Volltext Seite (XML)
APIER=VERARBEITUNG Buch gewerbee™^ Vom Schriften markt Von F. Frhr. v. Biedermann Fortsetzung zu Nr. 66 Der der Fraktur zunächststehende Schwabacher-Typus ist durch eine von Heinz König in Lüneburg gezeichnete Garnitur, die Emil Gur sch in Berlin herausbringt, vermehrt worden. Diese „König Schwabacher” weicht allerdings wesentlich von der eigentlichen alten Schwabacher ab, hält sich vielmehr in der Richtung, die schon eine ganze Reihe anderer Gießereien als Denn man sieht, wie Diele gro^e Schriftsteller nicht in die Rhademie kommen konnten und König-Schwabacher von Emil Gursch, Berlin neue oder moderne Schwabacher eingeführt haben. Eifrige Förderer einer Sonder-Deutschschrift haben gerade diese Gattung als einen Ersatz für die landläufige Fraktur gepriesen, obwohl die reizvollen Eigentümlichkeiten der Ur-Schwabacher hier sämtlich beseitigt sind und ein etwas nüchternes Erzeugnis bei der Umwandlung entstanden ist. Von allen Schwabacher- Schriften unterscheidet sich diese neueste Arbeit Königs noch dadurch, daß die Kleinbuchstaben m und n mit Schraffuren am Fuße gebildet sind, die ihnen sonst abgehen. In strengerem gotischem Stile ist die von der Schriftgießerei D. Stempel A.-G. in Frankfurt a. M. herausgegebene „Jaecker- Schrift” nach Zeichnung von Wilhelm Jaecker in Leipzig. Jaecker hat sich bei dieser Schrift nicht an ein bestimmtes Vorbild ge halten, sondern seine Feder im Sinne der Gotik frei geführt. Er nähert sich dabei teilweise den sogenannten neudeutschen Schriften. • Die Jaeckerschrift trägt ihren Ursprung aus der s is heute, im 6egensat zu früher, mo die Städte klein und ihrDachstum geringwar, Jaecker-Schrift €0 ist Ijeute, im Senensnt zu] früher, wo die Stüdte klein und ihr Wachstum gering Halbfette Jaecker-Schrift Schriftgießerei D. Stempel, A.-G., Frankfurt a. M. Handschrift deutlich zur Schau und bringt ihn noch deutlicher in den besonders geschnittenen Initialen zur Erscheinung. Es ist ein schönes Erzeugnis unserer neuerwachten Schreibkunst, das in typographischer Ausführung sich vortrefflich ausnimmt. Die von der Gießerei angegebenen Anwendungen zeigen, daß die Jaeckerschrift im geschlossenen Satz wie bei Akzidenzen, in kleinen und großen Graden ihrer Aufgabe zu entsprechen weiß, wozu ejn halbfetter Schnitt ergänzend eingreift. Leichtere gotische Schriften werden mit Vorliebe zu Karten und ähnlichen kleinen Drucksachen verwendet; zu solcher Nutzung wird von Julius Klinkhardt in Leipzig eine „Lithographia” Erkes Spezialyerhäf für dähmarhinen-Aunlttirkerei Grüßte Rusnrahl in mmernen Tilrherken unb Käufern Lithographia von Schriftgießerei Julius Klinkhardt, Leipzig benannte Type angeboten, die sich eng an ältere Arten an schließt, wie sie vor etwa 50 Jahren Joh. Christ. Bauer in Frank furt geschnitten hat. Licht und breit gehalten, mit zarten Liniaturen macht die Lithographia einen freundlichen Eindruck. Im gleichen Sinne geschaffen sind die Schriften „Aristokrat” von Ludwig & Mayer in Frankfurt a. M., die sich jedoch mehr Ausnlaß des Uahreswechfels erlauben wir uns, Ehnen Sie herzlichffen lückwünsche darzubringen Aristokrat von Schriftgießerei Ludwig & Mayer, Frankfurt a. M. den Kanzleityp zum Muster genommen haben und die „Felicia" von H. Berthold A.-G. in Berlin, die ähnliche Richtung, doch weniger mit historischen Anklängen einschlägt. Sievdureh geftaffen wiv uns ergebens anzuzeigen, daß mir am Tovihplaf ein dev Tleuzeif enkspreehen eingevieh kekes Felicia von Schriftgießerei H. Berthold, A.-G., Berlin Hierher gehört auch die von Benjamin Krebs Nach/, in Frankfurt a. M. geschnittene „Brunhilde”, die dem gleichen Durch öle Sründung des Bundes SCeimatschuf hiat die Keimatschufsbenegung in ganz Deutschilan un Brunhilde von Schriftgießerei Benjamin Krebs Nachf., Frankfurt a. M. Verwendungsgebiet angehört, und im Gesamteindruck dieser leichten gotischen Type sich nähert, obgleich ihre Formen doch wesentlich anders entwickelt sind. Der schreibmäßige Charakter herrscht vor, aber man er kennt hier eine Hand, die zwischen sogenannter deutscher und sogenannter lateinischer Schrift schwankt, wie dies ja bei mancher deutschen Handschrift der Fall ist, die von der Schule her diesen Dualismus nicht los werden kann. Hier ist allerdings trotzdem ein einheitlich und harmonisch wirkender Typ entstanden, der seine Berechtigung in sich trägt und nicht zu fragen braucht, woher die einzelnen Elemente genommen sind. Zu den im vorigen Bericht bereits erwähnten zwei kursiven Frakturschriften „Deutsche Laufschrift” von Hrch. Hoffmeister in Leipzig und „Matthies-Kursiv” von D. Stempel A.-G. in Frank-, furt a. M. hegen jetzt Anwendungshefte und Blätter vor, die ihre 8 ift im <5egenfa^ ju frü^er^ wo b ie ®täbto tlzin unb i^r^Da^tum gering war, Matthies-Kursiv von Schriftgießerei D. Stempel, A.-G., Frankfurt a.M. Brauchbarkeit und ihr Verwendungsgebiet in gutes Licht setzen, aber auch erkennen lassen, daß sie niemals wie die Antiqua- Kursive als eine Hilfsschrift für die stehende Fraktur werden gelten können. Besondere Erwähnung verdient ein in der Matthies-Kursiv gesetztes Buch, das unter dem Titel „Sterne, ein Leben in Liedern”, Gedichte von Karl Matthies, dem Zeichner der Schrift enthält und uns ihn sowohl als Typo graphen wie als gefühlvollen und formensicheren Dichter schätzen lehrt. Unter den Antiquaschriften erwähnen wir zuerst die „Genzsch-Antiqua” von Genzsch & Heyse in Hamburg. In einem Wer Großes will, muß sich zusammenraffen, in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister Genzsch-Antiqua von Schriftgießerei Genzsch & Heyse, Hamburg starken Heft wird sie in 8 Garnituren und mehr als 120 Graden vorgeführt. Wir erkennen lüer die uns wohl bekannte vor zügliche „Nordische Antiqua”, die unter Veränderung ihres Namens nach verschiedenen Richtungen ausgebaut worden ist. Neben der normalen Antiqua und Kursiv finden wir desgleichen