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2530 PAPIER-ZEITUNG Nr. 70/1912 Geschäfts-Machrichten Wir bitten unsere geschätzten Beziehe*, uns von jeder Veränderung Kenntnis su geben,die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrif veröffentlichen Robschützer Papierfabrik in Robschütz, Sa. Dem Geschäfts bericht vom 1. Juli 1911 bis 30. Juni 1912 entnehmen wi folgendes: Der Geschäftsgang war flott, doch ließen die Verkaufspreise sehr zu wünschen übrig. Die anhaltende Trockenheit verursachte größere Ausgaben für Kohle, und für Holzschliff wurde die Beschaffung nur mit Opfern möglich. Von Betriebseinschränkungen sowie Ver lusten an Papierlieferungen sind wir verschont geblieben. Fabrik I erzeugte rund 2 159 000 kg (i. V. 2 224 000 kg), Fabrik II 1 855 000 kg (i. V. 1 766 000 kg). Verkauft wurde im gleichen Zeiträume aus Fabrik I für 588 000 M. (593 000 i. V.) und aus Fabrik II für 482 000 Mark (i. V. 484 000 M.). Vom Rohgewinn von 83 500 M. werden satzungsgemäß 12 400 M. abgeschrieben, 4200 M. dem Reserve fonds überwiesen, 5000 M. beträgt die vertragsmäßige Tantieme des Vorstandes, 16 000 M. werden als 4 v. H. Dividende auf 400 000 Mark Kapital verteilt, und je 1400 M. erhalten der Vorsitzende des Aufsichtsrats und die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrates. 8000 M. dienen zur Verteilung von 2 v. H. Ueberdividende und 35 200 M. dienen zu außerordentlichen Abschreibungen. Im neuen Geschäftsjahr ist die Fabrik gut beschäftigt. Hauptziffern der Bilanz. Bestände: Grundstück 21 800 M., Gebäude 206 100 M., Wohnhaus 16 200 M., Maschinen 190 600 M., Geräte 700 M., Wasserkraft 51 000 M., Barschaft 7100 M., Vorräte 112 300 M., Buchforderungen (darunter Reservefonds 20 000 M.) 147 700 M. Verbindlichkeiten: Aktienkapital 400 000 M., Hypo theken 150 000 M., Reservefonds 24 200 M., nicht erhobene Divi denden 200 M., Talonsteuer 4000 M., Buchschulden (darunter 8200 M. Kautionshypothek Krögis) 108200 M., Reingewinn 70000 M. Papier- und Tapetenfabrik Bammental A.-G. in Bammental. Nach der Bilanz vom 31. Mai 1912 erzielte die mit 800 000 M. Kapital arbeitende Gesellschaft rund 108 800 M. Reingewinn. Dazu kommen 6400 M. Vortrag. Der Rohgewinn betrug 669 500 Mark., davon wurden 488 100 M. für Löhne und andere Kosten abgezogen und 72 500 M. zu Abschreibungen verwendet. Buch forderungen betrugen 460 000 M., Buchschulden 394 000 M. Das Guthaben der Tapeten-Industrie-A.-G. betrug 394 000 M., dagegen besaß die Gesellschaft 771 400 M. in Wertpapieren Der Bestand an Bargeld und Wechseln ist mit 27 000 M., Vor räte mit 214 900 M. ausgewiesen. Die Bleistiftfabrik vorm. Faber in Nürnberg schließt das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Bruttogewinn von 888 521 M. (i. V. 828 324 M.) ab. Einschließlich 39 646 M. (53 635 M.) Ge winnvortrag verbleibt nach Abschreibungen ein Ueberschuß von 630 355 M. (589 991 M.), aus dem wieder 15 v. H. Dividende ausgeschüttet werden sollen. 42 597 M. sollen neu vorgetragen werden. Russische A.-G. Zellstoffabrik Waldhof in Pernau. Nachdem vor längerer Zeit schon die Bilanzziffern bekannt wurden, ist jetzt aus dem Bericht nachzutragen, daß der Bruttogewinn von 1 118 615 Rbl. (i. V. 921 889 Rbl.) mit 350 000 Rbl. für Abschrei bungen, mit 54 491 Rbl. für die Reserve, mit 174 708 M. für Tan tiemen und mit 450 000 M. zur Ausschüttung von 4% v. H. (i. V. 31 v. H.) Dividende gedient hat, wonach der Vortrag auf 82 583 Rbl. (28 793 Rbl.) stieg. Die Gestehungskosten wurden durch Erhöhung der Erzeugung weiter verringert, doch gingen von dieser immer noch 35 v. H. (40 v. H.) ins Ausland. Gegenüber den stetig sich verschärfenden Einkaufsverhältnissen ließ das Sinken der Papierpreise eine dem Holzpreise entsprechende Erhöhung der Zellstoffpreise nicht zu. Um hierin einen Ausgleich zu schaffen und eine fernere Erhöhung der Holzpreise einigermaßen aufzu heben, wurden die Waldbestände von ca. 10 000 auf 33 600 Deßj. (gleich 36 708 ha) unter Anlegung weiterer großer Kapitalien ver mehrt. Holzvorrat und Waldungen stehen danach mit 4.33 Mill. Rbl. (i. V. 2,16 Mill. Rbl.) zu Buch. Da Erhöhung der Kredi toren auf 5,54 (3,42) Mill. Rbl. die Folge war, wurde im neuen Jahre Erhöhung des Aktienkapitals um 2 Mill. Rbl. auf 12 Mill. Rubel