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2616 PAPIER-ZEITUNG Nr. 73/1912 gegenstand. Mitglieder des Vereins italienischer Papierfabrikanten überwachten diesen Lehrgang und nahmen auch an den Prü fungen teil. Im Laboratorium würden in staatlichem und pri vatem Auftrag 945 Prüfungen nach 559 Mustern vorgenommen. Die Mehrzahl dieser Prüfungen betraf den Trockengehalt von Faserstoffen, aber auch Papierprüfungen aller Art waren recht häufig. Im Auftrage von Fabrikanten wurden Untersuchungen über Leimverfahren und andere technische Fragen durchgeführt. Im Jahre 1911 betrug die Zahl der Schüler im ersten Kursus nur 2, am zweiten Kurs nahmen, wie im Vorjahre, eine Anzahl Hörer der technischen Hochschule teil. Größere Untersuchungen im Laboratorium wurden ausgeführt über Osmose-Pergament, über Kaltleime, über die Brauchbarkeit von Seegras als Roh stoff für Papier, über die Vermeidung dunkler Flecke in Hadern- halbstoff, über die Ursachen weißer Punkte in einem schwarzen Papier und mehrere Untersuchungen aus dem Gebiete der Textil industrie. Dem Laboratorium schenkte die Maschinenfabrik Füllner eine kleine Rundsiebmaschine und die Maschinen fabrik Escher Wyß einen Kugelkocher. Sie besitzt außerdem einen Halbzeug- und einen Ganzzeug-Holländer und eine Bütte für die Anfertigung von Handpapier. Zum Schlüsse des Berichts veröffentlicht Dr. Camillo Levi eine Abhandlung über das Handelsgewicht von Zellstoffen. Er führt darin die gebräuch lichen Verfahren zur Probeentnahme auf, wobei er am ausführ lichsten das Sindallsche Verfahren behandelt, untersucht dann die zweckmäßigste Temperatur zum vollständigen Trocknen der Proben und teilt die gangbaren Verfahren zur Berechnung des Lufttrockengehalts aus dem absoluten Trockengewicht mit. Er empfiehlt Einigung zwischen den Herstellern und Verbrauchern von Zellstoff in bezug auf diese drei Punkte, damit die so häufigen Trockengehaltsstreitigkeiten möglichst vermieden werden. Herstellung von Pergamentpapier Dr. Ernst Fues in Hanau erhielt am 23. Juli amerikanisches Patent auf ein netes Verfahren zur Herstellung von Pergament papier. Dieses besteht darin, daß man Rohpapier nicht — wie bisher — mit starker Schwefelsäure oder starker Zinkchlorid lösung sondern mit verdünnter Schwefelsäure oder organischen Säuren oder sauren Salzen behandelt mit oder ohne Zusatz von Formaldehyd. Das Papier wird mit einer der genannten Lösungen getränkt und bei 100° C. auf den üblichen Trocken zylindern der Papiermaschine getrocknet. .Das Rohpapier braucht nicht aus wasseraufnahmefähigen Baumwollfasern, kann viel mehr aus einem Gemisch von Holzschliff und Zellstoff bestehen. Man erhält auf diese Weise Papier-, welches dem mit konzentrierter Schwefelsäure hergestellten Pergamentpapier ähnlich aussieht und wasser- und fettdicht ist. Dabei stellt sich seine Herstellung wesentlich billiger. Wird z. B. trockenes imitiertes Pergament papier oder fettdichtes Papier mit einer sechsprozentigen Lösung von schwefelsaurer Tonerde und einer 0,6 prozentigen Lösung von Formaldehyd getränkt und in üblicher Weise auf dem Trockenzylinder getrocknet, so wird daraus ein guter Ersatz für sogenanntes echtes Pergamentpapier. Verwendet man Schwefelsäure, so darf sie nur 1/10 so stark sein wie die bei der Herstellung von sogen, echtem Pergamentpapier benutzte. Wird jedoch Formaldehyd gleichzeitig verwendet, so genügt Schwefelsäure von 1/20 der üblichen Stärke, um vollkommen pergamentiertes Papier herzustellen. Organische Säuren wirken am besten mit Formaldehyd. So benutzt man 10 prozent ige Essigsäure und 0,6 prozentiges Formaldehyd zum Pergamentieren von imitiertem Pergament- oder fettdichtem Papier. Das Ver fahren ist wirksam, gleichgültig, ob das Rohpapier geleimt ist oder nicht. Statt Formaldehyd kann man dessen polymere Verbindungen verwenden. Die in dem Papier nach dem Perga mentieren verbleibende Säure wird in beliebiger Weise ausge waschen oder neutralisiert. Die hier angegebene Wirkung verdünnter