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)APIER-VERARBEITUNG 8 BU CH G EWERBE^^ Berliner Typographische Gesellschaft Ständige Adresse: Berliner Buchgewerbesaal, Berlin SW{1] Dessauer Straße 2 III Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, I Kassierer: C. Rinde, Schöneberg Arndtstr. 35 , Bahnstr. 43 III Postscheck-Konto Nr. 11 706 Vorläufige Anzeige Die erste Sitzung nach den Sommerferien wird a.m^Dienstag, den lü. September 1912 im großen Saale des Papierhauses, Dessauer- Straße 2, abgehalten. Es findet ein durch Lichtbilder erläuterter Vortrag des Herrn Georg Wagner statt über Die Ergebnisse der ersten internationalen Schriftausstellung in Dresden 1912. Die geehrten Mitglieder erhalten vor der Sitzung noch eine'be- sondere Einladung mit vollständiger Tagesordnung. Wir glauben auf einen zahlreichen Besuch dieser Versammlung rechnen zu dürfen und machen besonders darauf aufmerksam, daß Gäste willkommen sind. Der Vorstand Schlagworte Sollte sich später ein Historiker mit den gegenwärtigen Strömungen im Buchgewerbe beschäftigen, so würde er sie mit Recht die Zeit der Schlagworte nennen können. Diese Zeit be ginnt da, wo man aufhörte, nüchtern zu denken, und wo man jedem unnützen Ding ein-Krönchen aufsetzen mußte. Die gleichen Vorgänge haben sich ja auch sonst im geschäftlichen Leben ab gespielt, da aber mit größerem Recht, denn „Putzolin” läßt sich besser verkaufen, als einfacher Putzsand. Hier braucht man tönende Bezeichnungen, um den Handel zu beleben. Im Buchgewerbe braucht jeder, der irgend eine Idee aus gebrütet hat, ein dekoratives Mäntelchen dafür, er nennt das „Prinzip”. Da gibt es Prinzipien des Ausgleichs in den Schrift bildern, und Prinzipien, die das Gegenteil wollen. Prinzipien, die Minuskeln sehr klein, und andere: sie sehr hoch zu machen. Prinzipien für das Malerische, Weiche, Geschriebene in der Schrift, und Prinzipien für das Harte, Starre, Gestochene. Plötzlich entdeckt jemand, daß Kursiv sich besser lesen lasse — er macht ein Prinzip daraus, daß Kursiv das Auge „mit ziehe”. Was es auch sei, das Hohe, Steile oder das Niedrige, Breit gestreckte, das ‘Ueberzarte oder das Ueberdicke, das Reich geschmückte oder die kahle Wand: alles läßt sich in ein System bringen und durch ein Prinzip beweisen. Eins der verdächtigsten Prinzipien ist das der „Einheitlich- keit” überall, d. h. ohne Einschränkung. Ein eckiges Buch mit vornehmem Inhalt einheitlich auszustatten ist gut und weise. Eine Reklamesache aber einheitlich anzulegen kann den Zweck verfehlen lassen. Bei Reklamen braucht man scharfe Mittel, heftige Kontraste, die zwar auch einen gewissen Zusammenklang haben sollen, durch den Begriff „Einheitlichkeit” selten gedeckt werden. „Reklame” und „Einheitlichkeit” streben auseinander. Eine Anzeige, aus einer Schriftart einheitlich gesetzt, kann immerhin gut und ausgeglichen wirken, aber es wird in bezug auf Schärfe und Kontrast in dem Maße nachgelassen haben, wie es „einheitlich” behandelt wurde. Die Glätte schadet dem Ausdruck: was in einer Beziehung gewonnen wird, geht gewöhn lich in der anderen verloren. Also Vorsicht beim Polieren