beschlossen, und zugleich weitere 3 Mill. Rbl. Aktien auf Vorrat genehmigt. Für Um- und Neubauten sollte daneben nach dem Bericht die Neuaufnahme von Obligationen (alte Schuld noch 2,19 Mill. Rbl.) dienen. Da der Zellstoffmarkt Zeichen der Besserung aufweise, hoffe der Vorstand, daß das Werk nach er folgten Betriebsverbesserungen und in 1912 zu beendendem inne rem Ausbau, sowie durch geplante Neuanlagen auch finanziell zufriedenstellende Ergebnisse zeitigen werde. Die Aktien der Pernauer Gesellschaft befinden sich fast voll im Besitz der Zell stoffabrik Waldhof in Mannheim. t Der Senior-Chef der Maschinenfabrik Julius Fischer in Nordhausen, Herr Friedrich Fischer, ist am 23. August im Alter von 68 Jahren gestorben. t Der Buchdruckereibesitzer und Verleger der Laber Kreis zeitung, Herr Adolf Straube in Labes i. Pom., ist im Alter von 78 Jahren gestorben. K. Jubelfest. Die Firma Otto Rauffmann, Chemische Fabrik, Schamotte waren- und Mosaikplatten-Fabrik in Niedersedlitz in Sachsen, bestand im Jahre 1911 40 Jahre und versendet jetzt an ihre Geschäftsfreunde ein schön ausgestattetes und geschmackvoll gedrucktes Buch mit dem Titel „Vierzig Jahre Geschichte der Firma Otto Kauffmann". Das Buch ist mit zahlreichen gelungenen Ab bildungen versehen und zeigt zum Schlüsse auf matt Kunstdruck papier gedruckte Abbildungen ihrer Fabrikanlage sowie hervor ragender Gebäude, die mit Mosaikplatten aus ihrer Fabrik ge schmückt sind. Den Papierfabriken ist die Firma als Lieferin von schwefelsaurer Tonerde bekannt. Titelverleihung. Verliehen wurde der Kronenorden 4. Klasse Herrn Buchdruckereibesitzer, Buch- und Schreibwarenhändler Wilhelm Schneider, Herausgeber des Querfurter Kreisblatts in Querfurt (Provinz Sachsen), r. Stiftung. Anläßlich des Besuches des Königs von Sachsen im Erzgebirge hat Herr Fabrikbesitzer Dr. Niethammer in Kriebstein die bereits bestehenden Stiftungen durch eine Zuwendung von 15 000 M. vergrößert. Der Arbeiterfonds hat dadurch die Höhe von 102 000 M. erreicht. Aus ihm sollen alte und invalide Arbeiter der Firma eine Jahresrente je nach ihrer Dienstzeit bis zu 200 M. er halten. Eg. (Vogtl. Anz.) Maschinenbruch. In der Papierfabrik von Kangas Pappers- bruks-Aktiebolag bei Jyväskylä, Finland, wurde kürzlich der Hoch druckzylinder der Dampfmaschine (450 PS) zerstört, wie die Be triebsleitung meinte, durch Explosion von Dampf, wogegen die Maschine versichert war. Die Untersuchung ergab jedoch, daß der Schaden durch einen Bruch im Kurbelzapfen, wodurch der Zylinder zerbrochen wurde und Dampf ausströmte, veranlaßt war, also durch einen Materialfehler. Die Versicherungsgesellschaft zahlt also keine Entschädigung, bg. Arbeitsstreit Der Ausstand in der Kartonnagenfabrikation in Annaberg, Buch holz und Sehma im sächsischen Erzgebirge, über den wir in Nr. 68 berichteten, dauert unverändert fort. Er wird wegen Bezahlung der Akkordarbeit geführt; in der Mehrzahl der Betriebe stehen 95 v. H. der beschäftigten Kartonnagenarbeiter aus. Sie verlangen 25 prozentige Erhöhung aller Akkordlöhne und begründen diese Forderung mit der Teuerung der Lebensbedürfnisse. Die Unter nehmer haben sich bereit erklärt, die aufbesserungsbedürftigen Akkordlöhne nach einer Verständigung zu erhöhen; die bestehenden Akkordlöhne, die den Lohnverhältnissen entsprechen, sollen be stehen bleiben; neue Akkordlöhne sollen den jetzigen Löhnen ent sprechend kalkuliert werden, und die bereits vorliegenden Aufträge sollen bis Ende 1912 zu den bisherigen Akkordsätzen ausgeführt werden. Ferner sollen Arbeiter-Ausschüsse gewählt werden, die für die nächsten vier Wochen in Bestellung gegebene Muster mit den Unternehmern gemeinschaftlich die Akkordpreise festlegen sollen. Die Unternehmer verlangen, daß die Arbeiter nach den ge botenen Zugeständnissen einen Vertrag auf vier Jahre abschließen sollen. * * * Die Monteure für Druckpressen, die im Dienste der Berliner Vertreter für Druckmaschinen stehen, haben die Arbeit nieder gelegt, weil ihre Forderungen nach Lohnerhöhung seitens der Arbeit geber nicht bewilligt wurden. Die Verhandlungen mit den Arbeit gebern werden von dem Metallarbeiter-Verband geführt, und es besteht die Aussicht, daß der Ausstand durch beiderseitiges Nach geben bald beendigt sein wird.