Schwefelsäure wird durch die in unserer Nr. 56 von 1912 auf Seite 2021 an gegebene Erfahrung über den Säurezusatz in den Holländer bei der Anfertigung von imit. Pergamentpapier bestätigt. Schrijtleitung Sulfitstoffkocher George A. Stebbins in Watertown, Staat New York, der in Amerika das Ausmauern von Zellstoffkochern betreibt, erhielt amerikanisches Patent Nr. 1035395 auf einen Zellstoffkocher der nachstehend abgebildeten Bauart. Dieser Kocher soll die Vorzüge der sogenannten indirekten (Mitscherlichschen) und direkten (Ritter-Kellnerschen) Kochung zum großen Teil in sich vereinen und die Nachteile dieser Kochverfahren zu erheblichem Teil vermeiden. Das direkte Kochverfahren erlaubt nämlich rasche Kochung, braucht aber' starke Lauge und. ergibt schwächere Faser, während die indirekte Kochung dünne Lauge erfordert und die Faser nicht schwächt, aber viel Zeit braucht. In den neuen patentierten Kocher 7, der in üblicher Weise innen mit säurefester Ausmauerung 2 versehen ist, ist ein Heiz körper (sogenannter Radi ator) 6 durch eine Oeffnung des Kochers mit Hilfe der Stopfbüchse 5 dicht geschoben und durch Stützspeichen 7 und 8 in dieser senkrechten Stellung inmitten des Kochers festgehalten. Aus der außer halb des Kochers liegenden Dampfleitung 8 1 wird in den Heizkörper 6 Dampf geleitet, der vor seinem Eintritt in den Kocher durch Ventil 9 vom Kondenswasser befreit ist. Inmitten des Heiz körpers 6 wird ein oben offenes Entlüftungsrohr 10 durch Speichen 77 in seiner Lage festgehalten. Dieses Rohr endigt unten in einem Hahn 13, der die im Heiz körper durch die Erhitzung zusammengepreßte Luft ent ¬ weichen läßt. Das Kochen , •’ geschieht in folgender Weise: Man läßt durch den unteren Dampfeinlaß 14 Dampf in das Innere des Kochers, bis in diesem ein Druck von 85 Pfund auf den Quadratzoll (= 6 Atm.) erreicht ist. Dann hört man mit der Zuleitung direkten Dampfes auf, läßt nur noch Dampf aus der Leitung 8 1 in den Heizkörper 6 treten und beendigt die Kochung lediglich durch Heizung des Heizkörpers. Diese kann schon vor Erreichung des erwähnten Druckes beginnen, um die Erwärmung zu beschleunigen. Als fernerer Vorteil dieser An ordnung wird der Fortfall der Heizschlangen gerühmt, deren Ersatz mühsam, zeitraubend und kostspielig ist. Rösten von Rohpflanzen zum Zwecke der Papierstoff gewinnung. Louis Peufaillit im Stadtteil Sans Souci der Stadt Tunis erhielt amerikanisches Patent Nr. 1034502 auf ein Ver fahren zum Rösten von Pflanzenfasern, welches nach Angaben der Patentschrift nicht nur zur Gewinnung von Textilfasern sondern auch von Papierstoff brauchbar sei. Nach diesem Ver fahren werden die entsprechend zerkleinerten Rohstoffe bei 6 Atm. Druck bei 120—180° C. Temperatur in Wasser gekocht, dem Petroleum oder ein anderer Kohlenwasserstoff in solcher Menge zugesetzt wurde, die 5 v. H. des Gewichts der Rohpflanze entspricht. Die Kochung dauert 2—6 Stunden. Zu Papier stoff können auf diese Weise Stroh, Holz, Bambus, Riedgras, Malakkarohr, Weinreben, Kokosbast, Lumpen u. dgl. verarbeitet werden, und die so’ erhaltenen Papierstoffe sollen leicht bleich fähig sein. Papiermacherschule in Holyoke ? D. F. Sullivan, Abgeordneten- Kandidat für den gesetzgebenden Körper des amerikanischen Staates Massachusetts, versprach für den Fall, daß er gewählt wird, einen Gesetzentwurf einzureichen, wonach der Staat für die Errichtung einer Papiermacherschule in Holyoke einen Zuschuß leiste. (Die Errichtung einer Papiermacherschule im Anschluß an die Lowel’sche Webschule bei Boston wurde vom Chemiker A. D. Little angeregt, seitdem hat man jedoch nichts mehr darüber gehört.) l/a Jeder Sprache, welche sie auch sei, stehen außer ihren heimischen Wörtern auch fremde zu, die der Verkehr mit Nach barn unausbleiblich einführte, und denen sie Gastrecht wider fahren ließ. Sie nach langer Niederlassung auszutreiben, ist ebenso unmöglich, als es die Reinheit der Sprachsitte gefährdet» wenn ihr Zudrang leichtsinnig gestattet wird. Jakob Grimm