von Anzeigen! Das Unsinnigste in der Anwendung dieses „Prinzips” ge schieht aber von denen, die die bekannte Fahne der Wissenschaft hochhalten: den Buchkünstlern. Ganze Anzeigen-Anhänge zu Katalogen, bis zu 40 Seiten „einheitlich” aus einer grauen Schrift art gesetzt, nur durch die Veränderungen unterschieden, die der Text bedingt, oder durch etwaige eingestreute Vignetten — das ist dann „vornehm”, aber geradezu abschreckend langweilig! Also wiederum: Vorsicht in der Einheitlichkeit! Lnd weiter: Vergeßt das eigene Denken nicht! R. Vom Schriftenmarkt Von F. Frhr. v. Biedermann Fortsetzung zu Nr. 70 Von Werkschriften, die schon früher erwähnt wurden, liegen jetzt von der „Bernhard-Antiqua” der Schriftgießerei Flinsch in Frankfurt a. M. und der „Delitzsch-Antiqua” von Julius Klinkhardt in Leipzig ausführlichere Proben vor. Es sei auf Nr. 92 vom vorigen Jahrgang der Papier-Zeitung verwiesen. Bezüglich der Musteraufmachung sei hervorgehoben, daß für die „Bernhard- Antiqua” eine ganze Mappe wohl einzelner ausgeführter Druck sachen von der Gießerei geliefert wird, wobei an fertigen Bei spielen ihre Wirkung als Buch- und Akzidenzschrift in mannig fachster Weise dargetan wird. Ferner sendet die Gießerei „Vor lagetafeln”, auf denen die vollständigen Alphabete und Zeichen sämtlicher Grade auf handlichem Format gezeigt werden. Für den praktischen Gebrauch in der Druckerei dürfte diese Art der Vorführung von großem Nutzen sein. Das „Delitzschheft” ist mit besonderer Sorgfalt ausgeführt und bringt unter anderem einige prächtige Diplomdrucke, auf denen sich die Schrift recht vorteilhaft präsentiert, wie ihre interessanten Formen sich auch in zierlichen und monumentalen Kolumnen sehr gut ausnehmen. An reinen lateinischen Akzidenzschriften liegt ebenfalls einiges Neue vor. Ludwig & Mayer in Frankfurt a. M. haben eine „Feder-Antiqua” geschnitten, die mit dem Namen an deren Feder-Groteske anklingt, aber von einer anderen Hand herzu rühren scheint. Es ist im Grund auch eine Groteske, wenn auch In neuerer Zeit hat das englisdhe Haus audi in Deutschland uon sich reden gemadht und ist es Feder-Antiqua von Schriftgießerei Ludwig & Mayer, Frankfurt a. M. nicht in ganz strengem Sinne. Sie ist wohl hauptsächlich als Anzeigenschrift gedacht, wobei ihre auffälligen, unruhigen For men ganz am Platze sein werden. Der jetzt so eifrig kultivierte Grotesk-Typ hat auch sonst wieder mancherlei Zuwachs erfahren. H. Berthold A.-G. in Berlin, erweiterte ihre Akzidenz-Grotesk- Familie um eine breite magere Akzidenz-Grotesk, ferner bringt Lager allerSchreib- und Zeichen materialien Elegante Briefpapiere Breite magere Akzidenz-Grotesk VERBAND DER DEUTSCHEN GASTWIRTE HECHINGEN BERNBURG MUNDENHEIM Breite magere Kapital SCHLESISCHES MUSEUM FÜR ALTERTÜMER BRIEG KUNSTGEWERBESCHULE BRESLAU Magere Kapital REGERS KONFEKTIONSHAUS ERSTEN RANGES FÜR DAMEN Breite Kapital KATALOGE UND PROSPEKTE SENDEN WIR AUF WUNSCH GRATIS UND FRANKO Halbfette Kapital Schriftgießerei H. Berthold, A.-G. Berlin die Firma unter dem Namen „Kapital” zu dieser Schriftenfamilie eine besondere Versalfamilie, die neben dem normalen Schnitt