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halbfette Schnitte, eine fette Antiqua, ferner schmale Schnitte in halbfetter und in fetter Ausführung, Versalien, und schließ lich gehört in diese Reihe als Zirkularschrift die „Rosenborg- Kursiv”, die wir bereits in Nr. 31 von 1912 erwähnten. ^Beßegter ^fehl iß all des SHenfchen Tugend, und wo kein BKampf, da iß auch niemals eine Beacht Rosenborg-Kursiv von Schriftgießerei Genzsch & Heyse, Hamburg Ueber die Schönheit der Grundschrift, die nach den besten Vorbildern des 16. Jahrhunderts in einem modernen Geiste geschnitten ist, brauchen wir nichts Neues zu sagen, sie ist allgemein anerkannt. In den Auszeichnungsschriften machen sich die Vorzüge im allgemeinen ebenso geltend. Allerdings mag es manchmal zweifelhaft erscheinen, ob es immer richtig ist, in fetten Schriften und in großen Graden die gleichen Formen prinzipien anzuwenden. Die Drucker des 16. Jahrhunderts kannten solch fette Schriften nicht. Ihre Schriften waren auf lichte, elegante Erscheinung berechnet, und wenn sie auf einen federgemäßen Duktus bedacht waren, so hätten sie schon des halb fette Schriften nicht nach dem gleichen Prinzip wie ihre Buchschriften einrichten können, weil man jene mit der Feder keineswegs so zu erzeugen vermöchte. Bei manchen Zusammen setzungen, besonders von Minuskeln sind mir Unstimmigkeiten aufgefallen, die in der mageren Garnitur nicht vorkommen und daher durch einige Zugeständnisse, die man den veränderten Stilbedingungen machen, mußte, zu vermeiden sein würden. Diese Bemerkung, die allgemein für fette Antiqua gilt, dürfte vielleicht seitens der Gießereien einer Beachtung wert sein. Die Grundsätze, die ihnen von manchen Aesthe ikern vorgehalten werden, sind keineswegs unumstößlich. Die alten Meister haben sich gegen Stilvermischungen nicht ablehnend verhalten, und ich meine, die erste Bedingung wäre, daß die einzelnen Schriften in sich vollkommen ausgebildet sind, und daß erst in zweiter Linie nach ihrer Uebereinstimmung mit verwandten Typen, mit denen sie vereint angewendet werden sollen, zu fragen ist. Abgesehen davon ist die Schriftenfamilie der „Genzsch- Antiqua” uns wieder ein schöner Beweis für die Lebendigkeit der Antiqua überhaupt. Sie ist keineswegs, wie die Fraktur freunde behaupten, erstarrt, vielmehr vermag ein Künstler immer wieder etwas Neues daran zu entdecken, wird aber auch, wie bei jeder echten Kunst, in gewissen Grenzen gehalten, in deren Innehaltung sich gerade die wahre Meisterschaft bewährt. Auch an andern neuen Behandlungen der Antiqua als Brot schrift fehlt es nicht. Emil Gur sch in Berlin bemustert eine „ Journal-Antiqua” benannte Garnitur in 12 Graden. Während die vorgenannte Type auf klassische Vorbilder zurückwies, kommt hier zwar das gleiche Streben nach schreibmäßiger Er scheinung zum Ausdruck; doch hat der Schreiber sich offenbar bemüht, sich von jenen Grundlagen freizumachen. Seine Arbeit Neben der Zugehörigkeit zur guten Gesellschaft spielt auch die politische Gesinnung keine kleine Journal-Antiqua Idi habe mir die fünfhundert angefehen, um diejenigen herauszuheben, die man heute Wcrkschrift-Unziale Schriftgießerei Emil Gursch, Berlin neigt zu einem leichteren modernen Duktus, der sich mit Ge wandtheit über die Strenge der geheiligten Form hinweghilft und manche Weichheiten gelten läßt. Die Ligaturen ch und ck, die sonst in der Antiqua nicht allgemein üblich sind, lassen er kennen, daß hier Anforderungen der deutschen Sprache nach gekommen werden soll; da wäre es denn auch wünschenswert, daß der Schrift neben dem s auch ein s beigegeben würde, da letzteres ja bis ins 18. Jahrhundert stets in den Antiquaschriften vorhanden war und erst