjahres sind zugetreten 15 neue Firmen, während 12 Firmen aus dem Verzeichnis gelöscht werden mußten. Ueber 18 Klagen aus dem Tarife haben die Schiedsgerichte entschieden. Bei diesen Klagen waren 12 mal die Gehilfen Kläger, 6 mal die Prinzipale. Mit ihren Klagen befanden sich im Recht die Prinzipale 2 mal, im Unrecht 2 mal; mit Stimmengleichheit wurden 2 Klagen entschieden. Die Gehilfen waren im Recht 4 mal, im Unrecht 4 mal, 2 Klagen wurden mit Stimmengleichheit entschieden, 2 Klagen wurden an den Fach ausschuß für Kupferdrucker überwiesen. Von den 4 berufungs fähigen Entscheidungen wurden durch das Tarifamt je eine zu Gunsten der Prinzipale und Gehilfen entschieden, während es in zwei Fällen zu einer Einigung kam. — Trotzdem die Arbeitslosenziffer gegen den Bericht des Vorjahres zurückging, stieg die Inanspruchnahme der Arbeitsnachweise gegen das Vorjahr wesentlich. Die Prüfungs kommissionen haben mehrmals Klagen wegen Nichteinhaltung der Preiskonvention verhandelt, und es ist in einer Reihe von Fällen zur Einigung gekommen. In acht Fällen hatte das Tarifamt zu ent scheiden; 2 Firmen, die es ablehnten, auf gewerbsmäßige Preise zu halten, wurden aus der Tarifgemeinschaft ausgeschlossen, während zwei andere sich zur Zahlung einer Buße von je 300 M. bereit er klärten, die in die Kasse der Tarifgemeinschaft geflossen sind. Die übrigen versprachen Besserung. — Kassen-Einnahmen und -Aus gaben stellten sich auf je 2516 M. 28 Pf., von welcher Summe jede der Tarifparteien von 956 M. 49 Pf. als Beitrag zu decken hatte. — In etwa Jahresfrist wird der Tarifausschuß über den Fortbestand der Tarif gemeinschaft und damit über die Revision des Tarifes beraten. ***