durch die französischen Schnitte außer Brauch kam, in der „Journal-Antiqua” aber nur in der Ligatur ß_erscheint. Dieselbe Gießerei bringt eine Unzialschrift, deren Zeichnung von Ludwig Sütterlin herstammt, der seit vielen Jahren mit großem Erfolg als Schriftlehrer an Berliner Werkschulen tätig ist, bisher aber noch keine typographische Schrift geliefert hatte. Die „Sütterlin-Unziale”, eine Antiqua mit gotischem Einschlag, auf Grundlage der mittelalterlichen Unziale entworfen, trägt durchaus werkmäßigen Charakter. Es ist nichts Konstruiertes an ihr, man glaubt vielmehr der sicheren Führung einer Meister hand folgen zu können. Auch in dieser Schrift sind die für den Deutschsatz wünschenswerten Ligaturen vorhanden, dazu auch tz und auch das lange s, so daß sie sich vollkommen den An forderungen anpaßt. Zu dem Normalschnitt tritt noch eine „halbfette Sütterlin- Unziale”, deren Verstärkungen nicht über das Maß schöner Wir kung hinausgehen. Der aus der Steglitzer Werkstatt hervorgegangene Max Salzmann, den wir schon als Schöpfer der in gotischen Formen sich bewegen den .Salzmannschrift” und der „Salzmannfraktur” kennen, hat nun für Scheiter & Giesecke in Leipzig auch eine „Salzmann-Antiqua” gestaltet, die manche Eigentümlichkeiten Rentabilität südafrikanischer Eisenbahnen Deutschlands Welthandel und Kolonisation Salzmann-Antiqua von Schriftgießerei J. G. Scheiter & Giesecke, Leipzig hat und damit von dem regelrechten Typ der Antiqua sich etwas entfernt, doch ohne deren Charakter aufzugeben. Haben andere sich bemüht, der Antiqua etwas mehr Leichtigkeit und Schmieg samkeit zu geben, so hat die Salzmannantiqua eher eine gewisse Richtung zu steifen Formen genommen und kontrastiert dabei eigentümlich mit den Merkmalen der Handführung, die nicht unterdrückt sind. Wilhelm Gronaus Schriftgießerei in Berlin-Schöneberg hat eine neue Künstler-Antiqua „Weitblick” in Arbeit, von der uns DEUTSCHE FARBEN-FABRIKEN GARTENSTADT WILMERSDORF Weitblick von Wilhelm Gronaus Schriftgießerei, Berlin-Schöneberg zunächst nur die Grade von 10 und 12 Punkten vorliegen, während weitere noch in Schnitt sind. Die kleine Probe kündigt eine originelle Hand an, die in etwas breiten Zügen, aber mit einer gewissen Zartheit die Buchstaben entworfen hat. Wenn aus führlichere Proben vorliegen, werden wir auf die Schrift zurück kommen. In gleichem Duktus sind inzwischen schon für die Grade von 12 bis 48 Punkten Versalien geschnitten, die als „Klassi sche Versalien” bezeichnet, zwar nicht vollkommen den Mustern der Klassizität entsprechen, aber doch einen so schönen Eindruck machen, daß ein solcher Name nicht als eine Ueberhebung erscheinen darf. H. Berthold A.-G. in Berlin hat ihre bekannte lateinische Badener Musikhaus Ernst Großman & Co. Breite fette Lateinisch von Schriftgießerei H. Berthold, A.-G., Berlin Familie durch eine breit-fette Garnitur ergänzt, wovon 12 Grade vorliegen. Eine gänzlich neue Familie führt die Aktiengesellschaft füf Schriftgießerei und Maschinenbau in Offenbach a. Main unter dem Namen „Offenbacher Reform-Latein” vor, von der zuerst Die Deutsche Sprache erfreut sich nicht der Pflege und Achtung, welche ihr gebühren Offenbacher Reform-Latein, magere Garnitur Chronik der süddeutschen Städte Augsburg, Nürnberg und München Offenbacher Reform-Latein, fette Garnitur von Actiengesellschaft für Schriftgießerei und Maschinenbau, Offenbach a. M. eine magere Garnitur ausgeführt ist, der wohl weitere folgen werden. Auch diese Schrift hat das alte Konstruktionsprinzip verlassen und sich dem natürlichen handschriftlichen Duktus zugewendet. Der ungenannte Künstler geht dabei freie eigne Wege und gibt seinem Erzeugnis das Gepräge persönlicher Art.